Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Kochi - Homestay und Gesichtsakrobatik: Phantomkaeufer und fesselnde Augenblicke

23.04.2007

Wie schon am Tag zuvor hatte ich auch heute wieder die Gelegenheit mit Claire das Fruehstueck zusammen zu pantschen. Idly, der herzhaft gute Reiskuchen der vorzugweise zusammen mit leckerem Coconutcuttney verspeist wird. Der Brei fuer den Reiskuchen muss schon am Abend zuvor vorbereitet werden um ueber Nacht aufzugehen um am naechsten Tag nicht zusammen zu fallen.

Coconutcuttney ist eigentlich ziemlich schnell, mixi mixi, und ohne jede Schwierigkeit zusammengemischt. Das einzige Problem in Oesterreich wird es sein eine ordentliche Kokosnuss zu finden, obwohl man natuerlich auch improvisieren kann.

Wie immer war das Ergebnis herrlich und im Auftrag des guten Geschmacks gebe ich natuerlich alles. Claire ist die gute Fee die mir alles Wichtige ins Ohr fluestert und ihr froehliches Wesen ist wirklich sehr erfrischend und angenehm. Kochen ist fuer sie Routine und sie verbringt so an die 3-4 Stunden, je nachdem was sie kocht auch laenger, pro Tag damit die verschiedenen leckeren indischen Gerichte zu zaubern.

Gestern hatte ich schon vergeblich versucht eine cooking class zu finden, doch entweder waren die Kuechen wegen der Nebensaison geschlossen oder die Preise waren unglaublich ueberteuert. Wie vereinbart hab ich mich heute wieder mit Saree getroffen mit dem ich einen Deal ausgemacht hatte der Vorteile fuer uns beide mit sich bringt. Der sympatische Rikschafahrer motorisiert meine Suche nach einem geeigneten Kochkurs und zeigt mir ein wenig die Umgebung. Im Gegenzug besuche ich ein paar Governmentshops und er heimst dafuer eine Provision in Form von ein paar Liter Sprit ein.

Wir haben ziemlich viele Plaetze abgeklappert doch entwerder hat der Preis nicht gestimmt oder die Auflage 3-4 Beikoeche heran zu schaffen hat mein Vorhaben mich kulinarisch fortzubilden zum Scheitern verurteilt.

Meine Aufgabe den interessierten Kunden zu spielen war eigentlich ganz spannend. Die Herausforderung lag darin wieder raus zu kommen, was ich mir durchaus leichter vorgestellt haette. Die exklusiven klimatisierten Verkaufsstaetten werden gleich von mehreren lauernden Verkaeufern bevoeltkert und das monitaere Schlachtfeld nach 5-10 Minuten wieder zu verlassen ist bei entsprechender Haerte reine Pflichtuebung. Das Personal war ueberfreundlich aber auch sehr bestimmend und man musste eine unachtsamen Augenblick nutzen um die Flucht zu ergreifen, auf keinen Fall nochmal umdrehen Die Auswahl in den ueberteuerten Laeden reicht vom flauschigen Paschminschal ueber wunderschoene Bronzearbeiten, natuerlich Tonnen an Schmuck und Edelsteinen, Waesche, Holzschnitereien, Moebel und atemberaubend edlen Teppichen.

Teil eines wunderschoen gearbeiteten Wandteppich's

Teil eines wunderschoen gearbeiteten Wandteppich's

Saree hat mir auch ein paar billige Plaetze gezeigt doch die Verarbeitung und die Materialien in den Regierungslaeden ist um Welten besser. Qualitaet hat ihren Preis und die Einkaufstour war eigentlich gar nichts so schlecht, da ich nun mehr Ahnung vom lokalen Preisniveau habe und somit, falls ich wirklich mal was kaufen sollte, eine gute Verhandlungsbasis habe.

Ein Meer aus getrocknetem Ingwer begruesst einem wenn man die Ingwerfabrik betritt und die Frauen, die ihn der gluehenden Sonne schuften sind wirklich nicht zu beneiden. Trotzdem sind sie schwitzenden Frauen ueberaus nett und das Trinkgeld hat sie in einen wahren Freudenrausch versetzt.

ich wuerd auch Truebsal blasen

ich wuerd auch Truebsal blasen

Der Besuch in der Picklefabrik hat mir besonders gut gefallen. Pickels, eingelegtes Gemuese ist zwar etwas das gleich neben Eingeweiden nicht auf meinem Speiseplan steht doch den Arbeiterinnen auf die Finger zu schauen war eigentlich ganz interessant. Waehrend meines Aufenthaltes hier bin ich von einer Horde junger Inderinnen herumgefuehrt worden und die verschiedenen Kostproben an Tee's, Suessigkeiten, Perfuem's und weiss gott was noch haben mich ehrlich gesagt ein bisschen ueberfordert. Der Ingwerkaffe und Ingwertee mit Pfeffer waren gesichtsverzerrend und haben die eifrigen Verkaeufrinnen ziemlich amuesiert.

Wie schon an vielen anderen Orten treffe ich nach wie vor viele die auch im Yogaashram waren. Echt witztig.

alles Handarbeit

alles Handarbeit

Die Paste aus getrockneten Meeresfruechten, gemischt mit Chilli war ueberraschend koestlich und wenn bedenkt wieviel Kleinarbeit dahintersteckt weiss man das Ganz noch mehr zu schaetzen.

Fizel Fizel

Fizel Fizel

Der naechste Shop war von wohlriechender Art und die vielen natuerlichen Blumenessenzen, Jojoba oder Jasminoel und aus alkohol erzeugten kuenstlichen Duftnoten, darunter das kuriose Schokoparfuem haben mich in eine wandelnde Duftwolke vewandelt. Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Geruechen die an mir klebten ist mir fast schwindelig geworden und auch Saree hat erstmal die Nase geruempft.

Vom sinnlichen Gewuerzmarkt gings dann zum naechsten Governmentshop wo die naechsten Geier um mich gekreist sind. Das gute an den Shops ist das man sich zwischendurch abkuehlen kann, einen leckeren Tee serviert bekommt und ab und zu entdeckt sogar ein paar richtig interessante Objekte, wobei die Preise mein Budget ganz klar uebersteigen. Geld habe ich in den Geschaeften keines gelassen, doch aufgrund der Tatsache das man hier durchaus gut verhandeln kann werd ich vielleicht doch noch darauf zurueckgreifen.

Das ganze hat sich fuer Saree anscheinend ziemlich gelohnt denn nach der Tour hat er mich noch auf ein typisch indisches Thali eingeladen. Einfach koestlich und endlich mal mit ordentlich Gewuerzen und in typisch indischer Atmosphaere.

eine erfrischende Pause bei einem Taesschen koestlichem Gingertea

eine erfrischende Pause bei einem Taesschen koestlichem Gingertea

Nach dem Mittagessen bin ich dann mit der Faehre nach Ernakulum geschippert und da heute Weltliteraturtag ist sollte es dort die ein oder andere Ausstellung geben. Meine Informationsquelle hat leider nicht recht behalten und es war weit und breit keine Veranstaltung zu entdecken. Ernakulum ist im Gegensatz zum verschlafenen Fort Kochin eine lautstarke tosende Verkehrshoelle.

take it

take it

Krisha, der plappernde indische Philosphieproffessor, dessen Onkel seit 20 Jahren in Wien arbeitet hat mich dann spontan zu einem klassischen Tempelkonzert eingeladen. Meine Neugier hat natuerlich gleich zugesagt. Trotz der Bemuehungen des netten alten Mannes war es mir versagt, als nicht Hindu, an dem Fest teilzunehmen. Die Vorschriften sind nicht zu beugen und irgendwie kann ich verstehen, dass jemand der nicht dieser Religion angehoert die Zermonien wahrscheinlich stoert.

Nicht weiter schlimm und mein Erstatzprogramm die Durbar Art Gallery zu besuchen war Trostpflaster genug. Die Promenade, die man ueber einen netten Park entlanglaufen kann ist eigentlich, abgesehen vom Kindergeschrei im dort ansaessigen Spielplatz, ganz entspannend. Direkt neben dem Shivatempel gelangt man dann zu der kleinen Galerie. Es waren nicht sehr viel Kunstinteressierte in der Halle was die Stimmung zusaetzlich aufgeheizt hat.

Die zeitgenoessischen Kunstwerke vom indischen Kuenstler S.G. scheinen auf den ersten Blick wie naives Gekritzel, vor allem die Bilder im Eingangsbreich. Bei naehrer Betrachtung bemerkt man jedoch die kraeftigen Farben und die genialen Ueberlaeufe, die seinen Arbeiten einen aussergewoehnlichen Charakter verleihen. Im Mittelpunkt seiner Bilder befinden sich entweder Elefanten oder simple Frauengesichter und der Rest ist von der persoenlichen Fantasie und Offentheit abhaengig. Ausserdem eine Sache der Perspektive, ein Schritt vor oder zurueck, und die Dynamik seiner Werke veraendert die Sicht der Dinge entscheidend, was mir besonders gut gefaellt.

Ich fuer meinen Teil war total begeistert von den schraegen Exponaten. Das Gefuehlt von einem Bild gefesselt zu werden und unbestimmte Zeit darin zu versinken ist unbeschreiblich und passiert mir eigentlich nicht sehr oft......

ein Kribbeln in den Fingern, in natura kommt natuerlich alles besser zur Geltung

ein Kribbeln in den Fingern, in natura kommt natuerlich alles besser zur Geltung

Der Besuch der Galerie war ein Erlebnis der surrealen Art und ich kann es kaum erwarten meine in Indien gewonne Inspiration in Oesterreich in pinselschwingender Weise auszutoben.

Kricket ist Volksport in Indien und wird ueberall begeistert gespielt

Kricket ist Volksport in Indien und wird ueberall begeistert gespielt

Auch in Indien gibt es Soap Opera's die Tag fuer Tag Millionen von Menschen vor die Fernseher locken. Meine Ersatzfamilie ist auch dem Phaenomen verfallen und da ich das ganze auch ein wenig mitverfolgt habe kann ich sagen das es um nichts weniger diletantisch ist als jene in unseren Breiten ist. GZSZ auf indisch, da dreht sich mir echt der Magen um. Gottseidank konnte ich kein Wort verstehen, denn wenn die Dialoge aehnlich miserabel wie bei der deutschen Ausgabe sind ist es auch besser so. Irgendjemand muss die Sauerei dann schliesslich beseitigen

Meine Gastfamilie ist wirklich sehr nett und ich kann jedem nur empfehlen diese Art der Unterbringung einmal auszuprobieren. Hier wimmelt von Moeglichkeiten sich bei einer Familie einzumieten und man sollte sich auf sein Gefuehl verlassen, dann kann eigentlich nichts schiefgehen. Mein Homestay ist ein Ableger des Wilson Homestay's, direkt gegenueber der Basilika und im Zentrum der Touristenenklave. Das kleine Haus ist ziemlich versteckt, daher am besten im Handicraftshop gegeueber der Basilika nach Uncle Jerry fragen.

naechtlich Ausblicke von der Faehre

naechtlich Ausblicke von der Faehre

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.