Cuba und Suedamerika
Auf nach Cuba: Lima und Fahrt nach Ayacucho
Der Flug von La Habana ueber Panama City nach Lima verlief ueberraschend reibungslos, wenn man bedenkt, dass panamaische Fluggesellschaften beruechtigt sind fuer Unpaesslichkeiten aller Art. Zu erwaehnen ist das Besteck der Airline, das nicht nur aussah als haette es den 11. September nie gegeben, sondern darueberhinaus waren noch die oberen Enden, die selbst bei Besteck im Hausgebrauch rund zulaufen, spitz zugefeilt.
Peru befindet sich in Aufbruchstimmung, die Wirtschaft boomt und in den Strassen vibriert das Leben. Das ueberall an Waende gepinselte "El Peru avanza" (In Peru geht es voran) ist keine hohle Propaganda wie die Phrasen in Cuba. Lima ist ein gewaltiger Moloch mit mehr als zehn Millionen Einwohnern, unzaehligen kolonialen Kirchen und einem Ueberangebot an waffentechnisch bestens ausgestatteten Polizisten. Die Verbindung von letzten Beiden ist enger als man vermuten sollte. So werden neue Polizeiwagen von einem Priester mit Weihwasser gesegnet.
Ich fand eine Herberge im neureichen Stadtteil Miraflores. Dieser ist nicht mehr zu unterscheiden von aehnlichen Stadtteilen in anderen Staedten in Lateinamerika, Asien oder Europa. Chinesiche Dim Sum, der Geruch indischer Arghabatis und ein Supermarkt, dessen Angebot nicht haette globaler sein koennen und wie ich ihn mir fuer Bad Soden wuenschte.
Ich wollte etwas erleben und so zog es mich schnell Richtung Anden. Fruehmorgens und doch etwas sehr frueh so um 06:30 stand ich vor den verschlossenen Tueren der Busgesellschaft, bei der ich ein Ticket fuer die Weiterfahrt nach Ayacucho erworben hatte. Nachdem ich eine Weile draussen gewartet hatte, wurde mir Einlass gewaehrt. Um 7:30 sollte der Bus abfahren und nur sehr gemaechlich kam etwas Schwung in den Laden. Von anderen Passagieren war nichts zu sehen und ich machte mir Gedanken, was das bedeuten koennte. Kurz vor der planmaessigen Abfahrt wurde ich nach draussen gebeten, wo ein Bus der allerobersten Luxusklasse in dem heruntergekommenen Umfeld etwas deplaziert wirkte. Der doppelstoeckige Bus hatte extrabreite, extragepolsterte Sitze mit extra viel Beinfreiheit und zusaetzlich fuer jeden Sitz ein herunterklappbares Tischchen und heraufklappbare Beinstuetzen wie bei einem Fernsehsessel. Fernseher und Video fehlten genauso wenig wie Sicherheitsgurte fuer jeden Sitz. Der Fahrer hatte ein komplett abgetrenntes Cockpit mit eigener Eingangstuer. So ein luxurioeses Gefaehrt hatte ich noch nie von innen gesehen.
Mit mir als einzigem Passagier begann die Fahrt, aber nicht fuer lange, denn ein paar Blocks weiter und die Gegend etwas heruntergekommener parkte der Bus auf einem geschotterten Hof, wo die eigentlichen Passagiere zustiegen. Um 8:00 war die richtige Abfahrt, aber der Bus war immer noch nur halb voll. Waehrend der Luxusliner durch die Slums von Lima rollte (der Gegensatz drinnen draussen haette nicht groesser sein koennen), wurden die noch fehlenden Passagiere eingesammelt. Dann meldete sich die Stewardess per Mikrofon und begruesste im Namen der Besatzung die Passagiere an Bord. Sie stellte die Mitglieder der Besatzung (Fahrer, Adjudant und sich selbst) per Namen vor, wobei sie den Fahrer als Piloten titulierte. Aus Sicherheitsgruenden und fuer den Fall ploetzlich auftretender Turbulenzen empfahl sie den Passagieren, waehrend der gesamten Fahrt angeschnallt zu bleiben. Sie wies noch daraufhin, dass den Bus ein sehr erfahrener und umsichtiger Pilot steuerte. Die vorraussichtliche Flugzeit sollte neun Stunden betragen. Auf den Einkauf zollfreier Waren waehrend des Fluges musste verzichtet werden, da es sich nur um einen Inlandsflug handelte.
Kurze Zeit spaeter servierte sie das Menu in Form eines Bechers Kamillentee und einer Tuete Tortilla-Chips. Der Pilot verursachte ein para Turbulenzen, die sie geuebt mit dem Tablett voller Becher ausbalancierte. So flogen wir entlang der peruanischen Pazifikkueste und quer durch die trockenste Wueste der Welt. Nur einige aus den Anden kommende Fluesschen unterbrechen mit zartgruenen Baender die unendliche Kargheit der Landschaft. Nichts als nackter Fels und ein para Sandduenen.
Bei einem Stop an einer Tankstelle stieg ein Beamter an Bord und kontrollierte die Anschnallpflicht. Ich war als einziger nicht angeschnallt, was mir von dem Mann eine Ermahnung einbrachte. Dann verliessen wir die Kueste und fuer die naechsten dreieinhalb Stunden ging es auf einer makellos asphaltierten Strasse bergauf. Hoch in die Anden. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das Ziel Ayacucho, wo der Pilot rueckwaerts in einem unuebersichtlichen Hinterhof auf unebenem Lehmboden landete. Eine Meisterleistung. Schummerige Leuchten erhellten die umstehenden Bretterbuden mit Wellblechdaechern nur unzureichend. Es herrschte Enge und Gedraenge. Hektik und Geschiebe. Halbstarke mit Lastenkarren, Indigenas mit grossen Stoffbuendeln auf dem Ruecken sowie Taxifahrer, die ihre Dienste anpriesen, rannten umher. War es hier sicher? Ein Peruaner stellte sich direkt vor mich: "Bienvenido a la Tierra Santa" Willkommen im Heiligen Land.
Aufbruch: | 16.06.2008 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2009 |
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