Mimi & Stefan in Südamerika 2011
Familia Feliz - eine glückliche Familie
Von Coroico wollten wir Mittwoch weiterfahren, leider war da der Bus, der einmal täglich aus La Paz kommt, schon voll. Also mussten wir noch eine weitere Nacht dableiben, haben aber unser Hostal gewechselt, in der Hoffnung auf eine warme Dusche und zumindest etwas Platz um die Wäsche waschen und trocknen zu können. Und der Lonely Planet hatte wieder mal recht mit seiner Empfehlung! Den Rest hat Mimi ja schon im letzten Bericht geschrieben...
Wir sind also dann Donnerstag um elf Uhr vormittags mit einem Collectivo die Straße bis zur Kreuzung wieder runtergefahren. Dort mussten wir warten (an diesem Tag Gott sei Dank nicht bis zehn Uhr abends...) Mir war einigermaßen schlecht und bin in der Nacht auch mit 37,6 aufgewacht, aber fünf bis zehn Tropfen MMS stündlich haben mich soweit kuriert, dass ich mit Ach und Krach (jaja...) auch fahren konnte. Das war der Beginn meiner Odysee mit einem Busfahrer, der Schlaglöchern nicht ausgewichen ist, sondern diese regelrecht gesucht hat...
Der erste Sonnenaufgang im Amazonastiefland beeindruckte uns und heiterte uns nach einer horrormäßigen Nacht auf.
Der Bus war eng, stickig und dreckig. Ich hatte eigentlich noch den besten Platz ganz hinten und konnte meine Füße im Mittelgang ausstrecken.
Kurz vor Rurre krachte es auf einmal wieder und zum zweiten Mal auf dieser Fahrt war ein Reifen platt - kein Wunder bei den Straßen und dem Fahrstil.
Da wir irgendwo mitten zwischen Rurre und Nuevas Horizontes waren, entschieden wir uns auszusteigen und per Anhalter die 20 Minuten bis zur "Familia Feliz" zurück zu fahren. Ein paar Rindviecher könnten uns mit unserem Gepäck sicher helfen.
Dieses nette Ehepaar stoppte dann mit ihrem von einem Motorrad umgerüsteten Mini-Truck und nahm uns gerne mit.
Im Waisenheim (bzw. Schule) "Familia Feliz" (glückliche Familie) angekommen, trafen wir gleich auf Melissa, die diese Institution vor sechs Jahren gegründet hat. Sie war aber grad mit ihren zehn adoptierten Kindern so sehr beschäftigt, dass sie uns gleich zum "Abuelito" ("Großväterchen", ihr eigener Vater) weitergeschickt hat. Dieser hat uns dann begrüßt und uns einen Schlafplatz in einem der Häuser zugewiesen. Dort waren noch bis Montag Larissa und Jorge aus Kalifornien, die auch zwei Wochen mitgeholfen haben. So konnten sie uns alles zeigen und wertvolle Tipps geben. Den Samstag haben wir ganz gemütlich und ich die meiste Zeit schlafend verbracht...
Sonntags ging es dann in aller Frühe (naja, um halb zehn oder so) mit dem vollgestopften Truck los in Richtung Rurre (40 Minuten), mit 15.000 Einwohnern der größten Stadt hier im Umkreis. Von dort aus sind wir mit dem Boot den Rio Beni raufgefahren und haben uns in dem Dorf, in dem Max, einer der Lehrer an der Schule aufgewachsen ist, erfrischt und ein wenig gerastet.
Die beiden Geschwister Rebekka und Miguel schliefen übers Wochenende bei uns mit im Haus, weil ihre Pflegeeltern weggefahren waren.
Stefanie (Direktorin der Schule) und Mimi mit einem der Jungs
Charlie, mit zwei Jahren im Moment der Jüngste hier in der Familia Feliz.
...Miguel zeigt den Anflug eines verschmitzten Lächelns.
Viel zu große Rettungswesten gabs nur für die Kids, der Rest kann hoffentlich schwimmen und hat keine Angst vor Piranhas?
Daniela und Joy beim Balancieren
...und einmal mussten dann ein paar raus, um unser Boot über eine flache Stelle zu ziehen.
Süß die kleine mit ihrer Mini-Rettungsweste
Ich glaub, sie weiß das...
Orangen auch
...und die kleinsten dürfen gleich mal trinken.
Ist das erfrischend...
...dem kleinen Charlie war die Kokosnuss oder die Öffnung zu gross, drum durfte er aus einem Becher trinken.
Frische Orangen vom Baum, im Hintergrund eine gemütliche Wohnhütte.
Danach gehts mit dem Löffel ans Fruchtfleisch...
Einer der Buam hat noch eine kleinen Wels gefangen...und danach wieder freigelassen.
Viel zu schnell war der Sonntagsausflug auch wieder vorbei und es war Abend auf der Familia Feliz. Von sieben bis neun geht immer der Generator an und wir haben diese zwei Stunden Strom und elektrisches Licht. Diese Zeit haben wir dann immer genutzt um die Küche zu säubern, alles Geschirr abzuwaschen, den Müll rauszubringen und alles Essbare gut einzupacken, damit sich in der Nacht nicht eine Horde hungriger Mäuse und Kakerlaken drüber hermacht....
Von Moskitos und anderen beißenden bzw. stechenden Fliegern blieben wir bis dahin dank der "relativ" kalten Tage vorher weitgehend verschont. Das sollte sich aber ein paar Tage später gründlich ändern.
Pinky, das zahme Wildschwein (welch Wortkombination ) schnüffelt herum und hat auch die eine oder andere Tomate in der Küche zerdrückt, wenn wir nicht schnell genug waren sie wegzuräumen.
Eine Liane ist ein geniales Spielgerät!
Aber eins müssen wir unserem Armando sehr zugute halten: Für seine sieben Jahre war er äußerst Selbstständig, hat mal die Küche gekehrt, beim Waschen und Putzen mitgeholfen und war allgemein was das Haus betrifft, sehr auf Zack! Hat uns richtig leid getan, dass er am Mittwoch schon fahren musste, weil sein Vater ihn in die Ferien geholt hat. Armando ist, wie einige Kinder hier, kein Waisenkind, jedoch hat seine Mutter den Vater mit vier Kindern sitzengelassen und ist nach Argentinien. Armandos größere Schwester hat eine Krankheit, die sie an den Rollstuhl fesselt (den es aber aus Geldmangel noch nicht mal gibt) und liegt im Moment sogar im Krankenhaus. Deswegen musste der Vater eine besser bezahlte Arbeit in Chile annehmen und Armando darf hier wohnen, aufwachsen und zur Schule gehen. Ist für ihn sicher die bessere Lösung, als sich als Schuhputzboy durchzuschlagen... Es war ein so rührendes Bild, den Vater mit seinem Sohn dann davonstapfen zu sehen - und Armando war überglücklich, am Vortag erfahren zu dürfen, dass sein Vater ihn für zwei Wochen abholen kommt!
Die ersten Sterne erwachen... Übrigens wandert hier auf der südlichen Erdhemisphäre die Sonne gegen den Uhrzeigersinn von Ost über Nord (!) nach West! Eh logisch, aber für uns war das richtig verwirrend am Anfang...
Mimi läutet um zehn Uhr Vormittags die Kinder zum Englisch-Unterricht zusammen.
Unsere schöne Zeit im Kinder- und Waisenhaim Familia Feliz war gestern früh (Dienstag) dann zu Ende und nach einer 14 stündigen Busfahrt (anstrengend, aber nicht soo derb wie die vorige) sind wir nun im Norden Boliviens an der brasilianischen Grenze angekommen, und bleiben heute noch eine Nacht in Guayaramerin. Morgen früh bzw. vormittags dann fünf Stunden mit dem Bus in Brasilien bis nach Puerto Velvo, von wo aus wir ein Boot nehmen, dass uns in drei bis vier Tagen nach Manaus bringen wird.
Vielleicht kommen hier noch ein paar Photos dazu, auf jeden Fall warten wir da auf eine bessere Internetverbindung (hoffentlich in Brasilien...)
Aufbruch: | 26.01.2011 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
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