Anita und Peter erobern die Welt!
Bolivien: Huayna Potosi
10.10. - 11.10.2007
In diesen zwei Tagen haben Peter und ich wohl das Anstrengenste, was wir bisher gemacht haben, unternommen (vor allem Peter). Die zwei Innerschweizer haben es ihm mit ihrer Idee, den Huayna Potosi zu besteigen, angetan. Peter wollte auch einmal einen 6000er Berg besteigen. Der Huayna Potosi eignet sich dafuer sehr gut, da er einer der leichtesten 6000er Berge ist, welcher auch von "unerfahrenen" Personen bestiegen werden kann. Ich war zunaechst von dieser Idee nicht so begeistert. Ich konnte mir bei bestem Willen nicht vorstellen, mit Steigeisen und Eispickel mitten in der Nacht bei minus 20Grad in sauerstoffarmer Hoehe den Berg hinaufzukraxeln. Dies war mir echt zu extrem! Wir habens also so gemacht: Peter buchte sich bei einer Travel Agency einen Guide, der mit ihm und der gesamten Ausruestung in zwei Tagen den Berg besteigen wuerde. Ich hingegen konnte die gleiche Tour, fuer wenig Geld bis zum High camp buchen, welches sich auf fast 5200m befindet. Waehrend Peter mitten in der Nacht aufbrechen muss, wuerde ich gemuetlich in meinem warmen Schlafsack weiterschlummern koennen, bis Peter morgens wieder zurueck kommen wuerde. Von Wandern und Bergsteigen bin ich ja grudsaetzlich nicht abgeneigt. Auf den ersten Tag, die Wanderung von 4600-5200m Hoehe war ich echt gespannt!
Der Huayna Potosi ragt majestaetisch in die Hoehe!
1. Tag: Wir wurden von einem Taxi in unserem Hospedaje abgeholt, welches uns auf einer 2stuendigen (Ruettel)fahrt bis ins Basiscamp, am Fusse des Huayna Potosi chauffierte. Dort oben befanden wir uns auf 4600m. Ich begann schon prophylaktisch Cocablaetter zu kauen, und spuerte dort oben zum Glueck noch nichts von der Hoehe. Dort angekommen wurde uns ein warmes Mittagessen, bestehend aus Haehnchen und Reis. Nach dem Mittagessen gings dann schon bald bergaufwaerts richtung High camp. Peter musste seinen riesigen Rucksack mit der gesamten Ausruestung (Eispickel, Schuhe, Steigeisen, Kleidung, Schlafsack) selber schleppen, was ziemlich schwer war. Ich trug zum Glueck einen kleineren Rucksack, der jedoch wegen den 4Litern Wasser und zwei Schlafsaecken auch betraechtliches Gewicht hatte. Der Aufstieg war haeufig auf losen Steinen und Felsen etwas wackelig, ging aber erstaunlich gut. Die Hoehe merkte man schon, man musste angestrengt atmen und durfte nicht zu schnell gehen. Irgendwann habe ich meinen Rhythmus gefunden, immer einen Fuss vor den anderen, in kleinen Schritten, die Atmung unter Kontrolle. So gings echt gut. Ganz kurze, minuetige Pausen liessen dann sogar den Atem sich schnell wieder beruhigen. So stiegen wir stetig bergauf, und waren hoechst erstaunt, als wir nach eineinhalb Stunden schon das High Camp erreichten. Uns wurde immer gesagt, dass der Aufstieg 3 Stunden dauern wuerde. Wir hatten Glueck, dass es im High camp genuegend Platz hatte und wir in "vier Waenden" schlafen konnten, anstatt im Zelt,was bedeutend waermer war. Um 17Uhr gabs dann auch schon Nachtessen. Nur komisch: Peter und ich hatten gar keinen Appetitt. Wir assen nur etwas Suppe, das wars dann auch. Um 18Uhr ungefaehr war es auch schon Zeit, um ins Bett zu gehen da der Berg schon bald ruft.
Beim Aufstieg von 4600-5200m, noch lachend...
Smile!
Wir wandern am Gletscher vorbei.
Juhui, unser High camp ist fast erreicht!
Wir sind stolz und gluecklich oben angekommen. (5200m)
2.Tag: Obwohl wir scho so frueh ins Bett gingen, taten wir sozusagen kein Auge zu. Grund dafuer waren unsere Maegen, die uns nicht in Ruhe schlafen liessen. Wir hatten beide etwas Probleme mit der Verdauung, fuehlten uns unwohl. Zudem bagann es irgendwann derartig zu stuermen, sodass ich mir ueberlegte: 1. So lass ich Peter nicht auf diesen Berg, 2: Wie kommen wir da nur wieder heil runter? Der Wind riss an unserem Huettlein wie wild. Zudem gab es immer wieder Wetterleuchten (ich dachte zuerst, es blitze). Eine halbe Stunde vor 1Uhr nachts, hoerte es auf zu stuermen, zum Glueck! Um 1Uhr wurde Peter geweckt. Bis dahin haben wir, so glaube ich, noch nicht geschlafen. Ich war richtig froh, musste ich nicht da rauf. Kaum sind die Gruppen inkl.Peter aufgebrochen, da begann es doch prompt wieder zu stuermen. An Schlaf war (schon wieder), nicht zu denken. Ich hoffte nur, dass die Gruppen umkehren, oder aber heil ankommen werden...
Peter erzaehlte spaeter, dass sie vom sturm fast nichts gemerkt haben, da sie sich an geschuetzten Stellen befanden.
Peter:
Nach dem Fruehstueck von zwei Bananen und einem Cocatee (das einzige, was mein Magen zu dieser Stunde zuliess), gings dann zum Gletscher, wo wir die Steigeisen montierten. Danach stapften wir in leichter Steigung in der finsteren Nacht den Berg empor. Nach kurzer Zeit bemerkte ich eine Druckstelle im rechten Schuh, die immer mehr zu schmerzen begann, super! Nach zweimal Schuhe ausziehen und Inspektion bemerkte ich, dass die Halterung der Steigeisen in den Schuh drueckten und dadurch die Druckstelle samt den Schmerzen verursachte. Tja, umkehren will ich nicht, andere Schuhe habe ich nicht, also: Zaehne zusammenbeissen und weiter gehts! Irgendwann hatte ich eine Lauftechnik gefunden, die diese Druckstelle nicht so arg belasteten, so gings dann einigermassen. Im Dunkeln hatte ich keine Ahnunung, wo ich mich befand, und wie weit es wohl noch sein wuerde. Ich sah eigentlich nur Schnee und Dunkelheit und folgte den Fuessen meines Guides Schritt fuer Schritt. Zwischendurch gab es sehr steile Passagen, wo ich mit Eispickel, Haenden und Fuessen entporklettern musste. Das war das Anstrengenste, da man so stark atmen musste, bis man kaum mehr Luft kriegte. Man kletterte dort so langsam, dass man nur Schritt fuer Schritt weiterkam und immer wieder Pausen benoetigte um Atmung und Puls in den gruenen Bereich zu kriegen . Nach etwa zweieinhalb Stunden sagte der Guide, dass wir nun endlich kurz vor dem Gipfel sind. Die Erleichterung war gross, doch das letzte Stueck war das Allerschlimmste, da es sooo steil und gefaehrlich war. Mit letzter Kraft erreichte ich schlussendlich doch noch den Gipfel und es war geschafft! Leider war die Sicht auf dem Gipfel durch einen Wolkenschleier vernebelt. Nach zehn Minuten Pause und Gipfelfoto schiessen, gings dann wieder langsam den steilen Gipfel hinunter. Zum Glueck oeffnete sich dann die Wolkendecke rasch und gab mir eine unglaubliche Sicht frei. Endlich bekam ich die Schoenheit dieser Bergwelt zu Gesicht! Vor mir sah ich andere, schneebedeckte 6000er, Gletscher, Gletscherspalten und unberuehrte Schneefelder. Einfach herrlich! Wieder unten angekommen, war ich todmuede, mein Ruecken schmerzte wie verrueckt und es hatte sich eine riesige Blase an meiner rechten Ferse gebildet. Ich war froh, dass ich mich vor dem definitiven Abstieg bis zum Basiscamp noch etwas hinlegen konnte.
Fuer mich war dies eine meiner hartesten Erfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Aber ich bin stolz darauf, es geschafft zu haben und die Aussicht auf dem Rueckweg hat vieles entschaedigt!
Zusammen gings dann wieder erschoepft bis ins Basiscamp hinunter. Auch ich (Anita) war muede, da ich bis dahin nicht geschlafen hatte, und sich mein Magen wie ein ausgewringter Waschlappen anfuehlte. Am Morgen wars mir schnon ziemlich uebel, und wenn ich keinen leeren Magen gehabt haette, ich haette wahrscheinlich gek...
Auch fuer mich wars eine tolle Erfahrung, sich in dieser Hoehe einmal zu bewegen und den Koerper auszutesten, was der so mitmacht . Wieder in unserem Hostal haben wir am Nachmittag ca. 2Stunden geschlafen, und die Nacht darauf ca. 12 Stunden, so erschoepft waren wir!
Der Bergfuehrer Eulogio bei einer kurzen und verdienten Rast.
Peter hat's geschafft! Er ist in 6088m Hoehe, auf dem Gipfel angekommen!
So steil ist der Auf-, und Abstieg zum Gipfel!
Wunderschoene Aussicht auf dem Rueckweg zum Camp.
Es geht vorbei an tiefen Gletscherspalten...
...unberuehrte Schnee-,und Eisfelder...
...riesengrosse Eiszapfen.
Im Hintergrund sieht man das Trinkwasserreservoire und La Paz (ganz hinten)
Aufbruch: | 12.09.2007 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 11.05.2008 |
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