Mimi & Stefan in Südamerika 2011
Die Inkahauptstadt Cusco
Nach unserem kurzen Nasca Aufenthalt gings für uns gleich am Dienstag Abend weiter Richtung Cusco, der ehemaligen Hauptstadt des Inka Reiches. Wegen eines Unfalls auf der Panamericana ist unser Bus leider gleich eine Stunde später angekommen (kam aus Lima). So sind wir dann um viertel nach zehn Uhr abends in einem der sehr komfortablen doppelstöckigen "Semicama" Busse ("Halbbett", man kann die Sitze sehr weit zurückstellen) losgefahren. Eingestellt haben wir uns auf 14 Stunden Fahrt... Abends kam unser Steward und servierte uns sogar noch eine kleine, warme und vegetarische(!) Mahlzeit. Wir haben dann in den bequemen Ledersitzen richtig gut geschlafen und beim Aufwachen die Morgendämmerung in den Anden genießen können. Bis zum Frühstück ist es leider nicht durchgedrungen, dass wir Vegetarier sind, und so bekamen wir jeder ein Schinkensandwich serviert. Zum Glück hatten wir aber noch einiges an Früchten und ein paar Karotten dabei und konnten so den Tag mit der Gute-Laune-Musik, die aus den Boxen trällerte ganz entspannt angehen. Wegen eines mechanischen Defekts konnte unser Busfahrer die letzten paar Stunden aber nur mehr kriechend über die Anden bewältigen, und so zog sich die ganze Fahrt dann insgesamt über 17 Stunden bis halb vier Uhr Nachmittags hin... Trotzdem war an Bord aber bei allen Leuten durchgehend gute Laune festzustellen, was wohl auch an unserem manchmal etwas ungeschickten Steward ("little" ) lag (verschüttete immer die Hälfte der Getränke usw.) Mit ihm und einem Mädel aus Lima, die auch als Touristin Cusco besuchen wollte, hatte ich dann noch ein langes und intensives Gespräch über den Glauben - man wird es nicht für möglich halten: todo en castellano! Es geht echt was weiter...
Unsere erste Sicht auf die Stadt
Angekommen in Cusco sind wir mit dem Taxi zum "Colegio Adventista" (einer adventistischen Bildungseinrichtung vom Kindergarten bis zur Secondaria) und dort trotz der vierstündigen Verspätung ganz lieb von Maria Elena und Kathi empfangen worden. Die beiden sind als Lehrerinnen im Colegio angestellt. Bei Familie Venancio durften wir also die kommenden Tage wohnen. Den Kontakt konnten wir über Kathi, Mimis Freundin, die in Argentinien Medizin studiert und wiederum Samuel, den Sohn der Familie gut kennt, herstellen.
Am Donnerstag sind wir dann erstmal mit dem Taxi in die Innenstadt zum "Plaza de Armas" (so heißen hier alle Hauptplätze) gefahren, haben uns in die Sonne gesetzt und den Lonely Planet studiert. Nachdem die Spanier die Inkas in ihrer Hauptstadt Cusco besiegt hatten (diese hatten mit ihrer bronzezeitlichen Bewaffnung gegen die Feuerwaffen und Pferde der Eroberer keine Chance), wurden alle heutigen Gebäude auf den Grundmauern der vorigen Stadt errichtet. So kann man an sehr vielen Mauern der Stadt die perfekt aneinandergefügten Steine der Inka-Hochkultur heute noch bestaunen. Wir haben uns aber dagegen entschieden, um 15 Dollar ein Touristenticket für diverse Museen und andere Eintritte in der Stadt zu kaufen, weil wir für diese Dinge eigentlich auch schon ein wenig müde sind. Interessiert hat uns einzig das Inka Museum, das wir uns dann am Dienstag auch noch angesehen haben. Die große Attraktion hier ist natürlich Machu Picchu, der sensationellste archäologische Fund und damit das wichtigste Touristenziel Südamerikas. Doch an diesem Nachmittag waren wir erstmal nur mehr Proviant einkaufen für zwei ruhige Tage.
Das adventistische College
Die Kathedrale
Kinder tanzen auf dem Hauptplatz traditionelle Tänze
Ein McDonalds im Kolonialstil
Nochmal die Kathedrale
Mimi mit dem Lamm Richard und zwei Einheimischen
"Der hat ja die gleichen Haare wie ich!"
In ganz Cusco findet man Inkamauern, die jetzt Teil der Stadt sind.
Die Iglesia de Santo Domingo (der untere Teil ist Überrest von einem Inkatempel)
Frau mit Llama (hier sieht man gut die untere Inkaschicht)
Geniale Inkabauweise!!! (wie haben sie das nur gemacht???)
Weitere Inkamauern
In Cusco ist jetzt für einen Monat eine Art Volksfest, deshalb die vielen Märsche und Tänze.
Kunterbunte Trachten...
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Am Freitag Morgen sind wir um neun gleich mit in die Gemeinde gefahren, die dem Colegio angeschlossen ist und haben dort die Taufe von zehn Jugendlichen miterlebt. Wie bei fast jedem Gottesdienst hier in Südamerika wurden natürlich die zwei Austriacos auch wieder nach vorne gerufen, um ein paar Worte ins Mikro zu sagen. Diesmal mussten wir aber zum Glück kein deutsches Lied vorsingen...
Den frühen Nachmittag haben wir dann in einem sehr langsamen Internetcafe verbracht und auf der Suche nach einem günstigen Angebot, nach Machu Picchu zu kommen. Gleich in der ersten Tourismusagentur, in die wir hinein sind, bekamen wir ein ganz vernünftiges Angebot um 125$ für eine zweitägige Tour mit allem inklusive. Wenn man bedenkt, dass allein der Eintritt in die Ruinen 45$ kostet und andere, mehrtägige Wandertouren bei über 200$ anfangen, hat es uns schonmal sehr gefreut. Der traditionelle Inka-Trail, also eine viertägige Trekkingtour über die originale Inkastraße von Cusco in die verlorene Stadt ist bis September ausgebucht. Mit dem Senor hatten wir dann sicherlich noch eine Stunde ein sehr interessantes Gespräch über Politik, Wirtschaft, Korruption, Tourismus und Hoffnungen seines Landes Peru.
Am gemütlich ausklingenden Nachmittag haben wir dann zu Hause noch unsere Wäsche gewaschen und eine Lasagne für den kommenden Tag vorbereitet. Unsere Gastgeberin war ganz interessiert, wie man denn italienisches Essen richtig zubereitet.
Im Colegio (übrigens gelten unsere Haare hier als blond!)
Der Taufkandidat...
... unter Wasser ...
... und ein strahlender neuer Mensch!
Die Schüler
Die 10 Schüler nach ihrer Taufe
Das Logo: Educacion Adventista
Volksschüler
Kindergartenkinder
Samstag Vormittag hat unser Gastgeber Antonio Venancio, seines Zeichens Pastor einer der Gemeinden hier in der Stadt, die Predigt gehalten. Wir mussten schmunzeln, als wir mitbekamen, dass das Thema auch unser erstes in Kuba gewesen ist. Er hat sogar teilweise dieselben Bilder benutzt wie ich - ich hab ihm das am Nachmittag dann gezeigt und wir mussten ziemlich schmunzeln
Bei schwacher Hitze (mehr war leider nicht möglich) haben wir dann unsere Lasagne im Ofen backen lassen. Aber unseren beiden Gasteltern hats sehr geschmeckt, was ihre oftmaligen "mhm...que rico" Aussagen bestätigt haben. Was begeistert einen Koch mehr als strahlende Gesichter? So waren Mimi und ich äußerst zufrieden.
Am Abend sind wir beide dann nochmal in die Gemeinde gefahren zur "Jugendstunde", bei der aber in Südamerika immer die ganze Gemeinde lebhaft anwesend ist. Es gab Gesang und Spiele und es war richtig schön zu beobachten, wie zum Beispiel in einer Gruppenaufgabe eine Indianerin, eine Businessfrau und ein Jugendlicher mit Freude zusammengearbeitet haben. Nach dem Programm sind wir noch mit Samuel ins Gespräch gekommen, ein direkter Nachfahre der Inkas (er sagte, mütterlicherseits sei er aus einer Priester- und väterlicherseits aus einer Kriegerkaste). Als Touristenführer hat er uns dann von sich aus angeboten, uns noch ein günstiges Angebot für Machu Picchu zu suchen. Da waren wir richtig froh, bei der anderen Agentur noch nicht zugeschlagen zu haben! Und genial, nach circa einer Stunde rumlaufen in der Innenstadt bis um acht, hat er uns wirklich eine zweitägige Tour um 105$ mit allem drum und dran versorgen können! Wir strahlten bis hinter beide Ohren...
Wir sind dann noch auf sehr leckere Tofu-Sandwiche, zwei Tees und für mich einen Fruchtsaft in einen Laden gegangen und bis halb elf hat uns Samuel so viel interessantes über seine Vorfahren erzählt. Über ihre Kultur und Lebensweise und vor allen Dingen über ihre herausragende Ernährung. In dieser Hochkultur hat es anscheinend keinen einzigen mangelernährten Menschen gegeben, und sie waren deshalb so intelligente Leute! Das Kokablatt zum Beispiel hat eine Bandbreite an Vitaminen und Mineralstoffen, das seinesgleichen sucht. Die Inka verwendeten es als Mehl, für Tees oder einfach roh gekaut. Auch heute gibt es vereinzelt noch Andendörfer, die teilweise diese traditionelle Ernährung mit Maca (Wurzel), verschiedensten Quinoaarten und Getreidesorten, vierhundert verschiedenen Kartoffelarten, vielen Früchten, Gemüse und Nüssen praktizieren. Das Interessante ist, dass diese Leute so gut wie nie einen Arzt brauchen! Samuel erzählte uns davon, wie von den Eroberern hier systematisch Geschichte gefälscht wurde (der Sonnenkult war anscheinend nicht so ausgeprägt wie allgemein behauptet, der lange Name ihres Gottes heißt übersetzt "Schöpfer des ganzen Universums, Allmächtiger") und die Einwohner gezwungen wurden, ihre Ernährungsgewohnheiten aufzugeben, was zu einer drastischen Verminderung ihrer Intelligenz führte - vor der sich die Spanier im Endeffekt fürchteten! Ein völlig neues Bild entstand in unseren Köpfen... Heutzutage gibt es hier fast ausschließlich Fleisch zu essen und viele Indios (Nativos, das haben sie selber lieber) schämen sich sogar, ihrer Rasse anzugehören. Samuel selbst sorgt sich sehr, weil die junge Generation anscheinend überhaupt nichts mehr von ihrer Vergangenheit wissen will, dass die wenigen verbleibenden Stücke dieser faszinierenden Hochkultur bald ganz in Vergessenheit geraten werden...
Um halb elf Uhr Abends haben wir uns dann verabschiedet und sind heim. Wir mussten ja noch unsere Sachen packen und am nächsten Tag war um 7:10 Abfahrt Richtung Machu Picchu...
s(15.06.)
Wir mit Samuel, einem direkten Nachfahren der Inkas
Unsere Gastgeberin Maria Elena
Aufbruch: | 26.01.2011 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
Kolumbien
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Bolivien
Brasilien