Die Welt - Ein Jahr - Alleine
Indien: New Delhi I - Jaipur - Amber Fort
Ich bin also wieder einmal ein Stück geflogen. Luftaufnahmen über Indien sind übrigens verboten, falls irgendjemand einmal vor hat in nächster Zeit nach Indien zu reisen.
In Neu Delhi war es gleich vorbei mit der in Singapur gerade noch so lieb gewonnen Sauberkeit, aber das ist Indien, überall Müll... nur gut, dass es auch überall Räucherstäbchen gibt, damit riecht es besser als etwa in Hanoi (Vietnam). Ähnlich wie in Vietnam und Kambodscha kommt die Hupe auch hier wieder voll auf ihre Kosten, sie darf tröten so oft es nur geht. Ansonsten aber finde ich Indien eigentlich gar nicht so schlimm, nach all den Erzählungen der anderen wie furchtbar dieses Land von manchen empfunden wurde, war ich richtig entspannt, als ich feststellte, dass es so tragisch dann auch wieder nicht ist... oder bin ich schon so abgehärtet?
Am ersten Tag ging ich, um mich sachte einzustimmen, erst einmal nur hinter dem Hotel in der Strasse auf und ab und da gab es schon genug zu sehen. Die Damen tragen Sarees oder Salvar-Kameez (= eine Hose und ein überlanges Oberteil) in allen Farben, sodass die Stadt gleich von Beginn an farbenfroh freundlich erscheint.
Wo die einen einkaufen, betteln die anderen.
Das Gewimmel war zu Beginn etwas stressig. Ich hatte das Gefühl meine Wertsachen gleich wieder deutlich fester an mich drücken zu müssen. Im Grunde aber war Indien, wie ich später feststellte, im Vergleich zu Südamerika fast harmlos. Immerhin sind die meisten Inder mit Leib und Seele Hindus und glauben, dass ihr Tun sich in diesem wie im nächsten Leben auswirken wird, weshalb die kriminelle Energie in Indien meines Erachtens auf einem sehr niedrigen Level bleibt. Dagegen herrscht in Südamerika in weiten Teilen kein so tiefer Glaube und die Robin-Hood-Mentalität "Du hast, ich nix, also her mit dem Zeug!" ist weit verbreitet.
In Delhi traf ich meine Volunteer Gruppe, ein bunter Haufen aus aller Welt, mit der ich meine nächsten paar Wochen verbringen würde. Zuerst machten wir uns auf den Weg nach Jaipur. Die Außentemperaturen in Indien zu dieser Jahreszeit liegen ziemlich konstant um die 40°C. Wenn man bei dieser Temperatur mit rund 10 anderen Teilnehmern in einen Minibus gequetscht wird, ohne Wasser und ohne Essen und - noch schlimmer - ohne ausreichende Information, dann bekommt man annähernd einen Vorgeschmack davon, wie sich ein Flüchtling in einem Container fühlen muss.
Die Streckenabstände, das wird schnell klar, sind zumeist nicht das Problem, aber die Strassenverhältnisse machen eigentlich kurze Distanzen zu echten Marathonstrecken, da die Fahrzeuge sich nur langsam vorwährts mühen.
So kam es mir ewig vor bis zum Toilettenstop! Froh ist man dann sowieso, egal wie das WC nun aussieht...
Zum einen habe ich die indischen Toiletten lieb gewonnen, da man sich keine Sorgen zu machen braucht, dass man die Brille berühren könnte. Zum anderen jedoch konnte ich mich nie mit dem Umstand anfreunden, dass es - zumindest auf den WC - kein WC-Papier gibt. Dazu muss ich etwas weiter ausholen: Die Inder essen am liebsten mit den Fingern und zwar ausschließlich mit der rechten Hand. Die linke Hand ersetzt zusammen mit etwas Wasser aus einem Kübelchen und dem dem WC nächstgelegenen Wasserhahn das Papier. Soweit so gut, nicht meines, aber noch kein Problem.
Was aber geschieht, wenn die Inder kochen? Sie verwenden beide Hände... und spätestens hier war mir klar, das Essen, naja.
Schließlich aber kamen wir doch noch in Jaipur an und genossen die Abendstimmung in "The Pink City", wie diese Stadt auch genannt wird.
In Jaipur lebten wir bei Gastfamilien, erhielten unser erstes Bindi (roter Punkt auf der Stirn in diesem Fall als Zeichen des Segens und des Respektes für die Gäste des Hauses), hatten Hindi-Unterricht, erfuhren in Vorträgen über Land und Leute, Hinduismus, Kastensystem, arrangierte Hochzeiten und die eigentlich verbotene Aussteuer. Ich steckte mir zur Sicherheit einen falschen "Ehering" an, um bereits als verheiratet auftreten zu können und nicht weiter belästigt zu werden. Und wir gingen in einen Bollywood-Film, der Hollywood noch lange keine Konkurrenz werden kann. In nur einer Woche hatten wir alles erfahren, was wir für unser Projekt wissen sollten und noch viel mehr Eindrücke auf den Strassen und unterwegs gesammelt.
Viel zu schnell waren die ersten Tage in Indien vergangen. Die Sights waren neben dem Kulturbildungsprogramm beinahe zu kurz gekommen, doch dann kam der Ausflug zum Amber Fort und alles, alles war gut.
Auf einem Elefanten ritten wir wie ein Maharadscha im Fort ein.
Ich fühlte mich wie verzaubert, die Gebäude, so schön, und so gut erhalten, die Farben, einmal aufgemalt sind an dieser Fasade nie verblasst. Und während ich auf meiner bisherigen Reise insgesamt bestimmt Stunden damit zubrachte Fotos zu bekommen auf denen keine Leute sind, müssen die Inder - ganz wichtig - immer mit ins Bild, denn sie sind mit ihren schönen Kleidern des sprichwörtliche Tüpfchen auf dem i in meiner Indien-Fotografie.
Durch die Fenster kann man in die Ferne blicken und am Horizont den Verteidigungswall erkennen, der nach der Chinesischen Mauer und einer weiteren in Indien, die 3.stärkste Mauer weltweit ist. Gewaltig!
Ich könnte jetzt über die Geschichte des Forts schreiben, aber manchmal ist es einfach die Gegenwart die zählt und sind es die Bilder, die bereits alles sagen.
Aufbruch: | 08.08.2008 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 07.08.2009 |
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