Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Kanyakumari - another bus ride: talk, talk, talk

28.03.2007

hello my friend, you need sunglasses, no, I already have, very cheap, no I really don....slashhhh
Die vielen aufdringlichen Verkaeufer sind das erste was einem hier ins Auge sticht. Ein nein wird meist nicht akzeptiert und ehe man sich versieht hat man eine Sonnenbrille zwischen den Ohren haengen, die man absolut nicht gebrauchen kann. Auch die Muschelverkaeufer und andere Geschaefte sind weniger zimperlich als an anderen Orten und zu anfangs wird man regelrecht ueberrumpelt.

Muscheln, Muscheln, Muscheln

Muscheln, Muscheln, Muscheln

Tatsaechlich ist Kanyakumari ein Touristenort par exellance und die Strassen sind fast ueberwiedend mit Geschaeften, Hotels und sonstigen Verkaufsbuden gespickt. Das Zentrum ist ziemlich klein und auch wenn man kein Hotelzimmer mit Meerblick geniesst kann man in einigen Minuten Fussmarsch am Strand sein. Der Strand ist teilweise recht verschmutzt, was in Indien leider viel zu oft der Fall ist. Es ist unglaublich heiss hier und die Verlockung sich im Meer ein wenig abzukuehlen ist dempentsprechend stark doch der Dreck macht einem einen Strich durch die Rechnung. Egal es gibt hier so einiges zu besichtigen, doch irgendwie hat ich erstmal ueberhaupt keine Lust. Ich hab mittlerweilen schon so viele Tempel und andere Attraktionen gesehen und mit der Zeit wird man einfach muede, vor allem bei der drueckenden Hitze.

So hab ich mir zuerst mal ein schattiges Plaetzchen, gar nicht so einfach, am Strand gesucht und hab fast eine Stunde einem Muschelfischer bei der Arbeit zu geschaut. Beneidenswert, arbeiten im kuehlen Nass und Blassnase sitz auf einem Stein und glotzt bloed. Das war mir irgendwann auch zu bloed und so bin ich in die schattigen Mauern des Ufertempels gefluechtet.

erfrischender <a href="https://www.umdiewelt.de/?s=job">Job</a> am Strand

erfrischender <a href="https://www.umdiewelt.de/?s=job">Job</a> am Strand

Auch hier wimmelt es von Wahrsagern und jetzt hab ich nach der ganzen Zeit auch mal erfahren was es mit den leuchtend gruenen Papageien in den kleinen Kaefigen auf sich hat.
Erstmal ist zu erwaehnen das den Papageien die Fluegel gestutzt wurden, wie gemein ist das denn, und sie sind somit ihrer Freiheit beraubt. Das Prozedere ist dann folgendes> Es gibt einen Stapel mit Umschlaegen, der Papagei huepft aus den Kaefig und schnappt sich einer dieser Umschlaege, oder mehrere, und im inneren ist ein Fresszettel zu finden auf dem die Zukunft des zahlenden Kunden vom Wahrsager verlautbart wird. Es sind auch andere Karten und Bilder im Spiel doch die genaue Bedeutung konnte ich leider nicht heraus finden. Die Zahl der Umschlaege ist nicht gerade ueberwaeltigend und somit sollte man sich nichts grossartiges davon erwarten. Ein truebsinniges Schauspiel, der arme Vogel probiert immer wieder los zu fliegen und hat keine Chance seinem Schicksal zu entkommen. Zumindest pickt er hin und wieder seinem Peiniger in die Haende, was hoffentlich mehr weh tut als es den Anschein hat.

der arme Pagagei, verstuemmelt und missbraucht fuer fragwuerdiges Zukunfsgewaesch

der arme Pagagei, verstuemmelt und missbraucht fuer fragwuerdiges Zukunfsgewaesch

Zu Mittag sind die Temperaturen dann wirklich unertraeglich geworden und der naechste Ort kuehlender Ventilatoren war ein Internetcafe. Eigentlich wollte ich ja ein bisschen mein Weblog weiterfuehren doch Raam der nette Besitzer hat mich sofort in ein Gespraech verwickelt. Ein begeisterter Fan von Arnold Schwarzenegger, schon wieder, und er hatte auch seine Bewunderung fuer Adolf Hitler, einem weniger angehmen Zeitgenossen, bekundet. Was darauf folgte war eine angeregte Diskussion, ich konnte einfach nicht verstehen was an einem Monster wie Hitler zu bewundern gibt. Das ganze ist auf einen Wiener zurueck zu fuehren den Raam vor einigen Jahren kennengelernt hat, was das ganze zumindest ein wenig erklaert. Als ich ihm ein paar wichtige side facts ueber Hitler entgegengebracht hatte ist seine anfangs gluehende Begeisterung ein wenig abgeflaut.

Wie auch immer, gott sei dank sind wir von dem brisanten Thema ziemlich schnell wieder abgekommen und haben uns noch weitere 2 Stunden sehr gut unterhalten. Der Gespraechsstoff reichte von Politik, Religion ueber persoenlichere Dinge und mein Gegenueber hatte eine andere Weltanschauung als die meisten Inder die ich bisher kennengelernt habe.

Nach dem netten Schwaetzchen hab ich mich mit meinem neuen Buch an den Strand verzogen um im Schatten eines Steinpavillions mal wieder in mein zweites Leben zu tauchen. In Indien ist man ziemlich selten ungestoert und es hat nicht lange gedauert bis ich ins naechsten Gespraech vertieft war. Amar, ein Antiquitaetenhaendler aus Pune (nahe Mumbai)war sehr witzig und die Folge daraus war eine weitere geniale Unterhaltung die viel neues und interessantes mit sich brachte.

ein froehlicher Mann und sein Waage (Ufertempel)

ein froehlicher Mann und sein Waage (Ufertempel)

Ich bin begeistert, allein durch Indien zu reisen koennte nicht eindrucksvoller sein. Egal wo man ist, man findet immer jemanden der Lust zum ratschen hat und je laenger ich hier bin umso tiefer kann ich in die so gegensaetzliche Kultur dieses fazierenden Landes eintauchen.

Kanyakumari ist nicht nur bekannt fuer den der Jungfrau Kana Devi geweihten Ufertempel, die kleine Felseninsel unweit der Kueste sondern auch fuer seine spektakulaeren Sonnenauf- und Untergaenge. Besonders zur Vollmondzeit kann man mit ein wenig Glueck Sonne und Mond gemeinsam an einem Horizont entdecken. Bisher hatte ich noch nicht die Kraft in aller Fruehe aus den Federn zu kommen und der Sonnenuntergang den ich bisher erleben konnte, war nichts Besonderes.

Auf der Suche nach einem guten Platz fuer den bevorstehenden Sonnenuntergang hat mir Kumar, der erste Strandverkaeufer der mir zur Abwechslung mal nichts andrehen wollte, weiter geholfen. Es gibt einen Aussichtsturm wenn man den Strand in oestlicher Richtung entlanglaeuft, die Aussicht ist nett aber nichts aufregendes. Viel interessanter war es mit Kumar und seinen Freunden ein wenig zu plaudern. Kumar ist Katholik und war ca. 10 Jahre als Pfarrer taetig. Das Zoelibat und die damit in Verbindung stehende Unfaehigkeit eine Familie zu gruenden haben ihn dazu bewegt das Ganze schliesslich hin zu schmeissen. Mittlerweilen ist er verheiratet, stolzer Vater und bereut seinen Schritt keines wegs.

Er sucht nach wie vor regelmaessig die Kirche auf und als ich ihm erklaerte dass schon seit sehr langer Zeit nicht mehr ueber die Schwelle einer Kirchentuer getreten bin war er doch ein wenig schockiert.

Als wir am Abend zurueck ins Zentrum gelaufen sind war gerade eine Tanzveranstaltung fuer eine Anti Aids Kampagne im Gange. Das Spektakel war kunterbunt, geniale Trommelbeats und sehr interessant anzuschauen. Verstanden hab ich natuerlich nichts, doch Kumar hat sein bestes gegeben mir grob die Einzelheiten zu erklaeren.

Aids ist in Indien ein grosses Problem und das liegt vor allem an der Unwissenheit der Menschen, umso wichtiger sind derartige Veranstaltung um vor allem jungen Menschen das Bewusstsein fuer moegliche Krankheiten in Verbindung mit ihrer Sexualitaet zu vermitteln.

Von einem besonders sympatischen Vertreter des indischen Subkontinets hab ich sogar ein Lehrbuch fuer Kinder geschenkt bekommen und kann nun mein hindu und tamil ein bisschen aufmotzen. Vielleicht hilfts ja.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.