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Reisezeit: Oktober 2009 - April 2010  |  von Katja Grach

Fazit - Südamerika

Drei Länder haben wir uns im Speziellen angeschaut: Chile, Bolivien, Peru.
Und aufgrund der zusätzlichen Infos von unseren ReisekameradInnen können wir generell mal sagen: nix mit generalisieren Argentinien und Chile sind sicherlich am europäischsten und reichsten. Die Städte ähneln denen auf dem alten Kontinent, die Menschen ziehen sich sehr modisch an und wir fallen kaum auf. Abgesehen davon sieht die Bevölkerung ziemlich durchgemischt aus, Anzüge dominieren die Innenstadt. Und viele Menschen, besonders die die wir kennengelernt haben, tragen so tolle Familien Namen wie Zegers oder Garcia-Huidobro Feuereisen...

Bolivien und Peru sind sehr von ihrer indigenen Bevölkerung geprägt - und von den Festen. In Peru gibt es allein 3000! Anlässe im Jahr, es richtig krachen zu lassen. Nebst Wasserbomben und Schaumattacken, muss auch damit gerechnet werden, mit Farbe oder Mehl! beworfen zu werden...oder Trauben! Besonders die Regenzeit ist ein einziger Marathon an Fiestas - nach der Virgen de Candeleria (2 Wochen) folgt der Carneval (2 - 3 Wochen) und dann ist eh schon Ostern dran. Seit wir in Uyuni in Bolivien angekommen waren verging kein Tag, an dem uns nicht irgendwo feiernde Menschen begegnet sind.

Während Chile relativ offen erscheint (Argentinien glauben wir auch, obwohl die anderen SüdamerikanerInnen über sie schimpfen), scheinen die BolivianerInnen...eher unter sich bleiben zu wollen und ihre indigenen Wurzeln zu bewahren. So gibt es kaum richtige Läden sondern eben nur Straßenverkauf und gegrüßt wird auch kaum (außer am Titikakasee).
Was uns aufgefallen ist: Liebespärchen. Und zwar nicht gerade Teenager - ok, die auch - aber vor allem ältere Paare, die in der Öffentlichkeit Händchenhalten, in der Wiese liegen und kuscheln und sich küssen. In Asien kriegt man sowas ja praktisch gar nie zu sehen.

  • Klopapier darf nicht in die Toilette geworfen werden, oft kann das Klo nicht mal zugesperrt werden und Klobrillen sind vieler Orts Luxus. Besonders in Bolivien sind die öffentlichen Toiletten kaum mehr als ein Loch und stinken wie im ärgsten Saustall. Und dafür sollen dann noch 2 Bolivianos bezahlt werden! Aja, zusperren sowieso nicht - Spülung per Kübel. Viele Menschen scheinen aber im eigenen Haushalt nicht mal das zu haben, weshalb es fast an jeder Ecke ein "Bano" gibt, ebenso wie warme Duschen, die öffentlich sind.

  • Warmwasser ist auch ein Kapitel für sich. In Peru funktioniert jede Dusche anders. Und am besten das Wasser gaaanz langsam aufdrehen, dann wird der Mechanismus aktiviert für das Warmwasser. Hmmm, gelungen ist uns das aber nie wirklich. Und ansonsten liegen die Temperaturgrade zwischen brühend heißem Wasser und Frostbeulen nur 2 Millimeter auf dem Regler von einander entfernt. Ganz super sind auch die Zimmervermietungen, die Heißwasser extra anpreisen. Das bedeutet dann gleich 3. Verbrennungsgrad, und zwar nur denn, regeln gibt's dar gar nicht.

  • Weil wir schon beim Thema Wasser sind - gepinkelt wird immer und überall. Was zur Folge hat, dass es Straßenecken gibt, die besser nur mit Atemschutzmasken passiert werden. Und natürlich trägt es auch zum Geruch der Kinder bei. Weil Unterwäsche: Fehlanzeige und die Notdurft wird einfach dort verrichtet, wo Kind sich gerade befindet.

  • Von unserem Nicht-Drogenkonsum haben wir ja schon in La Paz berichtet. Aber auch ganz allgemein schein Südamerika ein Mekka für KifferInnen zu sein. Kaum irgendwo sonst wurde ich auf Weed am hellichten Tag auf der Straße angesprochen wie hier.

Es gibt natürlich auf viele schöne Seiten von Südamerika. Neben dem ausgesprochen guten Essen in Chile und Städten mit Charakter (Valparaiso, Ecuador), bestechen diese Länder mit einer unglaublichen Vielfalt an Landschaft. Bunte Lagunen, unendliche weiten in Sand- und Salzwüsten, saftige grüne Berge, karge Canyons und geheimnisvolle Nebelwälder. Der unglaubliche Reichtum an Pflanzen und Tieren, den wir ansatzweise kennengelernt haben, die Lebendigkeit der indigenen Kultur und ihre lustigen Gebräuche und rauschenden Feste - auch das ist Südamerika und defintiv eine Reise wert.
Die Unkompliziertheit der Menschen - wie etwa als es darum ging nach Manu zu fahren aber auch im Umgang miteinander ist etwas wovon wir EurpäerInnen sicherlich noch etwas lernen können.
Abgesehen von Ecudaor, als unser Taxler gemeint hat, wir sollen die Türen verriegeln, hatten wir nie wirklich Angst und gestohlen wurde uns auch nie was. Natürlich muss man seine 7 Zwetschken im Auge behalten. Aber ansonsten: alles ist möglich und alles geht. Und Ausflippen bringt gar nichts. So haben wir die Nacht im Bus/Fluss verbracht, so sind wir in den Nationalpark gekommen, so haben wir Pläne in letzter Minute geändert, so haben wir liebenswerte und interessante Menschen kennengelernt.
Und so haben wir von vielen Dingen erfahren, die uns z.B. Peru sicherlich wieder auf die Reiseliste schreiben lassen.

Sollte ich jedoch einmal auswandern, wird es vermutlich nicht Südamerika werden. Die hygienischen Standards sind dann doch nicht ganz meine, und die Temperaturen lassen sich für mich nicht mit kalten Duschen vereinbaren. Abgesehen davon ist die teils extreme Armut und die Ohnmacht daran nichts ändern zu können etwas, das ich nicht jeden Tag ertragen kann. Aber auch das, sollte jede/r ÖsterreicherIn einmal erlebt haben.

Aja - Costa Rica gehört zu Zentralamerika, darum wirds hier auch nicht näher kommentiert

© Katja Grach, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...und genau darum werde ich ein halbes Jahr um die Welt reisen. Auch wenn man meinen könnte Toskana, Kroatien, Bali und Deutschland müssten für heuer doch reichen - Nein! Das war erst die Aufwärmrunde...
Details:
Aufbruch: 14.10.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.04.2010
Reiseziele: Thailand
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katja Grach berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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