Die Welt - Ein Jahr - Alleine
Indien: Himachal Pradesh - Palampur
Tja und dann ging es von Agra via Delhi nach Himachal Pradesh, genau gesagt nach Palampur am Fusse des schönen Himalaya Gebirges.
Tag 1 verging mit der Quartieraufteilung und einem Kurztrip in the Stadt, um zu sehen, wo wir gelandet waren.
Am Tag 2 hatte das Vagabundenleben dann ein vorläufiges Ende und mein reguläres Arbeitsleben als Volunteer-Lehrerin für Englisch und Mathematik begann.
In Indien herrscht allgemeine Schulpflicht von 6 - 14 Jahren, wobei der Besuch einer öffentlichen Schule kostenlos ist.
Die Lehrer naja, gibt es zwar, sie sitzen aber vor der Schule und trinken Tee.
Ich hatte eine 2. Klasse bekommen, die aus regulär 7 Schülerinnen und 2 Schülern bestand. Es gab keine Stühle und keine Bänke, der schummrige Klassenraum hatte keinen Strom und es gab genau nur ein Fenster. Die Bleistifte waren knapp, auch Radiergummis und Spitzer heiss begehrt und wild umstritten. In den Heften wurde geschrieben und ausradiert solange das Papier mitmachte. Ehe das Heft nicht völlig zerfiel, gab es von den Eltern kein neues. Von den insgesamt 9 Schulkindern fehlten täglich welche. Wenn es regnete, kamen überhaupt nur 3. Man kann sich vorstellen, dass dies nicht die besten Bedingungen fürs Lernen sind und auch das Unterrichten zu einer Herausforderung machten. In der ersten Woche kannte ich die Schüler auch noch nicht mit Namen und sie erprobten ganz deutlich meine Geduld. Ständig hiess es: "No pencil, madam!?" oder "Eraser, madam?", "Toilet, madam?", "Pani (Wasser), madam?"... Schüler A zog an den Zöpfen von Schülerin B, Schüler C bohrte tief oben in seiner Nase, Schüler D las im Englischunterricht verkehrt herum im Mathebuch, Schüler E kam angerannt und wollte mir seine Zeichnung zeigen. Es war zum aus der Haut fahren mit diesen kleinen Monstern!!! Doch nach etwas Zeit und mit ein paar kleinen Tricks zum Beispiel in der Sitzordnung hatte ich den Dreh raus und die Rasselbande soweit gebändigt, dass gemeinsames Lernen möglich war.
Am schlimmsten empfand ich, dass sie zwar auf manche Dinge gedrillt schienen, aber von der Sache an sich keine Ahnung hatten. Sie konnten zwar etwa das Wort "car" buchstabieren also "c" "a" und "r" benennen, aber das Wort als solches nicht in einem Stück lesen. Sie konnten mehr oder weniger weit zählen, aber wenn ich eine Zahl an die Tafel schrieb, diese nicht benennen. So versuchte ich mit allen möglichen Ideen den Lernfortschritt spielerisch voran zu treiben und hatte nach einiger Zeit zumindest ein wenig das Gefühl etwas bewirkt zu haben.
In der kurzen Pause, durfte dann auf dem Schulhof auch einmal gemeinsam gespielt und getobt werden. Ich versuchte mich krampfhaft an die Spiele meiner Kindheit zu erinnern - gaaaanz schön lange her - und wir rekonstruierten "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?" oder "Versteinern" und sangen Lieder wie "If you are happy and you know it clap your hands...".
Wenn ich nicht gerade in der Schule stand, so bereitete ich allerlei Lehrmaterialien vor.
Am Nachmittag übernahm ich einen Teil der Gruppe "Teaching English for Women" und bekam auch hier wieder die Kleinen zwischen 4 und 10 Jahren. Die Schülerinnen in diesem freiwilligen Kurs waren deutlich motivierter und im Lernfortschritt auch weiter als die durchschnittlichen Schüler. Bei ihnen fiel das Unterrichten im Vergleich zur Vormittagsschule leicht und machte rasch Spaß, selbst wenn die einen noch am ABC lernten, während die anderen schon kurze Sätze formulieren übten und ich alles parallel unterrichten musste.
Als Belohnung für die fleißige Mitarbeit veranstalteten wir dann auch ein Picknick mit all den Früchten, deren Namen wir auf Englisch gelernt hatten.
So bereitete den Kindern das Lernen Freude.
Wenn ich nicht gerade unterrichtete, dann nahm ich Unterricht im Indisch Kochen...
... Henna Malen oder Yoga.
Und es blieb sogar noch etwas Zeit, um bei Spaziergängen die nähere Umgebung zu erkunden.
Aufbruch: | 08.08.2008 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 07.08.2009 |
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