Mimi & Stefan in Südamerika 2011
Von Rurre nach Porto Velho
Von Rurre nach Porto Velho über Guayaramerin und Guajara-Mirim...viele, viele Stunden mit Bus, Boot und Taxi.
Von unserem schnuckeligen Dschungelhäuschen am Campus der Familia Feliz mussten wir uns Dienstag früh verabschieden. Max hat uns mit dem klapprigen Pick-Up in die Stadt gefahren, wo wir um neun am Busbahnhof sein sollten. Doch alles kam anders... Gleich beim Losfahren bemerkten wir, dass wir besser noch ein wenig Benzin in den Tank füllen sollten, um nicht auf halber Strecke steckenzubleiben. Also nahmen Max und ich in der Werkstatt der Familia Feliz ein ziemlich leeres Benzinfaß, hoben es aufs Autodach und füllten mit einem Plastikschlauch - ganz im Stil von Banditen, die sich Benzin klauen (mit dem Mund ansaugen) - den Tank wieder etwas an. Verabschiedet hatten wir uns schon am Vorabend, so gings dann um halb neun los Richtung Rurrenabaque. Um fünf nach neun kamen wir dann endlich am Busterminal an und mussten erfahren, dass unser Bus bereits ohne uns gefahren war! Na toll... Die Frau im Büro behauptete fest und steif, sie hätte uns am Vortag gesagt, wir müssten um acht da sein. Unsere vier Ohren haben aber sicher um neun gehört, und selbst wenn wir uns beide verhört hätten, hat sie selbst auf den Tickets 9:30 als Abfahrt draufgeschrieben. Für sie gab es leider keine Möglichkeit das einzusehen und so behauptete sie weiter, es wäre unsere Schuld. Nach einer zehn-minütigen Diskussion war sie dann endlich soweit, mir unser Geld zurückzugeben. Statt 260 gab sie mir dann aber nur 240 Bolivianos, und auf meine Frage nach den restlichen 20 meinte sie, das wären so etwas wie Steuern aufs Ticket. Gut, wegen den umgerechnet zwei Euros stritt ich mich nicht länger. Wir gingen ins Büro der Busgesellschaft gleich nebenan und buchten den nächsten Bus für zehn Uhr (die Dame vom anderen Büro hatte am Vortag auch darauf bestanden, dass es außer dem neun Uhr Bus keine weiteren in Richtung Norden des Landes gibt...gut so für uns, aber wir konnten echt nur mehr mit dem Kopf schütteln). Nachdem nun alles geklärt war, haben wir Max zum Abschied gedrückt, und uns nochmal für alles bedankt. Dann haben wir gewartet...
Kurz vor zehn ist auch unser Bus, der aus La Paz kam, eingefahren. Der Busfahrer hat aber erstmal verständlicherweise Pause gemacht und gegessen, und so sind wir um elf dann weggekommen. Der Berufsstand Buschauffeur ist in Bolivien auch kein leichter: In unserem Fall ist er (und sein Copilot) von 4.000 m Seehöhe La Paz in einem Tag auf hier 200 m runtergefahren und dann noch einen weiteren Tag auf staubigen oder matschigen Straßen, je nach Wetterverhältnissen, bis nach Guayaramerin an die brasilianische Grenze. Doch der Weg dorthin war für uns ein sehr schöner, es ging durch die "Pampas de Santa Rosa", einer steppenähnlichen Landschaft, auf der Mimi von ihrem Fensterplatz aus die Krokodile in den Tümpeln am Straßenrand zählen konnte. Da die bolivianischen Busse nicht mit WCs ausgestattet sind, mussten wir auch ein paar Mal stehenbleiben, damit alle aussteigen konnten. Die Landschaft konnten wir also sehr gut genießen und photographieren, und auch die Zeit uns fein mit Lesen und Spanisch Lernen vertreiben.
Pause auf der roten Staubpiste. Nach der Fahrt waren wir und unsere Kleidung unter einer roten Staubschicht begraben...
Nach einer Fahrt ohne Zwischenfälle sind wir dann um vier Uhr morgens am Terminal in Guayaramerin angekommen. Auf einen Tipp in unserem Lonely-Planet hin, haben wir unseren Fahrer gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn wir noch zwei Stunden im Bus bleiben könnten, was kein Problem darstellte. So konnten wir sogar noch ein bisschen schlafen. Nach einem heißen Frühstückstee in der Terminalkantine und ein paar Krümeln, die wir in unseren Essenssackerl noch gefunden haben, gings dann mit dem Mototaxi rein in die Stadt. Dort hatten wir relativ schnell ein billiges Hotelzimmer gefunden, wo wir uns für eine Nacht gar nicht zu sehr ausbreiteten. Den restlichen Tag verbrachten wir erstmal damit, über den Grenzfluss zu fahren und ein erstes Mal brasilianischen Boden zu betreten. Sehr schön! Alles ist anders in Brasilien, alle Leute sind viel eleganter angezogen, die Straßen sind wieder asphaltiert, keiner spricht mehr unsere Muttersprache Spanisch (haha), und die Preise sind auch gleich das Dreifache! Wir fragten am Hafen, ob es eine Möglichkeit gäbe, von hier aus mit dem Schiff nach Porto Velho oder gar Manaus zu gelangen, aber bekamen leider nur Kopfschütteln. Also machten wir uns auf die Suche nach einer Bank, um unsere ersten Reales abzuheben und weiter zum Terminal, um uns ein Busticket zu kaufen. Ersteres war nicht ganz leicht, da nicht alle Bankomaten, wo Maestro, Visa oder Mastercard draufsteht, selbige auch akzeptieren. Die Fahrt zum Busterminal haben wir gelassen, da das eine extra Fahrt mit dem Taxi bedeutet hätte, und wir uns das Geld sparen wollten. Also sind wir wieder mit dem Boot die zehn Minuten zurück nach Bolivien und haben dort unsere restlichen Bolivianos noch verjubelt. Wir haben uns ein wenig Proviant für die Reise gekauft, zwei Moskitonetze für Hängematten und waren noch zwei Stunden im Internet. Vegetarisches Essen zu finden war hier auf der Straße und in den Restaurants wieder mal so gut wie unmöglich, also haben wir uns mit zwei leeren Teigtaschen und zwei Stück Kuchen zufrieden gegeben. Am Markt haben wir Gemüse und Brot gekauft und konnten uns so abends Guacamole für die Brote und einen riesigen Salat machen, lecker!
Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden, da es geheißen hat, um elf fährt ein Bus nach Porto Velho, und wir die ganzen Grenzformalitäten noch abwickeln mussten. Auf bolivianischer Seite ging alles schnell und klar. Auf brasilianischer Seite hab ich erstmal im Taxi gewartet und Mimi ist als erste ins Polizeipräsidium rein. Und nach ca. zehn Minuten mit einem genervten Gesicht wieder raus: Sie wollen alle unsere Sachen sehen... Das war nun wirklich das letzte, was wir wollten, alle unsere Rucksäcke und Taschen ausleeren. Aber es führte kein Weg drumherum, sie wollten unsere Drogen haben! Das wir selber nix haben und ihnen deswegen nichts abgeben können, wollten sie uns einfach nicht abnehmen. Ein junger Polizist, der einzige im ganzen Haus übrigens, der ein paar Brocken Englisch reden konnte, nahm sich unserer an, und wir durften mit ihm in eines der Hinterzimmer gehen, damit wir nicht unser ganzes Hab und Gut vor all den anderen Immigranten ausleeren mussten. Also gings los, alles wurde "ganauestens" unter die Lupe genommen: Der Netbook, die Kamera, alle Wasserflaschen. Dann weiter zur Kleidung, überall haben sie ihre Nasen buchstäblich reingesteckt und dran gerochen. Dann eine Schrecksekunde: Ein Sack voller Pulver! Leider war es nicht weiß, sondern schwarz und verfärbte die Finger. Wir erklärten ihnen mit Händen, Füßen und lustigen Geräuschen, dass das medizinische Holzkohle ist, und man das gegen Durchfall mit Wasser vermischt trinken kann. Ich führte ihnen das dann auch vor, und alle fünf Beamten lernten staunend dazu. Die letzten drei Täschchen standen nun ungeöffnet vor ihnen, eines mit meinen Toilettartikeln, das andere mit Sonnencreme, Salben, etc. und das dritte unser Fach mit den Gewürzen, Tees, Besteck, etc. Auf seine Frage, ob wir irgendwelche psychedelischen Substanzen oder (Coca-)Tees aus Bolivien importiert hätten, antwortete Mirjam spontan mit: "Wir trinken keinen Alkohol und rauchen auch nicht!" *gg* Mein Badtascherl hat er also noch durchsucht, die anderen zwei hat er sich geschenkt. Nach dieser - räusper - gründlichen Filze durften wir also unser Zeug wieder einpacken und gehen. Wir bekamen genau 22 Tage Aufenthaltsgenehmigung in Brasilien. Nach diesem unsympathischen Empfang hatten wir auch gar nicht auf viel mehr Lust...
Unser Taxifahrer hatte solange vor dem Gebäude gewartet und gemeinsam fuhren wir weiter zum Terminal. Der Bus um elf war aber bis auf einen einzigen Platz inzwischen schon voll. Die um zwölf und um zwei und um drei auch. Also waren wir vor die Wahl gestellt: Entweder den nächsten Bus mit freien Plätzen um 18 Uhr nehmen und um Mitternacht ankommen, oder uns in ein Taxi setzen, zwei Stunden Fahrzeit sparen, dafür die Hälfte mehr bezahlen und noch im Hellen ankommen. Wir entschieden uns für die zweite Variante, was die ganze Angelegenheit aber nicht endgültig klärte. Das Taxi fuhr nämlich erst los, wenn wir mit vier Personen das ganze Auto gefüllt hätten. Also weiter warten... Um halb drei bin ich dann zum Busschalter, um uns noch zwei Tickets für den 18 Uhr Bus zu sichern, als mir der Taxifahrer wank, er wäre jetzt voll. Also gings um drei dann endlich los, vollbepackt bis unters Dach in Richtung Porto Velho.
Bolivianische Seite des Grenzflusses mit Soldat (zum Glück darf er in dieser Hitze weiße Klamotten tragen...)
Wieder zurück in Bolivien gabs zwei Stunden Internet und Sprite mit Strohhalm aus dem Plastiksackerl...
Um sieben sind wir dann im Dunkeln angekommen, unser freundlicher Taxifahrer hat uns noch direkt am Hafen rausgelassen und mit der Frau von der Agentur für Schiffsreisen dort noch geredet, dass wir eine Fahrt nach Manaus buchen wollten. Was wir dann auch gemacht haben, bei der kichernden Brasilianerin, die viel zu viel geredet und viel zu wenig verstanden hat (Warum lernt hier eigentlich niemand, der im Tourismus tätig ist, ein paar Basisphrasen Spanisch oder Englisch?). Mit einem Taxi sind wir dann auf die Suche nach einem Hotel gegangen, dass laut Lonely Planet zumindest vor sieben Jahren noch existiert hat. In einem anderen ganz in der Nähe sind wir dann abgestiegen und sehr müde in unserem Zimmer eingeschlafen, glücklich über den europäischen Standard und die Sauberkeit, die uns hier wieder erwartete, aber schluckend, wenn wir die Preise mit denen unserer letzten paar Reiseländer verglichen.
s(22.7.)
Aufbruch: | 26.01.2011 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
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