Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Madurai - festgeklebt im Bus: .....gebt mir meine Hand zurueck

25.03.2007

Ajaja muss mich erstmal wieder sammeln. Ein neuer aufregender Tag in Indien an dem wieder mal
so einiges passiert ist. Ab und zu ist es gar nicht so leicht einen Anfang zu finden, doch die Einleitung fuer ein neues Kapitel ist somit vollzogen.

Sofort als ich meinen Fuss aus dem Hotel gesetzt hatte wurde ich von Pandikannan, einem freundlichen Inder, ueberrumpelt in einer Schneiderei vorbei zu schauen. Nicht so schnell, ohne Fruehstueck geh ich nirgends hin. In der Schneiderei angekommen, eigentlich wollt ich ja gar nichts kaufen, wurde sofort Mass genommen und ehe ich mich versah fielen zahllose Stoffproben ueber meine Schulter. Aufgrund des ueberraschend billigen Preises wurde ich doch noch zum potentiellen Kaeufer und den Luxus eines neuen Shirts kann ich mir auch gerade noch leisten.

Nachdem das Geschaeft ueber die Buehne gegangen war hat mich Panikannan zu einem naheliegenden Gebaeude geschleppt von aus man die farbenfrohen mit fantastischen Figuren der indischen Goetterwelt bestueckten Tuerme des Sri Meenakshi Sudareshwarar Tempel's von hoch oben bestaunen kann.

Die Aussicht war wirklich fabelhaft und der erste Einblick auf die grosszuegig proportionierten Tempellandschaft hat schon so einiges versprochen.

Der Weg, welcher auf den Aussichtspunkt fuehrte war, wie unschwer zu erraten, ueber ein weiteres Geschaeft zu erreichen. So ohne weiteres zu Verschwinden war dann erstmal gar nicht so leicht. Schauplatz Teppichladen. Sofort wurde eine ueppige Auswahl an bunten und ueberaus schoen gearbeiteten Bodenhuetern ausgebreitet. Der Verkaeufer musste jedoch ziemlich schnell feststellen, dass ich nicht gerade dem Ideal vom betuchten Europaerer entspreche und ich war ueberrascht wie nebensaechlich seine Verkaufsambitionen eigentlich waren.

Anstatt seine Verkaufsmasche zu durch zu ziehen konnte ich erstmal mehr ueber die Herstellung der edlen Objekte erfahren, was ueberaus interessant war. Abdal kommt aus Kashmir ein Ort (eigentlich ein Bundesstadt) in den Bergen im tiefen Norden Indiens, an der Grenze zu Pakistan, liegt.

bunte Collection aus wuenscherschoen, magisch im Licht die Farbe veraendernden, indischen Teppichen

bunte Collection aus wuenscherschoen, magisch im Licht die Farbe veraendernden, indischen Teppichen

Die Lebensart, das Essen und die Menschen selbst im Norden von Indien sind im Vergleich zu jenen des Suedens so unterschiedlich wie der Kontrast von Schwarz und Weiss. Daher war es ueberaus interessant auch mal ein bisschen ueber den Norden zu erfahren (frueher oder spaeter werd ich mir selbst ein Bild davon machen, yipee). Die Fotos von Kashmir, die mir gezeigt wurden, hatten eine verblueffende Aehnlichkeit zur Landschaft der so vertrauten Bergwelt Tirol's.

Insgesamt war ich so an die drei Stunden in dem gut gekuehlten Teppichparadies und die Alternative in der gluehenden Mittagshitze in den Strassen Madurai's umzukommen war somit automatisch ausgeschaltet. Gekauft habe ich nichts, leider waren die fliegenden Teppiche ausverkauft, doch trotzdem hab ich das gemuetliche Geschaeft nicht mit leeren Haenden verlassen. Eine neue Bekanntschaft und eine weitere Gelegenheit tiefer in die Kultur Indiens einzutauchen haben mich reich beschenkt.

In Madurai kann man an jeder Ecke erfrischende frischgepresste Saeft schluerfen und gerade in diesem Hexenkessel ist es eine besondere Wohltat. Wenn man so durch die Strassen von Madurai schlendert sammelt man ungeheuer viele Eindruecke und mit etwas Glueck trifft man auf eine heitere Hochzeitsgesellschaft die steif in die Linse blinzelt. Bevor ich mich aufmachte den so viel versprechenden Tempel (Oeffnungszeiten am Nachmittag erst um 16 Uhr) naeher zu inspizieren wurde ich fast von einem Auto ueberfahren, eine Bettlerin haette mir beinahe den Arm ausgerissen und ein Rudel Kinder hat probiert mir ein indisches Lied beizubringen, eine wirklich einmalige Erfahrung.

im Hintergrund ist das steife Brautpaar zu bestaunen

im Hintergrund ist das steife Brautpaar zu bestaunen

Eigentlich wollte ich Madurai von meiner Reiseroute auschliessen, doch der fuer seine einzig artigen religioesen Zeremonien bekannte Sri Meenakshi Sudareshwarar Tempel hat mich schliesslich doch angezogen. Meenaksi ist die fischaeugige (gilt als Schoenheitsideal) Braut von Shiva und geniesst eine besondere Verehrung unter dem indischen Volk.

farbenfrohe Figuren der hinduistischen Goetterwelt

farbenfrohe Figuren der hinduistischen Goetterwelt

Der alte Mann der sich ploeztlich neben mir auf die Mauer setzte war schon eine interessante Erscheinung. Als er ploetzlich meine Hand nahm, ein paar Muscheln aus einem Beutel hervorzauberte um diese dann zu schmeissen und begonnen hat irgendwas in tamilisches zu murmeln war ich ziemlich verwirrt. Dann hat er meine Handflaechen genau studiert, gegrinst und weiter vor sich hin gemurmelt. Die Situation hat Aufmerksamkeit erregt und so hat sich eine Menschentraube um uns herum gebildet. Natuerlich war der Murmelgreis ein Handleser, doch wir hatten eindeutig Verstaendigungsschwierigkeiten. Als sich dann doch noch ein Dolmetscher gefunden hat, wurde mir folgendes prophezeit> ich werde ein glueckliches Leben fuehren, reich sein, doch erst nach dem ich meine vom Schicksal vorherbestimmte Frau geheiratet habe, soll wohl ein Scherz sein!?

Wie auch immer auch andere Hobbyastrologen haben sich meine Hand geschnappt und untereinander mein zukuenftiges Leben diskutiert, natuerlich auf tamilisch. Irgendwie konnte ich dem Schauspiel kein Ende setzen und erstmal gefangen. Eigentlich haett ich es besser wissen muessen, das ganze Gemurel war natuerlich nicht gratis und so hat der Prophet um eine Spende, die nicht zu knapp war, gebeten. Aus der misslichen Lage, unfreiwillig zum astrologischen Opfer, hat mich dann Ashokan befreit. Mit ihm konnte ich mich sogar auf Deutsch unterhalten, denn er hat einige Jahre in Deutschland gelebt und ich war froh endlich wieder frei zu sein.

der ominoese Handfurchenanalytiker und seine fragwuerdigen Muscheln

der ominoese Handfurchenanalytiker und seine fragwuerdigen Muscheln

In diesem auesserst fazinierenden Tempel kann man unglaublich viel entdecken und man sollte einfach drauf los laufen und sich von dem Menschenstrom mitreissen lassen. Der Rest geschieht einfach von selbst und man hat genug Gelegenheit den glaeubigen Protagonisten ueber die Schulter zu blicken.

Saeulengang im Tempel

Saeulengang im Tempel

Darueber hinaus kann man Zeuge fazinierender Rituale und Zeremonien werden und das Flair in den heiligen Mauern ist unbestritten eines der besten die ich bisher erleben durfte.

Aussicht auf eine der vier Eingangstuerme

Aussicht auf eine der vier Eingangstuerme

In den Gaengen des Tempels herrscht reger Verkehr und an jeder Ecke gibt es etwas neues aufregndes zu bestaunen. Mit Ketten behangene, auf der Stirn ein tanzendes Farbenspiel praesentierende und fuer indische Verhaeltnisse leicht bekleidete Tempelpriester schwirren durch die Gegend. Ausser den sonst so ueblichen Tempelelefanten kann man hier auch Kamele (oder waren es Dromedare) entdecken und nicht nur die in bunte Stoffe gehuellte heilige Kuh, an den Seiten mit Trommeln bewaffnet, war ein echter Hingucker.

Ansonsten gibt es viele Verkaufsstaende die allen moeglichen religioesen Schnick Schnack, Opfergaben, Blumen verkaufen und selbst fuer hungrige Tempelbesucher fehlt es nicht an Moeglichkeiten diesen zu stillen.

im Inneren des Tempels

im Inneren des Tempels

Gegen Abend wird der Tempel dann in ein schmeichelndes Scheinwerferlicht getaucht wodurch die herrlich gearbeiteten Figuren besonders gut zur Geltung kommen.

Insgesamt kann ich sagen dass ich die Stunden in dem sehr imposanten Bauwerk sehr genossen habe und wer nach Madurai kommt sollte auf alle Faelle hier vorbei schauen. Auch hier bekommt man das indische King fisher bier und zusammen mit Amir (Kioskverkaeufer) und dem geschaeftstuechtigen Pandikannan hab ich den Tag dann noch gemuetlich ausklingen lassen.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.