Zwei Gwunderfiz am umä luegä
Ecuador: 44) Quito - Ibarra - Tulcan
Was hat sich wohl in Quito verändert in den letzten 14 Jahren? Was werde ich wieder erkennen? Ob mir irgendwas vertraut vorkommt? All das hat die Gwunderfizin vorab beschäftigt ... und dann ging's mitten hinein in die Millionenstadt, die in einem Talkessel liegt. Dank des Tipps vom Schokibusfahrer parkten wir das Bussli schön im Parque Carolina, einem der größten Parks der Stadt, direkt bei einer Polizeistation. Hier lässt es sich doch wunderbar stehen. Am Morgen um 5 Uhr beginnen die ersten Jogger ihre Runden zu drehen. Mit leisen Sohlen ist es ab 6 Uhr vorbei, denn ab da gibt's Morgengymnastik mit musikalischen Rhythmen und einem Vorturner. Arme hoch und eins zwei drei ... wir waren also immer schon früh am Start um die Stadt zu erkunden.
Statt alten rauchenden Bussen gibt es inzwischen 3 verschiedene Bussysteme, die auf einer extra Spur durch die Stadt rollen. Man kommt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln recht flott und mit 0,25 US$ pro Person und Fahrt auch sehr günstig herum. In Quito gibt es die UNESCO-geschützte Altstadt und die moderne Neustadt. In der Neustadt reihen sich Hostals, Kneipen, Micro - Brauereien; Restaurants, Kaffees und Reiseveranstalter aneinander. Hier ist das sogenannte Gringo-Viertel für die Touristen.
In der Altstadt steht noch immer die Basilica, die auf ihren Turm einlädt. Und schon waren wir unterwegs, die steilen und luftigen Treppen hinauf bis in die Spitze der Türme - die Aussicht war wunderschön und tatsächlich seit 2001 unverändert.
Quito wirkt sauber und aufgeräumt. Nur wenige Straßenhändler versuchen hier noch ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Fassaden der Kolonialhäuser sind wunderschön renoviert bzw. restauriert. Sogar die einst verruchte Ecke kurz vor den Treppen zum Panecillo ist inzwischen zum Flanieren für Touristen hergerichtet. In der ganzen Stadt ist die Polizei überall präsent. Der amtierende Präsident Correa gibt sich sehr offen seinem Volk gegenüber. So ist auch ein kostenfreier Besuch im Präsidentenpalast mit einer fast einstündigen Führung möglich.
Der Hausberg von Quito ist der 4789m hohe Rucu Pichincha. Seit 10 Jahren gibt es eine Seilbahn, die bis auf 4000m hochführt. Ab dann ist Schusters Rappen gefragt. Da wir in Quito zu den Frühaufstehern zählten, saßen wir bei strahlend blauem Himmel bereits kurz vor 10 Uhr in der Gondel. Von der Bergstation wirkte der Gipfel ganz nah. Obwohl NICHT zum Wandern ausgestattet, entschlossen wir uns "ein Stück zu gehen" um die Aussicht zu genießen. Kleine Smalltalks unterwegs mit anderen Ausflüglern und schwupps schon waren wir dem Rucu wieder ein Stück näher. Als wir unterhalb des Gipfels standen, traute Claudio sich nicht mehr die Frage "Wie weit gehen wir noch?" zu stellen. Mit Halbschuhen, und einer halbleeren 1l Wasserflasche in der Umhängetasche erklommen wir den Gipfel. Der Rückweg zog sich dann wie Kaugummi. Als wir 16:30 Uhr wieder am Bussli standen, waren wir beide total platt - so viel zu einem Sightseeing-Stadttag.
Wir haben die Tage in Quito sehr genossen. Es hat sich viel verändert, auch der Flughafen ist an einem anderen Ort - es war fast nichts mehr wieder zu erkennen, also gab's viel neu zu entdecken.
Ein Stück nördlich von Quito ist sie zu finden, die Äquatorlinie, Namensgeber des Landes. Hier gibt es das wunderschöne Inti Ñan Museum, das die Besonderheiten dieser geografischen Linie anschaulich erklärt. Das Geradeauslaufen auf einer Linie wird im nüchternen Zustand schier unmöglich; ein rohes Ei kann mit viel Geduld auf einem Nagel balanciert werden, da die Gravitationskraft der Flüssigkeit gleich Null ist, und auch das Wasser fließt im Waschbecken ab, ohne Kreise zu ziehen.
"In Ecuador ist ihr Gewicht geringer als in ihrem Land. Es ist der engste Teil der Erde, wir sind weit weg vom Erdmittelpunkt und die Gravitationskraft ist geringer."
Bei unserem 2. Besuch in Otavalo war Zeit für einen Marktbummel und wir hatten eine Verabredung zum "Znacht" ... Wir trafen Rosmarie & Alois aus dem Käseland wieder, die wir 2013 in Argentinien kennen gelernt hatten. Die Beiden haben uns netterweise ein kleines aber sehr nützliches Ersatzteil fürs Bussli direkt aus der Schweiz mitgebracht, dazu noch Schoki und köstliche "Basler Läckerli". Bei zwei sehr gemütlichen Abenden tauschten wir unsere Reiseerlebnisse aus.
An der Laguna Yahuarcocha, einem kleinen Vogelparadies stoppten wir bei herrlichem Sonnenschein. In der Finca Sommerwind, dem Camping von Hansjörg & Patricia, ließen wir ein paar Tage die Seele baumeln. Andere Reisende waren vor Ort und bei einem kleinen Geburtstagskaffee kam eine nette Runde zusammen. Es ist schon spannend, wie viele Menschen in Südamerika mit diversen Verkehrsmitteln und aus verschiedenen Motiven am Reisen sind ... Wir haben viel gelacht und sicher auch bleibende Bekanntschaften geschlossen.
Auf dem Weg in Richtung Tulcan machten wir noch einen Abstecher ins Miratal - so richtig wollten wir Ecuador noch nicht "Adios" sagen. Beim Belgier Pete, der sich mit Hingabe der Aufforstung auf seinem Land widmet, machten wir eine kleine Führung und lernten was über die verschiedenen Bambusarten.
Haarige Bäume lockten uns dann auf eine echte Rumpelpiste, die dank Regen mit so einigen Schlammlöchern aufwartete. Nach dem uns zwei Männer mit Seil aus dem ersten Loch rausgezogen hatten, ging es dann glimpflicher ab, allerdings waren wir mal wieder den ganzen Tag unterwegs für 50 km ... nur wer langsam reist, lernt die Welt kennen
Am 22. Januar 2015 hieß es "Adios, hasta luego Ecuador". Das kleine Land hat uns absolut positiv überrascht. Eine unglaubliche geografische Vielfalt mit vielen Küstenkilometern, Bergen, Regenwald, zahlreichen Wandermöglichkeiten - die meist kostenfrei sind - , tollem Wetter, einer unsagbaren Auswahl an Früchten; feine Fische und Meerestierli und sehr nette Menschen noch dazu. Ecuador hat unser Herz eindeutig erobert!
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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