Cuba und Suedamerika

Das Ziel der Jeep-Tour, Uyuni, ist eine haessliche Wuestenstadt und ein Touristenzentrum, denn die meisten beginnen und beenden ihre Tour dort. Nichts konnte mich an diesem Ort halten, noch am gleichen Abend nahm ich den Nachtzug nach Oruro. Leider ist diese Zugfahrt in dem einschlaegigen Reisefuehrer empfohlen und so waren annaehernd hundert Backpacker an Board dieses Zuges. Es gab zwei Kategorien von Fahrkarten, ejecutivo und salón. Ich waehlte Ersteres, was doppelt so teuer wie Letzteres war und somit der Ersten Klasse entsprach. Entsprechend waren meine Erwartungen. Die Abfahrt des Zuges war kurz vor Mitternacht, der Schaffner ging mal kurz mit dem Wischmopp feucht durch den Gang. Die Sitze mit Kopfstuetzen wie im Auto liessen sich verheissungsvoll weit nach hinten klappen, waren aber nicht so bequem. Ich sinnierte ueber den Zweck des Ventilators in dem Grossraumabteil, der Zug verkehrt ausschliesslich in den Anden und im Winter kann es bis zu minus 30 Grad haben. Die Sommer sind alles nur nicht heiss. Der Schaffner verteilte pampige Sandwiches und Teetassen. Das Wasser, was er hineinschuettete hatte eine markante Gelbfaerbung. Meine hollaendischer Sitznachbar versuchte das damit zu erklaereen, dass es gezuckert war. Dann bekamen wir Teebeutel und der Schaffner saeuberte mit seinem Wischmopp erneut den Gang. Danach schaltete er das Licht aus, waehrend wir noch die Teetassen in der Hand hielten. Es war zappeduster und der Schaffner verteilte Kopfkissen und Wolldecken. Waren diese so dreckig? Die Fenster waren nicht richtig dicht und ich schmeckte den Staub der Praerie in meinem Mund. Eine Abenteuerreise. Ich sass am Fenster und unterhalb davon hatte es eine Heizung, was mir sehr bald siedend heiss bewusst wurde. Nachdem mein rechtes Bein annaehernd durchgeroestet war, rueckte ich meinem hollaendischen Sitznachbarn auf die Pelle. Eine heisse Nacht. Am naechsten Morgen fuehlte ich Staub in meinem Gesicht, er war auch auf meinem rechten Hosenbein, was seine Farbe von olvigruen in sandgelb gewechselt hatte. Der Ventilator verharrte weiterhin in absolutem Stillstand. War er dazu da den Staub aufzuwirbeln oder um die Heizung zu kuehlen?

Alle einhundert Touristen verliessen umgehend mit Bussen den Zielort Oruro, nur einer blieb zurueck: Ich. Oruro ist die bolivianischste Stadt Boliviens mit dem groessten Indigena-Anteil und beruehmt fuer seinen Karneval, der besser sein soll als in Brasilien. Es war zwar keine Saison, aber irgendwie hat es dort immer Karneval. Am ersten Tag marschierte ein ueber Hundert Mann grosses Orchester - das groesste, dass ich je gesehen habe - durch die Stadt und machte maechtig Laerm und am zweiten Tag tanzten farbenpraechtig verkleidete Figuren durch die Strassen. Oder waren dies nur weitere Willkommens-Fiestas fuer Olli?