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Bolivien: La Paz II - Leben und Sterben in La Paz
15. - 21.02.2010 - La Paz, Death Road, Valle de la Luna
Leben
Glaubt es oder nicht, zwischendurch haben wir sogar etwas in La Paz unternommen. Insgesamt haben wir dem Hexenmarkt und dem Black Market glaub ich 4 Besuche oder so abgestattet, weil entweder war alles zugesperrt weil Feiertag war oder es regnete, oder weil ein Tag nach dem Feiertag war oder ein Tag nach dem Regen....überhaupt zog sich der Fasching in La Paz bis zu unserem Abreisetag am Sonntag hin. Manch eine möchte meinen mit Faschingsdienstag wäre es vorbei...denkste, am Sonntag war Verabschiedung vom Fasching (allerdings haben in der Woche darauf auch noch immer Leute in Copacabana Fasching gefeiert....). Wie auch immer, wir waren shoppen. Alpacaschal, Alpacapulli, Alpacahaube...was Frau halt so braucht. Bei den getrockneten Gürteltieren und Lamaföten (letztere sollen beim Hausbauen im Grund eingemauert werden und Glück bringen) habe ich mich aber eher zurückgehalten, auch die Fossilien habe ich den lustigen alten Männern nicht abgekauft, die mit ihren "Fossilis"-Rufen und den grauen Steinen die Fußgängerzonen durchforstet haben. Weder Lamaföten noch Fossilien würden glaub ich die Zollbestimmungen der EU überleben, ganz abgesehen vom Gestank.
Nachdem ich ihr ein paar Taschentuecher abgekauft hab, hat sie sich fotografieren lassen Das Getraenk haben wir uebrigens auch probiert
Auch wenn La Paz eine Großstadt ist, die indigene Bevölkerung ist hier absolut präsent. Die Cholitas mit ihren dickauftragenden Faltenröcken, den langen schwarzen Zöpfen, den Bowler-Hüten und den farbenprächtigen Tüchern auf dem Rücken mit denen sie wahrlich Kind und Kegel transportieren, bestimmen das Straßenbild....nebst den Massen an Old-School-Bussen und Micros aus denen Kinder und Erwachsene die nächsten Stationen bei offener Tür lautstark herausrufen.
siehe rechts im Bild - Was ist das? Eine Riesenextrawurst? (= Fleischwurst fuer die deutschen LeserInnen)
Ampeln an sich werden ignoriert, stattdessen wird gehupt. Besonders schlimm ist es in der Nacht. Geschäfte wie in Europa sucht man vergeblich, maximal Schuh- und Textilläden fanden wir bei längerer Suche. Alles andere wird auf der Straße verhökert. Egal ob Zahnpasta, Schulartikel, ausgepackte Strumpfhosen, Gemüse, Fleisch, Lederwaren, Schrauben, Mehl, Nudeln...alles wird an kleinen Ständen verkauft. Und so unterteilt sich der Black Market auch in riesige Bereiche für Wolle und Tücher, Hygieneartikel, Schulsachen, Fleisch, Fisch, Bekleidung und Elektrowaren. Auch einzelne Personen begegnen einer, die Pflaster oder Zahnpasta verkaufen und dies ebenfalls lautstark anpreisen. Gewöhnungsbedürftig. Aber auch unkompliziert. Und eklig, was Fleisch betrifft - ebenfalls. Unverständlich auch, gerade wenn wunderschön gekleidete Menschen den Fasching tanzend feiern und nebenan Abfälle auf der Straße liegen...Und abends wenn es dunkel wird, durchstöbern ohnehin Hund und Mensch die Überreste nach zusätzlich Essbarem. Die Armut ist definitiv spürbar.
Sterben
Vor ca. sieben Jahren wurde die große Brücke in La Paz, die mittlerweile zwei bis dahin durch ein Tal getrennte Stadtteile verbindet, für den Verkehr freigegeben. Seither haben sich bereits mehr als 45 Selbstmörder von der Brücke gestürzt. Ganz so todesmutig waren wir natürlich nicht (jetzt schreibt Andi ), aber immerhin haben wir uns dafür entschieden, die "Death Road", also die sogenannte Todesstraße mit speziellen Downhill-Fahrrädern zu bewältigen. Dabei handelt es sich um eine 64km lange und meist nicht mehr als 2-3m breite Schotterstraße, die gerade zu diesem Zweck in den letzten Jahren große Beliebtheit unter Touristen erlangt hat. Laut unserem Reiseführer sind bis 2007 ungefähr 8 Touristen, die mit Fahrrädern unterwegs waren, ums Leben gekommen und außerdem haben sich viele, zum Teil grässliche Verkehrsunfälle ereignet. Heutzutage ist die Death Road aber deutlich entschärft -zwar immer noch gleich schmal und zwischendurch öfters mit grobem Schotter und Felsbrocken bestückt; und auch der unmittelbar an den linken Straßenrand grenzende und fast kerzengerade abfallende Abhang - an der steilsten Stelle, dem Devil's Tail, ca 300m tief - sorgt noch für zusätzlich steigenden Blutdruck. Bis vor drei Jahren verkehrten sämtliche Straßenteilnehmer, neben PKWs insbesondere auch Busse, Motorräder und rücksichtslose LKWs auf der Death Road, weshalb es immer wieder zu schweren Unfällen mit den entgegenkommenden und bergabrasenden Radfahrern gekommen ist.
Diese Gefährlichkeit bleibt einer heutzutage erspart, da es daneben mittlerweile eine recht moderne und mit (unbeleuchteten) Tunnels ausgestattete Asphaltstraße für den normalen Verkehr gibt. Aus diesem Grund trifft man als Downhill-Fahrer nur noch vereinzelt auf PKWs - unser Guide meinte, im Durchschnitt begegnet man etwa drei Fahrzeugen, tatsächlich war's dann nur eines. Neben den Verkehrstoten der Death Road gab's 1944 auch ein paar historische Abstürze: Am Devil's Tail haben die Revolutionsführer die damaligen Regierungsmitglieder 300m hinuntergestoßen - was sie natürlich nicht überlebt haben. Naja, so ist eben Bolivien - unser Guide fand's ziemlich lustig. Was sich bis heute nicht geändert hat ist, dass man im Gegensatz zum sonst geltendem Rechtsverkehr auf der Death Road ausnahmsweise auf der linken Straßenseite fährt. Bei Gegenverkehr ist es wegen des Platzmangels und des Gefälles äußerst heikel auszuweichen. Der links sitzende und bergabfahrende Lenker kann den minimalen Abstand zum Abhang aber immer noch besser einschätzen.
Gut - das Abenteuer startete bereits um kurz nach 7.00h morgens, als uns (Lillie, Chantelle, Stuart und mich) unser Guide Noel direkt an der Unterkunft abholte. Wir hatten uns entschieden, die Tour mit Pro Downhill zu machen (was ich im Nachhinein nur jedem wärmstes empfehlen kann!), da sie gleich wie die selbsternannten Marktführer "Gravity" ausschließlich aus den USA importierte Markenfahrräder und spitzenmäßiges sowie professionelles Equipment verwenden. Der Preis liegt allerdings bei nur 360 Bolivianos (statt ca. 650 bei Gravity, die auch noch die Foto-CD extra verrechnen). Wie auch immer, nach einer einstündigen Busfahrt waren wir bereits am Gipfel bei rund 4800m angelangt. Zuvor hat uns Noel noch von seiner eigentlichen Leidenschaft, nämlich der regelmäßigen Teilnahme an Downhill-Rennen und dem dafür nötigen harten Training erzählt - nun wussten wir wenigstens, dass wir von einem echten Profi begleitet wurden. Und kurz darauf fühlten wir uns auch schon selbst wie Profis, denn mit der bereitgestellten Spezialkleidung samt Helm (welche Stuart veranlasste, Pro Downhill als "the most fashionable company" zu bezeichnen) beeindruckten wir schon mal alle anderen Biker, die nur eine orange Warnweste trugen und aussahen wie Müllmänner (ebenfalls Zitat Stuart) - damit meinen wir die "Madness Biker".
Nach der Empfehlung von Noel, die letzte Toilette vor dem Gipfel aus hygienischen Gründen nicht zu benützen, hatte sich Chantelle mal wieder fürs Gebüsch entschieden, und danach waren wir endlich bereit, der Gefahr ins Auge zu sehn. Die ersten Kilometer wurden auf der neuen Asphaltstraße gefahren, allerdings nicht gerade langsam. Eigentlich schade, denn die beeindruckende Landschaft ist uns nur bei den Stops richtig aufgefallen. Noel hat uns noch angewiesen, den Oberkörper möglichst tief über die Lenkstange zu beugen, um wenig Luftwiderstand und somit höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen.
Dann bogen wir endlich in die berühmte alte Schotterstraße ein, und nach dem ersten Blick in den Abgrund war uns allen klar, dass der Name "Death Road" keinesfalls als Untertreibung zu verstehen ist. Leitschienen oder Auffangvorrichtungen sucht man vergeblich, wenn man die Kurven nicht packt, ist man weg. Immerhin ist hier erst vor nicht allzu langer Zeit ein Reisebus, dessen 60 Insassen alle verstorben sind, in den Abgrund gestürzt. Auch im letzten Jahr soll ein Guide beim Versuch, ein Foto von seiner Bike-Gruppe zu machen, abgestürzt und tödlich verunglückt sein. Erstaunlicherweise fühlte sich dennoch niemand veranlasst, die Geschwindigkeit merklich zu reduzieren und zwischendurch hatte man immer wieder das Gefühl, wie auf Skiern eine Buckelpiste in Schussfahrt hinunter zu rasen. Trotzdem mussten wir keine Angst haben, die Kontrolle über das Bike zu verlieren, was wohl größtenteils an den präzise eingestellten Bremsen lag, die auch auf Schotter im Nu für Stillstand sorgten. Wir wurden immer wieder vor der Gefahr der Selbstüberschätzung gewarnt, so richtig glauben konnten wir's aber erst, als während einer Snackpause einer der "Müllmänner" direkt neben uns zu Sturz kam - nicht auszudenken, wenn das in einer Kurve passiert wäre... naja dies hinderte uns jedenfalls auch nicht, an einer recht langsam fahrenden Gruppe von japanischen Touristen vorbei zu düsen. Einen Sturz gab's aber auch in unserem Team, als wir nämlich einen kleinen Fluss durchquerten, kam Lillie - die mit zu wenig Schwung hineingefahren war - mittendrin zum Stillstand und verlor das Gleichgewicht. Das Ganze erinnerte aber mehr an einer unfreiwilligen Dusche und sorgte für Lachorgien, zumal auch noch Freddie, der Fahrer unseres Support-Cars, genau in diesem Moment die Videokamera eingeschaltet hatte und wir uns alles mehrmals in Zeitlupe anschauen konnten.
Im letzten und wärmsten Abschnitt der Strecke erwartete uns fast tropisches Klima inkl. ein paar Regentropfen, bevor wir nach ca. 4 h leider schon am Ziel waren. Dort war für uns bereits ein Mittagsbuffet aufgebaut, an dem wir uns ausgiebig bedienten, um danach während der dreistündigen Rückfahrt nach La Paz in tiefen Verdauungsschlaf zu fallen.
Wir (jetzt schreibt wieder Katja) hätten gerne mehr vom "richtigen" Leben der BolivianerInnen mitbekommen, aber mit dem Essen waren wir dann doch etwas vorsichtiger und haben uns somit entweder fürs Abendessen im Hostel eingetragen (Spaghetti!) oder sind beim Thailänder, beim Britisch-Inder oder im Steakhouse eingekehrt.
Endlich Mal Torte - das letzte Mal hat die Bedienung meine Bestellung fallen lassen! Und es war das letzte Stueck Schwarzwaelder!!!
Nicht grade lokale Küche, aber lecker halt. Andererseits haben wir auch im Loki etwas Südamerika pur mitbekommen. So waren die Duschen nicht wirklich, dass was ich 38 Grad heiß nenne, das Wifi hat nur spärlich funktioniert und die Computer waren sicherlich in jedem Internetcafe schneller, die Telefonzellen haben erst gar nicht funktioniert und die Küche hat eeeeewig egal für was gebraucht. 45 bis 75 min sind schon vorgekommen, auch wenn gar nix los war. Super waren allerdings die Betten, auch bei den Stockbetten - da konnten wir uns definitiv nicht beklagen. Frühstück war auch inklusive, allerdings Erdbeermarmelade-Toast wird nach 7 Tagen auch mal fad.
Nachdem Stuart und Chantelle bereits am Freitag abreisten, Lillie und Amanda uns am Samstagmorgen verließen und wir unsere Kamera erst am Freitagabend von Senor Salinas Soluciones zurückbekamen (nachdem sie den Wüstensand nicht ganz standgehalten hatte), sparten wir uns unser Sight Seeing bis zum Wochenende auf. Nebst den bereits bekannten Märkten wagten wir einen Abstecher in das Gratis-Folkloremuseum, in dem Masken, Federschmuck, Webarbeiten und Töpferkunst aus Bolivien ausgestellt waren, sowie typische Festtagskostüme und Trachten.
diese Maske ist fuer die Diablada und symbolisiert Gier (Todsuende) - und tanz mit dem Teufel im Fasching
Diesmal schafften wir es auch endgültig bis zum Plaza del Estudiante und staunten nicht schlecht über die "richtigen" Läden und Fastfoodbuden, sowie das komplett andere Gesicht La Paz'.
Sonntags schnappten wir uns schließlich ein Micro (um heiße 2,50 Bolivianos!) Richtung Mallasa (vermutlich eh die einzigen Touristen, die je mit dem Local-Fortbewegungsmittel unterwegs waren) und stiegen 10 km außerhalb der Stadt am Valle de la Luna wieder aus - einem Naturpark der aus Lehmsäulen besteht, die ein Flussbett zurückgelassen hat. Auch hier waren wir allein - bis auf zwei Vischachas, die Andi gesichtet hat.
Mit dem Micro zurück in die Innenstadt haben wir zuletzt noch an einem Mirador (Aussichtspunkt) halt gemacht, bevor uns ein Taxi zum Friedhofsbezirk gebracht hat und somit zum Bus nach Copacabana. Das letzte Stück mussten wir allerdings laufen, da die Straßen aufgrund von Faschingsfeierlichkeiten (was sonst) verstopft waren.
Aufbruch: | 14.10.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.04.2010 |
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten