Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Konarak - wirbelnde Roecke: mit dem Rad ins Gruene

22.02.2007

Da wir nicht in Eile sind, hab meine Rueckkehr gerade erst um 2 Monate hinausgeschoben, haben wir beschlossen noch einen Tag in Konarak dranzuhaengen um die atemberaubende Landschaft, auf dem Weg dorthin nicht zu uebersehen, hautnah zu erleben. Vor dem Fruehstueck haben wir uns dazu aufgerafft ein wenig zu yogieren, man moechte ja nicht noch mehr einrosten. Zu zweit fiel es uns natuerlich nicht sehr schwer uns die gelernten Uebuengen aus dem Hut zu zaubern. Zu diesem Zweck sind wir auf das Dach des Guesthouses geklettert, dort haben wir uns dann im Dreck gewaelzt (haben natuerlich keine Yogamatte mit dabei) um unseren Gelenken und der verkruemten Wirbelsaeule ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Yoga macht hungrig, besonders am Morgen und auf der Suche nach dem typischen suedindischen Fruehstueck Igli, Reiskuchen (nicht suess) mit einer Auswahl an wuerzigen Saucen sind wir leider ins Leere gestossen, da alles schon aufgefuttert war. Wahrscheinlich eh besser, da ich seit gestern einige Problemchen mit meiner Verdauung habe und mich die Flitze ein wenig laenger auf dem Klo hocken laesst. Werd in der naechsten Zeit wohl ein bisschen besser aufpassen muessen und nicht ganz so scharf essen, aufgrund der Koestlichkeit natuerlich nicht so leicht. Ein Pancake zum Fruehstueck ist auch nicht zu verachten.
Eine besorgte Spanierin, Zimmer nebenan, hat mir sofort ein paar Knoblauchzehen angeboten, soll anscheinend helfen, mal schauen.

Nichts desto trotz der Tag konnte schoener nicht sein und so haben wir uns ein Radl ausgeliehen um die Gegend unsicher zu machen. Im Reisefuehrer ist lediglich der Sonnentempel beschrieben, doch der nette Manager hat uns prompt eine Skizze gezeichnet und uns ein paar lohnenswerte Ziele aufgeschrieben. Zuerst gings ab zum Strand, genauer gesagt zu einem kleinen Fischerdorf. Radeln in Indien, aufgrund der Beschaffenheit der heimischen Drahtesel, koennte nicht unbequemer sein, doch man erreicht sein Ziel auch wenns mal wieder etwas laenger dauert. Unweit des Dorfes haben wir unser Gefaehrt auf einer Sandduene abgesperrt und sind zu Fuss weiter gestapft. Die eingesunkene Bruecke schien nicht sehr vertrauenswuerdig und so sind wir ueber den Strand weiter vorgestossen. Unter riesigen Windsegeln sassen Fischer, die ihre Netze ausgebessert haben und fische werfende Frauen, die den Fang vom Morgen zum trocknen in die Sonne gepfeffert haben. Der Gestank war natuerlich nicht zu ueberriechen, was uns ein bisschen schneller vorankommen liess. Die Menschen rund um das Dorf starrten mit gebannten Blick auf die zwei blassnassigen Fremden, die mit ihren komischen Sonnenhuetten daherkamen.

Von Anfang an stroemten Kinder daher, die ganz versessen auf Kugelschreiben sind und selbst die Menschen aelterer Generation wollten irgend etwas und sei es nur die Flasche Wasser in deiner Hand. Wir fuehlten uns ziemlich unwohl und haben dann doch ziemlich schnell das Weite gesucht. Der Tourismus hat hier eindeutig seine Spuren hinterlassen und das Gefuehl das die Menschen schon davon ausgehen etwas zu bekommen hat uns ziemlich abgeschreckt. Schade eigentlich, denn das Dorf selbst besass ungeheueres maritimes Flair und es war aufregend, wenn auch nur kurz, durch zu laufen. Als wir die fordernden Massen hinter uns gelassen haben pflanzten wir uns ein wenig zum Strand. Die See war in Aufruhr und die pfeitschenden Wellen und die tosende Brandung erzeugten ein attraktives Spiel aus tanzenden Wellen.

In der entgegengesetzen Richtung (8km von Konarak) liegt das kleine Dorf Kurum, welches einen interessanten buddistischen Tempel, eine Raritaet im sonst ueberwiegend hinduistischen Indien, beherbergen soll. Die Fahrt dort hin, der Weg in ein Traumland aus leuchtend gruenen Reisfeldern umrahmt von tropischen Palmen, kleinen entzueckenden Doerfern, Herden von Kuehen, Ziegen und freundlichen Einheimischen, die ihre Haende zum Gruss in die Luft warfen. Die Haeuser waren vorwiegend aus Lehm gebaut und die damit in Verbindung stehende landschaftliche Kulisse ist schlichtweg atemberaubend.

Den Tempel haben wir vorrerst verpasst und als wir zum Ende des Dorfes gelangten wurden wir mit offenen Armen empfangen, im Gegensatz zum Fischerdorf wollte hier keiner etwas haben. Ein junges Maedchen hat sich sofort auf Sofi gestuerzt und sie so schnell nicht wieder losgelassen. Sie war sehr aufgeregt und hat stolz verkuendet dass sie nun eine neue Freundin gefunden hat, unglaublich. Leider war die Sprachbarriere zu gross und wir konnten nur ein paar einfache Worte und Gesten mit den freundlichen Einwohnern wechseln.

Nach einem Schnappschuss, im Hintergrund ein Meer aus Sonnenblumen und Palmen, der beiden haben wir erneut unser Glueck versucht den Tempel zu finden.
Ein paar Sackgassen spaeter haben uns schliesslich ein paar Kinder zu den Toren des Tempels gebracht. Der Blick auf den kleinen Betonblock, der mehr wir eine Rumpelkammer wirkte, war ernuechternd. Der vermeintliche Tempel war eigentlich die Sammlung aus drei unterschiedlich grossen Statuen, dessen verfallener Zustand wenig Glanz verspruehte. Immerhin waren wir am Ziel, ueber das Ergebnis laesst sich streiten, doch schon allein die Radltour war die Muehe auf alle Faelle wert. Nach den Anstrengungen suchten wir im Schatten eines riesigen Baumes einen Platz fuer eine Verschnaufpause. Immer mehr Einheimische sind herbeigestroemt um uns anzustarren. Ein paar haben mit uns geredet doch die meisten sind wie angewurzelt da gestanden und haben jede Bewegung unserer seits genauestens beobachtet. Als dann eine fette graessliche Spinne ueber mich hergefallen ist konnte ich, wie auch Sofi, mit Mueh und Not vermeiden in Panik auszubrechen, waer aufgrund der viel Zeugen ziemlich peinlich gewesen.

Auch der Weg zurueck war wunderbar und die atemberaubende Landschaft war eine der schoensten die ich bisher gesehen habe. Spaet aber doch kamen wir in unserem Guesthouse an und nach einem hervorragenden Abendessen sind wir dann eigentlich ziemlich frueh, erschoepft, in die Federn gefallen. Das Essen in Indien ist einfach spitze. Wir essen meistens in den oft schaebigen Einheimischenlokalen. Die Umgebung sagt jedoch meist nichts ueber die Qualitaet des Essens aus und in den kleinen feurig scharfen Huetten hat es mir bis jetzt am besten geschmeckt. Preislich gesehen sind die besseren Restaurants doppelt so teuer, doch das Essen ist im Vergleich weitaus weniger schmackhaft. Speisekarte gibt es eigentlich keine, gegessen wird was auf den Tisch kommt, immerhin hat man die Wahl zwischen veg und non-veg, wobei man abundzu ein paar Schalen zur Auswahl angeboten bekommt. Sein Essen mit den Haenden, man sollte jedoch nur die rechte gebrauchen (mit der linken wird der Popo abgewischt, da die Menschen kein Klopapier benutzen), in den Mund zu schaufeln ist in diesen Lokalitaeten gang und gebe. Ich muss zugeben dass ich zu Beginn ein wenig Probleme damit hatte, da mir der Reis mit Sosse durch die Finger gefallen ist, doch wenn man den Einheimischen zuschaut hat man den Dreh recht schnell heraus. Ein Erlebnis das man auf keinen Fall auslassen sollte, indisch halt.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.