Indien - ein Traum den ich nun lebe
Mumbai - ein Hauch des Wahnsinns: von trauriger Armut und helfenden Rettern
28.12.2006
namaste
Sodala meine erste Nacht in Indien ist vorbei und geschlafen hab ich nicht wirklich viel. In meiner Dormitiory ist es wie auf einem Basar zugangen. Staendig sind Leute gekommen und gegangen und ich bin dann doch des oefteren aus dem Schlaf gerissen worden. Egal ich hab mich einfach wieder mit meiner Wollmuetze zusammengekuschelt und bin sofort wieder eingeschlafen. Ausserdem sind die Betten hier ungewoehnlich hart, wobei sie eigentlich recht weich aussehen, es ist nichts wie es zu sein scheint.
Im Hotel schwirrt staendig ein quirlieger Page umher, der einem jeden Wunsch von den Augen abliest und prompt hat man was man braucht. Da ich heut in der Nacht nach Bangkok fliege um Regina wieder zu treffen musste ich nach dem Fruehstueck schon auschecken. Leider hab ich so kurzfristig keinen anderen Flug bekommen und Regina erreicht Bangkok erst am Silvestertag, doch ich freu mich sehr sie wieder zu sehen.
Beim Fruestueck hat mir Narsal Gesellschaft geleistet und ich konnte wirklich ein paar sehr merkwuerdige, fuer europaeische Verhaeltnisse, Dinge erfahren. Sollte in einer Familie eine aeltere Schwester vorhanden sein, so darf der juengere Bruder erst dann heiraten, wenn eben diese unter der Haube ist. Indien verfuegt ueber ein Kastensystem, welches Arm und Reich klar abgrenzt und eine Heirat quer durch die Kasten kann zu einer regelrechten Farce werden und ist eher selten. Scheidung ist in Indien ein Fremdwort und wir schon allein der Tradition wegen nicht geduldet. Ich hab noch vieles mehr erfahren, doch das wuerde mein Weblog sprengen.
Wie erwaehnt ist der Distrikt in welchem ich mich derzeit befinde leider nicht naeher in meinem Reisefuehrer beschrieben und auf die Frage was es in der Umgebung zu sehen gibt bekam ich immer die gleiche Antwort. Der Chowpatty beach, in meinem Reisefuerher stand nichts wirklich verlockendes und so beschloss ich vorrerst einmal die Gegend zu erkunden. Ohne Strassenkarte oder die beruhigende Unterstuetzung meines Reisefuerhers bin ich einfach mal losgestapft. Meine Eindruecke waren zahlreich und die Blicke der Menschen kleben immer noch an mir, wobei ich mir langsam wirklich wie das gruene Maennchen vom Mars vorkomme. Ausserdem hab ich einen roten Fleck am Hals auf den ich staendig angesprochen werde, den hab ich wohl aus Oesterreich mitgenommen?
Nichts desto trotz bin ich ziemlich weit gehatscht und erst gegen Mittag hab ich beschlossen, doch zum Strand aufzubrechen. Per Tuk Tuk schlaengelte ich mich durch den dichten und hupenden Verkehr Mumbais. Vorbei an 8 achtspurigen Autobahnen, Fluessen die mehr Muell als Wasser fuehren, armen Menschen die in den Strassen umherliegen und jeder Menge Abgase, keuch hust.
Der 7 km lange Weg zum Strand hat fast eine Stunde gedauert, kein Wunder bei der langsamen Verkehrslawine. Doch allein auf der Fahrt hab ich so viel neues entdeckt und gesehen, dass mir der Mund vor Erstaunen immer noch offen steht. Die Tuk Tuk's haben alle einen Taxameter, wobei ich angesichts des veraltetenden Zustands nicht genau sagen kann, ob sie richtig funkionieren. Ich ziehe es vor einen Preis zu verhandeln um boese Ueberraschen zu vermeiden.
Der Strand selbst war eigentlich ueberraschend sauber, doch an schwimmen war nicht zu denken, da das Wasser anscheinend sehr verschmutzt ist. Sonnenschein, das Meer und eine kuehle Brise in dem sonst so heissem Mumbai waren eine willkommene Wohltat. Alleine bin ich dann nicht lange geblieben. Zuerst kam eine zierliche Frau mit Baby auf mich zu um mir ein bisschen Geld zu entlocken.
Fatalerweise konnte ich nicht nein sagen und hab ihr etwas gegeben. Was dann passiert ist haett ich echt nicht erwartet. Jemand muss meine Geste bemerkt haben und ploetzlich stroemten unfassbar viele Menschen auf mich zu. Um mich herum standen so um die 30 Frauen und Kinder, die mich mit herzzereissenden Blicken um ein paar Rupien erleichtern wollten. Unmoeglich allen etwas zu geben und noch schwerer der Situation zu entfliehen. Die meisten der Menschen sahen sehr verwahrlost aus, vor allem die gelben Augen waren ein Zeichen von Krankheit und Unterernaehrung.
Es war echt hart in all die verzweifelten Gesichter zu blicken und zu wissen, dass ich niemandem von ihnen wirklich helfen kann. Nach einiger Zeit kam ein junger Inder auf mich zu und fragte mich ob ich Hilfe benoetige. Sofort zog er mich aus dem bettelnden Knaeul und fragte mich ob ich lust haette mit ihm und seinem Cousin ein wenig Fussball zu spielen. Gesagt getan und nach einiger Zeit war ich dann auch von der bettelnden Meute befreit. Girish und sein Cousin waren wirklich sehr nett und es war eine Gaudi wiedermal Fussball zu spielen, schraeg das ich extra nach Indien fahren muss um meine alte Leidenschaft wieder zu entdecken. Spaeter sassen wir dann am Strand und haben ziemlich lange ueber Indien, Oesterreich und noch vieles mehr gequatscht. Er meinte auch ich soll niemanden hier vertrauen und vor allem kein Geld geben, da es ziemlich gefaehrlich ist.
Auf dem Rueckweg entlang des Strandes wurde ich wieder von einer Horde von Menschen umringt, die mir bis ich in das Tuk Tuk gestiegen bin auf den Fersen waren. Ignoranz ist das einzig wirksame Mittel um solchen Situation vorzubeugen, doch mir faellt es schwer einfach wegzuschauen. Vor allem die Kinder bieten ein Bild des Schreckens und ihre ausgemergelten Gesichter sind nur schwer zu vergessen.
Im Grossen und Ganzen war mein Besuch am Chowpattybeach sehr beeindruckend, denn neben den vielen bettelnden Menschen hatte ich auch viel Kontakt mit Einheimischen,die einfach nur neugierig und dazu sehr freundlich und hilfsbereit waren.
Die Zeit draengt, denn ich muss schon um 20:00 uhr in richtung flughafen aufbrechen, obwohl mein Flug erst um 00:25 geht. That's India, doch besser zu frueh als zu spaet.
Schneit es bei euch schon? Wenn ja, bitte baut einen Schneemann fuer mich. Danke
schoene gruesse
helliL
Aufbruch: | 26.12.2006 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 02.06.2007 |
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