Cuba und Suedamerika
Bolivien: Chacaltaya, Valle de Luna und Huyana Potosi
Chacaltaya, einst das hoechst gelegene Skigebiet der Welt (4900 Meter bis 5300 Meter) ist nur noch Geschichte. Ironie des Schicksals, dass es wegen Schneemangels schliessen musste. Der Chacaltaya Gletscher ist fast komplett weggeschmolzen; die letzten Fragmente wird die unnachgiebig brennende Sonne bis Ende des Jahres vertilgt haben. Die Paceños (Einwohner von La Paz) wollen es noch nicht so richtig wahr haben und verweisen immer auf die Skisaison von Januar bis Maerz; eine Touristenfuehrerin hat jedoch eingestanden, dass seit fuenf Jahren nicht mehr Ski gefahren werden konnte. Ohne den Gletscher als Grundlage ist ein Skifoan nicht mehr moeglich, der Lift ist genauso wie der Gletscher verschwunden. Das Skifoan an diesem Ort ist fuer immer Vergangenheit. Totzdem machte ich einen Ausflug zu diesem ehemaligen Gletscher, denn man wird mit einem Bus bis auf 5200 Meter Hoehe gebracht und kann so den gleichnamigen Berg Chacaltaya mit einer Hoehe von 5395 Meter mal im Voruebergehen besteigen. Die einzige Moeglichkeit dorthin zu gelangen, ist ueber eine organisierte Tour. Diese beinhaltet immer noch zusaetzlich den Besuch des Valle de Luna, einem Touristenziel am entgegengestzten Ende von La Paz. So faehrt der Bus erst einmal durch die komplette Stadt, um alle Touristen einzusammeln, ehe es nach Chacaltaya geht. Danach folgt eine erneute Querung der Stadt, um zum Valle de Luna zu gelangen. Strategisch gesehen also Unfug. Da bleibt nur die Moeglichkeit einer soziokulturellen Verknuepfung, die ein findiger Touristenmanager entdeckt haben muss, so dass alle Reiseagenturen ohne Ausnhame diese beiden Ausfluege als Paket anbieten. Vielleicht habt Ihr eine Idee, wie diese doch so verschiedenen Orte verknuepft sind. Wie Ihr Euch schon denken koennt, begeistert das Valle de Luna durch seine mondartige Landschaft. Auch hiervon habe ich keine Fotos mehr.
In La Paz buchte ich die Besteigung des 6088 Meter hohen Huyana Potosí inklusive Bergfuehrer und der aufwendigen Ausruestung (Steigeisen, Eispickel, Gamaschen, Seile, Kleidung,...) Ich hatte das Vergnuegen, dass noch zwoelf andere Backpacker diese Tour gebucht hatten. Etwa Zweidrittel der mir zugeteilten Ausruestung war so mangelhaft, dass sie ausgetauscht werden musste. Am ersten Tag erfolgte eine Schulung zum Gebrauch von Eispickel und Steigeisen im Gletschereis. Bei zwei Bergfuehrern und dreizehn Teilnehmern war diese nicht von grosser Effizienz gepraegt. Es wurde im geraeumigen Refugio I uebernachtet, ehe am zweiten Tag der Aufstieg zum 5400 Meter hoch gelegenen Refugio II erfolgte. Maximal zwei Personen teilten sich nun einen Bergfuehrer, was loeblich war. Die uberige Organisation war chaotisch; so blieben zwei Tschechen zurueck und mussten spaeter folgen, weil ihnen erst eine Viertelstunde vor Abmarsch erklaert wurde, dass es losgeht.
Das Refugio II entpuppte sich als winziger Stahlblechcontainer, der fuer maximal sechs Bergtouristen konstruiert war. Dreizehn Backpacker mussten sich Sechseinviertel Matratzen (eine Matratze war kanpp zur Haelfte die Wand hochgeschoben, waehrend eine andere aus Schaumstoffresten bestand, die vor Jahrzehtnen mal Teil einer Matratze gewesen sein koennten) von 80 cm Breite teilen, die den Boden bedeckten. Die Perversion des Tourismus. Von den Bergfuehrern kam der nuetzliche Tipp, sich wechselweise Kopf an Fuss zu legen, um etwas mehr Platz zu haben. Die restlichen sechs Quadratmeter des Containerts beanspruchten unsere Rucksaecke und all die andere Ausruestung, die zum Aufstieg notwendig war. Ausserdem schlief dort noch ein Bergfuehrer am Boden, waehrend drei Andere die Nacht in einem angrenzendem Kabuff mit Gaskocher verbrachten. Der Rest der Bergfuehrer musste in einem etwas tiefer gelegenem Refugio naechtigen. Es ist ein Wunder, dass angesichts dieser Verhaeltnisse keiner ausrastet und dass es keine groesseren Beschwerden gab. Unmittelbar nach Sonnenuntergang verwandelte sich die Blechkonstruktion in eine Tropfsteinhoehle. Die kondensierende Feuchtigkeit der transpirierenden Meute tropfte von der Decke direkt in unsere Gesichter. Dass unter diesen Bedingungen keiner die Nacht ein Auge zutat, braucht nicht extra erwaehnt zu werden, aber Einer schaffte es doch glatt zu schnarchen. Genau in jener Nacht hatte ich einen erneuten Ausbruch von Giardiasis (nicht der ideale Ort fuer solche Parasiten), so dass ich fruehmorgens erst gar nicht den Versuch unternahm, mich ins allgemeine Chaos zu stuerzen und den Aufstieg zum Gipfel zu wagen.
Aufbruch: | 16.06.2008 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2009 |
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