Zwei Gwunderfiz am umä luegä
Bolivien: 23) Lagunenroute
Der tiefe Südwesten Boliviens ist kaum besiedelt, landschaftlich aber "eine kleine Schatzkiste" mit Lagunen, Vulkanen und sanften Hügeln nah an der chilenischen Grenze. Unsere Neugier war geweckt ... wir wollten auch entdecken wie es sich auf über 4000 m schlummert, wie unser Bussli die zum Teil ruppigen Pisten meistert und wie farbenfroh die verschiedenen Lagunen mit ihren Bewohnern aussehen.
Mit einem bis in den letzten Winkel aufgefüllten Bussli starteten wir voller Vorfreude. Bereits nach ca 50 km ließen uns zwei Motorräder am Wegesrand stoppen. Karina, unterwegs mit Demian auf dem Zweirad, lag nach einem Sturz verletzt daneben. Kurzerhand packten wir die beiden ins Bussli. Die bolivianische Polizei kümmerte sich um die beiden Motorräder und schon ging es retour nach Uyuni, direkt ins Hospital. Wir hoffen inzwischen, dass die Beiden ihre Reise fortsetzen konnten. Es kann so schnell gehen trotz aller Vorsicht ... wir zwei verließen etwas nachdenklicher erneut Uyuni.
Der "Einstieg" zur Lagunenroute ist zwar nicht ausgeschildert, aber dank vieler Fahrspuren einfach zu finden. Es ging bergauf und wurde recht steinig mit zum Teil großen Brocken - die Aufgabenverteilung war sofort klar: Beifahrer Susann räumte gefährliche grosse/spitze Steine aus dem Weg, Fahrer Claudio versuchte das Bussli mit viel Gefühl durch das Labyrinth zu steuern. Eine erste Belohnung war der Mittags-Stopp an der Laguna Cañapa. Herrlicher Blick auf die Tiere mit den endlos langen Beinen ... Hier in dieser Gegend gibt es drei verschiedene Arten von Flamingos: Flamingo Andino mit gelben Beinen / Flamingo Austral mit roten Knien / James Flamingo mit roten Beinen. Wir zwei "Hobby-Biologen" fixierten uns also ganz auf die sexy schlanken Beine - manchmal sogar mit Fernglas
Mit ca 5km/h waren wir zwar wesentlich langsamer unterwegs als all die Touri-Jeeps, aber auch wir kamen an unser Tagesziel, die auf 4200 m liegende Laguna Honda. Bevor die Sonne unterging, waren noch ein paar James Flamingos (rote Beine !!!) zu sehen. Am nächsten Morgen erwartete uns IM Bussli ein Strauß "frischer" Eisblumen ... das Thermometer zeigte -8°C und wir saugten jeden einzelnen Sonnenstrahl gierig auf.
Entlang der zahlreichen Jeep-Spuren (man kann sich die Beste aussuchen ...) ging es weiter zum "Arból de Piedra". Wie kommen all die windgeformten Felsen mitten in diese "Wüste"?
Viele Wege führen nach Rom ... man kann sich selbst den Besten aussuchen, allerdings wird erst DANACH klar, welcher Weg der Beste war
Die Laguna Colorada empfing uns am nächsten Tag mit stahlblauem Himmel und Sonnenschein. Der beißende Wind zwang uns mittags ins Bussli zur heißen Suppe. Innerlich aufgewärmt konnten wir dann die genialen Wasserspiegelungen mit und ohne Flamingos genießen.
Unser Weg führte uns weiter auf 4900 m zum Geysirfeld "Sol de Mañana". Stellte sich die Frage, hier oben in der Eiseskälte übernachten und dafür die aktiven Fumarolen am Morgen bestaunen oder ein Plätzchen etwas tiefer suchen? Nach kurzem Abwegen entschieden wir uns für die aktiven Fumarolen und suchten uns etwas Windschutz. Die ganze Nacht war die große Fumarole hörbar ... ein seltsames Gefühl. Der frostige Morgen trat in den Hintergrund beim Anblick von blubberndem Schlamm, durch den intensiven Schwefelgeruch und die qualmenden Fumarolen.
Nachdem wir uns mit Dulce-Eierkuchen (CH: süsse Crépes) gestärkt hatten und das Bussli dank der Sonnenkraft aufgetaut & getrocknet war, machten wir uns auf zum bolivianischen Zoll. Dieser hat seinen "Aussenposten" in den Gebäuden einer Borax-Miene auf 5200 m Höhe. Ein kurzes Prozedere und ein netter Smalltalk mit dem Zöllner, der in Shorts vor uns stand (im Gebäude war gut geheizt!) - schon war der Papierkram erledigt.
Wir rollten auf recht guter ripio-Piste abwärts zum Salar de Chalviri. Hier ist die Laguna Salada, die mit Thermalquellen auf "Frostbeulen-Touris" wartet. Eintauchen ins warme Wasser, von Wärme umspült sein, Haut einweichen und dazu am Abend ein scheinbar endloser Sternenhimmel.
Nach dem Frühstück mit schneebedeckter Frontscheibe genossen wir nochmals ein herrlich warmes Bad bevor wir durch die "Desierto de Dali" zur Laguna Verde fuhren.
Eisiger Wind, weiß beschneite Berggipfel und türkisblaues Wasser in der Lagune - herrliches Farbspiel, aber kein Wetter zum Spazierengehen. Vom Bussli aus betrachteten wir einen schönen Sonnenuntergang mit Blick auf den Vulkan Licancabur - ein krönender Abschluss unserer Lagunentour.
Am nächsten Morgen absolvierten wir zum vorerst letzten Mal unser "Bussli-Auftau-Morgenritual": Augen bei Sonnenaufgang öffnen (06:45 Uhr); Standheizung einschalten - Männersache!; Sonnenstrahlen wirken lassen & Warten bis im Bussli die ersten Eisblumen schmelzen; hektisch mit dem Mikrofaserlappen Tropfen einfangen; kurze Pause zum Anziehen nutzen (eiskalte Klamotten!); Teewasser kochen um die Hitze zu verstärken - Wasser aus vorbereiteter Flasche nehmen, da Leitung morgens gefroren; Bussli taut und wir frühstücken; Hausfrau öffnet vorsichtig die Heckklappe um auch hier den Sonnenstrahlen den Weg frei zu machen; Wartezeit mit Ausschütteln des Bettzeugs verkürzen; Prüfen ob alles trocken ist; Einräumen. Ca 10 Minutern vor Abfahrt Bussli schon mal starten, um den Motor warm laufen zu lassen. Abfahrbereit
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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