In 208 Tagen um die Welt
Kathmandu-Zwischen Faszination und Entsetzen
Juten Tach, es folgt eine dataillierte Berichterstattung aus Kathmandu:
Aus Chitwan sind wir mit einem ueberraschend modernen Bus hierher getuckert. Nachdem wir am Zielbahnhof saemtliche Taxifahrer und Hotelschlepper abgewimmelt haben, machen wir uns zu Fuss auf den Weg nach Thamel, das Touristen und Hotelzentrum. Ein billiges, einigermassen sauberes Hotel ist schnell gefunden. Es ist schon spaet und deswegen essen wir nur schnell was und gehen dann ins Bett. Am naechsten Tag wollen wir erstmal die Stadt und vor allem den Durbar Square, den Hauptplatz in Kathmandu, auf dem 50 verschiedene Tempel stehen, erkunden. Bis dahin kommen wir aber gar nicht. Unterwegs spricht uns ein Nepali an, der auch etwas Deutsch kann. Er meint er will sich nur ein bisschen unterhalten und erzaehlt, dass er Jura studiert und fast fertig ist. Unterwegs zeigt er uns verschiedene Tempel und erklaert alles Moegliche zur Architektur, welchen Goetten die Tempel gewidmet sind und auch viel Grundsaetzliches zur buddhistischen und hinduistischen Kultur. Wir ahnen schon, dass er Geld fuer seine Fuehrung haben will, aber solange er nichts sagt, sagen wir erstmal auch nichts. Er begleitet uns auch zum Mittagessen und erzaehlt uns da, wie wohlhabend seine Familie ist und das es ganz leicht sein in Kathmandu einen guten Job als Anwalt zu bekommen. Der Typ ist zwar total nett, hat ziemlich viel Ahnung von der Geschichte und den Religionen Kathmandus und kann das auch alles noch ziemlich gut erklaeren, trotzdem ist er uns irgendwie suspekt, weil wir keine Ahnung haben, ob er, wie er sagt, einfach nur nett ist, oder doch noch was von uns will. Nachdem er uns nachmittags auch noch saemtliche Bauwerke des Durbar Squares erklaert hat, rueckt er in einem kleinen Café endlich damit raus, das er nun auch vernuenftig bezahlt warden will. Wir sind erstmal ziemlich sauer und sagen ihm, dass wir diese Masche unfair finden, geben ihm dann aber doch was, weil wir heute echt viel gelernt haben, besonders ueber den Buddhismus und den Hinduismusund und er uns wirklich viel, ziemlich gut erklaert hat. Abends versuchen wir nochmal in einem Reisebuero einen guenstigen Flug nach Delhi zu bekommen, aber das ist aussichtslos. Der Typ bietet uns an per Direktbus (der aber offenbar eine Art Supermobil sein muss) in 36 Stunden nach Delhi zu fahren. Darueber muessen wir erstmal eine Nacht nachdenken.
Am naechsten Morgen stehen wir super frueh, quasi mitten in der Nacht, auf, um vom Monkeytempel aus den Sonnenaufgang anzugucken. Der Monkeytempel ist eine Stupa (tibetischer Temple) auf einem Huegel. Er hat seinen Namen daher, weil hier riesige Affenhorden leben.
Affen auf einem kleinen Tempel neben der Stupa
Als wir die gefuehlten 1Mio. Stufen zu ihm hinaufgeklettert sind, daemmert es langsam. Hier oben herrscht ein reges Treiben. Auf kleinen Plattformen am Rand machen viele Nepalis Morgengymnastik, andere laufen um den Tempel herum und drehen an den unzaehligen Gebetstrommeln, wieder andere zuenden kleine Kerzen an den vielen kleinen Goetterstatuen an und legen ihnen Blumenkraenze um.
Dazwischen turnen unglaublich viele Affen an den ueberall aufgehaengten Gebetsfahnen und klauen den Reis, den die Nepalis fuer die Goetter in die kleinen Tempel ringsrum legen. Wir mischen uns einfach unter die Leute.Hier treffen wir auch den Moench, der uns in Braga zum Tee eingeladen hat, wieder. Er besucht gerade seine Familie. Dem Getummel hier koennte man stundenlang zusehen.
Nach dem Fruehstueck fahren wir nach Pashupatinat, der Stelle am Fluss, an der die Leichen verbrannt warden. Ein bisschen mulmig ist uns beidem gedanken schon. Und es ist wirklich schon ziemlich befremdlich die Leichen auf den betonierten Podesten am Fluss liegen zu sehen. Sie werden zuerst ausgezogen und symbolisch gewaschen. Dann warden sie auf einen Scheiterhaufen gelegt. Die Soehne muessen dreimal um sie herumlaufen und dann legt der aelteste das Feuer in den Mund der Leiche. Der Bestatter deckt die leiche dann mit viele Stroh zu, sodass man sie zum Glueck nicht richtig brennen sieht. Das absurd makaberste an der Sache ist, dass in der Luft der Geruch von gegrilltem Fleisch haengt. Sehr gruselig.
Gerade weil bei dieser, eigentlich sehr privaten Zeremonie die ganze Oeffentlichkeit zuschaut (sowohl Nepalis als auch Touristen) herrscht schon eine sehr eigenartige, befremdliche Athmosphaere, aber es ist auf jeden Fall ein sehr interessantes Erlebnis.
Am Naechsten Tag muessen wir schon wieder unglaublich frueh raus. Wir wollen nach Dakshinkali fahren, was 38 km ausserhalb von Kathmandu liegt. Das bedeutet 1 ½ Stunden Busfahrt. Und weil saemtliche Nepalis Fruehaufsteher sind, spielt sich da mal wieder alles vor 11 Uhr ab. Dakshinkali ist ein Tempel der der Goettin Kali, einer Inkarnation Shivas, gewidmet ist und die sich von Blut ernaehrt. Deswegen opfern die Hindus ihr an diesem Tempel Tiere. Der Bus ist brechend voll und an dem Tempel erwarten uns unglaubliche Menschenmassen. Auf dem Weg zur eigentlichen Opferstaette kann mann Huehner und kleine Ziegen zum opfern kaufen. Um den Tempel herum schlaegeln sich kilometerlange warteschlangen aus Nepalis, die alle ein Haehnchen im Arm oder eine kleine Ziege an der leine haben.
Wir muessen einen Aufpasser bestechen, damit wir an der Schlange vorbei hinunter zum temple laufen duerfen. Wir wollen ja nichts opfern. Von aussen kann man in den Tempal hinein gucken. Die Pilger stehen barfuss in riesigen Blutlachen und zwei Maenner reissen den Huehnern mit blossen Haenden den Kopf ab und schneiden den kleinen, furchtbar schreienden Ziegen in aller Oeffentlichkeit die Kehle durch. Mit Kali ist offenbar nicht zu spassen! Wir sind schon ziemlich schockiert.
Auf dem Rueckweg gehts bergab nach Katmandu und der busfahrer holt das letzte aus der vollgestopften Schrotkiste heraus. Nachdem wir uns von den blutigen ereignissen am Vormittag erholt haben essen wir an einem Strassenstand koestliches indisches Fastfood (keine Ahnung wie das hiess), das in einem kleinen Schaelchen aus Blaettern serviert wird.
Unsere restliche Zeit in Kathmandu verbringen wir mit shoppen (hier ist naemlich alles suuuuper billig) und durch die engen, vollgestopften Verkehrschaosstrassen schlendern und fahren gleich hoffentlich mit einem Luxusliner nach Delhi.
Viele Gruesse ein letzes Mal aus Nepal, Helena und Yvonne
Aufbruch: | 02.10.2006 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 27.04.2007 |
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