Cuba und Suedamerika
Chile: El Porvenir auf Tierra del Fuego
Laesst man das Ende der Welt hinter sich und wagt sich noch einen Schritt weiter, so erreicht man das sagenumwobene Feuerland. Dazu muss man die Magallanstrasse queren, die die groesste Insel Suedamerikas vom Rest des Kontinents trennt. Ich waehlte nicht den ueblichen Touristenweg ueber die engste Kanalstelle weiter im Norden, Angostura genannt, sondern von Punta Arenas aus die direkte Faehre, die knapp drei Stunden braucht, um den Kanal an dieser breiten Stelle zu queren und El Porvenir, die einzige groessere Siedlung Chiles auf Feuerland zu erreichen. Kurz vor dem Einlaufen in die Bucht, begannen Delfine das Schiff zu begleiten. Was fuer ein Freude, sie bei ihren verspielten Spruengen im Wasser zu beobachten.
El Porvenir ist der deprimierendste Ort, den ich je bereiste. Barackenartige Haeuser ducken sich im eisigen Wind, waehrend braunes Grasland und grauer Himmel den Horizont bilden. Nicht wenige Haeuser sind von ihren Bewohnern aufgegeben worden und verfallen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Umfeld waren die Einwohner von einer ausgesprochenen Freundlichkeit und Froehlichkeit.
Aufgrund des stuermischen Windes werden in Feuerland ausschliesslich Schafe und keine Kuehe gezuechtet. Letztere sind so talentiert und stellen sich haeufig quer zum Wind. Da hat manch eine heftige Boee schon manch eine Kuh vom Acker gefegt (also sie umgeworfen) und das ist dieser nicht gut bekommen. Schafe dagegen trotzen dem Wind mit stoischer Gelassenheit.
Irgendwo ist so weit im Sueden immer die Welt zu Ende, das trifft auch auf El Porvenir zu, denn von dort aus geht es nur schwer weiter, es sei denn man kehrt mit der Faehre nach Punta Arenas zurueck. Ansonsten muss man trampen und hoffen, dass eines der wenigen verkehrenden Fahrzeuge haelt. Ab neun Uhr morgens stand ich an der Strasse und hielt meine Oehrchen in den Wind. Um zehn Uhr kamen ein Chilene und eine Slowakin, ebenfalls Backpacker, die trampen wollten, hinzu. Eine halbe Stunde spaeter gesellte sich ein patagonischer Fischer zu uns. Sonst war nichts passiert; die wenigen Autos, die vorbeifuhren signalisierten, dass sie nur ein nahe gelegenes Haus ansteuerten. Unsere Zuversicht hatte schon arg gelitten. Der Fischer meinte, kein Thema, er trampe immer und es komme gewiss eine Fahrgelegenheit. Eine halbe Stunde spaeter hielt ein Pickup. Ein Kroate, es leben viel davon in Patagonien, nahm uns bis zu seiner 40 Kilometer entfernten Estancia mit. Mitten in der feuerlaenischen Pampe warteten wir frierend im eisigen Sturmwind auf Weiterfahrt zur immer noch 100 Kilometer entfernten Grenze mit Argentinien. Ich biberte, obwohl mir der Fischer aus seinem Tetrapack Weisswein gegeben hatte und obwohl ich drei Pullover plus Regenjacke trug.
Um zwoelf Uhr legte die Faehre aus Punta Arenas in El Porvenir an und die dort runter fahrenden Autos waren unsere Hoffnung. Keines wollte halten; der Fischer war mittlerweile zu Fuss weitergelaufen. Nach Stunden im gnadenlos blasenden Wind erbarmte sich ein Minibus und lud uns verfrorene Gestalten ein. Die Chilenen wollten uns sogar ueber die Grenze und bis nach Rio Grande mitnehmen. Sie schmuggelten eine kleine schneeweisse Katze mit langen Fellhaaren und einem blauen und einem gruenen Auge. An der Grenze wurde sie unter eine Decke gepackt, waehrend der Rest der Insassen in dem Haeuschen seine Formalitaeten erledigte. Als wir zurueckkamen stolzierte die Katze ueber die Trennwand hinter dem Fahrersitz wie ueber einen Laufsteg. Hoppla. Keiner hat´s gesehen.
Aufbruch: | 16.06.2008 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2009 |
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay