Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Madurai - festgeklebt im Bus: ....im Kampf fuer die Freiheit

26.03.2007

Madurai ist eine ziemlich grosse Stadt und wenn man bestimmte Sehenswuerdigekeiten aufsuchen will hat man die Qual der Wahl die Entfernungen motorisiert, per Fahrradrikscha oder auf eigene Faust mit den lokalen Bussen zurueck zu legen. Keine Frage, ich hab mich natuerlich fuer letzteres entschieden, was jedoch auch bedeutet sich staendig durch zu fragen, sich das ein oder andere mal zu verlaufen (oft wird man irgend wo hingeschickt) oder waehrend man das Ticket kauft fast aus dem Bus zu fallen (das kann wirklich nur mir passieren) Im Laufe einer aufregenden Busfahrt lernt man viele neue Menschen kennen und die wechselnden Gespraechspartner geben immer wieder neue Einblicke in die Mentalitaet dieses so fazinierenden Landes.

Ein Markt entsteht dort, wo gerade Platz ist

Ein Markt entsteht dort, wo gerade Platz ist

Eigentlich ohne weitere Probleme bin ich zuerst beim Ghandi memorial Museum angekommen und konnte dort erst mal meine ersten Versuche eine Fahrradrikscha zu lenken sammeln. Gar nicht so einfach und der sympatische Pandi hat es sichtlich genossen mal die Rollen zu tauschen. Respekt fuer alle Rikschafahrer, unglaublich was die Maenner leisten und ich glaube es ist gar nicht so vielen Touristen bewusst wie schwer die Maenner fuer ihr Geld schuften muessen.

Eine ganz schoene Plackerei vorne zu sitzen

Eine ganz schoene Plackerei vorne zu sitzen

Das Ghandimuseum ist in in einem alten charmanten Gebaeude untergebracht und bietet so einiges. Auf kreativ gestalteten Tafeln wird im vorderen Teil des Museum's die indische Geschichte waehrend der Kolonialherrschaft durch England erzaehlt. Ein dunkels Kapitel, beherrscht von grauenhafter Barberei, Enteignung, Versklavung und die Zerschlagung des bis heute umstrittenen Kastensystems (Segen oder Fluch?), welches verherrende Folgen vor allem fuer die aermsten der Armen bedeutete. Natuerlich hat auch Indien in den unzaehligen Schlachten seinen blutigen Anteil an den Machtkaempfen eingenommen. Untermalt wurden die Erklaerungen und Erzaehlungen durch zahlreiche Bilder und so konnte eine auesserst interessante geschichtliche Reise beginnen.

Als 1915 ein Rechtsanwalt namens Mahatma (bedeutet grosse Seele und ist ein vom seinen begeisternden Anhaengern verliehener Name) Ghandi auf der Bildflaeche auftauchte sollte eine neue Aera des gewaltlosen Widerstands eingelaeutet werden. Seine Lehre Satyagara hatte er bereits in Suedafrika entwickelt, wo die Kluft zwischen Schwarz und Weiss bis heute ein trauriges Beispiel fuer Intoleranz darstellt. Seine Lehren zielen auf das Prinzip nicht gleiches mit gleichem zu vergelten, die Gleichwertigkeit eines jeden Menschen zu respektieren, seinen Geist und Horizont zu erweitern und vor allem niemals Gewalt oder Waffen als Mittel gegen Unterdrueckung zu gebrauchen.

Schon nach kuerzester Zeit hatte der wirklich fazinierende Mann einen grosse Schar an Anhaengern und wegen seiner zahlreichen gewaltlosen Aktionen, wie z.b. lange Protestmaerschen, bis zu 21 Tage zu fasten oder die Bevoelkerung aufzurufen das System zu boykottieren, ist er nicht nur einmal im Gefaengnis gelandet.

Unglaublich was das brilliante Genie alles bewirkt hat, doch all seine Bemuehungen wurden immer wieder durch brutale Kaempfe von beiden Seiten zu nichte gemacht. Doch nichts ist umsonst und noch heute wird Ghandi als die schillernde Persoenlichkeit, die er einst war, verehrt. Selbstlos und ein Leben in Armut waren Zeichen seines tiefen Verstaendnisses und Mitgefuehl fuer seine vielen armen Landsleute. Am 15.08.1947 wurde dann offiziell verlautbart das Indien ein eigener und somit freier Staat ist. Somit konnte eine ganze Nation aufatmen und die aristroktischen Fesseln der fast 200 jaehrigen Unterdrueckung durch das british empire konnten endlich gesprengt werden. Heut zu Tage wird kein groll gegen die Englaender fuer die vergangen Geschehnisse gehegt, es gibt auch durchaus positives was durch die Kolonialzeit entstanden ist.

Der Weg durch den Tafelwald ist lang und wenn man im zweiten Teil des Museums aehnliche Wege durch die Lebensgeschichte von Mahatma beschreitet ist man am Ende ziemlich ausgelaugt. Auch die ausfuehrliche Darstellung der Lebensgeschichte Ghandi's ist sehr interessant und man erfaehrt so einiges was man nicht fuer moeglich gehalten haette. Fuer alle die es nicht wissen, Ghandi wurde 1948 Opfer eines Mordanschlages und am Ende gelangt man in einen dunklen Raum, wo das blutbesudelte Gewand Ghandi's ausgestellt wird (irgendwie recht makaber).

der Beginn einer fazinierenden geschichtlichen Reise

der Beginn einer fazinierenden geschichtlichen Reise

Nach so viel viseuellen Reizen und Gelesenem, ich war so an die 3 Stunden in dem Museum, kann man sich schwer konzentrieren und ein wenig verwirrt stolperte ich aus den Mauern der Erkenntnis.

Zur Staerkung hab ich mir dann einen Kaffee und Kuchen gegoennt und da hier keine Busstation zu entdecken war bin ich erstmal zu Fuss weiter gehatscht. Der so eindrucksvolle Blumenmarkt, der vor einiger Zeit noch in der Naehe des Tempels seinen Platz hatte ist nun ca. 5 km weiter ausserhalb gewandert. Wo genau, wusste ich auch nicht, doch irgendwie kommt man schliesslich immer ans Ziel.

Die gluehende Hitze in Madurai ist echt extrem und bei einer Pause an einem kleinen Fruechtestand wurde ich erstmal von einer Horde Jusstudenten in Beschlag genommen. Moment, ich kann nicht mit 10 Leuten aufeinmal quatschen. Nachdem sich die erste Hektik, unglaublich was fuer ein Rummel um ein Bleichgesicht, wie das meine, gemacht wird, gelegt hatte fand ich mich in einer sehr lustigen und interessanten Unterhaltungen wieder. Thema war alles moegliche, was junge Leute so zu reden haben und natuerlich war es auch spannend die gegenseitige Kultur naeher kennen zu lernen. Einer der netten Studenten hat mich dann sogar noch zum Blumenmarkt chauffiert, der dann doch noch 3km entfernt war.

Was ich dort vorfinden sollte, war nicht wirklich das was ich mir unter einem bluehenden Markt vorgestellte hatte. Eigentlich gab es nur gerupfte Blueten zu bestaunen, die unscheinbar in Saecken darauf warteten in der Waagschale zu landen. Der beste Zeitpunkt eines Besuches um die ganze Pracht verschiedener duftender Exemplare zu bewundern ist anscheinend zwischen 4 und 5 Uhr morgends wenn der Markt in den Tag einlaeutet.

Eigentlich wollte ich ja noch den Palast heimsuchen doch leider war ich dafuer eine halbe Stunde zu spaet denn die modrigen Tore schliessen schon um 17 Uhr. Normalerweise findet am Abend dort eine Licht und Musikshow statt doch wie ich in Erfahrungen bringen konnte ist das Event aufgrund technischer Probleme ausgefallen. Anstatt dessen hab ich nochmal in dem Teppichgeschaeft vorbeigeschaut um eine wenig zu plaudern und mich zu verabschieden.

Ein spannender Tag und ich habe wiedermal unglaublich viele nette Menschen getroffen, Indien ist diesebzueglich einmalig und der Vergleich zum europaeischen way of life koennte nicht gegensaetzlicher sein.

© helli l, 2006
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Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.