Life is for living - and living is for free

Reisezeit: Oktober 2009 - April 2010  |  von Katja Grach

Peru: Von Meerschweinchen und strickenden Männern

24. - 27.02.2010 - Puno, Islas Flotantes, Taquile

Als wir wegen der Zeitverschiebung (eine Stunde früher) relativ zeitig in Puno ankamen und gleich unsere Unterkunft bezogen, die uns jemand im Bus angedreht hatte - aber für 15 Soles konnten wir uns echt nicht beschweren...naja, hieß es erst mal Hunger. Und so machten wir uns ins erst beste im Lonely Planet erwähnte Lokal auf und bestellten - wie es sich für Peru gehört - Alpaca und Meerschweinchen. Beides sehr lecker und vor allem das Meerschweinchen werden wir uns vermutlich noch des öfteren auf der Zunge zergehen lassen - schmeckt ein bissl wie Hendl.

das einzige Fotos aus Puno - der Plaza de Armas

das einzige Fotos aus Puno - der Plaza de Armas

mmmh, halbes Meerschweinchen

mmmh, halbes Meerschweinchen

Nach kurzen Nachforschungen stellten wir auch fest, dass wir auch ohne Tour einfach auf die Inseln kommen konnten und entschieden uns dafür. Danach grasten wir den lokalen Markt ab und fanden uns wiedermal zwischen Menschen, die am Gehsteig Schweinsfüße abschnippelten, Schulartikel neben dem ehemaligen Olympiastadion verkauften, Frauen die im Tourimarkt wie militant an neuen Hauben strickten und eben alles anpriesen, was sie zur Verfügung hatten. Wir konnten dem Film- und Musikangebot nicht ganz wiederstehen und kehrten mit mehr als 10 Exemplaren zu unserem Hotel zurück. Zwar nicht alles auf Englisch, aber für den Preis ( 0,50 - 1 €) darf man sich nicht beklagen.

Am nächsten Morgen waren wir bereits um 7 Uhr am Hafen und kauften Tickets um 25 Soles, die uns samt Mini-Guide auf die schwimmenden Inseln der Uros bringen sollten, und anschließend nach Taquile, wo wir über Nacht bleiben wollten. Unser Kapitän, ein echter "Taquiler" schipperte stilecht mit seiner Zipfelmütze, die farblich seinen Familienstand angibt, mit uns los. Nach einer halben Stunden erreichten wir die berühmten Uros, die ihre Inseln aus einer Art Schilf gebaut hatten, das ständig erneuert werden musste, und an der Wurzel auch essbar war - schmeckt wie Salat (haben wir natürlich probiert. Der Teil den wir besuchten war der touristische, es gibt aber auch Uros, die damit nicht so ihre Freude haben und angeblich noch genauso leben wie immer. Wir bekamen jedenfalls eine kleine Einführung über den Aufbau der Inseln und konnten dann Handwerkskunst kaufen. Weil Andi und ich gefallen am geflochtenen Pumaboot hatten, wurden auch die anderen dazu genötigt und so fuhren wir ans nächste Uros-Ufer für 5 Soles. Als wir ablegten, sangen die Frauen "Vamos a la Playa" für uns und schlossen mit einem "Hasta la vista, Baby" Begleitet wurden wir von einer Schar kleiner Mädchen, die ebenfalls gleich zu singen begannen - auf Aymara, auf französisch, englisch und deutsch. "Alle meine Entchen" hatte zwar nur im Titel Ähnlichkeiten mit Deutsch aber süß war's trotzdem. Nach dem obligatorischen Absammeln kamen sie allerdings etwas zum Streiten und würgten sich gegenseitig ein bisschen

das ist drunter bei den floating Islands, und dann wirds zusammengebunden bevor das Schilf draufkommt

das ist drunter bei den floating Islands, und dann wirds zusammengebunden bevor das Schilf draufkommt

der Mercedes (wie die Touri-gewohnten Uros sagen) unter den Booten. Vorne dran ist uebrigens ein Pumakopf

der Mercedes (wie die Touri-gewohnten Uros sagen) unter den Booten. Vorne dran ist uebrigens ein Pumakopf

das ist meine: das-Wasser-ist-zu-kalt-zum-Haare-waschen-drum-bind-ich-mir-ein-Tuch-drüber-Frisur (also wegen der Notwendigkeit des Haare waschens halt  )

das ist meine: das-Wasser-ist-zu-kalt-zum-Haare-waschen-drum-bind-ich-mir-ein-Tuch-drüber-Frisur (also wegen der Notwendigkeit des Haare waschens halt )

Uros - floating Islands

Uros - floating Islands

Sicher war dieser kleine Abstecher sehr kommerzialisiert, aber andererseits - wie sollte es anders sein, wenn tagtäglich hunderte Touristen die Uros besuchen. Immerhin hatten wir nicht die Tour gebucht, wo wir auch noch in die typische Tracht gesteckt wurden.
Da die Fahrt nach Taquile noch 2,5 Stunden dauerte, packten der Kapitän und unser Guide Eliseo gleich mal ihr Strickzeug aus. Als echte Bewohner Taquiles, ist das nämlich absolutes Muss. Um zu heiraten, muss ein Mann erst stricken können - sonst wird er vom Schwiegervater nicht akzeptiert Und meist stricken sie dann ihre Zipfelmützen, die statt Eheringen getragen werden. Rot-weiß bedeutet Single, wobei die Art und Weise des Tragens mit etwa 14 geändert wird (geheiratet wird eh schon mit 15-17). Nach dem Heiraten tragen die Männer eine dunkelrote Mütze. Die 6 Gemeindechefs tragen über der Mütze außerdem noch einen Hut, und die 2 Oberchefs der Insel Taquile schauen am lustigsten aus mit bunten Perumützen und Hut! Jedenfalls übernahm ein kleiner Junge alsbald das Steuer des Schiffes - er dürfte ca. 11 gewesen sein - und die Herren der Schöpfung begannen mit ihren Nadeln zu klappern. Als wir auf Taquile ankamen, lernten wir gleich Selso kennen, der uns eine Unterkunft bei seiner Familie anbot. Wir willigten ein und hatten noch mit ein paar anderen gemeinsam Mittagessen in einem eigens für uns aufgesperrten Lokal. Natürlich wiedermal Trucha (Forelle) und Quinua-Suppe (spezielles Getreide - sehr lecker). Eliseo erklärte uns ein bisschen etwas über die Traditionen der Menschen hier, und woran bei Frauen, der Familienstand zu erkennen sei - die tragen nämlich Umhänge und müssen gut weben können, damit sie bereit für die Heirat sind.

unser strickender Kapitän

unser strickender Kapitän

erste Eindrücke von Taquile

erste Eindrücke von Taquile

die sind schon unter der Haube  - nicht nur sprichwörtlich

die sind schon unter der Haube - nicht nur sprichwörtlich

Für unser Zimmer hatten wir dann noch ein Stückerl weit zu gehen, bergauf bergab - mit Rucksack doch etwas mühsam - denn Straßen gibt es nicht wirklich auf Taquile, auch keinen Verkehr klarerweise. Nichtmal Transportesel oder so. Strom ohnehin nicht, nur ein paar Solarzellen. Selsos Verlobte Johanna erwartete uns schon mit Sohn Wilfredo Das Zimmer war extrem billig (10 Soles) und trotzdem sehr schön - wir brauchten nicht Mal die Schlafsäcke, so viele Decken hatten wir. Am Nachmittag unternahmen wir einen Spaziergang zu den Ruinen und suchten vergeblich einen Weg zum Strand. Dabei erkundeten wir praktisch dreiviertel der Insel, die wunderschön ist. Immer wieder begegneten uns strickende Männer und Frauen, die Wolle von einer Spindel auf ein Knäuel rollten, sowie Schafe, die langsam vor sich hin hoppelten, weil 2 Beine zusammengebunden waren, damit sie nicht über die Steinmauern springen konnten und so in den See fielen, der absolut wie ein Meer aussah.
Zum Abendessen hatten wir dann bereits Kerzenschein, da es um 6 schon stockdunkel wurde. Sehr lecker war's wiedermal und wir gingen früh schlafen - nach den letzten 2 Desperate Housewives Folgen

die Mädls von Taquile

die Mädls von Taquile

die Ruinen auf Taquile...naja

die Ruinen auf Taquile...naja

mein Alpaca-Pulli!!

mein Alpaca-Pulli!!

unterwegs begegnen einer immer wieder: strickende Männer

unterwegs begegnen einer immer wieder: strickende Männer

aus der Ferne...

aus der Ferne...

interessante Lösung, oder? Und das überall auf Taquile

interessante Lösung, oder? Und das überall auf Taquile

ganz li das Klohäuschen, davor unser "Haus" und re hinten das Familienhaus

ganz li das Klohäuschen, davor unser "Haus" und re hinten das Familienhaus

die Zimmerdecke in unserer Unterkunft

die Zimmerdecke in unserer Unterkunft

Am Morgen regnete es wiedermal ziemlich heftig und so hatten wir am Vormittag echt schon Stress, innerhalb von 3 Stunden den Weg zum Strand nochmal zu suchen (diesmal gefunden), ins Artesanas-Zentrum zu gehen und eine Zipfelmütze für Andi zu kaufen und das Folkoremuseum auch noch zu besuchen. Aber wir haben's geschafft. Wilfredo hat derweil seine Mutter terrorisiert, indem er auf die Konservendose, die ihm auf seinen Gürtel geschnallt wurde unerlässlich getrommelt und dazu Karnevalsmusik gesungen hat. Dieses Jahr kommt er eh in den Kindergarten, hat sie gemeint

Wilfredo hat den Beat

Wilfredo hat den Beat

die  Familie: Selso mit Johanna und dem kleinen Wilfredo, Neffe Santos rechts

die Familie: Selso mit Johanna und dem kleinen Wilfredo, Neffe Santos rechts

auf der Suche nach dem Strand...

auf der Suche nach dem Strand...

...gefunden!

...gefunden!

Nach dem Mittagessen waren wir wiedermal plumpsatt und der Neffe Santos hatte nun die Aufgabe, uns zum Abfahrtshafen zu bringen. Nachdem ich schon alle Äpfel verschenkt hatte, die wir auf die Insel mitgebracht hatte, erspähte ein kleines Mädchen noch die Farbstifte, die ich in einem durchsichtigen Sackerl transportierte. Am Hafen in Puno wurden ja zahlreiche Dinge als Geschenke für die InselbewohnerInnen verscherbelt - meist aber Süßes, was ziemlich schlecht ist, weil es ja keinen Zahnarzt gibt. Darum hatte ich mich für Stifte entschieden, die sie freudig entgegen nahm und sogleich kam eine Schar an weiteren Kindern, die auch was haben wollten. Tja, Fehlanzeige, nix mehr vorhanden.

kurz vorm Einsteigen ins Collectivo-Boot mit den Einheimischen

kurz vorm Einsteigen ins Collectivo-Boot mit den Einheimischen

Als wir wieder in Puno ankamen und unser Zimmer im bereits bekannten Hotel wieder entgegennahmen, stellten wir zweierlei aufreibende Dinge fest: 1. Es würde gleich wie aus Kannen gießen, 2. die Feiern noch immer Fasching = Schaumattacken. Wir mussten aber unbedingt ein paar Dinge im Internetcafe erledigen und so durchs Nass. Da es von allen Seiten goss und der Wasserpegel in den Straßen auch etwas höher war, erreichten wir pitschnass ein Internetcafe, das langsamer nicht sein konnte. Aufgrund der anhaltenden Schaumattacken verließen wir es aber trotzdem die nächsten 3 Stunden nicht. In Oruro hatten die SprüherInnen wenigstens Abends wenn es kalt und nass uwrde aufgehört, aber in Peru sind sie scheinbar echt leicht wahnsinnig. Und vor allem: Noch immer Fasching???

© Katja Grach, 2009
Du bist hier : Startseite Amerika Peru Von Meerschweinchen und strickenden Männern
Die Reise
 
Worum geht's?:
...und genau darum werde ich ein halbes Jahr um die Welt reisen. Auch wenn man meinen könnte Toskana, Kroatien, Bali und Deutschland müssten für heuer doch reichen - Nein! Das war erst die Aufwärmrunde...
Details:
Aufbruch: 14.10.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.04.2010
Reiseziele: Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Grach berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors