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Kolumbien: 45) Ipiales-Rivera-Popayan-Buga
Regentropfen empfangen uns in Kolumbien. Der Grenzübergang geht problemlos, auch das Bussli wird nicht weiter gecheckt, so dass wir ungehindert unseren Vorrat an leckeren Früchten ins Land schmuggeln. Unser erster Weg führt in die Kleinstadt Ipiales - wir brauchen kolumbianische Pesos und eine Autoversicherung. Schnell wird klar, dass das Autofahren hier wieder eher dem peruanischen Stil entspricht: Mopeds wurschteln sich überall durch; überholt wird rechts & links und auch als Fußgänger kann man sich nicht mehr auf GRÜN verlassen. In einer Stunde, noch vor der Mittagssiesta ist alles erledigt, wir verlassen Ipiales und besuchen die Wallfahrtskirche in Las Lajas.
Das feuchtkühle Wetter lädt nicht zum Verweilen ein und so machen wir uns nach dem Kirchenbesuch auf in Richtung Pasto.
An der Panamericana und in den Dörfern sind Militär und Polizei präsent. Im Vorbeifahren sehen wir oft den nach oben gestreckten Daumen, was bedeutet, Straße ist ok. In Kolumbien hat sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren stark verbessert, aber es gibt noch immer Gebiete, vor allem im ländlichen Teil, in denen die FARC und andere Guerilliagruppen aktiv sind. Für uns ist klar: vor dem Verlassen der Panam fragen wir bei Militär oder Polizei nach, ob die von uns erwählte kleine Straße sicher ist. Auch bei der Auswahl unserer Übernachtungsplätze werden wir nicht mehr ganz so einsame Fleckchen suchen …
Nach einer ruhigen Nacht nehmen wir die erste Holperstraße in Kolumbien in Angriff. Wir möchten gern auf die andere Seite der Cordillera und dazu geht’s ab ins Gelände. Die Piste ist gut in Schuss und zudem recht gut befahren – Taxitransporte, Lastwagen, Mopeds und dazwischen eben wir. Meist ist es nur einspurig, aber wir sind froh, dass der Regen nachlässt. Der Weg schlängelt sich mitten durch scheinbar undurchdringliches Gestrüpp langsam nach oben und kurz vor Mocoa geht’s abwärts bis auf 400m. Es ist schwülwarm und die Sonne brennt. Die Straße nach Süden endet nach ein paar Kilometern im Dschungel. Nördlich führt sie auf dieser Seite der Bergkette in Richtung Bogotà. Etwas überfordert mit der Hitze suchen wir uns einen schattigen Platz nahe einem kleinen Restaurant. Die Winterschlafsäcke müssen dem Sommermodell weichen!
Der Ort San Augustin ist bekannt für seine präkolumbianischen Ausgrabungen. Wir zwei Kulturbanausen ziehen es vor, uns die Verengung des Rìo Magdalena anzuschauen. Der Fluß wird an dieser Stelle von den umgebenden Felsen auf nur 2m „zusammengepresst“.
Unterwegs probieren wir dann erstmals kolumbianische Arepas, eine Art Fladenbrot aus Mais gefüllt mit Käse. Gerade frisch vom Ofen schmeckt das Ganze sehr fein!
Am späten Nachmittag – wir stehen mit dem Bussli direkt an der Plaza im Ort - kommen uns aufgeweckte Fußballfans besuchen. Die Jungs wollen nahezu alles wissen … woher wir kommen, unsere Namen, unsere Lieblingsfußballer in Deutschland, wieviel das Bussli kostet, wo gehen wir aufs WC, wie ist das Auto übers Meer gekommen … sie sind alle ganz verschieden und zusammen total neugierig. Runde, dunkle Kulleraugen flitzen durchs Bussli, saugen alles auf und wir verbringen eine unterhaltsame Stunde mit den Jungs.
Einem Tipp von Christa & Kölbi folgend, biegen wir in Rivera ab und besuchen die Termales Los Angeles. Es ist Claudios Geburtstag, den wir entspannt im warmen Wasser verbringen. Umgeben von Kakao und Mangobäumen sitzen wir in klarem Thermalwasser. Zwischendurch landet immer mal eine reife Mango mit einem Platsch im Wasser und wir kommen mit Kolumbianern ins Gespräch. Wieder mal wird uns bewusst, was es für ein Privileg für uns ist, einfach so problemlos in jedem Land 3 Monate sein zu dürfen ohne Visa, ohne Einladung, ohne Action.
Als die Sterne über uns stehen und wir recht aufgeweicht sind, wird es Zeit den Pool zu verlassen.
Die Wüste Tatacoa hatten wir uns beide sandiger vorgestellt - Wüste = Sand? Es handelt sich eher um einen tropischen Trockenwald, in dem große Kakteen die grünen Farbtupfer bilden. Bis 45°C warm wird es tagsüber. Die lehmigen Oberflächen bilden schluchtartige Aushöhlungen und so entsteht eine ganz eigene Landschaft.
Mit roten Punkten übersät erwachten wir am nächsten Morgen – das war wohl ein ganz besonderes Souvenir der Gegend.
Von Neiva aus entschieden wir uns, die Cordillera nochmals zu überqueren um nach Popayan zu kommen. Auf der Suche nach einem Platz für die Nacht entdeckten wir von der Straße aus eine „Kiesgrube“, wo das Material zum Straßenbau herkommt. Spontan entscheiden wir uns zum Anhalten. Kurz drauf kommt Antonio auf seinem Moped daher. Nach dem üblichen „Woher/Wohin“ bietet er uns an, unter seinem Dach zu parken. Er baut gerade eine Art Raststation und da das Dach bereits steht, parkt das Bussli im Schatten. Später kommen noch seine Arbeitskollegen vorbei. Es gibt viele Fragen … Wie kam das Bussli übersMeer? Warum macht ihr diese Reise? Wie gefällt Euch Kolumbien? Reist ihr nur zu zweit, keine Kinder?
Mit Fotos von uns und dem Bussli verabschieden sie sich dann sichtlich erfreut. Am nächsten Morgen um 6:30 Uhr klopft Antonio an die Tür und bringt uns Frühstück vorbei: eine ganze Tüte voll reifer Mangos!
Der Weg nach Popayan ist recht beschwerlich und wir brauchen für die 180 km den ganzen Tag. Am Abend kommen wir geschlaucht von der Holperpiste und mit fast leerem Bussli - das Fahren im 1. Und 2. Gang macht durstig - bei den Termas von Coconuco an. Es riecht intensiv nach Schwefel, aber das Ganze soll ja gesund sein
In Popayan fragen wir spontan bei der Polizeistation, ob wir über Nacht bleiben können. Diese kleine Frage setzt etwas in Gang …. Zuerst werden wir nach unserer Nationalität und der gewünschten Aufenthaltsdauer gefragt. Ein ranghöherer Kollege kommt und nimmt sich der Sache mit Telefon und Walkie Talkie an. Nach ca einer halben Stunde dürfen wir auf den Polizeihof fahren, natürlich nicht ohne vorherige Kontrolle des Fahrzeuges von innen & außen. „Bitte nicht vom Auto entfernen.“ Inzwischen werden wir vom ersten Kollegen mit einem Butterbrot und etwas zu trinken versorgt, es ist kurz vor dem Mittag. Nebenbei bietet er uns an, dass wir ggf auch bei seinem Haus parkieren dürfen, falls die Polizei nicht helfen kann. Wäsche waschen wäre dann auch möglich bei ihm.
Nach weiteren Warteminuten kommt ein „Touristenpolizist“ auf dem Moped angebraust. Er checkt kurz mit uns ab, was wir suchen/wollen. Ob ein Park wohl das Richtige wär? Wir fahren ihm nach und landen beim Parque Benito Juarez, der eine kleine Polizeistation hat. Nach Händeschütteln mit dem dortigen Chef steht fest: hier können wir tags und nachts sicher parken.
Wir zwei müssen grinsen – so viel Wirbel wollten wir nicht veranstalten, aber nun stehen wir sicher!
Von Don Miro fuhren wir in Richtung Pazifikküste. Es wird wärmer und am Straßenrand stehen ärmliche Hütten aus Bambus oder Plastikplanen. Die Menschen, die hier in dieser Region leben, sind Nachfahren der früheren Sklavenkolonien und daher zumeist farbig. Mitten am Highway weisen zwei Schilder auf San Cipriano hin – das ist unser Ziel! Wir parken das Bussli direkt an der Straße und folgen einem jungen Mann. Zugang zum Dorf gibt es nur zu Fuß oder mittels der Bruja. Das ist ein Gefährt, das sich auf den vorhandenen Eisenbahnschienen fortbewegt. Das Gefährt selbst besteht aus einem Holzbrett mit Rollen, obendrauf wird eine mobile Sitzbank installiert und angetrieben wird das Ganze mit einem Motorrad. Klingt spannend, oder? Vollbeladen sausten wir so mitten durch den Regenwald ca 20 Minuten bis ins Dorf. Dort spazierten wir dem kristallklaren Pepito Fluß entlang. Dieser schlängelt sich durch den Regenwald und lädt zum Baden ein. Das Wasser ist so klar, dass man die Tiefe nicht erahnen kann. Wir genießen das Bad im Fluß und auch der einsetzende Regen kann daran nichts ändern, schließlich sind wir ja im Regenwald.
Auf dem Weg nach Buga verändert sich die Landschaft merklich. Aus ganz viel Grün wird staubrocken und dann eher hügelig. In Buga selbst ist nicht viel zu bestaunen und so steht dem Besuch der Kaffeeregion nichts im Weg …
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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