In 208 Tagen um die Welt
Bombay, Bollywood, Stars und Sternchen
Etwas verspaetet aber dafuer exclusiv kommt hier der Bericht ueber den Beginn einer wahrscheinlich ganz grossen Karriere:
Wir duesen mal wieder ziemlich ungemuetlich mit dem Nachtbus von Goa in die - laut Reisefuehrer - "wohl weltoffenste Stadt Indien", Bombay. Yvonne wird auf der 14 Stunden Busfahrt ziemlich krank. Deswegen suchen wir am Ziel unserer Reise erstmal mit dem Taxi zur Salvation Army (dt. Heilsarmee) bringen. Die haben hier, direkt gegenueber von Bombays Nummer eins, was Hotels betrifft (Taj Mahal Palast, das sagt jawohl alles!) ein Hostel. Das hat Sara uns waermstens ans Herz gelegt. Hier hat sie sich gleich mehrfach mehr oder weniger heftig verliebt und wurde als Topstarstatistin fuer verschiede Bollywoodproduktionen und Sitcoms entdeckt. Also genau das richtige. Der Laden sieht neben dem Taj Mahal Palast zwar etwas mickrig aus, aber davon lassen wir uns nicht beirren. Unt tatsaechlich, noch waehrend ich meine Eincheckunterlagen ausfuelle fragt mich ein Typ, ob ich in einem Bollywoodfilm mitspielen moechte. Klar will ich! Ich rieche schon das viele Geld und uebe in Gedanken eine passende Unterschrift fuer meine Autogrammkarten! Der Typ telefoniert kurz und streckt mir dann sein Hany entgegen. Eine Frau am anderen Ende will, dass ich fuer zwei Tage in eine 7 Stunden entferte Stadt fahre um auf einer Hochzeit die Gaeste zu begruessen (geheiratet wird in Indien im ganz grossen Stil mit bis zu zwanzigtausend (!!!) Gaesten... das koennte anstrengend werde.) Und auch auf irgendwelches Bacardi-Promotionzeug hab ich keine Lust. Ich erklaere, dass ich nur an einer Karriere in Bollywood interessiert bin. Das ist auch okay, sie will mich am naechsten Tag um sechs Uhr morgens abholen. Yvonne geht es leider viel zu schlecht als dass sie sich vorstellen koennte am naechsten Tag irgendwas zu machen. Ich stehe also am naechsten Tag mitten in der Nacht auf und warte an der Rezeption auf die Tante, aber die kommt und kommt nicht. Ziemlich sauer fruehstucke ich erstmal (Fruehstueck gibts hier inklisive). Beim essen lerne ich eine Schweizerin kennen, die auch gleich abgeholt wird um in einem Bollywoodfilm mitzuspielen. Sie meint ich solle einfach mal mitkommen. An der Strasse werden wir und noch ungefaehr zehn andere westlich aussehende Menschen von einem Bus abegholt. Wir cruisen stundenlang durch die Stadt, und mir faellt auf, dass wir verdaechtig oft den Aiport- Strassenschildern folgen. Und tatsaechlich, wir fahren zum Flughafen. Ich bin ziemlich enttaeuscht, weil ich ja eigentlich die Bollywoodstudios sehen wollte. Aber wenigstens erklaert uns hier mal jemand worum es eigentlich geht. Der Film hadelt von der indischen Damenhockeymannschaft, die irgend ein fantastisches Tunier gewonnen hat. Jetzt werden sie am Flughafen ankommen, und wir sollen einfach immmer nal wieder im Hintergrund herumstehen, um die Internationalitaet Bombays zu demonstrieren. Die Hauptrolle, den Trainer des Teams spiel DER indische Bollywoodstar schlechthin. Shiro Khan (oder so aehnlich). Von Sara weiss ich, dass der verdammt beruehmt ist, Sie ist naemlich der allergroesste (ich bin nicht ganz sicher ob nich vielleicht auch der einzige) Shiro-Khan-Fan den es gibt und sogar mehrmals zu seiner Villa in Bombay gepilgert. Hoerst du Sara?! Ich bin 2X (!!) hinter Mr. Shiro Khan durchs Bild gelaufen!!! Naja, alles in allem ist das Filmgeschaeft aber ziemlich langweilig.
Die meiste Zeit stehen wir herum und warten. Nachdem sie 263 einen ankommenden Bus gefilmt haben, an dem eine extra gruen lackierte Rikscha vorbeifaehrt kommt unser erster Einsatz. Wir stehen neben dem Bus und unsere Hauptaufgabe besteht darin, nicht in die Kamera zu gucken. Das dauert wieder Ewigkeiten. Wir werden abert mit einem super Mittagessen belohnt. Nachmittags muessen wir dann jubelnt und Blumenschmeissend an einer Absperrung stehen und das glohreiche Team begruessen. Leider sind die Damen zu daemlich ihre Trollies mitr den gefakten Adidastaschen durch die Schiebetuer zu schieben ohne dass sie herunterfallen.
Deswegen wird auch diese Scene 98236 mal gedreht worunter unsere Euphorie leider ziemlich leidet. Darunter wiederum leidet der Regisseur ziemlich und es kommt zu weiteren 3624 Wiederholungen. Waehrend dieser Scenen gelingt es mir auch mein einziges Paparaziefoto von dem grossen Star zu machen.
Das ist eigentlich streng verboten und die groessren und breitesten Indier, die ich jeh gesehen habe (und ich habe in den letzten 6 Wochen viiiiele Inder gesehen), ihreszeichen die Bodyguards den Mr. Khan, bewachen die Einhaltung dieser Regel sehr streng und gewissenhaft.
Naja, gegen fuenf duerfen wir endlich ziemlich erschoepft wieder in den Bus steigen. Da bekommen wir dann jeder unsere Gage von 500 Rupies in die Hand gedrueckt. Auf der 2 1/2 stuendige Fahr durch die komplett ueberfuellte, zweitgroesste Stadt der Welt beschliesse ich, dass ich vielleicht doch lieber weiter studiere und meine Bollywoodkarriere fuers erste auf Eis lege. Als ich wiederkomme geht es Yvonne ein kleines bisschen besser und wir gehen mit ein paar Leuten aus dem Hostel was esse. Am naechsten Tag ziehen wir beiden los und versuchen unsere letzten 1000 Rupien (ca. 20 Euro) zu verprassen. Das ist gar nicht so einfach, weil alles einfach viiiel zu billig ist. Irgendwann gibt Yvonne auf. So richtig gut geht es ihr immernoch nicht. Ich gebe verbissen weiter Geld aus und kaufe alles, bei dem ich mir irgednwie einreden kann, dass ich das brauche. Aber dann muss auch ich aufgeben. Auf dem Rueckweg komme ich ann einem Rasierladen vorbei (davon gibts hier verdammt viele). "Come in" ruft der freundliche Besitzer. Ich weiss zwar nicht genau, was ich in seinem laden soll, denn ich finde meine untere Gesichtshaelfte fuehlt sich eigentlich noch recht glatt an, aber vielleicht kann ich hier noch was von unserem Geld loswerden. Ich bekomme eine komplette Gesichtsbehandlung mit tausenden von Cremes, Pudern und Seifen. Ploetzlich schnallt der witzige Typ sich eine riesige Maschine auf die Hand. Ich bekomme Angst aber er will mir damit lediglich das Gesicht massieren, dass tut auch sehr gut. Der kleine Inder kann zwar ueberhaupt kein Englisch, redet aber die ganze Zeit. Er erzaehlt mir von seiner Familie in Delhi und meint, dass wir die dringend zusammen besuchen muessen, wenn ich das naechste Mal in Indien bin. Die ganze Prozedur ist zwar sehr entspannend, kostet aber nur 20 Cent. Naja. Um drei setzten wir uns dann in ein Taxi und werden zum Flughafen kutschiert. Wir fahren also ein letztes Mal durch die chaotischen Stassen Bombays und sind schon ein bisschen wehmuetig.
Aber wir freuen uns auch auf Sydney, Neuseeland, warme Duschen und saubere Toilette!
Aufbruch: | 02.10.2006 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 27.04.2007 |
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