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Paraguay: 28) Chaco-Filadelfia-C.Independencia-Itaipu
Von anderen Reisenden hatten wir gehört, dass uns im nördlichen Chaco eine Schlaglochpiste erwartet. Auch die paraguayischen Zollbeamten erklärten uns mitleidig, dass die Straße "muy muy feo" sei - wir waren also vorgewarnt! Der Trans-Chaco-Highway war dann die bisher schlechteste Straße, die uns das Bussli tragen musste. Knietiefe Schlaglöcher, die sich quer über die Fahrbahn ausbreiten; Schlammmulden und ein paar wenige Asphaltreste - das Resultat eines Straßenbau Projektes in einem Land, in dem es so korrupt zugeht, dass sogar beim Asphaltieren Geld abgezwackt wird! Wir brachten es zwischenzeitlich auf atemberaubende 13 km/h und brauchten einen ganzen europäischen Arbeitstag (= 8 h) für ein paar wenige Kilometer. Dafür kann man die Natur bei voller Fahrt bewundern.
Über eine staubige Lehmpiste erreichten wir Filadelfia, das Zentrum der Mennoniten Kolonie. 1930 gründeten ca 1500 aus der damaligen Sowjetunion ausgewanderte Mennoniten die Kolonie Fernheim (span. Filafelfia = "Bruderliebe"). Auch heute wird hier noch Plattdeutsch gesprochen und viele Straßenschilder sind ebenso deutsch wie der Leberkäse im Supermercado. Auf dem Parkplatz vor genau diesem lernten wir Gerhard & Greti aus Österreich kennen. Beim Kennlernplausch zwischen Reisenden hatten wir Glück und machten Bekanntschaft mit Robert. Er lud uns ein, mit ihm einen Ausflug zu seiner Estancia zu machen. Die regenreichen letzten Tage hatten die Lehmpisten aufgeweicht und in schlammige Rutschbahnen verwandelt. Dank des versierten Fahrers kamen wir aber ans Ziel und erfuhren an diesem Tag viel über die Mennoniten Kolonie und das Farmleben im Chaco.
Viel Wasser, das vom Himmel fiel, sorgte dafür, dass wir erst am Lago Ypacarai einen längeren Stopp einlegten. Ein leckeres Abendessen mit liebenswerten Reisenden gönnten wir uns bei René & Marion im "Hasta la Pasta".
Coronel Oviedo war das nächste Ziel - hier besuchten wir den "Enten-Walter" (www.2cv-tours.de). Walter ist vor ca 30 Jahren aus Germanien ausgewandert und hat Südamerika inzwischen vielfach mit seiner Ente bereist. Dementsprechend gab es natürlich unzählige Fotos und Geschichten, denen wir im gemütlichen Quincho lauschten.
Unser nächster Stopp war die Colonia Independencia. Hier haben viele ausgewanderte Europäer ein neues Zuhause gefunden, auch Toni mit Familie. Toni sind wir in Argentinien begegnet und aus einem kurzen Plausch und dem Tausch der Emailadressen wurde nun ein sehr herzliches Wiedersehen. Toni lebt mit seiner Familie mitten im Grünen, das heißt zwischen Mandarinen-,Orangen-,Pomelo und Karambolebäumen. Nebenbei wachsen dank dem tollen Klima Chilis, Auberginen und Kräuter. Hier haben wir zum ersten Mal den für Paraguay typischen Tereré getrunken ... die Guampa (das spezielle Trinkgefäß) wird bis zur Hälfte mit Yerba Mate gefüllt und dann mit Eiswasser aufgegossen. Diesem Eiswasser sind zerstoßene Kräuter wie zB Citron Paraguay zugesetzt. Sehr erfrischend & lecker! Da nutzten wir doch die Gelegenheit zum Besuch der nahegelegenen Mate-Fabrik. De Mateblätter werden komplett mit Ästen angeliefert und durchlaufen kurz ein erstes heißes Feuer. Dabei brechen die Zellen in den Blättern auf. Dann wird das "Grünzeug" in einer besonderen Halle ca 9h der Hitze ausgesetzt und somit getrocknet. Sehr interessant und ein gutes Geschäft, bekommt man doch für 1kg "Grünzeug" derzeit 2000 Guaranies (6000 Guaranies = 1€)
Mate - hier im Rohzustand, wie er von den Zulieferern gebracht wird. Aus 2,5kg "Rohware entsteht am Ende 1kg Yerba Mate.
Butterweich auf Schafsfell gebettet sass ich auf dem geduldigen Fleup und durfte erste Erfahrungen hoch zu Ross sammeln
Nach entspannten Tagen mit frisch gepflückten Früchten zum Frühstück, Wäsche waschen, ersten Reiterfahrungen, leckerem Essen, gemütlichen Abenden und vielen Gesprächen war es dann Zeit, Abschied von unseren Freunden aus Luxemburg zu nehmen. Leider bin ich nicht so geschickt und so kam Noemi ungewollt zu einem besonderen "Abschiedsgeschenk".
Nördlich von Ciudad del Este zog uns das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt in seinen Bann. Pünktlich zur "Beleuchtungs-Show" am Freitagabend kamen wir an und konnten das Spektakel bestaunen. Die Besichtigungstour am nächsten Tag war sehr eindrücklich, wenn auch begleitet von großen Regentropfen. Brasilien und Paraguay sind Eigentümer von Itaipú Binacional - alles wird brüderlich geteilt, die Generatoren sowie die Anzahl der 4000 Arbeitsplätze. Da die 20 Generatoren hier permanent Strom erzeugen, ist es Nummer 1 der Welt unter diesem Aspekt und damit effektiver als der Drei-Schluchten-Damm.
Nach 17 Jahren Bauzeit war der Staudamm fertig - Eisen für 380 Eiffeltürme wurde ebenso verbaut wie Beton für 210 Maracanã-Stadien.
Nun waren wir schon gespannt auf die noch größeren Wassermassen von Iguaçu ...
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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