Zwei Gwunderfiz am umä luegä
Peru: 38) Lima – Cordillera Blanca – Trujillo
Unser Stopp in Lima war geplant ... nachdem die Rücken/Beinwehwehchen der Gwunderfizin nicht wirklich besser wurden, war ein Termin bei Dr. Valdmann, einem deutschsprachigen Orthopäden, fällig. Die Diagnose war ernüchternd: Bandscheibenvorfall. Da hatte wohl jemand den Gwunderfiz zu sehr auf Händen getragen, mh??? In den folgenden WOCHEN (!!!) stand physikalische Therapie und gaaaaanz viel Ruhe auf dem Tagesprogramm - genau das Richtige für eine geduldige Patientin. In solchen Situationen ist es wichtig, dass es zumindest der Seele gut geht... also zauberten wir gemeinsam kulinarische Köstlichkeiten wie Rüblikuchen, Rindsgulasch, gegrillte Calamari, selbstgebasteltes Gingerbeer, Marmorkuchen und gedünstete Artischocken. In den kleinen Zeitfenstern des aktiven Bewegens (= schneckenlangsames Spazierengehen) besuchten wir die Altstadt von Lima, die Wassershow im "Parque de las Reservas" oder auch den nahegelegenen "Parque del Amor". In den 26 Tagen in Lima erfreuten wir uns an 5 sonnigen Nachmittagen, während sonst der Himmel vom Küstennebel bedeckt war. Wir erlebten das moderne Viertel Miraflores in Lima als sehr europäisch und nur beim Besuch des Mercados oder durch die Geräuschkulisse der hupenden Autofahrer wurde uns bewusst, dass wir noch immer in Peru waren.
Mitte Oktober kletterten wir endlich wieder ins Bussli und verließen Lima nach Norden. Nach ca 100 km auf der Panamericana bogen wir ab zur Reserva Lachay. Nur wenige Kilometer von der Schnellstraße entfernt standen wir plötzlich mitten in sattem Grün. Was für ein intensiver Farbkontrast zum Grau der Wüste, unglaublich!
Nächstes Ziel waren für uns die Berge der Cordilleras (Cordillera Negra und Cordillera Blanca), die nach dem Himalaya die größte Bergkette der Welt ist. Mehr als 22 Berge ragen mit gezackten Gipfeln und beachtlichen Gletschern über 6000m in den Himmel. Zwischendurch immer wieder sattgrüne Täler und glasklare Seen. Blauer Himmel und Sonnenschein - wir nahmen es ganz bewußt wahr. In wenigen Kilometern schraubt sich die Strasse von Meeresniveau nach oben und im Handumdrehen waren wir wieder zwischen 3000m und 4000m Höhe. Im südlichen Bereich des Nationalparks Huascarán, benannt nach dem höchsten Gipfel Perus, bestaunten wir die meterhohen Riesenbromelien. Diese seltenen Pflanzen werden bis zu 100 Jahren alt, fühlen sich auf dieser Höhe pudelwohl und blühen nur ein einziges Mal in ihrem Leben. Auch wenn wir nicht das Glück hatten, sie in voller Blüte zu betrachten, so waren wir doch beeindruckt von der widerstandsfähigen Beschaffenheit dieser Blume.
Nach Chavin folgten wir der Piste und durchquerten ganz abgelegene und idyllisch versteckte Andendörfchen. Hinter dem Dorf Chacas waren wir dann ganz nah an den Gletscherriesen ... die Straße schraubte sich auf 4700m nach oben und beim Punta Olimpica gelangten wir auf die Westseite der Cordillera Blanca. Zwar versteckte sich der Gipfel des Huascarán im Nebel, aber die Ausblicke waren trotzdem atemberaubend.
Nach einem kurzen Stopp in Huaraz bewegten wir uns gemeinsam mit Fabian (Schokobus) zu den Lagunas Llanganucos. Bei blauem Himmel und kühler Morgenluft starteten die beiden Herren eine Wanderung zur Laguna 69, während die Gwunderfizin das Seniorenprogramm absolvierte und eine Stunde gemütlich in der Ebene spazieren ging.
Der Besuch auf dem Campo Santo in Yungay ging uns unter die Haut. 1970 kamen hier 15 Millionen Kubikmeter Granit und Eis von der Nordwestflanke des Huascarán mit 300 km/h hinuntergeschossen und begruben das komplette Dorf unter sich. 18'000 Menschen verloren damals ihr Leben ...
Nach all den tollen Asphaltstraßen in der Cordillera war es mal wieder Zeit für's Gelände. Von heißen Quellen fühlen wir uns magisch angezogen, also nahmen wir die holprige Piste kurz hinter Caraz Richtung Termales Huancarhuas unter die Räder. Zwischen bepackten Eseln, Kühen und LkW's fanden wir das Ziel, auch wenn der Weg nie ausgeschildert war. Kochend heißes Wasser blubbert aus der Erde, ein eisenhaltiger Geruch liegt in der Luft. Gemischt mit kühlem Bergwasser ergibt das ein wunderbar angenehmes Badeerlebnis. Zwischen Quinoa , Mais, Kartoffel-und Erbsenfeldern rumpelte das Bussli mit uns am nächsten Tag talabwärts und genau 7 km vor dem nächsten Highlight kamen wir wieder auf den Asphalt.
Der Cañon del Pato empfing uns mit Sonnenschein. Eine kurvenreiche Straße führt entlang einer bis zu 200m tiefen Schlucht des Rio Santa durch 35 Tunnel, die mit der Hand in den Fels geschlagen wurden. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Streckenabschnitt um die klassische Fahrschulroute in Peru, denn hier wird man zum Hupen aufgefordert, und zwar vor jedem Tunnel!!!
In Trujillo besuchten wir Oskar. Den rüstigen 80jährigen Señor hatten wir in Lima auf der Straße bei einem Plausch kennen gelernt. Super nett und gastfreundlich hieß er uns in seinem Haus willkommen. Bei Papayasaft, Kaffee und Crackern mit Käse erzählten wir mit ihm und seinem Sohn Martin. Es war sehr interessant, unsere Eindrücke von Land & Leuten mit der Sicht der Einheimischen auszutauschen. Wie bereits in Lima versprochen, lud uns Oskar zum besten Ceviche in Peru ein. Vielen Dank für diese Begegnung!
Nach entspannten Tagen und Nächten mit Meeresrauschen am Strand von Huanchaco war es Zeit, sich von Fabian zu verabschieden. Unsere Wege werden sich bestimmt in Ecuador wieder kreuzen.
Wir zwei entschieden uns für einen Besuch von Chan Chan, der ursprünglich gewaltigsten Lehmziegelstadt (26km²) der Welt. In der ehemaligen Hauptstadt des Chimú-Reiches lebten 1300 n.Ch. hier ca 100.000 Menschen. Mit der Eroberung der Spanier begann die Plünderung und somit der Verfall. Durch die Auswirkungen von El Niño, die direkte Sonneneinstrahlung und den ständigen Wind vom Meer sind heute nur noch Mauerreste erhalten. "Es isch en grossä Sandchaschte wo grossi Bube mal sehr grossi Sandburgä baud hend." - so der Eindruck vom Gwunderfiz. Für uns stellte sich am Ende die Frage, ob es sinnvoll ist, all die Stadtviertel nach archäologischem Wissen & Vermutungen aufwendig wieder aufzubauen?
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
Uruguay
Chile
Bolivien
Paraguay
Brasilien
Peru
Ecuador
Kolumbien