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Peru: Cusco - Amigaaaaa, empuja me! Amiga Katiaaa!
28.02. - 08.03.2010 - Cusco
Obwohl es erst eine Woche her ist, kann ich mich kaum noch an unsere Ankunft in Cusco erinnern. Der Alltag hatte uns für eine Zeit lang: Aufstehen, Essen, Herumgammeln, Spanischstunde, Essen, Ausruhen, Arbeiten, Essen, Schlafen. Das war unser Tagesrythmus für 5 Tage.
Ich wollte irgendwo in Südamerika mit Kindern was machen und hatte mich daher bei Maximo Nivel (gegoogelt) für "Waisenhaus" angemeldet. Andi ist meinem Beispiel gefolgt. Und so hatten wohnten wir eine Woche lang bei Marina und ihren 2 Söhnen Richi und Juanca, verbrachten 2 Stunden am Vormittag mit Spanisch auffrischen und wurden 3 - 4 Stunden nachmittags von ca. 40 Kindern eingekreist, die militant von uns forderten, sie bei der Schaukel anzu"tauchen" (wie wir ÖsterreicherInnen sagen ).
Unsere Fahrt nach Cusco hatten wir ja von Puno aus gestartet - ich glaub so an die 7-8 Stunden. Besonders genial waren unsere Sitzplätze diesmal: 1. Reihe fußfrei im 1. Stock! Ein Gefühl wie in alten Familien-VW-Bus-Urlaubszeiten. Und bei einem kurzen Zwischenstopp kauften wir sogar von der Im-Bus-Verkäuferin unseren ersten Choclo con queso (Maiskolben mit Käsestück). Wir hätten auch einen Schweinshaxen günstigst erstehen können, den eine andere Verkäuferin gerade von einer halben Sau schnitt (mitten im Bus während der Fahrt), aber das sah dann doch nicht so appetitlich aus.
Als wir in Cusco ankamen, ließen wir uns gleich zum Loki fahren - was sonst Günstig is es ja und die Stockbetten sind riesig und super bequem. Am nächsten Morgen war dann eh schon der Besuch bei Maximo Nivel dran, wir wurden zu Marina, unserer Gastmama gebracht und am Montag sollten wir unsere "Orientierung" haben usw.
Da wir in Walking Distance zur Sprachschule wohnten, wurden die nächsten Tage sehr "fußintensiv" - ca. 20 min zur Schule und abends bis zum Community Center Colibri noch mal 40 min. Wenn es also nicht regnete brachten wir es auf 2 Gehstunden jeden Tag!!! Allerdings regnete es dann doch öfter. Und da es keine Kanaldeckel oder irgendwas fürs Abwasser gibt, braucht man unbedingt ein Taxi um nicht komplett "waschlnass" zu sein. Bereits am 2. Tag hat meine Spanischlehrerin Esther einen fahrbaren Heizkörper kommen lassen, auf dem ich meine Socken und Schuhe trocknen konnte
Maximo Nivel ist eigentlich eine ziemlich renomierte Sprachschule, in der der x PeruanerInnen Englisch lernen, umgekehrt kommen auch viele für Spanisch her (in Ecuador und Costa Rica gibts auch einen Standort) und so sind auch Tandemstunden zwischen Native Speakern möglich. Außerdem gibts zahlreiche Möglichkeiten Voluntariate zu machen - so waren ein paar am Bau, im Krankenhaus oder wo auch immer. Lisbeth, eine Belgierin, hat uns am ersten Tag in alles einewiesen (Kein Toilettenpapier ins Klo werfen!!! Nichts von der Straße essen!! - Also an der Straße kaufen, wobei....naja). Neben unseren Gratis Spanischstunden (wir mussten sogar einen gar nicht so unschwierigen Test dafür machen - also für die Einstufung), gabs auch gratis Internet, Salsastunden am Wochenende, eine nette Cafeteria und ein Spanischbuch. Andi und ich waren nicht in der selben Klasse, da er von wegen Matura ja doch noch etwas mehr konnte - naja, spanisches Spanisch....ich konnte dafür endlich meine Grammatik auffrischen und glänzte mit meinem südamerikanischen Akzent, den ich mir schon in Mexico angeeignet hatte...im Gegensatz zu den Amis (No tienes un acento gringo!).
Während Andi eine Woche lang in seinen Spanischstunden über Österreich plapperte und einem Ami und einem Inder die Welt erklärte, teilte ich meine Zeit mit einer religiösen Fanatikerin und deren Baby (Browdie). Wie auch immer. Beim Essen mit Marina konnten wir dann gleich alles Neugelernte immer ausprobieren (Essen war übrigens super lecker) und von den Kids am Nachmittag lernten wir wieder was.
Bezüglich unseres Voluntariat-Projektes sollten wir ein "lack of structure and a language barrier" erwarten. Ok. Das taten wir. Und das traf auch vollkommen zu. Brynna von MN brachte uns Montags beim Community Center "Colibri" vorbei - ein mehr oder weniger großer Raum mit ein paar Tischen, Stühlen, ein Herd, TV, ein Computer, Schulsachen, 1 Spiel und 2 Schachbretter und ein paar Legosteine vermischt mit Puzzleteilen. Wir wurden dem "profe" vorgestellt, der leichte Ähnlichkeit mit Bill Cosby hatte und keinen Plan. Ein paar Kinder waren anwesend, der Rest wurde uns nach einer anstrengenden Viertelstunde bergauf im "parque" vorgestellt. Die großen Jungs waren mit Fußballspielen beschäftigt, die Kleinen riefen bereits "amigaaa und amigooo" von der Schaukel oder Wippe als sie uns erspähten. Und genau das hörten wir dann auch für den Rest der Woche. Mo - Mi waren wir damit beschäftigt Fußball zu spielen (ok, Andi) und Kinder bei der Schaukel anzustoßen ("empuja me!"), das Gegengewicht auf der Wippe von 3 Kids zu sein, beim Schach zu verlieren (oida he, die spielen so offensiv und du hast KEINE Chance, die machen dich fertig), bei dem einen Spiel zu verlieren (Farbkarten bzw. Jokerkarten statt Würfel und die Kinder wissen genau welche sie ziehen müssen um zu gewinnen) oder 1 Stunde lang bei der Aufgabe helfen und dasselbe beknackte Wort zu schreiben auf 2 Seiten verteilt....
Da ich dem profe mitgeteilt hab, dass ich Zeichnen kann oder auch gern was mit den Kindern bastle, hatte er auch einen Zeichenwettbewerb vorgeschlagen mit Preis. Das Basteln hat nicht ganz geklappt, mit ein paar haben wir "Himmel/Hölle" gefaltet, aber als es am Do 3 Stunden geschüttet hat, war dann mal Zeichnen angesagt und am Fr wurde premiert. Gottseidank hatte ich in meinem Zeichenblock ein paar "Vorlagen" (in Neuseeland hatte mich schon mal die Kreativwut gepackt), und demzufolge entstanden dann auch ein paar Delfine, Elfen und Kühe... Einige waren echt gut im Nachzeichnen, andere total spitze im Umsetzen ihrer Vorstellungen, also gabs dann auch 3 SiegerInnen, die mit Filzstiften und Heft ausgestatten wurden.
Abends wenn es dunkel wurde bekamen die Kinder immer ein Brötchen und Milchreis (oder so was ähnliches) und mit einem Tischgebet wurde gedankt. Viele strömten danach noch an den Plaza de Armas aus und verkauften ihre Freundschaftsbänder oder Zigaretten, andere hatten den Tag über schon Schuhe geputzt oder am Stand ihrer Eltern mitgeholfen. Überhaupt gibt es keine Schulpflicht in Peru, aber zumindest die Möglichkeit, dass auch die Kinder die arbeiten die Schule abends besuchen (3 verschiedene Schulzeiten bei den Öffentlichen). Mit 16 sind sie dann fertig und können die Aufnahmsprüfung für die Universität machen. Wie viele das tun, wissen wir natuerlich nicht. Von den Kids mit denen es wir zu tun hatten gehen glaub ich nur ein Drittel zur Schule. Die meisten sind mit ihren 3 - 4 Geschwistern anwesend (einige sind erst 2 Jahre alt). Badezimmer sind in den Häusern eigentlich nicht vorhanden, dementsprechend riechen sie auch. Zusätzlich die ganze Woche dasselbe Gewand und ganz kleinen lassen ohnehin überall gleich ihre Hosen runter im Freien. (Viele Erwachsene aber auch). Dementsprechend riechts an manchen Ecken furchtbarstens....
Ein paar Tage nach Beendigung unserer Voluntärsarbeit sind uns noch 3 Mädls von Colibri bei einem sehr guten peruanischen Burger-Laden (mit Guacamole!!) begegnet. Mariluz hat sich zwar erst etwas geschämt, das wir ihr bei der Arbeit begegnen, aber dann haben wir doch noch etwas getratscht, ihr was abgekauft und 2 andere sind dann gefolgt. Die Leute haben uns natürlich etwas verdattert angeschaut, als sich die schmutzigen Kinder an unseren Tisch gesetzt haben, während wir auf unsere Bestellung gewartet haben. Aber die Mädls haben sich sehr gefreut und uns natürlich mit Küsschen links (wie es sich hier gehört) verabschiedet.
Die PeruanerInnen sind schon auch ein lustiges Völkchen, obwohl sie in den Fußballmeisterschaften nicht gerade weitkommen sind sie wie die ÖsterreicherInnen versessen auf ihren Nationalsport. Gleichzeitig liefern sie sich einen erbitterten Konkurenzkampf mit den Chilenen (wegen Gebietsverlust und Pisco! der aus Peru stammt, und nicht aus Chile, wie wir dachten). Außerdem gibt es hier genauso komische Bräuche wie in Bolivien - Lamaföten beim Hausbauen miteinmauern und so, 12 vegetarische Gerichte zu Ostern kochen (allerdings nur in Cusco - wegen 12 Apostel und so) und zu Neujahr gelbe Unterwäsche anziehen (bringt Glück), oder rote (bringt neue Liebe), oder grüne (bringt Kohle). Dementsprechend gibts einen Verkaufshype. Und dann sind dann noch hunderte Leute, die zu Silvester mit gepackten Koffern um den Plaza de Armas laufen, für "gutes Reisen" im neuen Jahr....
Legal, illegal, scheiß drauf ist die Devise! So viel Mariuhana und Koks haben wir schon lang nicht mehr auf der Straße angeboten bekommen, und Kino gibts in Cusco gar keines, weil eh jeder Film beim nächsten Standl gekauft werden kann. Derzeit besonders Interessant im Verkauf: eine Avatar-Version auf spanisch, aber mit deutschen! Untertiteln in der Sprache der Navi!!! Lief so sogar im Bus nach Cusco!!! Für alle nicht Cineasten: Das läuft bei uns grad im Kino! Und hier zahlt man grad mal 1 € pro Film. Und die Mappen bei den Verkaufsständen sind urdick, also da gibts echt alles. Mit unserem "Gastbruder" Eric aus den US haben wir uns so auch noch mal Brüno angeschaut. Richi (Hausbruder) ist natürlich in der komprimitierensten Szene dahergekommen (Swingerparty!) und wollte wissen, wie lange wir den Fernseher noch brauchen...ja ja die EuropäerInnen und ihre Freizügigkeit
auch dieser Feschak wohnte bei uns im Wohnblock - zu seinem modischen Faupax muss gesagt werden, er hat sich das Kreuz gebrochen und trägt das Shirt über seiner Stütze
Cusco an sich haben wir erst am Sonntag und Montag (also eine Woche nach Ankunft) besichtigt. Aber da wars auch das erste Mal den ganzen Tag über wunderschön und warm. Die Regenzeit hatte uns vorher echt schon zu schaffen gemacht...vor allem so kalt, dann auch noch was im Urwald überschwemmt, wo wir eigentlich schon hinwollten. "Ma, is es net schön, dass wir mal die Stiege raufgehen können, ohne dass uns ein Wasserfall entgegen kommt?"...
Und auf Regenfälle folgten dann auch noch immer ziemlich starke Sonnenstrahlen, was zur Folge hatte, dass sich mein Waschbärensonnenbrand vom Titikakasee dann bereits am 3. Tag einer Stirn a la Mr. Burns (Simpsons) - oder für die Älteren: a la Michael Gorbatschow fügte
Der Plaza de Armas in Cusco ist jedenfalls wirklich schön, Souvenirs gibts jede Menge und überall, aber wirklich eine Sehenswürdigkeit war für uns nur die Kathedrale. Im Lonely Planet stand nämlich was von einem "Das letzte Abendmahl"-Gemälde mit einem Meerschweinchen! Das wollten wir sehen und dann wars erst keines...sondern ein Viscacha! Also vom Aussehen kann mans nicht bestimmen, aber es macht mehr Sinn, laut Anschlagtafel, weil das Viscacha HüterIn der Seen ist Wie auch immer. Die Kathedrale ist echt megamäßig und muss gesehen werden.
Ansonsten: Irgendeine Parade ist fast jeden Tag, oder irgendwo wird sicher gestreikt oder protestiert. Und sonst gibts riesige Märkte zu Bestaunen oder jemande, der sich ein Seil durch die Nase und den Mund zieht oder in letzteren einen Skorpion steckt und 300 Einheimische stehen drum rum und staunen...
Nach einer Woche Hotel Mama war für uns natürlich die lokale Küche was besonders interessantes. Marina hatte uns 2 Lokale aufgeschrieben, wo wir Ceviche (rohes Fischgericht) und Cuy (Meerschweinchen) bedenkenlos und sehr und, und sehr günstig essen konnten! Beides sehr lecker. Ich bevorzuge aber das frittierte Meerschweinchen anstatt des rohen Fischhaufens. Unser geliebtes chicha morada (dunkles Maisgetränk) war leider überall alle wo wir es bestellen wollten
hat das Ähnlichkeit mit Schwarzwälder Kirsch? Net oder? Selva negra (schwrzer Urwald) war leider schon aus Aber das Riesentrum für 1,50 € is a Wahnsinn
An unserem letzten Abend bei der Familie war natürlich auch das Nachtleben mal notwendig zu erkunden. Nach den ersten beiden Arbeitstagen war zwar ein Drink notwendig, aber alles in allem waren wir immer zu geschafft von den Kindern. Also waren ein paar Peru Libre in Marinas Küche fällig, gemeinsam mit den Jungs vom Haus, deren Cousin und Freund, Eric und Laura - eine verückte Australierin. Um Mitternacht spazierten wir raus zum Taxi und besetzten dieses zu Acht! Selbstverständlich stiegen 3 gleich in den Kofferraum ein! Auf gings zum Hauptplatz wo eh schon Freigetränke-Flyer warteten und im Inkateam startete die Party. Abwohl alle groß auf Partytiger machten, kamen ich und Andi am spätesten heim und tanzten wie wild.
Am nächsten Abend wollten wir mit Eric und 2 Holländerinnen (Quirine und Loulou - ehrlich, die heißen so) noch was essen gehen, weil Eric am So nach Mancora an den Strand wollte. Dann erfuhren wir, dass unser Dschungeltrek verschoben wurde und wir somit nicht um 5 Uhr früh aus den Federn mussten, und somit: Party machen! konnten. Allerdings war unser gesamtes Gepäck bei Marina, nur Wandersachen und Flip Flops verfügbar. Und draußen regnete es in Strömen. Wurscht. Mit Muftihose und Flip Flops tanzte ich dich restliche Nacht auf dem Indoor-Balkon im Inkateam zwischen lauter aufgetakelten Peruanerinnen Sehr fein Aber jeweils eine große Blase am großen Zeh am nächsten Morgen.
Andi hatte sich übrigens extra noch unters Messer gelegt...beim Friseur. Er hatte sich gegen den Einäugigen Hairstylisten um 2 Nuevo Soles entschieden, und sich für einen 5 Soles Haarschnitt (1, 50 €) bei jemanden, der mit einem Bild von Nick Carter (Backstreet Boys) warb Überhaupt klauen die hier alles - wir haben auch schon mal eine Garfieldwerbung beim Zahnarzt gesehen...oder ein Bild von Elizabeth Hurley auf einem CD-Cover. Ganz abgesehen von den ziemlich sexistischen Werbungen für so ziemlich alles (Eis: Frau bekleckert sich von oben bis unten im Bikini mit Eis!!!). Seufz. Der Haarschnitt passt aber
Zum Loki, das in Cusco ist ja das erste, müssen wir im Unterschied zu La Paz sagen: heiße Duschen, jeden Tag frisch gemachtes Bett!, Bar nicht mit so viel Flair aber schnelle Küche und leckeres Essen, Fundraising für Flutopfer und auch Voluntärarbeit dort möglich. Sympathisch.
Sprachlich haben wir hier einiges dazugelernt. An unserem letzten tourfreien Tag hatten wir noch je eine Privatspanischstunde mit nur Reden und irgendwie ist der Knopf jetzt aufgegangen. Obwohl wir natürlich noch immer viel über richtige Verbformen nachdenken anstatt einfach reden.
Lustig war aber jedenfalls noch beim Wäsche abholen an der Lavanderia, dass Andi zum Mädl dort gesagt hat, er kommt wegen "coger" - also mitnehmen. In Südamerika heißt das aber - sehr schön formuliert - ein Schäferstündchen verbringen. Worauf sie ihn etwas verdattert angeschaut hat Die Wäsche haben wir aber trotzdem bekommen und sie haben sich auch nochmal vergewissert, ob das Plüschschwein auch wirklich mir gehört (naja, es war schon so dreckig...).
Und abgesehen davon noch ein sprachlicher Hinweis, den wir bei MN bekamen: wir sollen uns nicht wundern, wenn wir nicht beim Namen genannt werden, sondern gringita, cholita, gordito oder was auch immer. Ito und Ita wird ohnehin angehängt und mit irgendeinem Eigenschaftswort kombiniert. Mit putita als Schimpfwort kann aber trotzdem nix mithalten (sinngemäß "bitch" - was aber auch unter Typen verwendet wird...dauernd.
Aufbruch: | 14.10.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 18.04.2010 |
Laos
Kambodscha
Malaysia
Singapur
Neuseeland
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Vereinigte Staaten