In 208 Tagen um die Welt
Plan B - Lake Waikaremoana Treck
Am Flughafen wurden wir freudig empfangen. Philipp war nach einer 54 stuendigen Reise endlich in Wellington angekommen und konnte seine Liebste in die Arme schliessen. Ausserdem hat uns noch Fabi, ein alter Schulfreund von mir, erwartet. Er ist nun schon seit ueber einem Jahr in Neuseeland und studiert in Wellington. Mit ihm sind wir erstmal auf einen Aussichtspunkt gefahren, von wo aus wir die ganze Stadt ueberblicken konnten. Uns kam es ziehmlich kuehl vor, nachdem wir die letzten paar Monate im heissen Indien verbracht haben, aber Fabi meinte wir haetten heute richtig Glueck mit dem Wetter.
Nachdem Helena, Philipp und ich uns in der Jugendherberge einquatiert hatten, sind wir erstmal einen Kaffee trinken gegangen und haben Plaene fuer die naechsten Tage geschmiedet. Wir nahmen uns vor am uebernaechsten Tag mit der Faehre auf die Suedinsel zu fahren um dann Weihnachten in Christchurch zu feiern (welche Stadt waere praedistinierter dafuer?). Doch leider mussten wir am naechsten Tag feststellen, dass alle Faehren ueber Weihnachten ausgebucht waren. Mist! und jetzt? Fabi hatte bei der Faehrgesellschafft angerufen und ihm wurde gesagt, dass wir einfach vorbei kommen koennten und darauf hoffen, dass ein paar Leute nicht auftauchen, deren Plaetze wir dann einnehmen koennten. Also wollten wir am Abend gegen 11 zum Hafen fahren.
Vorher nahmen wir uns aber noch vor, die Umgebung ein wenig zu erkunden. Mit Fabis Auto sind wir auf die andere Seite der Bucht gefaehren (Wellington liegt in einer riesigen Bucht). Hier wollten wir einen Spatziergang machen. Wir sind zunaechst die Strasse einer kleinen Siedlung lang gegangen und dann in einen Fussweg eingebogen. Nach drei Schritten standen wir mitten im Urwald, der so aussah:
Das war ganz schoen beeindrucken, wie quasi in Bickkontakt zur Hauptstadt Neuseelands so ein verwachsener Urwald sein kann.
Als wir dann am abend zum Hafen gefahren sind und uns auf die Warteliste eintragen wollten, war diese leider schon voll. Es wurde also Zeit fuer einen Plan B!
Wir beschlossen einen von Neuseelands "Great Walks" zu machen und zwar den, der um den Lake Weikaremoana fuehrt.
Am naechsten Morgen ging es um halb neun los. Gluecklicherweise hatte Fabi zwei super Kassetten dabei, die fuer eine gehobene musikalische Unterhaltung sorgten. Los ging es mit Muenchner Freiheit "Ohne Dich" dicht gefolgt von dem top Hit "Jenseits von Eden". Dann gings Schlag auf Schlag: Wolle Petri, Udo Juergens, De Hoehner, usw. Fabi, warum schickst du uns in die Hoelle? Aber zum Glueck gehn diese Lieder schnell ins Ohr, so dass es nicht lange dauerte bis wir alle laut mitgesungen haben. Jenseits von Eden koennen wir jetzt auch schon auswendig, da Fabi der Meinung war, dass dieser Top Hit mindestens 3 mal auf jede Kassette muss.
Wir kamen gegen 7 am Motor Camp Waikaremoana an, von wo aus wir dann am naechten Tag mit dem Wasser Taxi zum Ausgangspunkt der Wanderung gebracht wurden. Dass Heiligabend war, mussten wir uns immer wieder ins Gedaechnis rufen, denn in Weihnachtsstimmung waren wir sowas von ueberhaupt nicht.
Der erste Tei der Wanderung fuehrte durch einen sehr dichten Wald mit vielen verschiedenen Farnen und moosbewachsenen Baeumen. Alles wuchs hier drunter und drueber und wir kamen uns vor wie in einem Maerchenwald.
Gleich die erste Etappe fuehrte 600 Hoehenmeter bergauf und wir kamen ganz schoen ins schwitzen, aber immer wieder kamen wir an den Rand des Waldes und wurden mit einer gigantischen Aussicht ueber den Lake Waikaremoana belohnt. An solch einer Stelle haben wir dann auch auf den Klippen eine ausgedehnte Mittagspause eingelegt und jede Menge Fotos geschossen.
Der letzte Teil zog sich ziemlich in die Laenge und so waren wir sehr gluecklich als wir gegen fuenf ziemlich erschoepft die Huette, in der wir uebernachten wollten, erreichten. Und die Klettertour hat sich mehr als gelohnt. Von unserer Huette aus konnten wir bis zum Meer sehen, das mehr als 50 Kilometer entfernt war!. Wir richteten uns also erstmal haeuslich ein und suchten uns dann etwas Weihnachtsbaumaehnliches um eine vernuenftige Bescherung zu feiern. Leider mussten wir anschliessend feststellen, das wir ein sehr wichtiges Teil unseres Gaskochers vergessen haben. Voellig verzweifelt und seeeehr hungrig (jeder, der Philipp kennt weiss, dass es kein Spass ist sich in seiner Naehe aufzuhalten, wenn er hungrig ist ) machten wir uns auf die Suche nach Ersatz. Gott sei Dank konnte einer der anderen Wanderer mit einem nicht wirklich passenden Ersatzteil aushelfen. Und wenn man den Topf moeglichst nicht beruehrte hat das ganze auch hervorragend funktioniert. Nach dem Festschmaus (es gab lecker Alfredo Fertignudeln, mit Wasser statt mit Milch) wurde dann unser Baeumchen praechtig geschmueckt und die zahlreichen Geschenke darunter drapiert.
Es wurde eine kurze aber seeeehr schoene Bescherung und zur feier des Tages gab es sogar eine Flasche Wein die in Muehevoller Tragarbeit von einem tapferen (oder alkoholsuechtigen?!) Wanderer den hohen Berg hinauf geschleppt und vor dem Tannenbaum liebevoll im Arm gehalten wurde und den Tukche Brandy, den wir in Nepal erstanden haben und seit Monaten mit uns herumschleppen.
Als sich dann der heilige Abend dem Ende neigte und es dunkel wurde, gingen wir auch bald schlafen, da es in der Huette weder Strom noch Kerzen gab.
Am naechten Tag verlohren wir die zuvor muehsam erklummenen Hoehenmwter wieder und der Wanderweg fuehrte die meiste Zeit am See entlang. Wir waren froh uns in seinem kuehlen Wasser das ein oder andere mal erfrischen zu koennen, zumal Petrus es echt gut mit uns meinte: die meiste Zeit hatten wir blauen Himmel und Sonnenschein.
Am Morgen des dritten Tages wollten wir zunaecht zu einem Wasserfall laufen, von dem wir auch gehoert hatten, dass man sich unter ihn stellen und in dem Becken, in das er sich ergiesst, baden koenne. Nach einer halben Stunde hatten wir ihn auch schon erreicht, doch mussten wir erst einige Zeit nach einem geeigneten Abstieg suchen. Das Wasser war super kalt!!! Schon nach einigen Sekunden waren meine Fuesse so verkrampft, dass sie schmerzten. Und wer Philipp auf dem Foto betrachtet, kann sich vorstellen wie kalt es war. Die tiefen Temperaturen konnten allerdings Helenas Ergeiz nicht brechen sich vor den Wasserfall stellen zu wollen, wofuer man aber zunaechst durch das Becken schwimmen musste. Nach einigen Minuten hatte sie sich auch an die Kaelte gewoehnt und hoerte auf zu jappsen. Die beiden Jungs konnte sie noch ueberzeugen ihr zu folgen, aber ich begnuegte mich lieber damit den drein beim frieren zu zu schaun.
Fabi und Philipp waren an diesem Tag ein wenig fitter als wir und uns immer ein Stuck voraus. Wir wollten an der naechsten Huette eine Mittagspause machen und Helena und ich konnten sie auch schon sehn, aber der Weg schien noch ewig lange von See weg zu fuehren um dann schliesslich einen Bach/Fluss zu ueberqueren und den ganzen Weg wieder zurueck richtung See zu verlaufen. Wir habe die ganze Zeit geflucht, weil das Ziel schon so nah war, wir aber so einen grossen Umweg laufen mussten. Irgenwann fiel uns ein Baum im Wasser auf, der von der einen zur anderen Seite reichte. Wir wussten nicht wie lange der Weg noch weiter in diese Richtung fuehren wuerde und ueberlegten, ob sich eine Uberquerung an diese Stelle noch lohnt. Doch Helena war kurzentschlossen und begann mit der ersten Probebegehung um die Stbilitaet dem Baumstammes zu testen. Test bestanden! Aus Angst die Hose nass zu machen zog Helena sie aus und balancierte nun bahfuss in Unterhose mit einem dicken Rucksack auf dem Ruecken und einem duennen Baumstamm in der Hand als Stuetze, ueber den Fluss. Ein herrliches Bild.
Gerade als Helena drueben war und ich hinterher wollte kam ein deutsches paerchen voerbei und fragte: "Ist das eine grosse Abkuerzung?" "Keine Ahnung" entgegneten wir "aber den Spass ist es wert!"
Als wir dann beide unbeschadete und einigermassen trocken auf der anderen Seite angekommen waren, mussten wir leider feststellen, dass das Paerchen auch schon da war. Es war also keine besonders gute Abkuerzung gewesen, aber wenigstens hat es unserer Zeitweise etwas fade Wanderung aufregender gemacht!
Am Abend suchten Helena und ich etwas Feuerholz zusammen und zu unserem grossen Erstaunen ist es uns auch sofort gelungen ein Feuer zu entfachen, und das ohne Papier.
Als wir da so gemuetlich ums Feuer herum sassen, tauchte auf einmal ein dunkles Tier aus dem Gebuesch auf. Es war etwas groesser als eine Katze und und naehrte sich uns bis auf wenige Meter. Es war ein Possum. Ich wusste nicht so richtig was ein Possum ist und wir hatten sie bis jetzt nur totgefahren auf der Strasse liegen sehn. Im Dunkeln konnte man auch nicht so viel erkennen, aber wir waren froh mal ein lebendiges Exemplar zu sehen. Mitlerweile haben wir heraus gefunden, dass die Possums urspruenglich aus Australien kommen und zu den vielen unerwuenschten Einwanderen gehoehren, die einfach nicht in dieses empfindliche Oekosystem passen. Da die Possums in Neuseeland keine natuerlichen Feinde haben, gibt es einfach viel zu viele von ihnen (70 Milionen!!). Sie essen die Triebe junger Pflanzen und koennen sogar ausgewachsene Baeume so sehr zerstoeren, dass sie eingehen. Dies ist wiederum schlecht fuer die einheimischen Voegel. All dies scheint der Grund dafuer zu sein, dass niemand traurig darueber ist, dass auf Neuseelands Stassen massenweise toter Possums liegen.
Der letzte Tag war sehr entspannt und nach nur 3 Stunden Marsch waren wir schon an der Stellen angekommen, wo wir vom Wassertaxi abgehohlt wuerden.
Wir waren eine Stunde zu frue da und wollte die Zeit fuer ein kleines Bad im See nutzen. Dieser war mal wieder ziehmlich kalt, aber laengst nicht so kalt, wie das Wasser vom Wasserfall. Ein schoener Abschluss einen wunderschoenen Plan B!!!
Aufbruch: | 02.10.2006 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 27.04.2007 |
Nepal
Varanasi
Australien
Neuseeland
Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay