Indien - ein Traum den ich nun lebe
in 18h nach Chennai: Chennai - Fluchtgedanken
28.02.2007
Wer nach Indien, besonders in den Sueden, kommt sollte auf alle Faelle ein Mosquitonetz mitbringen. Einige Unterkuenfte stellen ein solches zur Verfuegung, doch man sollte sich nicht darauf verlassen. Seit ich in Chennai bin wimmelt es in meinem Zimmer nur so vor den laestigen Blutsaugern. Wem langweilig ist kann sich auf die Jagd begeben, aufgrund der Hitze sind die meisten nicht sehr flott am Weg und man kann sie spielend leicht ins Jenseits befoerdern. Ausserdem haelt mein Zimmer jede Menge Spinnen, Ameisen und heute morgen hab ich sogar eine kleine Schlange im Badezimmer entdecken koennen, welche sofort in hohen Bogen aus dem Zimmer geflogen ist.
Mein Abstecher in Chennai dient eigentlich einzig und allein dem Zweck ein paar Sachen in die Heimat zu schicken um meinen Rucksack ein wenig vom Gewicht zu befreien, meine Reiseberichte zu vervollstaendigen und zu ueberlegen wo mich meine weiterer Weg hinfuehrt.
Schon nach den ersten paar Schritten in Chennai konnte ich feststellen dass mir das Gemisch aus drueckender Hitze, wahnsinnigen Verkehrs (inkl. Laerm), Smog, Dreck, Abgasen und die hektischen Strassen nicht besonders gefallen. Trotzdem hab ich mich dazu entschlossen den ca. 2-3km weiten Weg bis zum Postamt zu fuss zu bestreiten. Vorbei an chaotischen Kreuzungen, Slumsiedlungen und einem Fluess der so erbaermlich stinkt das man das Gefuehl hat ins Klo hinuntergespuehlt zu werden. Nichst desto trotz kann man auch viele interessante Beobachtungen machen und irgendwie hat es doch seinen Reiz durch die Gassen zu ziehen. Der Weg zum Hauptpostamt ist nicht schwer zu finden und kurz vor dem Ziel hat mich ein freundlicher Inder netterweise noch direkt vorm Eingang abgesetzt. Giru ist 24 Jahre alt und besitzt sein eigenens Fitnessstudio, sagt er zumindest. Nebenbei hat er mir erklaert das mit ein bisschen Training mein Bauch zurueckgehen wuerde. Die Schuld liegt eindeutig an der hervorragenden indischen Kueche und am Ueberangebot, jeder zweite Laden ist eine Konditorei, an suessen Leckereien. Da faellt es schwer daran vorbei zu gehen.
Ausserdem war er mir behilflich mich in den Irrungen und Wirrungen der indischen Post zurecht zu finden. Eigentlich haett ich seine Hilfe nicht wirklich gebraucht doch es war nett ein wenig zu plaudern. Wer ein paar Rupies uebrig hat kann sein Paket in edle Leinen einnaehen lassen, was aufgrund der langen Strecke per Sea mail (ist fast die Haelfte billiger als airmail und dauert ca. 8 Wochen) sicher nicht von Nachteil ist. Insgesamt ist mein Rucksack nun um 3 kg leichter und alle bisher erstandenen Souveniers sind bereits auf den Weg nach Oesterreich.
Mein 2. Streich fuer den heutigen Tag war ein Besuch in einem Internetcafe und endlich meine Berichte weiterfuehren zu koennen und meine e-mails zu checken. Fast alle meiner bisherigen Bekanntschaften in Indien haben sich per e-mail gemeldet um sich zu erkundigen ob ich ja noch am Leben bin. Nach 2 Stunden ununterbrochenen Tippens musste ich w.o. geben, gott sei dank hab ich die letzten Tage in der kurzen Zeit zusammenfassen koennen. Ich habe so viel erlebt und es faellt immer schwerer, vor allem wenn ich nicht taeglich schreibe, die Geschehnisse in Worte zu kleiden, doch wie immer geb ich mein Bestes und hoffe dass ich euch Indien und seine Bewohner ein wenig naeher bringen kann.
Anstatt mich in eine Sightseeing Hetztour zu stuertzen habe ich beschlossen lieber ein paar Stunden in einem nahegelegenen Park zu entspannen. Chennai ist eine Grosstadt per exelance und trotzdem bin ich sehr ueberrascht dass man hier so viele nette und freundliche Menschen trifft. Auf meinen heutigen Wegen bin ich immer wieder haengen geblieben, habe mit den verschiedensten Menschen geschwatzt, in Geschaeften Tee getrunken, in Konditoreien Kostproben eingeheimst und noch vieles mehr.
Chennai ist von tropischem Klima und somit gibt es hier naturgemaess kein Eis. Trotzdem habe ich es geschafft immer wieder auszurutschen zu stolpern oder irgendwo haengen zu bleiben, natuerlich zur Belustigung der breiten Masse. Es hat mir jedoch immer jemand aufgeholfen, mich befreit oder sich besorgt um mein Wohlbefinden erkundigt. Zu allem Ueberfluss ist dann noch mein Flip Flop gerissen und so konnte ich unmoeglich weiter laufen. Zu meinem Glueck war keine paar Meter weiter ein strassenschuster, der in wenigen Handgriffen alles wieder ins Lot gebracht hat. Nun konnte ich weiter zum Park flip flopen.
Waehrend ausserhalb des kleinen Areal's die Verkehrlawine unaufhoerlich dahinrollte, war in der gruenen Oase eine angenehme Stille und mit etwa Glueck kann man hier sogar Eichhoernchen entdecken. Der Nagier Park ist mit Bauemen und Plastiktieren, vor allem Rehe und Krokodile, gesaeumt und im Schatten eines riesigen Baumes kann man die hektische Aussenwelt ein wenig hinter sich lassen. Doch auch hier sollte ich nicht lange alleine bleiben. Ein Rudel von ungefaehr 10 Kindern kam auf mich zugestuermt und ich habe schon mit dem schlimmsten gerechnet. Sie waren alles andere als schuechtern und nachdem ich allen brav die Haendchen geschuettelt haben konnte ich in zufriedene und gluecklich Gesichter blicken. Ich konnte mich sogar dazu aufraffen ein wenig fangen zu spielen und nach einigen Fotos, die kleinen Belger sind ganz wild drauf, wurde es Zeit den Rueckweg anzutreten. Die Kinder waren eindeutig von armer Herkunft und trotzdem hat mich niemand der kleinen Geschoepfe angebettelt. Springender und tanzenderweise haben sie mich dann noch bis zur naechsten Kreuzung begleitet, was bestimmt ziemlich witzig ausgesehen haben muss.
Chennai hat sicher noch einiges zu bieten und aufgrund meiner positiven Eindruecke des heutigen Tages koennte ich es sicher noch laenger aushalten. Doch der Laerm, die Hitze und der Dreck lassen mich morgen, mit ziemlicher Sicherheit, nach Mamallpuram, fluechten.
Aufbruch: | 26.12.2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 02.06.2007 |
Thailand
Myanmar
Trivandrum