Quer durch die Anden in 180 Tagen

Reisezeit: Januar - Juli 2008  |  von Julia und Markus

Bolivien: Huayna Potosí

22. - 24. April:

Nachdem wir uns beim Pico Austria gut akklimatisiert haben, wollten wir doch noch probieren, ob wir es auf einen 6000er schaffen. Und der naheliegendste Berg in der Umgebung von La Paz ist dafuer der Huayna Potosí. Fast jede Agentur bietet eine Tour dorthin an, und man hat die Qual der Wahl. Wir waren schon ein paar Tage davor beim Club Andino und haben dort ein witziges altes Maennchen getroffen, Alfredo. Der hat uns alles moegliche erzaehlt, unter anderm, dass er mit Walter Bonatti auf dem Illiampu war. Es hat sich herausgestellt, dass seinem Sohn das Refugio Huayna Potosí gehoert, und weil wir einen ziemlich guten Eindruck von dieser Agentur hatten, haben wir dort die Tour gebucht. allerdings ein wenig anders, als es normalerweise angeboten wird.

Die meisten fahren zum Refugio, probieren einen Tag lang das Gehen mit Steigeisen und Pickel, und beginnen dann den Aufstieg zum Gipfel am zweiten Tag. Wir wollten einen anderen ersten Tag, und sind deshalb mit dem Club Andino zum Chakaltaya gefahren, dem hoechstgelegenen Schigebiet der Welt mit der Bergstation auf 5300 Meterm. Im Moment war sie allerdnigs wegen Schnee- (und Gletscher-) Mangel nicht in Betrieb. Wir sind zu Fuss zum ersten Gipfel, haben die Aussicht genossen, und sind nach einem kleinen Imbiss wieder zurueck zum Refugio des Club Andino.

Das Refugio des Club Andino steht direkt am Abgrund

Das Refugio des Club Andino steht direkt am Abgrund

Da hinten ist der Huayna Potosi, da wollen wir rauf!

Da hinten ist der Huayna Potosi, da wollen wir rauf!

Der Gipfel in Nahaufnahme

Der Gipfel in Nahaufnahme

Links unten sieht man das Tal, wo uns unser Weg runterfuehrte, vorbei an mehreren verschiedenfarbigen kleinen Seen

Links unten sieht man das Tal, wo uns unser Weg runterfuehrte, vorbei an mehreren verschiedenfarbigen kleinen Seen

Von dort kann man zu Fuss zum Refugio Huayna Potosí wandern. Zuerst gehts steil ueber ein Geroellfeld in ein Tal hinunter, wo wir bald eine kleine Lagune erreichten.

Die erste Lagune, ziemlich gruen

Die erste Lagune, ziemlich gruen

Dort beginnt eine Schotterpiste, die bis nach Milluni geht. diesem Weg sind wir talauswaerts gefolgt, vorbei an einigen verlassenen Haeusern und vielen alten Stollen und Minen. Einige Leute arbeiten sogar noch in diesen Schaechten, aber im grossen und ganzen gibt es nicht mehr allzu viel Bergbau in der Gegend. Auch Milluni, wo wir eine kleine Staerkungspause einlegten, ist im wesentlichen eine Geisterstadt.

Blick talauswaerts. Hinter dem Ruecken rechts liegt Milluni

Blick talauswaerts. Hinter dem Ruecken rechts liegt Milluni

Blick zurueck. Der rechte schneebedeckte Gipfel ist der Chakaltaya

Blick zurueck. Der rechte schneebedeckte Gipfel ist der Chakaltaya

Die Mineralien in den Steinen produzieren eine Vielzahl an Farben

Die Mineralien in den Steinen produzieren eine Vielzahl an Farben

Von dort gingen wir die Strasse entlang bis zum Paso Zongo, wo das Refugio Huayna Potosí an einem schoenen Stausee steht und wir um ca. 16:30 ankamen. Dort hat uns eine Frau empfangen, die uns gleich bekocht hat (sehr lecker), und mit der wir dann noch am offenen Kamin ein wenig gequatscht haben. Das Refugio war ueberhaupt sehr gemuetlich, vor allem weil wir die einzigen 3 Gaeste dort waren, und wir haben den Abend dort sehr genossen - vor allem den Kamin!

Der Stausee und links darueber das Refugio Huayna Potosi

Der Stausee und links darueber das Refugio Huayna Potosi

Vom Refugio zum Gipfel muss man ueber die Staumauer gehen.

Vom Refugio zum Gipfel muss man ueber die Staumauer gehen.

Unser Kamin

Unser Kamin

Das Fruehstueck

Das Fruehstueck

Der naechste Tag begann sehr gemuetlich. Zuerst ein gutes Fruehstueck, dann Ausruestung packen, danach noch ein Mittagessen. Um eins sind wir dann endlich in Richtung Campo Alto aufgebrochen. Die zwei Stunden Aufstieg waren okay, vor allem das letzte Stueck ueber Felsen hoch zur kleinen Blechhuette hat Spass gemacht. Nach dem Abendessen um 5 sind wir auch schon in unsere Schlafsaecke gestiegen, immerhin ist schon um Mitternacht "Tag"wache fuer den Gipfeltag.

Kletterei zum Campo Alto

Kletterei zum Campo Alto

Ganz unten liegt der Stausee mit dem Refugio. Das kleine Steinhaus gleich unter Markus ist das eigentliche Campo Alto, unsere Agentur hatte ein eigenes.

Ganz unten liegt der Stausee mit dem Refugio. Das kleine Steinhaus gleich unter Markus ist das eigentliche Campo Alto, unsere Agentur hatte ein eigenes.

Und das sieht so aus, 100 Meter weiter oben.

Und das sieht so aus, 100 Meter weiter oben.

Tee zum Aufwaermen

Tee zum Aufwaermen

Und danach ab ins Bett

Und danach ab ins Bett

Wir sind dann mitten in der Nacht aufgebrochen und den Grossteil des Weges im Dunkeln gegangen. Das meiste davon war nicht schwierig, ein relativ gutmuetiger Gletscher. Doch eine Steilstufe war doch ziemlich schwierig, vor allem mit einer riesigen Gletscherspalte davor. Nachdem man allen Mut zusammengenommen hat und da darueber gesprungen ist, mussten wir ca. 40 Meter ungefaehr 50 Grad steil mit Pickel und Frontalzacken hochklettern, was wir mit Bravour schafften. Und der Gipfelhang hatte es auch in sich. Man hat schon 5 Stunden Aufstieg hinter sich, steht auf ca. 5900 Metern, und muss noch die letzte Stunde einen 45-55 Grad steilen Hang raufklettern. Macht auch eigentlich Spass, aber die Hoehe erschwert das ganze schon sehr. Man bekommt fast keine Luft und jeder Schritt wird zur Qual. Wir habens aber trotzdem geschafft! Um 7:30 standen wir am Gipfel, 6088 Meter!!!

Der Schatten des Huayna Potosi

Der Schatten des Huayna Potosi

Man sieht uns die Anstrengung an. Es gibt leider kein anderes Fotos von uns zwei, weil bei -10 Grad die Akkus der Kamera den Geist aufgaben

Man sieht uns die Anstrengung an. Es gibt leider kein anderes Fotos von uns zwei, weil bei -10 Grad die Akkus der Kamera den Geist aufgaben

Ausser uns haben es an diesem Tag nur noch 5 andere Leute auf dem Gipfel geschafft

Ausser uns haben es an diesem Tag nur noch 5 andere Leute auf dem Gipfel geschafft

Man sieht den Titicacasee

Man sieht den Titicacasee

Der Abstieg war dagegen ein Kinderspiel, und um 11 waren wir schon wieder zurueck beim Staussee mit dem Refugio. Noch ein gutes bolivianisches Mittagessen, und schon war unser Transport angekommen, der uns zurueck nach La Paz brachte wo wir uns dann auch sofort ins Bett legten.

Beim Abstieg,im Vordergrund der Gletscher und hinten die Wolken ueber dem Dschungel

Beim Abstieg,im Vordergrund der Gletscher und hinten die Wolken ueber dem Dschungel

Am rechten (hoeheren) Gipfel waren wir oben, auf die Gipfel links fuehrt die schwierige Franzosenroute

Am rechten (hoeheren) Gipfel waren wir oben, auf die Gipfel links fuehrt die schwierige Franzosenroute

Es war wirklich eine sehr, sehr, sehr imposante Bergtour. Unser Koerper war zwar danach so ziemlich am Ende, aber es war ein unvergessliches Erlebnis, dort oben zu stehen.

© Julia und Markus, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eintauchen in die wunderbare Welt Südamerikas, die Anden mit Zelt und Rucksack entdecken, und 6 Monate Zeit dafür - ein Traum für so viele, und für uns geht er jetzt in Erfüllung. Mit diesem Reisebericht wollen wir allen Zuhausegebliebenen zumindest ein paar wenige Eindrücke von unserer Reise geben, und bei manchen vielleicht das Fernweh wecken damit sie es uns gleichtun und diese traumhafte Welt entdecken.
Details:
Aufbruch: 06.01.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.07.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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