Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Bhubaneswar - regnerische Trockenzeit

Servus leitln,

12.02/13.02.2007

Vor meiner Ankunft heute morgen im Staat Orissa, genauer gesagt in dem lustig klingenden Bhubaneswar ist in Kolkata noch jede Menge passiert. Ein paar Stunden bevor mein Nachtzug in Richtung Suedindien losdueste wollte ich, in einem kleinen gemuetlichen Restaurant, noch mein neuerstandenes Buch von Hening Mankell (natuerlich in Englisch) weiterlesen. Aufgrund der spannenden Ereignisse kann ich es kaum erwarten fortzufahren. Ein kleines Lokal, Brutstaette fuer die zufaelligsten zwischenmenschlichen Kontakte, und keine Ahnung wie viele Millionen Menschen in den Strassen, da bleibt man nicht lang allein an einem Tisch sitzen. So hab ich es immer nur ein paar Seiten weiter geschafft, doch die Alternative, die verschiedensten Charektere zu treffen, in laechelnde Gesichter zu blicken und viele Geschichten zu hoeren schienen dann doch reizvoller als die Jagd nach einem mordenden Unbekannten.

Christine, eine finnische Studentin, die gerade ihr Praktikum in Indien absolviert war eine der nettesten und auch ihr Begleiter, er konnte kein Englisch und somit haben wir uns nur mit Blicken und Gesten verstaendigt (war echt aufregend), war offen und sympatisch. Ausserdem studiert Christine Soziale Arbeit, hab ich ja auch ins Auge gefasst und somit konnt ich ein bisschen mehr ueber die Thematik erfahren. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir wohl Alexandar (fuer einen kurzen Moment hab ich gelaubt Jesus steht vor mir), ein Russe der natuerlich auch ueber den unverkennbaren, wirklich witzig, harten Akzent verfuegt. Eine wirlich schrille Persoenlichkeit und vor allem ein wasserfall an linguistischen Erguessen. Erstmal, keine 30 sekunden nach dem er sich gesetzt hat, hat er mir erzaehlt das er sich in eine Deutsche verliebt hat, morgen sein visum ablaeuft und er nach bangladesch muss und sowieso der freund seiner grossen liebe in ein paar Tagen nach Indien kommt, kling kompliziert und ist es wahrscheinlich auch. Wir haben ziemlich lang gequatscht. Alexandar ist eingentlich Fotograph fuer russische Filmproduktionen, welche irgendie mich seinen Eltern in Verbindung stehen und er eigentlich keinen Bock darauf hat, weil er sich gefangen fuellt. Viel mehr moechte er selbsstaendig werden und die Medien Fotograpie und Literatur miteinander verbinden und sich so weit wie moeglich zu entfalten. Natuerlich war ich sofort enflammt immerhin hab ich die gleiche Leidenschaft. Wobei er sicher auch eine grosse Karriere als Comedian vor sich haette, wir haben wirklich viel gelacht.

Spaeter ist dann noch Franco dazugestossen und so waren meine letzten Momente in Kolkato alles andere als fad. Als ich dann mein Gepaeck abgeholt habe, der muerrische Besitzer hat mich argwoehnisch aus seinem Blickfeld verbannt, war ich froh ein neues Ziel zu erreichen. Als ich dann mit seinem kleinen Enkel zu spielen angefangen habe war der gute Mann aufeinmal wie ausgewechselt. Er hat tatsaechlich mal gelaechlt, ich dachte da muss erst die Hoelle zufrieren, und hatte sogar ein paar nette Worte fuer mich uebrig. Ziemlich zufrieden huepfte ich dann die Treppen hinuter um mir ein Taxi fuer die Fahrt zum Bahnhof zu besorgen. Bei der Gelegenheit durfte ich wiedermal in den Genuss indischer Freundlichkeit kommen. Ganz klar, um 20:00 werden alle Taxameter ausgeknipst und die Fahrt kostet automatisch das fuenffache, eh klar. Leider wahr, anstatt der ueblichen 60rs, hab mich natuerlich erkundigt, wollte die meisten nun so an 250 rs und somit standen mir harte Zeiten bevor. Ich bin die sudderstreet rauf und runter gehatscht und keiner wollte recht mit sich verhandeln lassen. Zu guter letzt hab ich mit 100rs, zwar immer noch zu viel aber immerhin nicht die unverschaemten 250rs, schon aus Prinzip nicht, hingeblaetter. Die Fahrt zum Bahnhof war laenger als gedacht und mein Zug ging schon in 30 Minuten, doch ploetzlich hiess es "go out" freundlich wie immer und ich schien da zu sein.

Mmmhh komisch auf der Anzeigetafel war weit und breit nichts von der Zugnr. auf meinem Ticket zu erkennen, noch 20 Minuten bis zur Abfahrt. Ich muss wohl ziemlich verzweifelt drein geschaut haben denn ploetzlich standen 2 junge Inder fragten mich ob ich Hilfe brauche. Schliesslich haben wir festgestellt das ich am alten Terminal war und das richtige irgendwo anders ist. Die beiden Inder haben mich nur angelaechelt und gemeint "don't worry, you will reach". Quer ueber durch die Halle, Stiegen hinauf, hinunter, hinauf, geradeaus, hinuter und wieder hinauf, geradeaus, links und wieder hinunter, yes Nr. 2837. Gerade 5 Minuten vor der Abfahrt war ich am Ziel. Aman und Lamba haben mich mit ihrer freundlichen und sympatischen Art echt ueberrascht, doch wieviel wird mich das jetzt kosten? Meine bisherigen Erfahrungen in Indien sind, das eigentlich fast jeder und sei es fuer eine noch so kleine Kleinigkeit (z.B. Weg zum Hotel beschreiben) den Griff zur Geldtasche erwartet. Im Gegensatz zu Myanmar wo eigentlich kaum jemand etwas verlangt hat und die Hilfbereitschaft dort war ohnedies ungleich groesser. Zu meiner Verwunderung wollten die beiden rein gar nichts ausser meiner e-mail adresse um in Kontakt zu bleiben und ich bekam die telefonnr. damit ich mich ja melden kann wenn ich mal probleme haben sollte. Es ist klar dass nicht alle Inder Schlitzohren sind, doch da die meisten mit einer finanziellen Zuwendung spekulieren sind es ebendiese, die zuerst zur Stelle sind. Man muss Glueck haben und ein gewisses Gespuer entwickeln um unterscheiden zu koennen.

Der Zug selbst war ziemlich alt und schon von ausserhalb war der Klogestand im Inneren fluechtig zu riechen. Als ich dann drin sass hab ich gleich meinen Inhalator ausgespackt, mit der Zeit wurde es dann besser. Das Innenleben des Zuges bestand aus Baenken und Rueckenlehnen, die sich durch ein paar Handgriffe in Betten verwandelten. Sah irgendwie recht witzig aus. Eigentlich hatte ich das Bett ganz oben, wahrscheinlich auch der beste Platz, doch ein schnarchender Inder hatte sich bereits meiner Pritsche bemaechtigt. Da kein Unmensch bin hab ich mich mit der mittleren Liege begnuegt (insgesamt 3 Betten hoch). Es waren nur Einheimische in meinem Wagon und die waren recht neugier aber auch sehr nett. Geschlafen hab ich eigentlich ueberraschend gut und zum Glueck hatte der Zug eine Stunde Verspaetung somit kam ich schliesslich erst um 06:30 in Bhubaneswar an.

Schon die Suche nach einem billigen Zimmer war ziemlich schwer da die meisten ausgebucht waren. Nach einiger Zeit konnte ich doch noch ein schaebiges, wie immer halt kleines etwas von einem Zimmer fuer mich beanspruchen. Die erwaehnte Sauberkeit fuer dieses Hotel im Reisefuerher hab ich vergeblich gesucht. Immerhin hab ich ein eigenes Bad mit Loch (that's India).

Dann wollte ich eigentlich eine der vielen Sandsteintempel, fuer die Bhubaneswar so beruehmt ist, besichtigen, doch das schlechte Wetter, es hat in Stroemen geregnet, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Auch nach dem Mittagsessen war der Regen, noch staerker geworden und somit hab ich ein wenig gelesen. Erst am Nachmittag hat es dann endlich aufgehoert. In der trockenen halben Stunde, dannach hat's gleich wieder los gewettert, konnt ich immerhin in ein Internetcafe fluechten. Mittlerweilen sitzt ich hier schon seit 2 Stunden fest. Eigentlich nicht so schlimm, hab mal wieder ein paar mails verschicken koennen, wenn nicht immer wieder der Strom aufallen wuerde. Der Bestizter ist sehr nett. Sein Frau und er fuettern mich mit indischen Spezialtiaeten und aufgrund des schlechten Wetters gibts masala cai (kostlicher indischer Tee) Wie ich erfahren habe ist heute der erste Regentag seit 3 Monaten und eigentlich herrscht Trockenzeit, naja da fehlen mir die Worte. Darueber hinaus ist der freundliche Besitzer, leider spricht er nicht ganz so gut englisch, ein Quell an Wissen und somit hab ich meine bevorstehenden strategischen Transportentscheidungen so nebenbei treffen koennen.

By the way, das indische Essen ist eine wahre Gaumenfreude und im Gegensatz zu den Abscheulichkeiten der burmesischen Kueche ein kulinarischer Hochgenuss. Manchmal so scharf dass ich am liebsten Feuer spucken wuerde, doch mein roter Kopf und die Schweissausbrueche werden zusehends besser. Die geniale Auswahl an vegetarischen, Fleisch ist nicht zu empfehlen, Gerichten laesst keine Wuensche offen. Ob aloo (Kartoffel), palak (Spinat), curry, roti (leckeres Fladenbrot), naan, masala oder koestlicher bananentoast in einer schmudeligen Seitengasse, mir hat's bis jetzt immer noch geschmeckt.

So wie es ausschaut hat der Regen nachgelassen und ich kann zurueck in mein hotel schwimmen, wo hab ich nur die Fluegerl hingepackt? Ich hoffe morgen, ich will zu einem kleinen bunten Dorf names Pipli, schaut das Wetter weniger grimmig drein.

schoene gruesse aus dem verregneten Orissa,

helliL

PS.: Fotos muessen noch warten, kein USB hier ;-(

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.