In 208 Tagen um die Welt
Mendoza
Man könnte ja meinen, dass es über 19 Std. busfahren (und das auch noch zum größten Teil bei Nacht) nicht sehr viel zu berichten gibt. Aber weit gefehlt. Nachdem wir es uns grade in unserem alles in allem gute 70cm breiten Leder-Liegesessel mit Decke und Kopfkissen gemütlich gemacht haben,
kommt der in weißem Hemd und Krawatte uniformierte Busbegleiter und bietet uns Kaffee und Kekse an. Kaum sind die verzehrt, kommt der junge Mann schon wieder und fragt ob wir Bingo spielen wolle. Völlig verwirrt nehmen wir die kleinen Kärtchen und die Stifte entgegen die er uns reicht und schon ertönt auch schon seine Stimme im Mikro, die die gezogenen Zahlen verkündet. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir die einzigen sind, die überhaupt mitspielen, oder dass ich die genannten Zahlen mit meinen paar Brocken Spanisch einfach so interpretiere, dass sie auf meiner Karte in einer Reihe stehen. Selbst sehr überrascht und völlig euphorisch höre ich mich plötzlich "BINGO" durch den Bus brüllen. Bevor ich allerdings anschließend meinen knallroten Kopf unter der Decke verstecken kann, fordert der Bustyp mich auch schon auf nach vorne zu kommen. Die um mich herumsitzenden Menschen nicken mir aufmunternd zu. Auf Socken kämpfe ich mich an Yvonne vorbei, als die plötzlich feststellt "Oh, ich auch!" Wir präsentieren also beide unsere Karten dem Busbegleiter und gewinnen jeweils den Hauptpreis, eine Flasche Rotwein. Fantastisch!
So genießen wir die Nacht in Saus und Braus und erreichen am relativ frühen Morgen völlig entspannt den Bushof von Mendoza.
Kaum haben wir unsere Rucksäcke wieder geschultert, stehen wir vor dem nächsten Problem. Wohin jetzt. Wir suchen uns in unserem allgegenwärtigen Begleiter, dem überteuerten Lonely ein Zielgebiet und in genau diesem Moment biegt ein Bus um die Ecke, der mit großen Lettern ankündigt, das er genau da hin will.... So dachten wir!
Freudig lösen wir mit unserem allerletzten Kleingeld an dem Fahrkartenautomaten im Bus zwei Tickets und machen es uns gemütlich. Der Bus kurft durch sehr nette Wohngegenden, hält an jeder Gieskanne und seltsamer Weise wird er immer leerer, bis er schließlich in eine Art Busparkplatz einbiegt, der Fahrer den Motor ausmacht und uns erwartungsvoll ansieht. Yvonne erklärt ihm wo wir hinwollen. Er nickt und deutet auf einen anderen Bus mit der selben Nummer, der grade den Hof verlassen will. Offenbar sind wir in die die falsche Richtung gefahren. Das wär ja nur halb so schlimm, wenn wir nicht mitten in der Pampa ohne Kleingeld stünden in einer Stadt in deren Bussen die Automaten sich nur mit abgezählten Münzen bestechen lassen. Wir müssen den passenden Bus also ziehen lassen. Gefühlte 30min später haben wir endlich einen kleinen Kiosk gefunden deren Besitzerin bereit ist unsere Scheine zu wechseln und etwa noch mal soviel später sitzen wir endlich in einem Bus, der uns diesmal auch tatsächlich dahin bringt wo wir hinwollen. Doch schon stellt sich das nächste Problem. Sämtlich Hostals und Hotels in der Umgeben liegen preislich soweit entfernt von Gut und Böse, dass wir schon befürchten auf der Straße schlafen zu müssen. Nachdem wir ungelogen bestimmt 1 ½ Stunden oder so voll bepackt durch die Gegend geirrt sind, checken wir schließlich in einem immer noch sehr teuren kleinen Hotel ein. Nachdem wir uns erholt und geduscht haben erkunden wir erstmal die Stadt. Mendoza ist wirklich wunderschön! Die Straßen sind super breit und alle 3 Blöcke gibt es große Plätze, die als Parks angelegt sind. Das liegt daran, dass wir in einer erdbebengefährdeten Region sind. Im Falle eines Bebens muss es genügend Platz möglichst weit weg von den Gebäuden für alle Bewohner geben. Dadurch gibt es sehr viele Grünflächen, superbreite Bürgersteige und fast alle Straßen sind Alleen. Und noch viel besser wir haben fantastisches Sommerwetter. Nicht zu kalt und nicht zu warm.
So genieße ich unseren ersten Mendoza-Tag mit bummeln, Leute gucken und telefonieren. Yvonne hat es leider nicht so entspannt. Sie muss aus der Ferne ihrer Studienarbeit den letzten Schliff verpassen.
Am nächsten Tag wechseln wir erstmal unsere Residenz. Wir haben nämlich den Tipp bekommen, dass nur ein paar Straßen weiter ein fantastisches Hostal sein soll. Obwohl die Semana Santa bevorsteht und eigentlich ganz Mendoza ausgebucht sein sollte haben wir Glück und ergattern in diesem wirklich empfehlenswerten Hostal mit Pool (! Winkas, in der Nähe von Plaza Independencia).
Offenbar ist unser Glück für diesen Tag aber aufgebraucht. Am Nachmittag machen wir nämlich ganz tourilike eine Stadtrundfahrt, die überhaupt nicht zu empfehlen ist. Zuerst werden wir in ein Museum geschleppt (das hätten wir evtl. auch ohne Stadtrundfahrt gefunden und eine Führung gibt's hier auch nicht) anschließend geht's zum völlig überteuerten Aquarium (müssen wir natürlich extra zahlen) in dem riesige Fische und Schildkröten in winzigen Becken eingesperrt sind.
Danach fahren wir mit dem Bus an einigen der bekannteren Plätze vorbei, halten kurz im dem größten Park, Parque San Martín, der fast ein drittel der Grundfläche des Stadtgebiets einnimmt,
und werden dann wieder am Ausgangspunkt abgesetzt. Immerhin haben wir ein ganz kleines bisschen (die Führerin sprach weder besonders gutes Englisch noch hatte sie besonders viel Ahnung von der Stadt) über die Geschichte der Stadt erfahren.
Aufbruch: | 02.10.2006 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 27.04.2007 |
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