Indien - ein Traum den ich nun lebe
Kochi - Homestay und Gesichtsakrobatik
21.04.2007
Allepey ist zwar ein Ort an dem ich noch ein wenig laenger verweilen koennte, doch nach 3 Tagen Wasseraction zieht es mich in die kulturelle Hochburg Kochi um eindrucksvolle Tanzdarbietungen und andere kulturelle Luft zu schnuppern.
Der nette Manager von meinem Hotel hat mich dann sogar noch zum Busbahnhof chauffiert, wobei der Weg eigentlich nur 5 Minuten zu Fuss gewesen waere und der Umweg, das Hotel liegt am anderen Ende des Flusses, mit dem Motorrad eigentlich nicht notwendig gewesen waere. Ausserdem hat er ueber ein befreundetes Hotel in Fort Kochi ein billiges Zimmer fuer mich aufgerissen. Eigentlich bin ich ja nicht der Typ der vorreserviert doch fuer den Preis kann man ruhig mal einen Blick riskieren, ausserdem werd ich umsonst vom Busbahnhof dorthin kutschiert.
Mittlerweilen bin ich schon ziemlich lange unterwegs und hab jede Menge Stunden in den verschiedensten Transportmitteln verbracht und vor allem die Busfahrten waren manchmal echt die Hoelle. Doch wenn man glaubt es geht nicht mehr schlimmer dann passiert garantiert das Gegenteil. Die Fahrt von Alleppey nach Kochi war ein vibrierender und lautstarker Alptraum. Der Fahrer hat seinen Beruf ganz klar verfehlt und waer besser in einem Formel 1 Cokpit aufgehoben um Schumi um die Ohren zu pfeifen.
Der gute Mann hat nicht nur ein waghalsiges Ueberholmanoever nach dem anderen hingelegt sondern so viel Gas gegeben das die ganze Kiste vor Ueberlastung gezittert hat. Der nette Mann neben mir hat mich sofort in ein Gespraech verwickelt, was leider durch die ungeheure Geraeuschkulisse so gut wie unmoeglich war. Soweit ich verstanden habe ist er in der Satellitenbranche und wird in einem Monat in den Hafen der Ehe, natuerlich alles arrangiert, einlaufen und freut sich schon richtig drauf. Falls ich mal wieder in Alleppey vorbeischaue soll ich ihn anfunken und er zeigt mir die Umgebung, was natuerlich ein tolles Angebot ist. Irgendwie hab ich das Gefuehl das ich sehr bald wieder dort anglegen werden.
Eigentlich wollt ich ja in Fort Kochi aus dem Bus springen, doch der ist glatt daran vorbeigefahren und ich konnte erst in Ernakulam, was auf der anderen Seit des Flusses, ca. 10km weit entfernt liegt, aussteigen.
Wem das gleiche Schicksal ereilen sollte, mit der lokalen Faehre ist man in weniger als einer halben Stunde in Fort Cochin und die Fahrt ist mit 0.04 Euro ein wahres Schnaeppchen und eigentlich auch ganz nett. Mit dem Bus ist man sicher laenger unterwegs, den in Ernakulam ist der Verkehr der helle Wahnsinn und Stau's sind an der Tagesordnung.
Da ich ja nicht in Fort Cochin angekommen bin konnte ich auch nicht abgeholt werden und der alte Mann der neben mir auf der Faehre sass hat mich dann zu einem anderen Hotel gebracht. Hotel war es eigentlich keines es war mehr ein Zimmer in einem indischen Haushalt und das Ganze hat den klingenden Namen Homestay. Ueber einem seperaten Aufgang gelangt man in den ersten Stock wo ein Zimmer bereit steht und im Erdgeschoss lebt die Familie. Mal was anderes und das Zimmer ist nicht nur sauber sondern besitzt jede Menge Charme und der kleine Balkon ist auch nicht zu verachten. Jerry der freundliche Hausherr hat mir gleich ein Kathakaliticket fuer den Abend besorgt und mir ein wenig ueber die Umgebung erzaehlt. Seine Frau Claire ist ein wahrer Goldschatz und sie hat mir sogar angeboten ihr in der Kueche mal ueber die Schulter zu schauen um der indischen Kueche etwas naeher zu kommen. Trotzdem werd ich noch einen Kochkurs machen um die indische Kochkunst von Grund auf zu lernen.
Das erste was mir hier ins Auge gesprungen ist sind die vielen Touristen die hier herumlaufen und auch die Infrastuktur laesst eraehnen das dieser Ort sehr beliebt bei auslaendischen Besuchern ist. Doch irgendwie besitzt der Ort, ehemals ein juedisches Handelszentrum, ein ganz besonderes Flair und ich bin schon gespannt was ich hier alles entdecken werden. In Kerala ist das Christentum weit verbreitet und es wimmelt nur so von Kirchen. Jerry, mein Vermieter, ist auch ein Glaeubiger und geht jeden Tag in die Kirche. Die Messe am Sonntag ist um halb sechs in der Frueh und das Angebot mich anzuschliessen hab ich dankend abgelehnt.
Viel Zeit hatte ich nicht um durch die Strassen zu ziehen, da um 17 Uhr bereist die Tueren des Kathakali Centers geoeffnet waren. Die Vorstellung beginnt eigentlich erst eine Stunde spaeter, doch die Einblicke in die Vorbereitungen, wie zB das Make up, sind auch alle Faelle lohnenswert. Doch was ist Kathakali, auf jeden fall keine neue Automarke, eigentlich. In meinem Reisefuehrer wird das ganze Spektakel als dramaturgische Tanzform beschrieben, wobei ich persoenlich das ganze um den Begriff Ausdruckstanz ergaenzen wuerde. Jerry hat mir einen guten Platz in der ersten Reihe verschafft und scho nach kuerzester Zeit waren jede menge touristen in dem kleinen Theater versammelt, Blitzlichtgewitter eingeschlossen.
Das Makeup mancher Figuren dauert eine volle Stunde und die schrittweise Verwandlung ist sehr interessant zu beobachten. Eigentlich dauert eine Kathakalivorfuehrung an die 6 Stunden, die Inder haben einfach eine Vorliebe fuer Ueberlange, wobei die abgespeckte Version fuer das auslaendische Publikum sich auf 2 Stunden begrenzt.
unglaublich mit welcher Ruhe und Gelassenheit die Protagonisten sich groesstenteils selbst schminken
Die Buehne wurde nach und nach in schummriges Kerzenlicht getaucht, sehr zum Missfallen der meisten Besucher. Das Licht war zu schwach zum fotografieren und selbst der Blitz hat die Qualitaet der Bilder nicht unbedingt besser gemacht. Danke fuer den Tripod Manu. Mit seiner Hilfe konnte ich ziemlich gute Fotos machen und das ohne Blitz, einfach genial.
Bevor die eigentliche Geschichte losging wurden einige Hintergruende des Kathakali erlaeutert. Sprache, abgesehen von ein bisschen Gesang von einer Person im Hintergrund, wird bei diesem Theater der etwas anderen Art nicht verwendet. Alles passiert ueber Mimik und Gestik und es gibt bestimmte Handzeichen bzw. Bewegungsformen hinter denen bestimmte Ausdruecke stecken. Zuerst wurden von einem besonders humorvollen Akteur die veschiedenen Emotionen und die wichtigsten Bewegungsformen inklusive Erlaeuterung dargeboten, was ueberaus amuesant war.
Die dannach folgende Geschichte, in 3 Akten, ist eigentlich schnell erzaehlt. Zu meiner Unterstuetzung, hier ein paar Bilder des atemberaubenden Spektakels. Bei den Namen der folgenden Charaktere bin ich mir mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht sicher.
Kahli, ein Daemon versucht Bahmi einen schuechternen Frauencharakter mit Gewalt zu verfuehren. Sie hat echt keine Lust mit ihm anzubandeln, doch er laesst einfach nicht locker. Durch ein Himmelgeschenk gelingt ihr schliesslich doch die Flucht.
Zurueck im Palast klagt Bahmi einem der maechtigen Prinzen ihr Leid. Es ist klar der Boesewicht muss fuer seine Taten buessen. Gemeinsam schmieden die beiden einen hinterhaeltigen Racheplan.
Kahli haette in der naechtlichen Dunkelheit der Tanzhalle eigentlich die sinnliche Bahmi erwartet. Doch oft kommt es anderes als man denkt. Der maechtige Prinz ist dem Schurken aufgelauert und was folgte war ein erbarmungsloser Kampf mit glucksenden Geraeuschen auf Seiten des Daemons.
Natuerlich hat zum Schluss wiedermal das Gute gesiegt und der schaebige Daemon ist schliesslich doch noch auf der Matte gelegen.
Die 3 Akte haben sich eigentlich ziemlich in die Laenge gezogen und die viele Fuchteleien mit den Haenden, die ja eigentlich alle eine bestimmte Bedeutung haben, haben einen ganz schoen verwirrt. Auf der anderen Seite war die mimmische Darbietung vom feinsten und es ist unglaublich was die Schaupspieler mit ihren Gesichtsmuskeln so alles zu sagen hatten. Begleitet wurde das Schauspiel von einem herrlichen Gesang, Drums und sonstigen Instrumenten und die Bewegungen der auf der Buehne waren genau auf die musische Untermalung abgestimmt, was das ganze noch um eine Ecke spannender gemacht hat. Die bunten Kostueme und das farbenfrohe Make up waren wunderschoen und teilweise wurde ich von der dyamischen Performance richtig mitgerissen. Senstationell.
Das Spektakel hat mich echt beeindruckt und ich bin mir sicher das es nicht die letzte Vorstellung war die ich gesehen habe.
Beim Abendessen hatte ich dann noch Gesellschaft von der franzoesischen Frau, die eine Reihe hinter mir gesessen ist und auch sie war total begeistert von der tollen Darbietung. Christine ist Flugplankoordinatorin und ist einfach mal ein jahr ausgestiegen um Indien, Nepal und Tibet zu bereisen. In Thrissur, 2 Stunden von Kochi entfernt, steigt am 27. ein 3 taegiges prachtvolles Tempelfest, das ich auf keinen Fall versaeumen will. Man trifft immer wieder nette Touristen und der Austausch von wertvollen Informationen ist eine wichtige Begleiterscheinung davon.
Aufbruch: | 26.12.2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 02.06.2007 |
Thailand
Myanmar
Trivandrum