Cuba und Suedamerika

Reisezeit: Juni 2008 - März 2009  |  von Olli Schäfer

Bolivien: Madidi Nationalpark

Nachdem ich mehr als einen Monat ohne Unterbrechung auf ueber 3000 Metern verbracht hatte und nach etlichen frostigen Naechten, sehnte ich mich nach ein bisschen Waerme. Das Amazonastiefland wartete auf mich. Wer denn echten urspruenglich Amazonas erleben will, der findet ihn nicht mehr in Brasilien sondern nur noch in Bolivien und in Teilen Perus. Undurchdringlicher Urwald, die gruene Hoelle, das Herz der Dunkelheit, genau danach suchte ich.

Auf verschlungen Pfaden fernab aller Touristen gelangte ich in den Madidi-Nationalpark, einem der intaktesten Naturparadiese, die diese Erde noch zu bieten hat mit den meisten geschuetzten Arten weltweit und einer einmaligen Vielfalt an Saeugetieren, Voegeln und Pflanzen. Teile des Parkes sind von dort schon immer in kleinen Gemeinschaften lebender Bevoelkerung bewohnt und so strandete ich schliesslich in dem Dorf Santa Cruz del Valle Ameno, wo ich ein Bett bei Don René einem 79 jaehrigen pensionierten Polizisten mit zwei Schussverletzungen (beide im Alto-Beni, eine im Oberschenkel und die andere zwischen den Zehen. Schlimme Gauner dort. In den naechst groesseren Ort faehrt er nur mit seiner Kaliber 22.) fand. Dort suchte mich eines Tages ein Nationalparkwaechter auf. Ich hatte den Park betreten, ohne mich registrieren zu lassen und ohne den Eintritt zu bezahlen. Als erster Besucher in diesem Jahr trug ich mich in die Liste ein, aber ich bezahlte nichts. Die Gruende dafuer waren kompliziert: Ohne Guide ist es verboten, sich im Park aufzuhalten und in dieser Gegend gab es weit und breit keinen Guide. Haette ich Eintritt bezahlt, so haetten sie mir eine Quittung ausstellen muessen und mit Quittung und ohne Guide im Park, das schien das Schlimmste ueberhaupt. So zahlte ich nicht und blieb guide- und quittungslos.

don renés bad und meine waesche

don renés bad und meine waesche

fauna im madidi nationalpark

fauna im madidi nationalpark

Ich wollte weiter an den Rio Tuichi reisen, aber dazu fehlte es an movilidad (Transportmoeglichkeit) und Don René und andere erklaerten mir, dass es in Virgen de Rosario am Tuichi keine Guides mehr zu finden sind, da alle Maenner in einer in der Naehe liegenden Goldmine arbeiten (Eine der vielen Bedrohungen fuer den Madidi Park). So kehrte ich um und versuchte, weiter flussabwaerts an den Rio Tuichi zu gelangen, wo es genau noch einen Guide namens Juan geben sollte. Diesen traf ich frueher als erwartet im naechst groesseren Ort Apolo und seine Antworten waren wenig ermutigend: 4000 Bolivianos (etwa 400 Euro) sollte der Trip flussabwaerts kosten, aber zurzeit gaebe es keine Floesse und ihm passte es zeitlich schlecht. Trotz allem schien es ihn zu reizen und er war verhandlungsbereit. Wir vereinbarten uns in seinem Haus in Azariamas, einem winzigen Weiler im Nationalpark zu treffen. Ich wollte wegen angekuendigter movilidad vorreisen und er hatte noch einiges im Apolo zu erledigen.

Seine Grossfamilie mit acht Kindern bewohnt ein winziges palmgedecktes Lehmhaus mit nur zwei Raeumen. Die Kueche und das Esszimmer sind in einer separaten Bambushuette, wo auch der Opa schlaeft, waehrend ich vor dem Haus zeltete. Ein paar Huehner und drei extrem abgemagerte Hunde liefen umher waehrend der einzige Truthahn den ganzen Tag herumposte aber bei seiner Truthenne nicht zu Potte kam. Weder Strom noch fliessend Wasser (ausser dem grossen Fluss) hat die Familie dafuer eine Autobatterie, die eine 1,5 Watt Gluehbirne in Wachteleigroesse im Durchgang der beiden Zimmer sowie einen CD-Player mit einer 200 Watt-Box und Karaokeanlage speist. So wurden allabendlich die 1158 verschiedenen Vogelarten des Madidi-Nationalparkes mit Discorythmen aus den 70er Jahren beschallt. Sie sind im Gegensatz zu ihren Artgenossen sonstwo auf der Welt also nicht uptodate.

haus von juans familie in azariamas

haus von juans familie in azariamas

rio tuichi

rio tuichi

schulpause in azariamas: jungs gegen maedels

schulpause in azariamas: jungs gegen maedels

vorbereitungen zum flossbau

vorbereitungen zum flossbau

© Olli Schäfer, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
on the road...
Details:
Aufbruch: 16.06.2008
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 24.03.2009
Reiseziele: Kuba
Peru
Bolivien
Chile
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Olli Schäfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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