Cuba und Suedamerika
Bolivien: Fahrt nach Pelechuco
Fahrt nach Pelechuco
Nachdem ich in La Paz einen Teil meiner Sachen, die unfreiwillig den Besitzer gewechselt hatten, mehr oder weniger gleichwertig ersetzt hatte, wollte ich einen weiteren Versuch Richtung El Alto und Apolobamba riskieren. Der Eigentuemer des Hotels schlug mir vor, mich fuer ein ordentliches Suemmchen in seinem privaten Auto, einem kitschig getunten Toyota-Sportwagen (Sportsitze, zweiter Drehzahlmesser auf dem Armaturenbrett, rote Lichterkette ueber dem Handschuhfach, aber nicht tiefer gelegt) zu jenem Ort mit dem verwirrenden Namen ex tranca rio seco irgendwo in El Alto zu bringen, wo der Bus abfahren sollte. Ich habe mich gefragt, wer von uns Zweien damit das groessere Risiko eingeht. Um fuenf Uhr frueh breschten wir los und in weniger als zwanzig Minuten waren wir am Ziel. Eine Ansammlung von Fahrzeugen aller Art (abgesehen von luxurioesen Reisebussen) auf welligem staubigem Terrain auf einem halbem Kilometer entlang der Hauptstrasse ist Indiz dafuer, dass es von dort aus in alle Winkel des Altiplanos geht. Es ist stockdunkel und eisig kalt. Soll ich aussteigen und das heimelige Interieur des Toyotas aufgeben? Noch kann ich umkehren.
Langsam faehrt der Sportwagen davon. Die wortkargen Gestalten und ihre finsteren Blicke lassen mich spueren, dass dies kein Ort fuer alleinreisende Gringos und fuer grosse blonde Jungs ist. Ich ziehe meine Wang JinLi Synthetik-Muetze tief ins Gesicht und starre ins Leere. Der Bus nach Pelechuco ist noch nicht da und ich habe widerspruechliche Informationen, wann er kommt, ob er kommt und wo er hinkommt. Nach endlosem Warten auf den Sonnenaufgang und den Bus trifft letzterer doch noch ein. Der Fahrer teilt mir knapp mit, es seien schon alle Sitzplaetze vergeben und ich koenne nicht mitfahren. Ich schlage vor stehenderweise die zwoelfstuendige Fahrt auf mich zu nehmen (besser als an jenem Ort zu verharren) und nach Ruecksprache mit seiner Frau stimmt der Fahrer zu. Kurz vor Abfahrt bekomme ich doch noch einen Sitz zugewiesen eingekeilt zwischen Indigenas, Saecken, Taschen und Tueten finde ich Platz.
pause in dorf auf dem weg nach pelechuco
Der Fahrer - ich muss ihn loben wegen seiner umsichtigen, vorausschauenden, ruecksichtsvollen und doch zuegigen Fahrweise, was in Bolivien und Peru eine echte Ausnahme ist - hatte zwei Wimpel im Bus haengen: einer traegt das Konterfei von Che Guevara, der andere das von Evo Morales, dem ersten Mann in Bolivien (findet man in Deutschland einen Busfahrer, der ein Bild von Angela Merkel in der Windschutzscheibe haengen hat?). Ausserdem prangt ueber der Scheibe ein Aufkleber "Meine zwei Lieben: mein Vaterland und mein Fussballverein".
plaza mayor pelechuco
Das Ziel Pelechuco ist ein verschlafenes Andennest mit einer Kirche und zwei Unterkuenften. Ich frage nach einem Guide und einem Packtier fuer meine Wanderung. Der Eigentuemer des Hotels nennt mir exorbitante Preise und fuegt hinzu, weder das Eine noch das Andere sei noetig, ich koenne das locker alleine schaffen. Irgendwie lasse ich mich dazu ueberreden, obwohl ich schweres Gepaeck habe und nur ueber unzureichende Streckeninformationen verfuege: eine ungenaue Wegbeschreibung fuer die entgegengesetzte Laufrichtung sowie eine zu grobe Karte, beides in meinem Reisefuehrer aber nicht richtig zueinander passend, und die Handskizze jenes Mannes, bei der ich nicht weiss, ob es sich um ein Hoehenprofil der Strecke handelt oder um eine normale Karte.
wegskizze teil eins
Aufbruch: | 16.06.2008 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2009 |
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