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Bolivien: 26) La Paz und Umgebung
An der bolivianischen Grenze in Tambo Quemado erwartete uns überraschend plötzlich auch eine Gemüsekontrolle ... da haben sich die Bolivianer nix Positives bei den Chilenos abgeschaut! Wir konnten uns mit der Kontrolleurin auf einen Deal einigen - etwas essen; Gemüse "verkochen" und den Rest abliefern.
Der Aduana-Mensch, von dem wir eigentlich unser Autopapier erhalten, war auch nicht grad motiviert zum Arbeiten. WIR mussten im angrenzenden Dörfchen eine "Schreibstube" aufsuchen, die unsere Fahrzeugdaten elektronisch erfasst und mit dem Papier durften wir wieder zum Aduana-Mensch.
Mit Blick auf den Sajama - den höchsten Berg Boliviens - verbrachten wir eine ruhige Nacht bevor uns La Paz, Boliviens Hauptstadt, erwartete.
Die Aufgaben waren perfekt verteilt: Claudio, der Fahrer - Claudia, die Fotografin - Susann, die Navigatorin. Da das Bussli meist schneller fährt als das Navi, war es nicht ganz so einfach, den Weg zu finden ... aber wir haben es geschafft. Von ca 4100m kamen wir über El Alto nach La Paz. Die Strasse schraubt sich in endlosen Kurven nach unten und bietet eine Wahnsinns-Aussicht auf die Stadt ... jeder Berghügel und jeder Winkel scheint zugebaut. Im Stadtteil Mallasa auf ca 3300m fanden wir Unterschlupf beim Hotel Oberland, das auf Reisende wie uns eingestellt ist.
Voll Neugier starteten wir per Microbus unseren ersten Ausflug nach Downtown La Paz. Bunte Stoffe, frische Fruchtsäfte, unzählige Artesania-Souvenirshops, alte Kirchen, der Hexenmarkt mit seinen besonderen Artikeln ... wie ließen uns treiben und stärkten uns zwischendurch mit bolivianischer Kost.
Lamaföten auf dem Hexenmarkt - diese werden beim Hausbau in jede Ecke eingemauert und beschützen die Bewohner ...
Die Zeit verging wie im Flug und schon hiess es am 30. April Abschiednehmen von Claudia. Die morgendliche Fahrt zum Flughafen über dunkle Strassen mit einem Taxi, dass bei allen Speedbumps aufsetzte, überstanden wir gut. Den Rucksack voll mit Souvenirs (danke für den Transport!) und viel Reise-Gelassenheit machte sich Claudia auf den Weg zurück.
Wir zwei nutzten die Gelegenheit, den Präsidenten des Landes am 1. Mai live zu erleben. Lautstark angekündigt wie ein Profiboxer im deutschen Fernsehen, begleitet von traditioneller Musik und Jubelrufen trat Evo Morales Aymar mit zahlreichen Gewerkschaftsmitgliedern auf den Balkon des Präsidentenpalastes. Der erste indigene Präsident des Landes ist nicht unumstritten ... im Hinblick auf die kommenden Wahlen werden - wie auch in Europa - zahlreiche (leere) Versprechen gemacht.
Das lange Wochenende nutzten wir für einen Ausflug in die Yungas, das bolivianische Tiefland. Unvorstellbar, aber auf den folgenden 100 km durchqueren wir so ziemlich alle Klima-und Vegetationszonen des Landes und überwinden dabei ca 3000 Höhenmeter.
Wir finden uns in tropischer Landschaft wieder. Bananen, Chirimoya, Mandarinen, Kaffee - alles wächst hier, dazu intensives Grillengezirpe und Kolibri-Geflatter - Bienvenidos in Coroico.
Nach einem sommerlich warmen Wochenende machten wir uns mit juckenden Moskitoandenken wieder auf den Weg nach La Paz. Unterwegs besuchen wir noch das Projekt "Sendaverde" - hier werden misshandelte Tiere gepflegt und bekommen ein geschütztes Zuhause.
Unser Weg zurück führt uns diesmal über die Todesstrasse, die Ruta de la Muerte. Die nur einspurig befahrbare Schotterpiste war bis Ende 2006 die einzige Verbindung zwischen dem tropischen Tiefland und La Paz. Unvorstellbar, dass sich hier zahlreiche schwer beladene und vor allem überalterte Lastwagen an Felswänden und klaffenden Abgründen entlanggequält haben. Heute herrscht noch immer Linksverkehr, das heißt, wer von oben kommt muss ausweichen. Da inzwischen der Mountainbike-Tourismus auf dieser Strecke ausgebrochen ist, machten wir uns erst nach 15 Uhr auf den Weg. So konnten wir ziemlich sicher sein, keinen "adrenalinkicksuchenden Biker" an der Frontscheibe kleben zu haben
Die folgende Woche stand ganz im Zeichen des Bussli. In der Werkstatt von Ernesto Hug war Zeit für Service und Pflege - nach 30000 km war das wohlverdient! Wir waren somit in der Werkstatt einquartiert und genossen in dieser Woche die leckeren Almuerzos (Mittagessen) und Api`s mit Pastel in dem Viertel. In Gesprächen mit Ernesto erfuhren wir Einiges zur Politik des Landes und auch von so manch missglücktem europäischem Entwicklungshilfeprojekt ... da wird Geld ins Land gepumpt und man sonnt sich in Europa mit den "Erfolgen", aber die Nachhaltigkeit steht nicht im Vordergrund.
Hier gibts Api und Pastel ...
Api = dickflüssiges Getränk aus Maismehl, u.a. vom Purpurmais
Pastel = in Fett gebackenes Fasnachtsküchli mit etwas Käse drin
Eine Free Walking Tour bildete den Abschluss unserer La Paz Zeit.
Aufbruch: | 10.08.2013 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | 16.04.2015 |
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