Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

die Wuerfel sind gefallen............: Yoga, Schach und Sand in den Schuhen.....

20.02.2007

namaskar,

meine weltenlichen Gebeine befinden sich immer noch in Puri (Orissa), ein wirlich sehr reizender Ort. Man kann am Strand entspannen, vorausgesetzt man uebersieht die haeufige Frequentierung der Duenen fuer kleine und grosse Geschaefte, mit dem Fahrrad die Stadt erkunden,sich den Segen von einer der heiligen Kuehe abholen, auf dem Dach eines schmuddeligen Hotels Yogastunden nehmen, an den Tempeln heilige Luft schnuppern......oder sonst was machen. Es sind eigentlich ziemlich wenige Touristen hier versammelt und das macht das ganze natuerlich noch interessanter.

Fuer einen Tag an dem ich eigentlich keine grossartigen Unternehmungen in Angriff genommen habe, ist eigentlich ziemlich viel passiert. Eigentlich koennte ich mal laenger schlafen doch unser schmuddeliges Bett regt nicht gerade dazu an, besonders wenn es hell ist, lang dort zu verweilen. Immerhin haelt sich das Viechszeugs in Grenzen und ausser ein paar Mosquito's und der ein oder anderen Spinne ist das Zimmer recht angenehm. Mittlerweilen bin ich an die Grenzen der indischen Kueche gestossen. Ehrlich gesagt war ich ueberrascht das ich in all den Tagen keine Probleme hatte, vor allem da ich meistens in den scharfen Einheimischenlokalen gefuttert habe. Seit gestern quaelt mich ein flaues Gefuehl im Magen-Darm-Trakt und die brodelnden Fluten peitschten gegen meine beleidigte Magenwand und setzen ein unangenehmes Sodbrennen frei. Deshalb hab ich beschlossen mal eine Auszeit, zu meiner kulinarischen Enttaeuschung, von der feurigen Schaerfe der indischen Kueche zu nehmen.

Nach einem indischen Pancake, auch hier sehr lecker, bin ich zum Strand gebummelt um im Schatten, der so gut wie gar nicht zu finden war, mein spannendes Buch weiterzulesen. Ausserhalb des Guesthouses ist es eigentlich unmoeglich in Ruhe zu schmoeckern. Indien, ein Ort an dem man nie allein zu sein scheint, laesst da nicht viel Platz fuer Einzelaktionen und somit befand ich mich keine 5 Minuten in einem interessanten Gespraech ueber die verschiedenen Moeglichkeiten Fisch zuzubereiten wieder. Spaeter hab ich mich mit einem alten Mann ueber die Vorzuege von asiatischen Entspannungstechniken unterhalten, einem Rudel Kinder Deutsch beigebracht und bin schliesslich der Einladung auf einen Becher Cai (Tee)gefolgt. Suat, oder so, ein Fischer der erstaunlich gut Englisch gesprochen hat hatte ziemlich viele Fragen auf Lager und als ich ihm Oesterreich auf der Weltkarte gezeigt habe, fragte er mich wie lange Mama Kaenguru Baby Kaenguru im Beutel herumtraegt. Eine Frage die ich natuergemaess nicht beantworten konnte und somit einigten wir uns darauf das ich weder aus Australien noch aus Deutschland komme und das in Austria bestimmt keine Kaenguru's herumhuepfen.

Bei der Gelegenheit, Manu danke fuer die geniale Idee mir Point it mit auf die Reise zu geben. Point it ist ein ganz einfaches System, die oft klaffende Spalte linguarer Unverstaendlichkeiten zu fuellen. Ein Bilderwoerterbuch, dessen unmissverstaendliche Abbildungen (Fotos oder Zeichnungen) die Sache auf den Punkt bringen und so werden selbst die groessten Fragezeichen aktiv. In Myanmar war es lebensnotwendig und in Indien muss ich es nicht ganz so oft zu Rate ziehen. Genial einfache Erfindung und auch die Weltkarte und die Karten der verschiedenen Kontinente koennen auch sehr hilfreich sein.

Nachdem ich einen laestigen Perlenverkaeufer abschuetteln musste machte ich mich auf den Weg zurueck um Sofi wiederzutreffen. Sie haeckelt unglaublich gern und fertigt niedliche kleine Socken, welche sie dann an die Einheimischen Kinder verschenkt, spitzen Idee. Dort angekommen hat mich der nette Besitzer auf eine Partie Schach eingeladen. Welch Freude, schon ziemlich lange her als ich das letzte mal Schach gespielt habe und dem Angebot konnte ich natuerlich nicht widerstehen. Mister Paddar war hellauf begeistert denn ein Schachpartner scheint hier recht schwer zu finden zu sein. Durch seine Diabethis ist er seit einiger Zeit halb seitig gelaehmt und trotzdem schenkt er einem immer wieder ein breites Laecheln, er scheint eine Kaempfernatur zu sein. Daruber hinaus ist er sehr geuebt in Schach und hat mich glatt an die Wand gespielt. Obwohl die Partie recht spannend war und ich durchaus Chancen hatte diese zu meinen Gunsten zu entscheiden, war es mein Koenig der schliesslich zu Brette fiel. Falls jemand in Puri absteigen sollte,
Dreamland Cottage, Chakratirtha Road, Orissa State
Der freundliche Mann freut sich immer wieder ueber Leute die er ins Matt setzen kann. ausserdem kann man dort hindi lernen, er garantiert einem die grundlagen in ca. 1-2 wochen einzutrichtern, je nach helligkeit der birne. wer zeit hat kann es ja ausprobieren.

Mrs Paddar, schaut auf den ersten Blick nicht so brutal aus und doch hat er meine ganzen Figuren dahingemetzelt

Mrs Paddar, schaut auf den ersten Blick nicht so brutal aus und doch hat er meine ganzen Figuren dahingemetzelt

Wie schon gestern haben wir auch heute die Moeglichkeit genutzt unsere knirrschenden Gelenke wieder ein wenig aufzulockern. Heute hat sich die Yogarunde um einen indischen Dokmentarfilmer und eine witzigen, er sah aus als waer er einem Comic entsprungen, Englaender erweitert. Da wir ziemlich frueh dran waren hatten wir ausgiebig Zeit ein wenig zu plaudern. Wir waren sehr optimistisch, dass wir die anfaenglichen Schwierigkeiten heute besser in den Griff bekommen wuerden. Denkste, nach den ersten paar Uebungen habe ich mich wie ein klappriges, rostiges altes Fahrrad mit plattem Reifen gefuehlt und sehnsuechtig auf das Kommando Relax and close your eyes a little bit gewartet. Die Sun Salutation (Begruessung der Sonne) war eine ultimative Herausforderung und die knacksenden Gerauesche meiner verkalkten Gelenke haben sich mit denen von Sofi um die Wette verbogen. Ich haette nicht gedacht das Yoga so anstrengend sein kann. Doch schon in den ersten paar Stunden merkt man wie unbeweglich man eigentlich ist und der Effekt, irgendwie befreiend, nach der Tortur ist unheimlich befriedigend. Wir haben auch ein wenig meditiert, ooohhhhmmmmmm, ooohhhhmmmm, zu anfangs waer ich fast in schallendes Gelaechter ausgebrochen, doch als ich den Chor miteingestimmt war konnte ich irgend etwas erleichterndes, schwer zu beschreiben, spueren. Natuerlich ist der Weg zur Meditation ein ziemlich langer und man braucht viel Uebung, doch es war ein spannendes Abenteuer ein wenig hinein zu schnupper. Schweben kann ich leider noch nicht, doch werd sicher den ein oder anderen Kurs belegen um meine Faehigkeiten auszubauen. Fuer die 2 Tage haben wir nichts bezahlt, da unser Meister nur etwas verlangt wenn man laenger mit dabei ist. Leider gottes faehrt er morgen fuer ein paar Tage nach Spanien und somit haelt uns nicht mehr viel in Puri und wir werden morgen weiterziehen.
Achja der Yogakurs findet taeglich im Bay View Hotel statt und Baju ist wirklich ein hervorragender Coach.

Yoga macht hungrig und Indien ist inzwischen mein Schlaraffenland und die riesige Auswahl macht es einem wirklich nicht einfach. Als Nachtisch winkt ein Becher Cai und die leckeren Backwerke, es gibt auch einige die nicht so unertraeglich suess sind, welche sich in glaesernen Vorratsdosen stapeln. Spaeter am Abend hab ich dann noch meine Revenge in einer langen kniffligen Schachpartie verloren und bin gesenkten Hauptes in mein Zimmer geschliechen. Check out ist um 08:00 und da die Nacht unertraeglich lange war, im Nachbarzimmer war irgend jemand krank und hat die ganze Nacht seinen Mageninhalt entleert. Die Waende sind unglaublich duenn und das Gefuehl man wuerde daneben stehen hinterliess ein uebles Gefuehl im Bauch.

Baju in spiritueller Pose

Baju in spiritueller Pose

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.