Mimi & Stefan in Südamerika 2011
Der Duft der Revolution...
Cartagena - Bogota - Panama City - Havanna
Von Cartagena sind wir nach Bogota geflogen und haben da ein paar Stunden in der Wartehalle vom Flughafen geschlafen. Von dort sind wir weiter nach Panama City um zwei Stunden später dann im Flieger Richtung Kuba zu sitzen. Am Mittwoch, den 9. März sind wir also nach dem dritten Flug um 13 Uhr in Havanna gelandet, und sind erstmal in einer Ankunftshalle mit viel uniformiertem Personal vor verschlossenen Türen gestanden. In diesem Moment haben wir dann mal kurz gebangt, ob mit dem Visum wohl alles passt. Ihr müsst wissen, dass wir wegen unserer anstehenden Kampagne kein gewöhnliches Touristenvisum, sondern ein spezielles und teureres religiöses Visum benötigten, da wir ansonsten nicht berechtigt gewesen wären, irgendeine religiöse Veranstaltung zu besuchen und somit auch keine Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten betreten hätten dürfen. Unser Visum hatten wir zwar digital am Computer gespeichert, was uns auch beim Einchecken bzw. Durchreisen in Bogota bzw. Panama geholfen hat, aber in Kuba wollten sie dann doch die Originale sehen. Nach einer viertel Stunde Wartezeit sind wir dann aber entgegen mancher Prognose doch relativ schnell durchgekommen in die Flughafenhalle, wo Pastor Rupert schon auf uns gewartet hat. Er hatte unsere Visen im Original. Mit ihm und einem anderen aus dem Büro der kubanischen Vereinigung der Adventgemeinden sind wir dann im Kleinbus Richtung Seminario gefahren, wo wir im Mädchen- bzw. Burschenwohnheim unser Zimmer für eine Nacht bezogen haben. Dieses Seminario ist eine theologische Hochschule, in der sich zukünftige Prediger in einem vierjährigen Studium unter anderem in Altgriechisch und Hebräisch ausbilden lassen. Mit einer sehr herzlichen Umarmung haben wir am Campus des Seminario, noch bevor wir unsere Rucksäcke auf den Zimmern verstaut hatten, Eduardo kennengelernt. Eduardo war zuständig für die Bauleitung des neuen Gemeindegebäudes (welches inzwischen mit Ende März fertiggestellt ist). Er hat uns gleich ganz lieb in sein Haus zum Essen eingeladen und das Geniale war, dass er schon einige Zeit Deutsch lernt - einfach nur, weil ihm die Sprache gefällt! So konnte er mit uns üben und wir uns ein wenig entspannen
Um 18 Uhr sind wir dann noch einmal zum Flughafen mitgefahren, unsere drei österreichischen Gefährten, die beiden Andreas' und Markus abzuholen. Doch nicht bei allen lief es so glatt wie bei uns. Nach einem langen Transatlantikflug mussten sie sogar etwas länger in dieser Ankunftshalle warten. Um 20 Uhr konnten wir dann freudestrahlend unsere österreichischen Freunde begrüßen. Unsere ersten Eindrücke von Kuba könnt ihr auf den folgenden Photos bewundern:
Übernachtung am Flughafen in Bogota
Unser Flug nach Kuba, umständlich aber billig
Wenn ich mal Zeit finde, werde ich die Karte schöner gestalten, bis dahin muss man sich Kolumbien unten halt dazudenken...
Karibik von oben
Ankunft in Havanna, wir werden erwartet!
Che Comandante, amigo!
Bandera de Cuba (Flagge)
Das Quartier der Jungs (Markus & Stefan) für eine Nacht.
Fett...
Das (fast) fertige Gemeindehaus beim theologischen Seminar.
Eduardo hatte uns zum Essen eingeladen und Mimi Blumen aus dem Garten geschenkt.
Lily freut sich wieder Boden unter den Füßen zu haben.
Markus und Andi auch!
Eindrücke in Havanna
Plaza de la Revolution. Hier hält Fidel immer seine Ansprachen.
Auch Plaza de la Revolution
Havanna - Holguin
Auf der Fahrt am nächsten Tag nach Holguin konnten wir in nahezu zwölf Stunden Kuba landschaftlich und im Schnelldurchlauf fast ganz von West nach Ost erleben.
In einem Geschäft am Busterminal. Lily (ganz links) ist am grinsen weil Markus meinte, wir bekommen hier ganz sicher kein Brot und müssen den ganzen Tag fasten, und wir hier die letzten beiden Brote ergattern konnten! Traurig trotzdem, am frühen Morgen die leeren Regale zu sehen...
Baby-Bananen und Yuka-Wurzeln, die uns ein Campesino (Bauer) bei einem Busstop gerne verkauft hätte.
Landschaft mit Palmen
Trockene Landschaft und es brennt.
Hotel Bosque
Donnerstag Abend haben wir Österreicher dann als erste der Gruppe im Hotel Bosque eingecheckt und unsere Zimmer bezogen. Mirjam und ich waren richtig glücklich, unsere Rucksäcke wieder mal für zwei Wochen verstauen zu können und unsere Kleidung in einen Kasten hängen zu dürfen. Mehr zu den folgenden zwei intensiven, aber absolut freudigen Wochen dann im nächsten Kapitel.
Andi und ihr ganzes Gepäck...äh, natürlich das Gepäck von allen.
Zeitlich unabhängig möchten wir euch an dieser Stelle noch ganz allgemein viele Eindrücke, einige Erlebnisse und unsere Meinung über dieses, von 52 Jahren kommunistischer Revolution geprägten Landes und seiner liebenswerten und lebensfreudigen Einwohner mitteilen.
Wichtig zu wissen ist, dass auf Kuba zwei Währungen im Umlauf sind: Der "Peso National" und der "Convertible Peso" (CUC), wobei letzterer an den US-Dollar gekoppelt ist und der Umrechnungskurs zum nationalen Peso im Moment bei ca. 1:24 steht.
Da wir in den Heimen der Leute eingeladen waren, können wir nun so richtig verstehen, wie die Kubaner leben und sie leben echt sehr bescheiden! Ein durschnittliches Monatsgehalt ist ca. 12-15 CUC und sie sagen, wenn du ein schönes Essen herrichten willst, ist dein ganzes Monatsgehalt weg! Der Einfachheit halber schreiben wir in CUC, die Kubaner verdienen also rund 360 nationale Pesos, ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger, wobei es ziemlich egal ist, ob du ein guter Arzt, ein Lehrer oder ein einfacher Feldarbeiter bist. Das Essen ist also wirklich sehr teuer... Günstiger (aber auch nicht wirklich billig) gibts ansonsten Reis und Bohnen, weiße Semmeln und ein Hühnchen pro Monat, in speziellen Geschäften, in denen nur Einheimische mit einer Lebensmittelkarte rationiert einkaufen können. Auch ein Shampoo kostet ca. 1 CUC. Luisa, bei der wir die letzten drei Tage in Havanna gewohnt haben, meinte, wenn man sich zum Beispiel ein neues Kleidungsstück kaufen will, dann verzichtet man wirklich mal aufs Essen und isst zb. nur ein Brötchen am Tag und trinkt Wasser.
Sandra zeigt uns das Lebensmittelheft von ihr und ihrer Mutter, nachdem sie das eine Hühnchen des Monats gekauft haben (Havanna, 6.4.)
Noch unvorstellbarer als diese ganzen Umstände ist für uns Europäer dann aber der Fakt, dass fast alle Leute eine Lebensfreude an den Tag legen, die ansteckend ist. Und speziell bei gläubigen Leuten merkt man, dass sie ein ganz großes Vertrauen in Gott haben und das leben, was Jesus in der Bibel sagt: "Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! ...denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt." (Matthäusevangelium Kapitel 6, Verse 25 und 32). Manchmal haben sie uns dann ganz stolz ihre automatische Waschmaschine präsentiert, oder einen Notebook oder MP3-Player und einmal sogar eine Spiegelreflexkamera (sind immer Geschenke aus dem Ausland) und dazugesagt, dass sie es als ein Wunder sehen, solche Dinge besitzen zu dürfen! Dankbarkeit in den ganz kleinen und in den großen Dingen kann man da echt lernen.
Die Kubaner haben auch ganz höfliche Umgangsformen. Wenn man sich zum Beispiel irgendwo anstellt, egal wo, frägt man immer wer der letzte in der Schlange ist und reiht sich hinten ein. Auch wenn man selbst gefragt wird ("el Ultimo?") sollte man sich sofort melden. Das ist ein Muss, weil ma sonst ganz schief angeschaut wird!
Medizinische Versorgung ist auf Kuba hingegen ganz billig und laut den Aussagen der Einheimischen auch richtig gut. Bis auf den Fakt, dass in einem sehr alten Krankenhaus kein Waschbecken mit fließendem Wasser zum Händewaschen zu finden war, mag das bei den Medikamenten und dem Können der Ärzte auch stimmen. Kubaner müssen auch nichts bezahlen, Operationen und Aufenthalte im Krankenhaus sind kostenlos. Medikamente sind billig und sehr pur wie sie selbst sagen, also stark, wie Mirjam am eigenen Leib spüren musste! Mehr dazu, und auch zu unserem Besuch auf einer Geburtsstation dann in den folgenden Kapiteln.
Das klassische Kuba Bild machen natürlich die wunderschönen Autos aus den 50er Jahren aus, man fühlt sich echt in eine andere Zeit zurückversetzt! Die Kubaner selbst sagen, dass ihr Land das größte Automobilmuseum in der Welt ist. Alle amerikanischen Träume, VWs, Mercedes und andere sind vor 1959 importiert, vor dem Jahr 0 der kubanischen Revolution, danach gabs wirtschaftlichen Boikott von Seiten der USA. Man sieht von den Jahrzehnten danach nur mehr ein paar kleine russische Gefährte, ein paar Ladas usw. Obwohl das alles natürlich ein sehr romantisches Bild abgibt, merkt man halt, wenn man mit ihnen fährt, dass sie fast auseinanderfallen... Doch die Kubaner sind sehr erfinderisch! Bei einer Fahrt musste unser Chauffeur Ben zum Beispiel einmal mitten in der Nacht anhalten, weil es im Unterboden des Fahrzeugs auf einmal gekracht hat. Wir wussten in dem Moment alle nicht, was es war, sein Gesichtsausdruck verhieß uns allerdings nichts gutes. Mit einem Feuerzeug als Beleuchtung ist Ben dann unters Auto gekrochen und hat festgestellt, dass alles halb so schlimm ist. Irgendein Teil hatte sich gelöst und hat nun auf der Straße gekratzt. Um das Problem zu lösen, hat er doch tatsächlich einfach ein langes Seil genommen, es rund ums ganze Auto gewickelt und damit das lose Teil einfach festgebunden! Zusammengebunden wie ein Weihnachtsgeschenk konnten wir unsere Heimreise fortsetzen.
Ben verbindet die Wunde von Wily, seinem Taxi mit einer professionellen Schleife.
Vielen Fensterscheiben fehlen die Kurbeln zum Öffnen, einige sind gesprungen und geklebt und das provisorisch eingebaute Radio mit CD und MP3 Funktion passt überhaupt nicht zu der ansonsten antik anmutenden Armatur. Es sind auch nur wenige Leute, die es sich leisten können, ein Auto zu besitzen, wenn sie es nicht beruflich als Chauffeur oder offizielles Taxi benötigen.
Es fahren aber nicht mehr nur ganz alte Autos herum, sondern auch schon ein paar neue französische oder japanische. Und große Autobusse aus China, allerdings nur für Touristen. Die Busse für die Einheimischen (Guaguas) sind entweder wieder ganz antiquierte Gefährte oder sogar umgebaute LKWs!
Die Trennung, die der Staat zwischen Touristen und Einheimischen macht, und der sich eben in Dingen wie eigener Währung oder viel besseren Bussen auszeichnet, hat uns eigentlich ziemlich gestört. Leider steckt dieses Denken auch sehr in den Köpfen der Einheimischen. Wir sind uns oft wie Könige behandelt vorgekommen, was wir ja überhaupt nicht wollen!
Was gibt es noch über Kuba zu sagen? Alkohol und Tabak haben wir nicht ausprobiert, dafür ist das Land ja auch sehr berühmt. Kubanische Zigarren gibt es direkt beim Hersteller, also dem Bauern, der den Tabak auf seinem Feld anbaut um den Spottpreis von umgerechnet 1€ (in Worten: ein Euro!) Die Bauern am Land arbeiten fast alle noch mit Ochsen zum Pflügen, Pferdekutschen und ansonsten mit der Hand.
Im Gegensatz zum südamerikanischen Kontinent fühlt man sich auf Kuba sehr sicher! Es gibt in der Natur praktisch keine Gefahren, keine giftigen Schlangen oder Spinnen, am gefährlichsten für Menschen können eigentlich nur Kühe werden. Ja, richtig gelesen, Kühe! Aus irgendeinem Grund, den es laut Einheimischen überhaupt nicht gibt, hat die Regierung Kühe quasi für heilig erklärt. Es ist verboten, eine Kuh zu töten und wenn man zb. eine mit seinem Auto in der Nacht anfährt, wird das mit empfindlichen Gefängnisstrafen gesühnt. Sie sagen, dass das Leben einer Kuh auf Kuba mehr Wert ist, als das eines Menschen!
Wobei wir beim wohl strittigsten Thema der Insel wären, der Politik: Che begegnet einem wirklich an jeder Straßenecke, und die vielen anderen Namen des Heldentums das auf Schritt und Tritt gepriesenen wird, seht ihr am besten auf den Photos in den folgenden Kapiteln. Über die Castros gibt es verschiedene Meinungen, je nachdem, wie gut oder schlecht es den jeweiligen Leuten geht. Manche fangen sofort zu schimpfen an, wenn man den Namen Raul in den Mund nimmt, andere sagen, alles bleibt beim Alten und in Viñales haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie voll auf dieser Welle mitschwimmen. Alle haben Arbeit (was laut anderen Aussagen wiederum nicht stimmt) und jedem geht es gut (im Westen der Insel gibt es viel Tourismus und deshalb auch viele Einnahmequellen, in den meisten Gegenden im Osten nicht). Alles also subjektiv und kaum etwas, das glänzt (Revolutionspropaganda), entpuppt sich als echtes Gold. Was für uns sehr interessant war, ist die Offensichtlichkeit, mit der man in Kuba auf sehr viele Freimaurerlogen trifft! Mit einem, im 26. Grad angesiedelten Mitglied der Bruderschaft, hatten wir in einem ihrer Tempel in Havanna dann auch ein sehr interessantes Gespräch. So hat wirklich jedes Regime EINEN Hintergrund...
s(9.4.)
Aufbruch: | 26.01.2011 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
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