Die Welt - Ein Jahr - Alleine
Chile: Santiago de Chile - Valparaíso - Viña del Mar
Das ist also Chile. Das Klima fuehlt sich an wie unser Sommer, die Menschen sind froehlich, hilfbereit, zuvorkommend. Man fuehl sich sicher...
Am ersten Tag nach einiger Zeit auf den Inseln ausgehungert nach Stadtleben habe ich Santiago zu Fuss erkundet. Der Plaza de Armas war mein erstes Ziel. Um ehrlich zu sein, ich fand ihn enttauschend - zumindest um 10.00 Uhr Vormittags bei leichtem Dunst. Also wanderte ich weiter bis zum Cerro Santa Lucia, wo puenktlich zu meinem Eintreffen die ersten Sonnenstrahlen die Nebendecke durchdrangen. Hier wurde Santiago einst gegruendet. Alte Burgmauern und eine Kapelle blieben bis heute auf dem kleinen Felsen in mitten der modernen Hochhausbauten in Santagio als Zeitzeugen erhalten und man kann sich an dem friedlichen Ort, einer Mischung aus Alt und Neu, Geschichte und Gegenwart mit schoener Aussicht ueber die Stadt kaum satt sehen.
Nachdem ich in die Nationalbibliothek gestolpert war und einen wunderschoenen alten Lesesaal gefunden hatte, sah ich mich ein wenig auf den Strassenstaenden und dem Santa Lucia Markt in diesem Viertel um. Auch wenn ich schon viele, viele Maerkte gesehen habe und sie einander irgendwie immer aehneln, so sind sie doch in jedem Land wieder ein klein wenig anders und stets Gesicht des Landes. Besondere Faszination ueben auf mich nach wie vor die Strassenstaende aus, die es einfach fuer alle moeglichen Dinge des Alltags (Suessigkeiten, kuehle Getraenke, Essen, Modeschmuck, Werkzeug und natuerlich Zeitungen) gibt. Sie werden von den Einheimischen dafuer, dass sie so praktisch immer am Weg liegen gleichermassen geliebt, wie von den Reisenden, wobei letztere sie nicht nur aus Versorgungsgruenden sondern auch auf Grund ihrer Symbolhaftigkeit fuer Suedamerika zu schaetzen wissen.
Hatte ich um 10.00 Uhr noch gedacht, dass diese Stadt sehr ruhig ist (es waren kaum Menschen auf den Strassen) und keine Besonderheiten bietet, wurde ich am fruhen Nachmittag eines Besseren belehrt. Durch dichte Menschenmengen schob ich mich am Paseo Estado und Paseo Huerfanos entlang bis ich schliesslich nach ein paar weiteren Strassen erschopft auf dem Plaza de la Constitucion mit Sicht ueber den weiten Platz auf den grossen weissen Palacio de la Moneda (presidential palace) eine kurze Pause einlegte.
Als ich am Abend wieder zum Plaza de Armas zurueck kehrte, wo die Menschen im Cafe sassen, waehrend andere ihre kunstvollen Bilder zum Kauf anboten und ich in der U-Bahnstation dem Gesang dreier Opernsaenger lauschte, wusste ich, warum es wert war hierher zu kommen. Ich genoss noch ein wenig die Abendstimmung, da es hier erst um 21.00 Uhr langsam dunkel wird, waehrend mir am Aequator staendig jemand mehr oder weniger um Punkt 18.00 Uhr das Licht ausknipste, ehe ich in mein temporaeres Zuhause zurueck kehrte.
Den naechsten Tag verbrachte ich mit chillen, was man im Viertel Bellavista, besonders am Patio Bellavista, einem kleinen Innenhof mit netten Lokalen besonders gut kann.
Ganz in der Naehe fand ich dann noch eine alte Bahn, die sich muehsam den Cerro San Cristobal hochquaelt auf dem die Jungfrau Maria ebenso thront wie Jesus ueber Rio. Hier befindet sich derzeit eine lebensgrosse Krippe und ein Altar im Freien mit riessiger Tribuehne im natuerlichen Berggefaelle auf der man die Christmette mit der Jungfrau im Ruecken und Blick auf die Stadt wohl auf einmalige Weise geniessen koennte.
Noch auf dieser Hoehe des Berges fuehrt eine Seilbahn (sehr alt und klapprig) ueber eine Mittelstadtion am Bergruecken entlang von der man zu einem sehr guenstigen Preis die Aussicht ueber die gesamte Stadt und wenn es klar ist auch die Berge geniessen kann.
Ein weiterer Tag bricht herein - was waere Chile ohne Wein?
So machte ich mich auf zur Besichtigung der grossen Winzereien (Viña Concha y Toro und Viña Santa Carolina) und Verkostung der edlen Tropfen.
Als Oesterreicherin mit einem Heimatland ohne Zugang zu Ozeanen oder Meeren zieht es mich in einem Staat mit Kueste von dieser einfach unwiderstehlich magisch an. So fuhr ich mit dem Bus nach Valparaíso (woertlich: paradiesisches Tal; kurz Valpo) und Viña del Mar.
Erwartet habe ich eine kleine Hafenstadt, tatsaechlich bewohnen alleine Valpo rund 400.000 Einwohner. Charakteristisch fuer Valparaiso sind die alten in allen Farben bestrichenen Haeuser aus Ton mit Wellblechverkleidung, die vielen Grafitis und steilen Kuestenhaenge in Berg und Tal und ein etwas heruntergekommener Look an vielen Ecken und Enden. Es ist das Paradies fuer Kuenstler, Exzentriker und Aussteiger die hier ihr Glueck aufs Neue versuchen wollen.
Um den Aufstieg in den steilen Gassen zu erleichtern wurden parallel zu schmalen Stiegenaufgaengen hier bereits zwischen 1883 und 1916 diverse Schraegaufzuege in die Kuestenhaenge gebaut mit denen man unbedingt gefahren sein muss, um deren leichten Seegang einmal erlebt zu haben. Fuer ein extra Flaire nehmen man die Aufzuege darueber hinaus im Zuege einer naechtlichen Stadtfuehrung.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich Viña del Mar mit dem Playa Reñaca, wo sich die wohlhabendere Bevoelkerung aehnlich wie in Nizza oder Monaco eine Luxusetagenwohnung im Kuestenhang mit Blick aufs Meer leistet. Nach einem Abstecher zum Sand- und Felsstrand, wo ich ein paar alte Bekannte - Seeloewen - wieder traf, besuchte ich noch das typisches Wahrzeichen hier (Castillo Wulff).
Schoen koennte es hier sein. Leider muss ich aber an dieser Stelle von den derzeitigen leichten Erdbeben (nachts um 5.30 Uhr ein Ruetteln des Bettes) und der auch in Chile (!) anhaltenden Kriminalitaet (wurde Zeuge eines Camera-Raubes) wieder einmal die Flucht ergreifen...
Aufbruch: | 08.08.2008 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 07.08.2009 |
Paraguay
Bolivien
Peru
Ecuador
Chile
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
China
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Laos
Malaysia
Singapur
Indonesien
Indien