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Bolivien: La Paz I - Coke please...I mean coca cola!
15. - 21.02.2010 La Paz
Eigentlich hatten wir ja nur ein paar Tage in La Paz, der Verwaltungshauptstadt Boliviens, verbringen wollen, aber da wir uns dort wieder mit unserer Roadtrip-Family von den Salt Flats trafen und dann auch noch in einem Hostel mit eigener Bar nächtigten, wurde es doch etwas länger.
La Paz ist atemberaubend - wie der Lonely Planet so schön schreibt - und zwar nicht weil es so schön wäre (zwischendurch ist es sogar ziemlich eklig), sondern weil es einfach so hoch oben liegt und keine Besorgung ohne bergauf und bergab! Schnaufen möglich ist. Der Weg vom Erdgeschoss des Loki Hostels in den ersten Stock zu unserem Dorm war genauso anstrengend wie ein kleiner Marathon - und das hat sich auch nach einer Woche nicht geändert. Die ersten beiden Tage (Rosenmontag und Faschingdienstag) haben wir unser über 180-Betten-Domizil erst gar nicht verlassen. Lillie und Amanda wohnten ohnehin schon seit dem Wochenende hier, Stuart und Chantelle kamen uns jeden Tag besuchen. Außerdem wars regnerisch und noch immer Schaumsprüh- und Wasserbombenalarm. Darauf hatten wir keinen Bock. Zusätzlich gab's im ehemaligen Hotel Vienna (ganz grausliche Sissi-Fensterbilder!) eh eine Bar, wo wir erst mal unser Wiedersehen gefeiert haben.
Am nächsten Tag wollten wir groß ausgehen, aber irgendwie war alles zu. Beim ersten Club der offen hatte, mussten wir klingeln bis irgendwann uns jemand in den Keller zum Club 2 gelassen hat. Davon waren wir allerdings nicht so angetan und es ging weiter ins Ruta 36. Naja, Andi und ich waren uns nicht klar was uns da erwartete, die Amis-Mädls aber sehr wohl. So nahmen wir die Gespräche mit dem Taxler, ob er außer Marihuana auch noch was anderes verkaufe, eher als Scherz hin und staunten nicht schlecht, als dieser dann einem Typen an der Straße ein Zeichen gab, worauf der telefonierte und siehe da ein altes Garagentor öffnete sich vor uns, wo eine alte Frau mit Strickweste uns schnell hinein winkte und dann gleich wieder zusperrte. Ein illegales Lokal unter illegalen Lokalen, hatte der Taxifahrer zum Abschluss noch gesagt. Aha. Innen schaute es aus wie im Feldbacher Pinocchio, wir setzten uns in einen Bereich, das wie in ein Flugzeug eingerichtet war und es bediente uns eine extrem schönheitsoperierte Kellnerin, die im Gesicht zwar wie Tintifax aussah, aber den Hintern einer 20jährigen Sexgöttin hatte. Nach der Getränkebestellung folgte das obligatorische "algo más especial?" und 5 Minuten später lag 1 Gramm gestrecktes Koks auf unserem Tisch. Ich weiß ja nicht, ob wir in so einer Seifenblase aufgewachsen sind, aber Andi und ich fühlten uns definitiv wie im falschen Film. Die anderen offensichtlich nicht. Mir war nicht bewusst, dass das in England, Australien und den USA offenbar zum guten Partyton gehörte. Und auch die restliche illustre Gesellschaft im Lokal - allesamt Touristen und die meisten eh im selben Hostel beheimatet - war beschäftigt damit ihr weißes Pulver mit der Kreditkarte in gleichmäßige Häufchen aufzuteilen. Willkommen in Südamerika. Wie auch immer, gereizt hat es uns keines Wegs; und nicht nur deshalb weil wir es ziemlich dumm fanden, sich in Bolivien was reinzuziehen, wo man nie genau weiß, was das für Konsequenzen hat, weil die Polizei hier sicher genauso mit Drogendealern zusammenarbeitet wie in Südostasien. Jedenfalls um eine Erfahrung reicher und mit dem Gefühl ein Stückchen reifer zu sein als der Rest unserer Truppe, haben wir uns etwas früher auf den Heimweg gemacht. Die restliche Woche habe ich damit verbracht, sämtliche Leute darüber auszufragen, wozu hin-und-wieder-Koksen und dergleichen gut sein soll. Ich naives Kind - dachte ich doch tatsächlich, dass es nur Coolheits-Kiffer, Schickimickikokser und echte Drogensüchtige gibt. Die Mittelschicht war mir bis dato entgangen.
Die zweite Sache, die schon ziemlich massiv an meinem Nervensystem kratzte waren die ständigen Unterhaltungen a la "Where do you come from?" "How long are you traveling for?" etc. Das nächste Mal, sollte ich eine lange Reise machen, lasse ich mir zuvor ein T-Shirt drucken mit Beginndatum, Dauer, Route, Herkunftsland und Namen. Nach 4 Monaten kann das sowas von nerven und vor allem kommen Unterhaltungen die so beginnen eh nie über diese Fragen hinaus. Interessante Menschen lernt man so sicher nicht kennen. Also hab ich brav geübt. Und siehe da, an dem Tag als Andi die Death Road bezwang, und ich noch Halsweh/Schnupfen hatte und noch immer nicht aus dem Haus wollte, habe ich kommuniziert. Und zwar gscheit. So hab ich mich mit einem 32jährigen Dänen über Bücher unterhalten, mit einem 22jährigen Engländer (den Andi wegen seiner eigentümlichen Kapuzenweste "Hundertwasser" nennt) über sämtliche Drogen (die er probiert hat) und deren Auswirkungen und Sinn, über Diplomarbeitsthemen und Laos, über Leidenschaften und Flussreisen (das war eine 3stündige Unterhaltung , und Berna und Francisca, die 2 verrückten Chileninnen aus unserem Dorm hab ich auch noch besser kennengelernt - und wir haben uns über Filz unterhalten, jawohl . So geht's auch.
Aufbruch: | 14.10.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.04.2010 |
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