Zwei Gwunderfiz am umä luegä
Bolivien: 21) Tupiza-Potosí-Sucre
Ein problemloser Grenzübertritt und schwupps, schon waren wir in Bolivien. Da hier der Carneval noch exzessiver und länger gefeiert wird als in Argentinien, haben wir von Tupiza nicht viel gesehen - alles geschlossen. Auf dem Weg in das ca 4000m hochgelegene Potosí entschieden wir uns, die erste Nacht noch etwas "tiefer" zu schlummern. Die Thermalquellen "Ojo del Inca" - ein 22 m tiefer ehemaliger Vulkankrater - waren mit ca 30°C warmen Wasser eine gute Wahl.
Mit Blick auf den Cerro Rico stürzten wir uns im Geländegang in die steilen Strassen Potosís. Mit etwas Glück fanden wir für uns und das Bussli ein Hostal mit Innenhof, wo wir sicher stehen konnten - nur ein paar Minuten zu Fuss vom Zentrum entfernt. Enge Gassen, ständiges bergauf/bergab, zahlreiche Kirchtürme, Hutmacher, Schneider, Messerschärfer und unzählige "Bruzzelstände" am Strassenrand - das ist Potosí. Ja, hier in Bolivien gibt es noch all die "Handwerker", die Schuhe, Hosen, Fernseher etc reparieren.
Natürlich ist die Geschichte von Potosí untrennbar mit dem Bergbau verbunden. Abgebaut werden hauptsächlich Zinn, Silber und Kupfer. Hin und hergerissen zwischen Neugier, Bedenken und beklemmenden Gefühlen, haben wir uns dann doch in die Minen gewagt. Zusammen mit einem Radfahrer-Pärchen aus Sachsen (www.timeout-southamerica.blogspot.de) und einer Führerin gings unter Tage - natürlich "topausgerüstet" mit Helm, Lampe (LED), Überhose und Überjacke. Zum Thema Arbeitssicherheit gibt es nicht viel zu sagen, da nicht vorhanden. Ein paar Meter nach Betreten der Mine war es stockdunkel. Niedrige Gänge und zum Teil knöcheltiefes Wasser erforderten teilweise gebückte Haltung. Leitungen aus denen Pressluft strömt, ein spezieller Geruch in der Luft und feiner Staub in den tieferen Regionen - ganz besondere Arbeitsbedingungen. Entgegenkommende Lampen deuteten an, dass Arbeiter kommen. Vier Männer wuchteten ihren Ertrag (5 Säcke) mit viel Kraftaufwand in Richtung Minenausgang - ein Sack wiegt um die 40 kg und enthält Silber. Es gibt nur vereinzelt Schienen für die "Loren"-ähnlichen Gefährte, sonst werden alte Schubkarren zum Transport genutzt. Je reiner die Minerale, umso mehr Geld gibt es dafür. In einer der tieferen Etagen besuchten wir einen "Tío" - eine mythische Figur und zugleich der Talismann der Minenarbeiter, an den sie glauben. Jeden Freitag wird er mit Kokablättern, reinem Alkohol (96%) und Zigaretten beschenkt. Damit wird gleichzeitig um Schutz vor Unfällen & Krankheit sowie um gute Erträge gebeten.
Das Tageslicht nach ca 2,5 Stunden in der Mine wirkte grell und gewöhnungdbedürftig. Was ist das für eine Knochenarbeit, die die Männer hier verrichten um ihr Überleben zu sichern???
Respekt?! Bedauern?!
Wir können uns glücklich schätzen, in einem reichen Land geboren zu sein.
Nach einem stärkenden Mittagsmahl auf dem Markt und einem verbummelten Nachmittag verließen wir eine der höchstgelegenen Städte der Welt.
"La ciudad blanca" wie Sucre auch genannt wird, empfing uns mit Sonnenschein. Im Innenhof des Hostal Pachamama fanden wir direkt neben der Tischtennisplatte einen Platz zum Stehen.
Gleich beim ersten Stadtbummel stolperten wir über den Mrcado Central mit seinem reichhaltigen Angebot. Früchte, Fruchtsäfte, Fruchtsalate - alles was das Obstherz begehrt!!! Auch das Gemüse sieht tadellos aus ... in/um Sucre gibt es mehr als 300 Kartoffelsorten!!!
Bei einer interessanten Stadtführung mit einem Non-Profit-Guide erfuhren wir, dass Sucre die Hauptstadt Boliviens ist und La Paz "nur der politische Sitz". Stolz sind die Menschen auf die wunderschönen kolonialen Gebäude aus weissem Stein (La ciudad blanca). Hier wurde die Unabhängigkeit mühsam erkämpft und die Republik Bolivien gegründet - dieser Stolz ist spürbar.
Eine frühere Prinzessin (gekaufter Titel) hat dafür gesorgt, dass Repliken vom Arc de Triomphe, Eiffelturm und Garten Versailles in Sucre zu finden sind. Eine wunderschöne abendliche Leucht-Springbrunnenshow im "Garten von Versailles" zieht Verliebte & Touristen gleichermassen an.
Sucre nennt man auch "Ciudad locos" - hier existiert die einzige psychatrische Klinik des Landes ...
Für uns war Sucre eine willkommene Ausruh-Oase ... Wäsche waschen, kaputte Hose nähen lassen, Schuhe putzen und dabei mit dem Schuhputzer plaudern, täglich leckere und geschmackvolle Früchte geniessen, Sopa de mani und Api mit Pasteles auf den Märkten schlemmern, auf der Plaza sitzen, Menschen beobachten und sich einfach treiben lassen.
Ca 3 Monate dauert die Herstellung eines solchen Wandteppiches. Das Muster und die Farben geben Auskunft über die ethnische Herkunft der Weberin.
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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