Mimi & Stefan in Südamerika 2011
Schiffsreise nach Manaus
Eine mehrtägige Schiffsreise brachte uns von Porto Velho über den Rio Madeira in die Dschungelmetropole Manaus.
In Porto Velho Donnerstag Abends mit dem Taxi angekommen, haben wir uns ja sofort einen Platz am Boot nach Manaus reserviert. Das einzige Schiff, dass in dieser Woche ablegte, sollte Samstag Mittag um zwei losfahren. Unser Hotelzimmer hatten wir für zwei Nächte gebucht, da die Dame in der Agentur uns die Auskunft gegeben hatte, wir sollten Samstag möglichst früh aufs Schiff, um noch einen guten Platz für unsere Hängematten zu bekommen. Gut, Freitag sind wir den Weg also mal zu Fuss Richtung Hafen gegangen, mit dem Ziel, noch eine zweite Hängematte zu kaufen. Als wir an der Agentur vorbeikamen, winkte uns die gesprächige Dame vom Vorabend gleich zu sich her und in ihrer dominanten Art beorderte sie auch gleich den Kapitän des Schiffes, der zufällig in der Nähe stand, uns das Boot zu zeigen. Was gut für uns war, denn erschrocken mussten wir feststellen, dass fast das komplette Mitteldeck, das für die Hängematten der Reisenden vorgesehen war, schon belegt war! Auf unsere Frage hin, sagte uns der Kapitän, dass fast alle Leute es so machen, schon in den Nächten vorher am Boot zu schlafen. Na toll, das teure Hotel hätten wir uns also sparen können...
Unser Plan änderte sich dadurch und wir suchten eine Hängematte, die wir gleich erstmal an einen uns günstig erscheinden Platz aufmachten. Der Platz sollte sich später im Verlaufe der Fahrt wirklich als Goldrichtig erweisen. Nun eilten wir zu unserem Hotel zurück und hofften, dass die Leute dort an der Rezeption wohl ein Auge zudrücken könnten und wir unser Geld für die eine Nacht zurückbekommen würden. So war es dann auch, und innerhalb von zehn Minuten hatten wir unsere ganzen Sachen gepackt, waren aus dem Zimmer draußen und hatten das ganze Geld für die eine Nacht wieder zurückbekommen.
In zwei Etappen brachten wir dann unser ganzes Hab und Gut (gar nicht mehr soo wenig, was sich nach unseren ausgedehnten Shopping -Touren in La Paz inzwischen so alles angesammelt hat) zum Boot. Die zweite Hängematte war schnell aufgespannt und unsere Rucksäcke und Taschen mit einem Fahrradschloss um einen Stahlpfeiler herum zusammengebunden. Wir waren dann noch essen in der Nähe, genossen noch ein kühles Eis in der brütenden Hitze des Nachmittags und waren froh, nun ganz entspannt dem Abend und kommenden Tag entgegen sehen zu können.
Die Jungs zerren noch über eine Stunde lang einen Ersatzmotor aufs Schiff, sicher mehrere Tonnen über diese zwei Holzbalken.
Da ein zweites Boot wegen zu weniger Passagiere ausgefallen war und diese paar aber zu uns mit verlegt wurden, war am Mitteldeck ziemlich jeder Quadratzentimeter mit einer Hängematte besetzt. Richtig lustig wurde das in der Nacht, wenn man jede Bewegung seines Nachbarn mitmachen musste!
Unter unseren Moskitonetzen hatten wir aber wenigstens ein bisschen Privatsphäre und solange wir am Hafen angelegt waren auch Ruhe vor den stechenden Biestern.
Auf dem Schiff lernten wir auch gleich unsere näheren und weiteren Nachbarn kennen. Mit 120 anderen Personen mehrere Tage auf einem vielleicht 150 m² großen Deck auf Hängematten zu verbringen, setzt ein Minimum an sozialer Kompetenz schon voraus, eine Gabe, die wir zum Glück beide unser Eigen nennen können. Besonders gut verstanden wir uns mit Salomon, einem brasilianisch-stämmigen Juden und seiner Familie, sowie Jens, einem jungen Schweden, der auch für mehrere Monate den Kontinent bereist. Es sollte wirklich eine sehr entspannte Zeit werden, die wir am Rio Madeira auf dem Weg nach Manaus am Boot verbringen sollten.
Abgelegt haben wir im Endeffekt einige Stunden später Samstag Abends, was uns aber günstiger am folgenden Mittwoch unter Tags ankommen lies. Mimi hatte schon mehrere Tage mit heftigen Schmerzen an ihrem Weißheitszahn zu kämpfen. An diesem Abend kam dann bei mir auch noch plötzliches Fieber mit 39,3° und Durchfall dazu. Mit Paracetamol, Holzkohle, MMS (das über Nacht wirklich alles an Krankheitserregern in meinem Körper abtötete, auf jeden Fall war mir brechübel mal eine Stunde lang...) und einer Durchfalltablette war aber schon am nächsten Tag wieder alles im grünen Bereich.
Und seine Frau, die um einige Jahre jüngere Susanna.
Der Rio Madeira, an dem Punkt vielleicht so breit wie die Donau, von unserer Hängematte aus gesehen.
Am nächsten Abend gings dann los und schon am Sonntag sah man, wie beeindruckend der Fluss in seiner Größe zunimmt.
Und eine knapp zweihundert Jahre alte Version derselben als Buchrolle!
Hier wurde Geschichte faszinierend: Der Pass von Salomons Großvater mit Reichsadler und Hakenkreuzstempeln. Der junge Jude wurde damals von Oskar Schindler um 2 Millionen US$ in die Freiheit gekauft - Wahnsinn, wenn man bedenkt, wir wären sonst nicht gemeinsam dort gesessen...
Ein bisschen Ironisch fand ich, dass ich ein paar Tage vorher selbst begonnen hatte, das Buch von Adolf zu lesen!
Mimi repariert das teilweise schon ziemlich mitgenommene Dokument mit durchsichtigem Klebeband.
Mimi darf die traditionelle Kopfbedeckung der jüdischen Frauen tragen. Wir haben sehr viel Spaß miteinander gehabt. Vor wenigen Jahren war Salomon selbst noch praktizierender Rabbiner, bis in ihm Zweifel anfingen zu keimen...wir hatten lange und gute Gespräche!
...wo der Rio Madeira in den Amazonas mündet, wird der Fluss so breit, dass man sich am Meer glauben könnte weil das Wasser bis zum Horizont reicht!
...was interessantere Dinge zum Beobachten hergab, aber auch die Moskitos nahmen wieder ihren Platz am Schiff ein.
Auch sehr faszinierend und als extra Tagestour auch gleich mal wieder 90$ wert: Das Treffen der beiden Flüsse Rio Solimões (Milchkaffeebraunes Wasser) mit dem Rio Negro (Mokkaschwarzes Wasser). Die beiden Gewässer haben anscheinend einen krass unterschiedlichen PH-Wert und verschiedenen Mikroorganismen, sodass die unterschiedlichen Farben zustande kommen und sich einige Zeit auch gar nicht vermischen.
Unser Steuermann navigierte uns fehlerfrei...
...bis in den Hafen von Manaus. Im Bild eine schwimmende Tankstelle, Dieselpreis umgerechnet ein €uro pro Liter
In Manaus selbst blieben wir nur eine Nacht, obwohl uns die verbrachte Zeit in der Stadt länger vorkam. Liegt wahrscheinlich daran, dass wir wirklich viel unternommen haben: Erstmal dringend notwendig Wäsche gewaschen, dann ein bisschen in der Stadt herumgezogen und Souveniers gekauft. Abends waren wir dann mit den Salomons und Jens Pizza essen, was aufgrund Salomons einzigartigem Schmäh in eine Lachorgie mit dem Kellner ausartete. Den nächsten Tag verbrachten Mimi und ich dann noch gemütlich mit ein bisschen Sightseeing, und kulinarischen Genüssen der Amazonia-Region. Manaus hat ja das berühmte, um die Jahrhundertwende gebaute "Amazon Theater", ein Opernhaus. Leider waren unsere Bustickets schon für den Abend gebucht, sonst hätten wir uns eine Vorstellung des gerade laufenden Jazzfestivals angesehen - nächstes Mal dann.
Palatschinken, Crepe oder Pfannkuchen (je nach sprachlichem Hintergrund) aus Yukamehl mit Maroni und Palmherzen-Käsa Füllung
Ein Monument mit vier Schiffen und vier Kontinenten.
Wir gönnen uns ein fettes Schokoladeeis und schmelzen dahin!
Aufbruch: | 26.01.2011 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
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