Cuba und Suedamerika

Reisezeit: Juni 2008 - März 2009  |  von Olli Schäfer

Auf nach Cuba: Andahuaylas und Abancay

Ihr werdet Euch sicherlich noch an die bestens asphaltierte Strasse von Lima nach Ayacucho erinnern. Da koennt Ihr Euch meine Verwunderung vorstellen, die ich beim Verlassen von Ayacucho empfand. Der Bus war zwar laengst nicht mehr so luxurioes wie der von Lima dafuer eher etwas schmuddelig, aber es handelte sich doch um einen ausgewachsenen Reisebus. Schon in den Aussenbereichen der Stadt hatte der Bus den Asphalt verlassen und dann rauschte er auf einer einspurigen Staubpiste, die mir schon fuer einen PKW schmal erschien, bergab. Links aus meinen Fenster blickend fiel der Berg mehr als Hundert Meter hinab und rechts versperrte eine staubige Felswand den Blick. Beunruhigt fragte ich meinen peruanischen Sitznachbarn: Wo ist die Strasse? Nach einem kurzen Gespraech hatte ich geklaert, dass genau diese mickrige Staubpiste die Strasse nach Andahuaylas ist. Es sollte sich bis zum Ziel nichts aendern. Der Busfahrer war ein echter Profi und ueberholte sogar einen vierradgetriebenen Pickup, aber mir stand der Schweiss auf der Stirn. Mehrfach blickte ich aus dem Fenster und sah mehere Hundert Meter in den Abgrund. Etwa im Zweistundenrythmus wechselten sich bergab- und bergauffahren ab. Anstatt einem Tal zu folgen, ging es aus diesem solange bergauf bis die umliegende Berggipfel zum Greifen nahe waren und wir in duenner Luft einen Pass querten, nur um sofort wird bergab zu fahren.

waehrend der busfahrt

waehrend der busfahrt

Hatte ich in Ayacucho noch mit Geisseltierchen, die sich Giardiasis nennen und fiese Blaehungen und Aufstossen mit faulen Eiergeschmack verursachen, zu kaempfen, so war ich nun bereit mich quer durch die peruanische Kueche zu kaempfen. Inca-Kola in pipigelber Farbe ist die Nationalbrause obwohl laengst von Coca Cola aufgekauft. Sie schmeckt wie aufgeloeste Gummibaerchen plus eine extra Dosis Zucker.

Chicha ist das Nationalgetraenk schlechthin, das es in vielen Variationen gibt. In den Reisefuehrern ist meist nur die Maisbier-Variante erwaehnt. Die traditionnelle Herstellung ist unvereinbar mit den deutschen Lebensmittelgesetzen, denn der Gaehrungsprozess wird durch menschlichen Speichel in Gang gesetzt. Der Mais wird von jemanden solange gekaut, bis er mit Speichel durchsetzt ist. So brauten schon die Inkas ihr Bier. Ich hab' das natuerlich fuer Euch getestet (also das Trinken und nicht die Herstellung). Chicha Maisbier sieht aus wie dreckig gewordener Federweisser, schmeckt leicht saeuerlich und eher nach Wein als nach Bier. Auf den Maerkten wird, so weit ich das bisher getestet habe, nur anderes Chicha verkauft. Chicha morada ist ein Erfrischungsgetraenk auf Basis von schwarzem Mais, waehrend das dem Maisbier sehr aehnlich sehende weisse Chicha auf Quinua (Art Getreide) basiert. Beides sind hervorragende Durstloescher.

chicha verkaeuferin

chicha verkaeuferin

In Andahuaylas entdeckte ich etwas, das ich bisher im Bereich der Fabelwelt waehnte oder bestenfalls als eine Phantasie ab zwei Promille bezeichnet haette: der Bier-Milchshake. Ein Saftstand auf dem Markt, bei dem ich morgens immer brav ein Orange-Papaya-Shake getrunken hatte, offerierte auf einer Tafel einen Especial wahlweise mit oder ohne Bier. Eines Morgens orderte ein aelterer Herr genau diesen mit Bier. Ausser Bier und Milch kippte die Dame noch folgende Zutaten in den Drink: Papaya, Karotte, einen braunen Sirup, Alfalfa (eigentlich Tierfutter) und zwei Essloeffel Zucker. Wohl bekomm's.

Von Andahuaylas aus machte ich eine Tagestour zur laguna pacucha, einem Bergsee, den ich zu Fuss umrundete. War ich noch problemlos mit einem colectivo (Toyota Minibus mit 18 Sitzplaetzen, vermutlich nicht die original Herstellerbestuhlung und ich habe auch schon doppelt soviele Personen in so einen Kleinbus reingehen sehen plus zwei als S-Bahn-Surfer draussen haengend) hingekommen. So warteten am spaeten Nachmittag schon etliche Peruaner am zentralen Dorfplatz auf einen Transport und ich fragte mich, ob ich wohl die Nacht in diesem Andenkaff verbringen muesste. Alle Fahrzeuge, die vorbeikamen, waren voll. Schliesslich hielt ein LKW mit dem Angebot, alle auf der leeren Ladeflaeche mitzunehmen. Die Indigenas in den Doerfern haben erstaunt geguckt, dass da ein Gringo mitgefahren ist.

laguna pacucha

laguna pacucha

plaza mayor abancay

plaza mayor abancay

Die Strecke von Andahuaylas nach Abancay war aehnlich wie zuvor der Abschnitt, nur kurz vor Abancay bogen wir auf den asphaltierten Lima-Cusco Highway ein. Schon mehr als zwei Stunden vor Ankunft erblickte ich erstmals von hoch oben aus das im Tal liegende Fahrtziel. Der Busfahrer ist alles andere als langsam gefahren und wir mussten nur eine kleine Zwangspause wegen einer Polizeikontrolle einlegen. Mit der Seilbahn haette man die Strecke in einer Viertelstunde zurueckgelegt.

Bleibt noch eine Frage offen: Wer klaut all' die Klobrillen in den Anden? Seit Lima habe ich keine Klobrille mehr gesehen; immer nur die nackten Schuesseln. Wo ist der Friedhof der Klobrillen?

kirchmauer und pissoir

kirchmauer und pissoir

© Olli Schäfer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
on the road...
Details:
Aufbruch: 16.06.2008
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 24.03.2009
Reiseziele: Kuba
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Olli Schäfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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