Die Welt - Ein Jahr - Alleine
Vietnam: Hanoi - Halong Bay - Hanoi
Mit der Einreise in Vietnam wurde ich schlagartig zum Millionaer. Einmal den Bankomaten gepluendert besass ich ueber 2.000.000 Dong, leider aber entsprach das nur rund 85 EUR, womit man jedoch und das muss man dazu sagen (ohne Unterkunft) ueber eine Woche gut leben kann (Sightseeing, Essen und Transport).
Bei der Einreise erlitt ich nach Neuseeland, Australien und Hong Kong einen kleinen Kulturschock, zumal in Suedostasien Staub, Verschmutzung (Luft, Wasser und Erde) und verrueckter Strassenverkehr, ebenso wie Strassenkuechen und abertausende Menschen ueber und ueberall in den Ballungszentren das Bild praegen. Ich dachte mit Sehnsucht an zu Hause, klares Wasser aus der Leitung, ordentliches Brot (aus Lasberg), frische Waesche, Luft, die nach Fruehling durftet...
Anfreunden konnte ich mich mit den neuen Gegebenheiten erst am naechsten Morgen, als ich von der Rezeption meines kleinen Guesthouses auf die Strasse hinaus blickte und eine Vietnamesin mit spitzem Strohhut und Tragebalken mit zwei Koerben vorbeigleiten sah.
Doch ehe es ans Besichtigen ging, mussten Formalitaeten erledigt werden. Ich brauche ein Visum fuer Indien und mein Aufenthalt in Hanoi koennte lange genug werden, um es zu bekommen. Es gibt Visa-Services, wo man sich mit Hilfe eines lokalen "Reisebueros" ein Visum fuer umliegende Laender... besorgen kann, doch wer will schon dafuer extra Kosten ausgeben, wenn man es eben so gut selbst erledigen kann? Hinten raufgehuepft auf ein Motor-Taxi (=jeder der ein Moped besitzt bietet Taxi Dienste an) und los durch den verrueckten kreuz und quer Verkehr. Ich wuerde fast sagen, wenn man in Hanoi nicht mit einem Moped mitgefahren ist, hat man es nicht erlebt, denn das war wahrlich ein Erlebnis fuer sich! Das Erledigen des Organisatorischen kostete mich einen halben Tag, Passbilder, US Dollar fuer die Visagebuehr besorgen...
Es hatte angefangen in Stroemen zu regnen und die Vietnamesen empfand ich als wenig hilfsbereit, arrogant und abzockend. Ueber alles muss ein Preis verhandelt werden, der manchmal zB beim Kauf von Freuchten um das 10fache hoeher ist als der im Grunde ortsuebliche Preis. Gerade, wenn man neu angekommen ist und den wahren Wert der Waehrung noch nicht kennt, heisst es bei den Ausgaben aufpassen, aufpassen, aufpassen!
Ich ueberschlief eine Nacht und entschloss mich am naechsten Tag fuer eine Fahrrad-Rikschafahrt im Old Quarter, um nicht selbst auf den Verkehr achten zu muessen, mich dafuer mehr auf die Umgebung konzentrieren zu koennen. Die Menschen sitzen auf Puppensesselchen und Tischchen entlang der Strasse, kochen, essen, es stinkt nach getrocknetem Fisch und altem Kaese und natuerlich Mopedabgasen. Schoen dagegen wieder die Fahrraeder beladen mit Blumen und nach wie vor faszinierend fuer mich - die konischen Huete all, ueberall und die Tragebalken mit den Koerben. In einer Strasse wird getischlert, in der anderen erfolgt Metallarbeit, eine Strasse voller Kinderspielzeuggeschaefte, eine andere voll mit Naehzubehoer, eine Strasse mit Schuhen (leider sind Asiatinnen deutlich kleiner, so auch die Schuhe), eine Strasse Gemuesemarkt...
Nach 30 Minuten versuchte mich der Fahrer meiner Rikscha am Hoan Kiem Lake abzuladen, bezahlt hatte ich fuer eine Stunde, energisch bestand ich auf unsere Abmachung, widerwillig fuhr er weiter. Das ist Vietnam.
Ich besuchte den Ho Chi Minh Mausoleum Complex und sah Onkel Ho wie er so daliegt, tot seit 40 Jahren, aber gut erhalten und ein groesses Idol fuer das Land auf Grund seines unerbitterten Kampfes fuer die Unabhaengigkeit.
Und hier traf ich dann auch meine ersten wirklich herzlichen Vietnamesen, eine Gruppe Schulkinder.
Anschliessend fuhr ich - passend zum Thema Bildung - zum Temple of Literature, der vormals ersten Universitaet Vietnams, und ein Platz der Ruhe heute. Die Schidkroeten aus Stein in einem der Innenhoefe gilt es fuer Kinder zu streicheln, um gute Noten zu erreichen. Ich genoss die Abendstimmung im Tempel.
Dann war Earth Hour (jaehrlich und weltweit am letzten Samstag im Maerz, vom WWF ins Leben gerufen), und es wurde fuer eine Stunde das Licht und alle unnoetigen Energiefresser abgedreht, um sich des Klimawandels zu besinnen.
Ich ging wie an jedem meiner Tage seit meiner Ankunft vietnamesisch essen und genoss diesmal ausnahmsweise mit neuer Reisebegleitung ein Bia Hoi (lokales Bier) an einer Strassenecke auf den Puppensesseln.
Am naechsten Morgen ging es los in die Halong Bay. Die Bucht ruft und der Weg dahin koennte fast schon das Ziel sein, zumal es so viel zu sehen gibt: Reisfelder, arbeitende Menschen, Tiere auf allen moeglichen Verkehrsmitteln und schmale Haeuser von denen nur die Front schoen ist, waehrend man die langen Seitenwaende in dezentem Moertelgrau belaesst.
Am Hafen angekommen stiegen wir (eine kleine Gruppe an Reisenden) von unserem Minibus auf ein Junk-Boot um. Darauf verbrachten wir die naechsten zwei Tage, inklusive koestlichem Essen aus uberwiegend Meeresfruechten und Karaoke am Abend. Wir besuchten bei Hang Sung Sot eine Tropfsteinhoehle und genossen einfach nur die Aussicht, die bei Schoenwetter bestimmt noch viel besser gewesen waere.
Retour in Hanoi gingen wir ins beruehmte Wasserpuppentheater, Thang Long Water Puppet Theatre, und sahen im Kleinen, was sich draussen in Vietnam im Grossen an Leben auf dem Wasser ereignet. Wirklich nett gemacht, entlockte es den meisten zumindest ein Schmunzeln.
Nur noch ein Tag in Hanoi. Ich holte mein Visum fuer Indien von der Botschaft in Hanoi ab, ging noch einmal um den Huan Kiem Lake und besuchte den Ngoc Son Temple.
Das Museum of Ethnology mit interessanter Ausseranlage (Wohnhaeuser der vietnamesischen Landbevoelkerung) sah ich leider nur bei Regen. Immerhin war ich eine Stunde hinmaschiert, nachdem mich der Motortaxifahrer einfach bei einem voellig anderen Museum auf halber Strecke zum vereinbarten Museum abgeladen hatte. Regen und Schlitzaugen, die Schlitzohren sind, beides war im Uebrigen nicht selten in Hanoi, machten mir den Aufbruch leicht.
Aufbruch: | 08.08.2008 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 07.08.2009 |
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