Einmal um die ganze Welt...

Reisezeit: Juni 2007 - Dezember 2008  |  von Viviane und Manfred L.

PARAGUAY: 07.-09.05.08 Loma Plata/ Campo Maria

Wir sind auf dem Weg in den Chaco, eine Region im Norden Paraguays, die sich durch Trockenwaelder und Dornbuschsavannen auszeichnet. Nur ca. 5% aller Einwohner leben in diesem Gebiet, das 60% des paraguayischen Territoriums ausmacht.

Diese Kinder vertreiben uns die Zeit....

Diese Kinder vertreiben uns die Zeit....

...waehrend wir auf den Bus warten!

...waehrend wir auf den Bus warten!

Die Busse hier sind leider nicht alle so komfortabel, wie wir es aus Argentinien gewohnt sind.

Ich dachte mir bei diesem Anblick: "Da passt doch keiner mehr rein!". Ich wurde aber noch mindestens drei Mal eines Besseren belehrt als der Bus immer wieder anhielt...

Ich dachte mir bei diesem Anblick: "Da passt doch keiner mehr rein!". Ich wurde aber noch mindestens drei Mal eines Besseren belehrt als der Bus immer wieder anhielt...

...um weitere Passagiere mit Gepaeck in dem Bus unterzubringen.

...um weitere Passagiere mit Gepaeck in dem Bus unterzubringen.

Das Interessante fuer uns hier im Chaco sind vor allem die hier lebenden plattdeutsch-sprechenden Mennoniten. Mennoniten sind eine Art evangelische Glaubensgemeinschaft, die im 16.Jahrhundert aus der Taeuferbewegung entstanden ist und deren Bezeichnung sich vom niederlaendischen Wanderprediger Menno Simons ableitet. Hauptmerkmale der Gemeinde: Sie lehnen die Kindertaufe ab und lassen sich erst als Erwachsene auf das Bekenntnis ihres Glaubens taufen. Weiters sind sie Pazifisten und verweigern den Kriegsdienst. Diese Gemeinschaft wurde aufgrund ihrer Prinzipien oftmals verfolgt und vertrieben. Sie fanden im 18.Jahrhundert Schutz in Russland, waren jedoch durch die bolschewistische Revolution 1917 gezwungen fluchtartig die Sowjetunion zu verlassen. Paraguays Norden, der Chaco, war zu dieser Zeit noch voellig unerschlossen. In der Hoffnung, dass die mennonitischen Kolonisationsgruppen, den Chaco wirtschaftlich erschliessen, gewaehrte man ihnen Zuflucht und raeumte ihnen Sondergesetze (Religionsfreiheit, eigene Schulen, Befreiung vom Wehrdienst) ein, die es ihnen moeglich machten, hier in Frieden zu leben. In den 30er Jahren trafen somit die ersten Einwanderer ein, die den anfangs harten Ueberlebenskampf in der "Gruenen Hoelle" meisterten und in den Chaco vordrangen. Heute leben hier ca. 13.000 Mennoniten mit doppelt sovielen Indianern zusammen. Sie leben vorwiegend von Landwirtschaft und Viehzucht, was hier erfolgreich betrieben und exportiert wird.

Erste Station im Chaco ist Loma Plata...

...und so schauts hier aus!

...und so schauts hier aus!

Im Supermarkt...

Im Supermarkt...

...kann man seine Lieblingsbrote von seinem Lieblingsbaecker kaufen. Die Brote sind mit Namen des jeweiligen Baeckers versehen!

...kann man seine Lieblingsbrote von seinem Lieblingsbaecker kaufen. Die Brote sind mit Namen des jeweiligen Baeckers versehen!

Wo bei uns zu Hause im Supermarkt am schwarzen Brett Autos und gebrauchte Moebel zum Verkauf angeboten werden...

...gibts hier Bullen...

...gibts hier Bullen...

...und Schrotflinten zu verkaufen!

...und Schrotflinten zu verkaufen!

In der Bibliothek gibts altbekannte Spiele zu kaufen

In der Bibliothek gibts altbekannte Spiele zu kaufen

Mit uns sprechen die Leute zwar hochdeutsch, aber untereinander reden sie plattdeutsch miteinander, was fuer Fred und mich sehr lustig anzuhoeren ist. Nachdem wir keine Tonaufnahmen veroeffentlichen koennen...

...hier eine Kostprobe...

...hier eine Kostprobe...

"Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde..."

"Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde..."

Unweit des Buchladens steht die Kirche der "Menno Gemeinde" mit angeschlossenem Friedhof.

Auf einem der Grabsteine...

Auf einem der Grabsteine...

...steht sogar die Todesursache

...steht sogar die Todesursache

Ein Mann, der das Kirchen- und Friedhofsgelaende verwaltet zeigt uns die Kirche

Ein Mann, der das Kirchen- und Friedhofsgelaende verwaltet zeigt uns die Kirche

Wir unterhalten uns ein wenig mit ihm und kommen auf die Schlachterei zu sprechen, welche 12km ausserhalb liegt. "Verstehst Du zu fahren?" fragt er Fred und bietet uns gleichzeitig sein Wagen an, um die Schlachterei zu besuchen.

Die Zwei fahren schnell zu ihm nach Hause und 10min spaeter...

Die Zwei fahren schnell zu ihm nach Hause und 10min spaeter...

...geht die Reise hiermit weiter! Im Kassetenspieler steckt "Bravo Hits 22"!

...geht die Reise hiermit weiter! Im Kassetenspieler steckt "Bravo Hits 22"!

Auf dem Weg in die Schlachterei faellt Fred und mir ein, dass wir nicht einmal den Namen dieses Mannes kennen. Was eigentlich noch schlimmer ist: er kennt unseren auch nicht! Als der Mann uns das Auto anbot warnte ich ihn gleich, dass er sich in Deutschland solch eine Hilfsbereitschaft nicht erwarten koenne...sowas gibts bei uns einfach nicht mehr! Ueberrascht und gleichzeitig froh ueber solches Vertrauen, kommen wir in der Schlachterei an

Ein Angestellter fuehrt uns kostenlos ueber das Gelaende. Die Kuehlraeume, in denen das Fleisch verarbeitet und verpackt wird, koennen wir aus hygienischen Gruenden nur durch eine Glasscheibe betrachten. Uns wird der Ablauf von A-Z erklaert:

A- Transport der Rinder vom Feld zur Schlachterei

A- Transport der Rinder vom Feld zur Schlachterei

B- Damit sich spaeter die Haut besser abziehen laesst werden die Rinder nassgespritzt

B- Damit sich spaeter die Haut besser abziehen laesst werden die Rinder nassgespritzt

C- Leider ist ein Elektrostab notwendig...

C- Leider ist ein Elektrostab notwendig...

D-...um die Tiere in die Warteschleife zu positionieren. Am Ende des Ganges wartet Punkt E = "das Jenseits" auf sie

D-...um die Tiere in die Warteschleife zu positionieren. Am Ende des Ganges wartet Punkt E = "das Jenseits" auf sie

Hinten dran wartet schon die naechste Herde auf ihr Verarbeitungsprogramm und wird davor noch gewogen um festzustellen wieviel von dem Tier tatsaechlich verwertet werden kann

Hinten dran wartet schon die naechste Herde auf ihr Verarbeitungsprogramm und wird davor noch gewogen um festzustellen wieviel von dem Tier tatsaechlich verwertet werden kann

Die Punkte F bis K finden im Gebaeudeinneren statt...

L-...dieser hier im Freien

L-...dieser hier im Freien

Alles in allem ganz und garnicht schoen anzuschaun. Fuer uns waere solch ein Arbeitsalltag unvorstellbar, wir wissen aber auch, dass es diese Leute geben muss, damit wir ein leckeres Lomito essen koennen.

Zurueck in Loma Plata lernen wir im Supermarkt am Brotstand eine Frau (Silvi) kennen. Wir erzaehlen ein bisschen, wo wir herkommen, ueber unsere Reise und dass wir uns gerne Naturparks in der Naehe von Loma Plata angeschaut haetten, die jedoch alle schwer ohne eigenes Fahrzeug zu erreichen sind....da macht sie uns prompt das Angebot, dass ihr Mann uns morgen auf dem Weg zu ihrer Fenz (=Weidefeld; pro Rind wird hier ein Hektar Land eingerechnet, um dieses zu maesten) zum Campo Maria bringen koennte, eine schoene Lagune, wo man viele Wasservoegel beobachten kann. Kurze Zeit spaeter lernen wir auch ihren Mann Peter kennen, der von seinem Glueck noch nichts weiss, aber auch sofort einverstanden ist, dass wir erstmal mit zu ihnen nach Hause kommen und er uns morgen in den besagten Naturpark bringt.
Gesagt getan, gemeinsam mit der gesamten Familie...

...Peter, Niko, Silvi, Axel und der kleinen Petra fahren wir in ihr von Loma Plata ca. 30km entferntes Zuhause

...Peter, Niko, Silvi, Axel und der kleinen Petra fahren wir in ihr von Loma Plata ca. 30km entferntes Zuhause

Hier bekommen wir sogar unser eigenes Haeuschen (links im Bild),...

Hier bekommen wir sogar unser eigenes Haeuschen (links im Bild),...

...in dem wir uns breit machen duerfen!

...in dem wir uns breit machen duerfen!

Die beiden betreiben eine Milchwirtschaft und beliefern die Molkerei taeglich mit ueber 600Liter Milch

Die beiden betreiben eine Milchwirtschaft und beliefern die Molkerei taeglich mit ueber 600Liter Milch

Niko ist neugierig und will wissen wie schwer denn so ein Rucksack ist

Niko ist neugierig und will wissen wie schwer denn so ein Rucksack ist

Vor einiger Zeit hat sich die Familie ein grosses Stueck Land zugelegt, um neben der Milchwirtschaft auch noch Viehzucht zu betreiben. Gerade heute bekommt Peter eine neue Lieferung Vieh, das gebranntmarkt und geimpft werden muss. Diesem Spektakel duerfen wir in den fruehen Morgenstunden beiwohnen.

Das Brandmarken scheinen die Bullen kaum zu spueren...

Das Brandmarken scheinen die Bullen kaum zu spueren...

...das Impfen dagegen schon mehr

...das Impfen dagegen schon mehr

Peter und sein Indianer auf der Fenz mit den neuen Rindsviehchern

Peter und sein Indianer auf der Fenz mit den neuen Rindsviehchern

Zur Mittagszeit bringt Peter uns dann wie versprochen zur Estancia Campo Maria (ueber 3000ha), von wo aus wir mit einem anderen Wagen in das Naturreservat gebracht werden. Als wir ankommen haben wir das Gefuehl, wir sind endlich an einem Fleck angekommen, weit weit weg von oeffentlichen Strassen und Verkehr, wo wir Natur pur erleben koennen. Wir haben unser Zelt dabei und werden neben dem Hochsitz ganz allein mitten in der Wildnis die Nacht verbringen. Jetzt wird aber noch lange nicht ans Schlafen gedacht.

Der Hochsitz...

Der Hochsitz...

...und sein Ausblick auf die Lagune

...und sein Ausblick auf die Lagune

Von weitem sehen wir schon viele viele Wasservoegel, die sich am Ufer und in den angrenzenden Baeumen tummeln...

Wir wollen uns gleich auf den Weg dorthin machen, noch bevor wir jedoch den Hochsitz verlassen entdecken wir seine Bewohner....

Was dieses ca. 15cm grosse Ding ist?...

Was dieses ca. 15cm grosse Ding ist?...

...Eine riesige Wander-Heuschrecke

...Eine riesige Wander-Heuschrecke

Von Albert, der uns hierher brachte, erfahren wir, dass man die Lagune ruhig queren kann, dass Wasser sei nur sehr seicht

Das ist der erste Versuch, und nachdem wir keine trockenen Klamotten zum Wechseln dabei haben und wir hier eh allein sind...

Das ist der erste Versuch, und nachdem wir keine trockenen Klamotten zum Wechseln dabei haben und wir hier eh allein sind...

...sieht der zweite Versuch so aus! Leider war das Wasser ganz und garnicht so blau wie es hier scheint sondern infolge der Algen eine eklige braun-gruen-blaue Bruehe

...sieht der zweite Versuch so aus! Leider war das Wasser ganz und garnicht so blau wie es hier scheint sondern infolge der Algen eine eklige braun-gruen-blaue Bruehe

Wir schleichen uns ganz langsam am Ufer entlang...

Wir schleichen uns ganz langsam am Ufer entlang...

...um die Stoerche, Reiher, rosafarbene Loeffler, Stelzenlaeufer und Ibise aus der Naehe betrachten zu koennen, aber spaetestens hier haben sie sich alle aus dem Staub gemacht. Leider alles sehr scheue Tiere!

...um die Stoerche, Reiher, rosafarbene Loeffler, Stelzenlaeufer und Ibise aus der Naehe betrachten zu koennen, aber spaetestens hier haben sie sich alle aus dem Staub gemacht. Leider alles sehr scheue Tiere!

Den Sonnenuntergang geniessen wir vom Hochsitz aus mit Blick ueber die Lagune. Ueberall sind Vogelschwaerme unterwegs in ihr Nachtgemach, sogar einige Flamingos fliegen an uns vorbei! Morgen werden wir auf der anderen Lagunenseite Ausschau nach ihnen halten!


5:20Uhr, Stimmen vor unserem Zelt. "Das gibt's doch nicht" denken wir uns. Kurz vor dem Sonnenaufgang hat sich ein Touripaaerchen von ihrem Privatguide zum Hochsitz bringen lassen. Es stellt sich heraus, dass ihr Guide Hans Fast ist, mit dem wir bereits zwecks Infos ueber den Chaco in Emailkontakt waren, der sich hier bestens auskennt und auch Touren anbietet. Leider sind diese fuer Backpacker preislich unerschwinglich, was der Natur und deren Ungestoertheit wiederum zugute kommt!

Auf dem Weg zur Flamingo-Lagune entdecken wir kleine weisse zapfenaehnliche Dinger in den Straeuchern und Baeumen.

Fred macht sich gleich an die Untersuchung ...

Fred macht sich gleich an die Untersuchung ...

Ein Raupen-Kokon, der sichtlich mit viel Geschick und Arbeit verpackt wurde

Ein Raupen-Kokon, der sichtlich mit viel Geschick und Arbeit verpackt wurde

Wir denken gerne an Australien zurueck, wenn wir die vielen Flaschenbaeume, die hier Samu'u genannt werden, sehen

Wir denken gerne an Australien zurueck, wenn wir die vielen Flaschenbaeume, die hier Samu'u genannt werden, sehen

Auf dem Weg zu den Flamingos...

Auf dem Weg zu den Flamingos...

...kommen wir auch an diesen Spuren (??) vorbei.

...kommen wir auch an diesen Spuren (??) vorbei.

Die Flamingos sehen wir leider nur aus weiter Entfernung

Die Flamingos sehen wir leider nur aus weiter Entfernung

Nach einer Mittagspause...

Nach einer Mittagspause...

...treten wir den Rueckweg zur Estancia zu Fuss an...

...treten wir den Rueckweg zur Estancia zu Fuss an...

Ibise im Wasser...

Ibise im Wasser...

..und auf Baeumen

..und auf Baeumen

Silberreiher

Silberreiher

Neben unzaehligen Riesenschnecken soll es in dieser Lagune auch Krokodilkaimane geben, die wir leider nicht zu sehen bekommen

Neben unzaehligen Riesenschnecken soll es in dieser Lagune auch Krokodilkaimane geben, die wir leider nicht zu sehen bekommen

Am Nachmittag holt uns Peter wieder ab. Zu Hause wartet der Rest der Familie. Silvi hat am Lagerfeuer einen Eintopf vorbereitet und wenn die Mama Feuer macht...

...muessen die Kinder natuerlich auch ihr eigenes Feuer machen

...muessen die Kinder natuerlich auch ihr eigenes Feuer machen

Nach einem sehr guten Abendessen mit leckerem Nachtisch, sitzen wir den Rest des Abends gemuetlich beim Feuer zusammen und erzaehlen Silvi und Peter, die sehr an unseren Reiseerlebnissen interessiert sind, ueber die verschiedenen Laender und deren Sitten und Kulturen!
Wir nutzen die Gelegenheit und erfahren von den beiden viel ueber das Leben der Mennoniten und der Indianer.

Am naechsten Tag heisst es Abschied nehmen

Am naechsten Tag heisst es Abschied nehmen

Diesen Sprechpapagei haetten wir fast vergessen, der gehoert selbstverstaendlich auch zur Familie!

Diesen Sprechpapagei haetten wir fast vergessen, der gehoert selbstverstaendlich auch zur Familie!

Bevor wir in den Bus nach Filadelfia steigen, haben wir die Moeglichkeit uns auch noch die Molkerei anzuschaun.

Alfred -Fredi- Funk fuehrt uns durch die Produktionsstaette...

Alfred -Fredi- Funk fuehrt uns durch die Produktionsstaette...

...und erzaehlt ein wenig ueber die Aufteilung der drei Mennonitenkolonien Menno, Fernheim und Neuland

...und erzaehlt ein wenig ueber die Aufteilung der drei Mennonitenkolonien Menno, Fernheim und Neuland

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reiseroute im Überblick: China-Philippinen-Australien-Neuseeland-Argentinien-Chile-Paraguay-Bolivien-Peru-Ecuador-Deutschland-Indien-Nepal
Details:
Aufbruch: 18.06.2007
Dauer: 18 Monate
Heimkehr: 17.12.2008
Reiseziele: China
Lijiang
Kunming
Hongkong
Philippinen
Australien
Neuseeland
Argentinien
Chile
Brasilien
Paraguay
Paraguay
Bolivien
Peru
Ecuador
Indien
Nepal
Der Autor
 
Viviane und Manfred L. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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