Indien - ein Traum den ich nun lebe
Mettupalayam - kopf oder zahl....
23.03.2007
Mettupalayam, ein Punkt auf der Landkarte der in meinem Reisefuehrer nicht weiter beschrieben wird. Auf dem Weg zum Fruehstueck, lecker coconut bun, und zurueck ins Hotel hab ich mindestens 1000 Leute gefragt was hier so alles machen kann. Auch der 1001e konnte nur mit den Achseln zucken und ein Wort brabbeln dass ich erst mit ein wenig Phantasie verstehen konnte.
Thunder Hole oder so, wie auf den vielen Plakaten zu sehen war handelt es sich hierbei um eine Wasserrutschenwelt ala Caneva Sport, wobei die Anlage derzeit aufgrund wetterbedingter Verwuestungen gespeert ist. So, da stand ich nun inmitten des tosenden Verkehrschaos von Mettupalayam und hatte keine Ahnung in welche Himmelsrichtung ich mich bewegen sollte. Einen Muenzwurf spaeter, bin ich dann meinem Schicksal in oestliche Richtung gefolgt. Die Stadt selbst unterscheidet sich nicht wirklich von denen, typisch tamilisch halt, die ich bisher gesehen habe.
Ich kann mir vorstellen dass hier nicht viele Touristen absteigen und vorwiegend nur zur Durchreise nach Ooty oder von dort verheissungsvolleren Ziele ansteuern. Die Tatsache das dieser Stadt in meinem Reisefuehrer keine Beachtung geschenkt wurde hat mir zusehends gefallen und so bin ich einfach drauf los gelaufen ohne nach irgend etwas interessantem, was aus der Sicht eines Reisereporters empfolen wird, zu suchen.
Eines ist sicher, die Menschen in dieser nichtssagenden Stadt sind auf alle Faelle sehr freundlich und ich fuehlte mich wie schon so oft waehrend meiner Reise als die Senstation des Tages. Im Mittelpunkt des Geschehens und doch nur als Zuschauer am Rand, hat man nicht immer die Gelegenheit die Menschen naeher kennen zu lernen.
Bei einer Kaffeepause wurde ich von allen Seiten angestarrt und als ich das bemerkte ist mir die braune Bruehe fast aus den Nasenloechern herausgeschossen. Ansonsten konnte ich fesstellen dass wirklich niemand hier weiss wo oder was Oesterreich ist und der kleine Geographieunterricht mit meiner Point it weltkarte wird immer wieder mit Begeisterung aufgenommen.
Als ich dann schliesslich am Fluss angekommen bin, wo sich anscheinend das Industrieviertel erstreckt wollte ich eigentlich schon wieder umkehren, als ploetzlich.....
Ich haette echt nicht gedacht dass ich den halben Tag in einer Chaibude sitze, inmitten von Gemuesebauern, Stahlarbeitern und Mechanikern, um Tee, Kaffee zu schluerfen und ausgiebig zu plaudern.
Bell, ein hinduistischer Gemuesebauer, hatt mich einfach in die kleine Huette gezerrt und innerhalb kuerzester Zeit war ich umringt von neugierigen Menschen. Da war dann noch Mohammed, ein muslimischer Mechaniker der es wagte aus Liebe ein zweites mal zu heiraten, was in Indien auesserst ungern gesehen wird. Der dritte im Bund war Abdul, ein geduliger Moslem der mein tamilisch auf Vordermann gebracht hat und fuer sein Leben gern indischen Wiskey trinkt.
Es waren noch viel mehr freundliche Menschen, die staendig kamen und gingen, in der kleinen Huette, doch die meiste Zeit habe ich mit den drei absolut genialen Maennern gequatscht. Es waren ganz schoen viele Haende zu schuetteln und all die Fragen und Namen machen einen schwindlig.
Fuer den Umstand, dass die meisten Anwesenden nur ein paar Brocken Englisch beherrschten war die Unterhaltung erstaunlich schwungvoll. Von Arnold Schwarzenegger (den kennt wirklich fast jeder), Wrestling, Hollywood versus tamilwood, der ideale Bart, das Phaenomen Frau (eh klar) und weniger triviallen Dingen konnte ich mehr ueber die Lebensart und die Einstellung der Menschen erfahren. Eine Erfahrung die mich in jedlicher hinsicht bereichert hat und ausserdem war es einfach a Gaudi.
Mein bilderwoerterbuch war auch sehr nuetzlich und die Kommunikation ueber dieses Medium ist immer wieder ein riessen Spass.
Ich wurde staendig auf Chai und Kaffee eingeladen und mit allen moeglichen Snacks vollgestopft.
Es wurde jedesmal still und wenn ich meinen Daumen hoch gehoben habe (als Ausdruck meiner kulinarischen Zustimmung), alles war sehr lecker, ging eine Welle der Begeisterung durch die duennen Waende der Bude.
Irgendwann musste ich dann die weisse flagge hiessen, da waer wirklich nichts mehr rein gegangen. Unglaublich, soviel Gastfreundschaft ist alles andere als Selbstverstaendlich und ich werd mich noch lange an das beeindruckende Zusammentreffen erinnern.
Das Zusammentreffen von 3 verschiedenen Religonen und Kulturen koennte nicht spannender sein und die Leichtigkeit der Unterhaltung sind ein gutes Beispiel was aus Toleranz entstehen kann. Toleranz, ein Begriff der fuer viele Menschen ein Fremdwort ist und es ist traurig dass aus reinem Unverstaendnis Kriege ausgefochten werden muessen. Im laufe meiner Reise habe ich schon so viele verschiedene Orte, Menschen und damit verbundene Merkwuerdigkeiten erlebt. Vieles hab ich nicht verstanden, doch ich habe gelernt das es nicht zwangslaeufig heissen muss das es deshalb falsch ist.
Ich moechte nicht den Moralapostel spielen, doch seien wir uns ehrlich, wie oft schnappt die Schublade zu bevor man sich die Muehe macht sich genauer damit zu beschaeftigen. Egal welche Kultur, Rasse, Religion oder sonstige Sonderheiten (liegt im Auge des Betrachters), jeder Mensch sollte das Recht haben dies auch auszuleben, so lange dabei niemand zu schaden kommt.
Irgendwann musste die Maennerrunde auch mal wieder zurueck an die Arbeit, doch die verlaengerte Mittagspause hat bestimmt nicht geschadet.
Waehrend man die Bruecke ueberquert hat man einen guten Ausblick auf das Leben am Fluss. Baden, Waeschewaschen und sonstige Reinigungstaetigkeiten werden hier ausgiebig praktiziert. Liegt wahrscheinlich daran dass nicht jeder hier ueber den Luxus eines Badezimmers verfuegt.
In dem Gebiet rund um den Fluss herrscht rege Betriebsamkeit. Ein LKW nach dem anderen wird mit den geernteten oder fabrizierten Guetern beladen und das dadurch verursachte Verkehrsgewirr koennt nicht verrueckter sein. Ausserdem tummeln sich hier unglaublich viele Esel, die stoerrisch ihr Recht im Strassenverkehr einfordern. Gar nicht so leicht die Tiere von den Strassen zu befoerdern, doch eine ordentliche indische Hupe raeumt alles aus dem Weg.
Waehrend mir im Internetcafe gerade ein unertraeglich lauter und schlechter Mix aus indischer Musik und deutschem Schlager um die Ohren fegt, hab ich nur noch ein paar Minuten bevor der Laden zusperrt.
Schade dass der Schnee nicht liegen geblieben ist, doch den meisten wir das wohl mehr als recht sein. Geniesst den Fruehling und oeffnet euch fuer die Schoenheit der Natur, viel Spass dabei.
schoene Gruesse
helliL
ps> das naechste mal bestimmt
Aufbruch: | 26.12.2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 02.06.2007 |
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