Die Welt - Ein Jahr - Alleine

Reisezeit: August 2008 - August 2009  |  von Carmen Ladendorfer

Indien: Amritsar

Wenn man schon mal in der Himalaya Region und damit im Norden Indiens ist, dann ist es ja an die Grenze nach Pakistan nicht mehr all zu weit. Sehr bekannt in dieser Region ist Amritsar. Hier stellte ich fest, wie wenig ich doch eigentlich über Religionen weiß. Die Sikh Religion etwa war mir bislang kein Begriff, hat aber weltweit rund 16 Millionen Anhänger, wovon 82% in Indien und zwar überwiegend im Norden leben. Der Sikhismus ist der Glaube an nur einen Gott, jedoch auch an eine (einmalige) Wiedergeburt. Stark im Sikhismus verankert ist die Überzeugung, dass alles was der Mensch denkt und tut sich in seinem Leben auswirken wird. Ein Anhänger der Sikh Religion wird daher stets ein tugendhaftes und ehrenhaftes Leben führen und um Harmonie in seinem sozialen Umfeld bemüht sein. Bis hierher kann ich der Religion tatellos folgen und muss zugeben, dass ich besonders gerne Sikh Anhänger nach dem Weg fragte oder bei ihnen einkaufte oder mit ihnen Taxi fuhr, weil sie stets sehr freundlich reagierten und immer faire Handelspartner waren.

Spices in Amritsar

Spices in Amritsar

Apropos nach dem Weg fragen... wobei hier ist es ganz egal, welche Frage man in Indien wem auch immer stellt, die Antwort wird stets die gleiche sein... ein einfaches Kopfgewackel, das so aussieht als wollte das Gegenüber mit den Ohren Richtung Schulter deuten. Einst fragte ich, was dies zu bedeuten habe und erhielt als Antwort: ein Nein ist unhöflich, also verwendet man es nicht, ein Ja, ist gut, aber manchmal weiß man die Dinge nicht sicher, übrig bleibt ein im Grunde zustimmendes Kopfgewackel, dass dem Nicht-Inder genau 0 weiterhilft, aber einem immer wieder ein Lächeln entlockt. Dieses Kopfgewackel ist im Übrigen A) ziemlich ansteckend und B) sehr hilfreich, denn wenn man erst einmal selber wackelt, dann wird man sofort für einen sehr Indien erfahrenen Reisenden eingeschätzt, was lästige Verkäufer abhält oder Preise drücken kann.

Member of the Sikh Religion, these people are always faire and friendly

Member of the Sikh Religion, these people are always faire and friendly

Aber zurück zum Sikhismus: Konvertieren würde ich dazu dennoch nicht, vor allem nicht als Mann, denn dann heißt es Turban tragen und ich weiß nicht, ob sich das zu Hause dann noch so schickt In Indien aber und vor allem im Norden passte die Sache mit dem Turban und ich staunte nicht schlecht auf wie viele Arten man einen Turban binden kann und in wie vielen Farben diese erhältlich sind.

Yummy lychees!!!

Yummy lychees!!!

Noch eine Vorliebe entdeckte ich in Amritsar. Die Vorliebe für Litschis, frische, dicke, saftige Litschis. Tip: Immer schön mit Wasser besprühen, hält sie frisch und macht sie leicht schälbar.

And more yummy lychees...

And more yummy lychees...

Am Abend ging es zur Grenz-Zeremonie nach Attari zwischen Indien und Pakistan. Hier wird lange und laut geschrien, wem zuerst die Luft ausgeht, der hat "verloren", die Grenzposten - rießige Menschen übrigens - laufen auf und ab, die Menge jubelt, die Tore werden kurz geöffnet, die Fahnen abgenommen und es geht zu wie auf einem Volksfest. Auf dem Bild unten der Blick auf die Pakistanische Seite, die Zuschauerränge sind fast leer, weiter hinter vollvermummte Ladies.

Border ceremony at Attari (India - Pakistan)

Border ceremony at Attari (India - Pakistan)

Auf der indischen Seite dagegen alles wunderschön bunt, die Laune ist großartig, es wird getanzt... alleine dafür lohnte es sich schon hierher zu kommen.

Oh my colourful India!

Oh my colourful India!

Am nächsten Morgen ging es dann zum Kernstück der Sikh Religion und Wahrzeichen Amritsars - dem Goldenen Tempel.

Entrance to the Golden Temple, Amritsar

Entrance to the Golden Temple, Amritsar

Innerhalb der weißen Außenmauern befindet sich ein heiliger Teich, in dem auch gebadet werden darf und im Goldenen Gebäude in der Mitte der Tempelkern der Sikh Religion, wo echte Anhänger sich über ein Stunde auf dem schmalen Steg dorthin anstellen, um ihn zu sehen.

The Golden Temple, Amritsar

The Golden Temple, Amritsar

Und wenn ich nicht gerade Fotos schoss, dann wurde ich um Fotos gebeten, denn mindestens so viele, wie ich machte, wurden auch von mir gemacht. Die Inder lieben Fremde und man fühlt sich fast wie ein Filmstar, wenn man ständig höflichst gebeten wird, ob man nicht ein Bild mit den Leuten machen möchte.

Locals love foreigners, so be prepared - they will take millions of pictures with you and of you

Locals love foreigners, so be prepared - they will take millions of pictures with you and of you

Auch ein tragisches Ereignis fand in Amritsar statt. In Jallianwala-Bagh, einem von Mauern umgebenen Park, wurde 1919 eine friedliche Massendemonstration von Indern durch britische Soldaten mit einem Schussmassaker niedergeschlagen. Viele Menschen kamen dabei ums Leben, unzählige wurden verletzt. Heute erinnert daran neben den Einschusslöchern in den Mauern auch dieses Mahnmal.

Memorial at the Jallianwala-Bagh

Memorial at the Jallianwala-Bagh

Tja und in Amritsar, wie auch sonst in Indien, beinahe am spannendsten ist und bleibt einfach die Beobachtung des Lebens. Besonders interessant wird es dann, wenn die Männer sich entlang der Strasse zum Kartoffelschälen treffen, während die Frauen auf ihren Köpfen Baumaterial zur Mischmaschine schleppen... Und da sage noch einer Indien sei rückständig!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dies wird meine Reise um Welt. Meine Welt besteht in diesem Fall eigentlich nur aus Südamerika, Neuseeland, Australien und Asien, kurz: überall hin, wo ich schon immer einmal vorbei schauen wollte. Sprache, Kultur, Land(schaft) und Menschen, Menschen aus aller Welt, sind die Gründe, die mich bewegen.
Details:
Aufbruch: 08.08.2008
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 07.08.2009
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Ecuador
Chile
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
China
Vietnam
Kambodscha
Thailand
Laos
Malaysia
Singapur
Indonesien
Indien
Der Autor
 
Carmen Ladendorfer berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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