In 208 Tagen um die Welt

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Helena Graf

Salta

Am Abend des naechsten Tages besteigen wir den Zug in Richtung argentinischer Grenze. Dort angekommen nehmen wir unser letztes bolivianisches Fruehstueck ein und wollen anschliessen schnell die Laender wechsel und in den naechsten Bus nach Salta steigen. Da haben wir unsere Rechnung aber ohne die Argentinier gemacht. Zuerst muessen wir uns an einer, wie uns jetzt noch scheint, endlosen Schlange anstellen in der so gut wie nichts passiert um aus Bolivien auszuchecken. Ploetzlich scheint der Schalterbeamte aber aufgewacht zu sein und wir duerfen schlappe 10 Meter aufruecken und dann kommt noch einer der Sicherheitsbeamten auf uns zu, nimmt uns unsere Paesse ab und verpasst uns die notwendigen Stempel... Touribonus. beschwingt von dieser unerwarteten Wendung laufen wir auf die argentinische Seit, wo uns eine Schlange erwartet die die vorher passierte nicht nur in den Schatten stellt, sondern in tiefser Nacht versinken läßt. Und hier scheinen die Beamten auch in allertiefsten Tiefschlaf versunken zu sein und den besagten Touribonus haben wir für heute offensichtlich bereits voll ausgeschöpft. Stundenlang tut sich überhaupt nichts.

Plötzlich stelle ich fest, dass ich meine mit Bolivianischen Briefmarken versehenen Postkarten vergessen habe in Bolivien einzuwerfen. Zeit nochmal schnell rüberzulaufen und die Dinger einzuwerfen hätte ich schon, aber dafür müsste ich wohl erstmal wieder da drüben wieder eichecken und anschließen wieder auschcken (obwohl wahrscheinlich auch das zeitmäßig noch drin währe). Also drücke ich meine Karten einem etwas verdutztem Japaner in die Hand, der glaub ich nicht so richtig weiß, was ich von ihm will (als wir schon drei Monate wieder zu Hause waren stellte sich übrigens raus, dass ihm irgendwann offenbar doch aufgegangen ist, was das sollte, denn plötzlich kamen die Karten in Deutschland an). Als dass erledigt ist, stelle ich überrascht fest, das Yvonne mindestens 30cm weiter aufgerutscht ist.
Nachdem wir nach gefühlten 3 Tagen endlich unseren Stempel im Pass haben, wollen wir direkt auf nähste taxi zustürmen, werden aber freundlich bestimmt aufgehalten und ans Ende der nächsten schlange befördert. Wir sind ganz ganz kurz dafür ein schrckliches Blutbad anzurichten. Aber nach einer knappen 3/4 Stunde sind auch per Hand unsere Taschen kontrolliert und wir sitzen im Taxi zum nächsten Bushof.

Hier läuft dann auch alles ziemlich gut. Wir bekommen Tickets für einen Bus nach Salta in einer Stunde, schaffen es sogar noch zu Mittag zu essen und machen es uns dann in dem absoluten Super-Luxusbus gemülich. Aber wer jetzt denkt, dass eigentlch erstmal nicts mehr schiefgehen kann, hat sich geschnitten. Kaum sind wir losgefahren. werden wir von unifomierten Typen angehalten. Sie laufen erstmal mit Mschinengewehren (oder sowas) durch den Bus und gucken alle böse an. Dann müssen wir alle aussteigen, sämtliches Mühevoll verstautes Gepäck wird wieder ausgeräumt und wir müssen uns in einer kleinen Halle mit unserem Gepäck in Reih und Glied aufstellen. Nachdem wir endlich alle samt Koffern kontrliert worden sind und das Gepäck wieder verstaut ist, gehts endlich weiter. Ich muss sagen, Argentinien hatte bisher den denkbar schlechtesten Start auf unserer Reise.
Aber dann verläuft die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle.
Nachdem wir dann endlich mit unserem Luxusliner mitten in der Nach, oder zumindest ziemlich spät abends in Salta eintrudeln schnappen wir uns erstmal ein Taxi um in die Stadt zu kommen. Das kleine rote Auto hat sogar, man höre und staune, ein funktionierendes Taxometer, das der Fahrer zu allem Überfluss auch noch wie selbstverständlich und ohne Aufforderung anstellt. Wir lassen uns zu einem vom Lonely Planet empfohlenen Hostel fahren. Zum Glück ist die Rezeption auch zu dieser späten Stunde noch besetzt und auch zwei Betten sind noch frei. Aber als uns der durchaus gutaussehende Rezeptionstyp verkündet, dass sie hier unfassbare knappe 7€ pro Person und Übernachtung haben wollen machen wir vollkommen entrüstet auf dem Absatz kehrt. Das kann jawohl nicht war sein! Da laufen wir lieber hundemüde und mutterseelenallein mitten in der Nacht durch eine fremde Stadt in einem uns völlig unbekannten Land und klappern die anderen noch geöffneten Hotels ab. Irgendwann müssen wir uns dann aber doch eingestehen, dass die lauen Zeiten Perus und Boliviens ein für allemal vorbei sind. Also checken wir schießlich in einem Hotel ein das uns für 6€ schlafen läst ein. Wir haben Glück. Das Hotel ist ganz neu und wir bekommen ein schönes 4Betten Zimmer für uns alleine. Am nächsten Tag schlafen wir erstmal aus und erkunden dann die Innenstadt. Wir bestaunen die hochmoderne Einkaufspassage mit richtigen Schaufenstern und Geschäften in denen man alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Mittag essen wir direkt am Hauptplatz neben der quitschrosa Kathedrale im wahrscheinlich teuersten Restaurant der Stadt zu Mittag.

Ans preisevergleichen und vorher gucken was das Essen kostet müssen wir uns wohl erstmal wieder gewöhnen. Wir unterhalten uns noch ein bisschen mit einem älteren Deutschen, der sich nach seinem Ruhestand in der Nähe von Mendoza ein kleines Weingut gekauft hat und beobachten die Massen an Menschen, die aus der Kirche strömen (heute ist Palmsonntag) und laufen dann weiter durch die Gegend. In einem riesigen Park mit einem sehr hässlichen Enten-Ruderboot-Beton-"See" gibt es eine Art Ramsch-Hippimarkt, auf dem wir uns ein bisschen umsehen. Hier fällt uns das erste Mal eine typisch argentinische Eigenart auf. Ganz viele Leute tragen Becher mit Strohhalmen mit sich herum. In den Bechern ist eine Art Tee, der immer wieder mit heißem Wasser aus Thermoskannen, die sie mit sich herumschleppen, aufgegossen wird. Das ist Yerbas, wie wir später rausfinden. Eine Art Kräutertee, den man bis zu 10 mal wieder aufgießen kann. So verbummeln wir den Tag mit rumlaufen, flohmarktstöber und eisessen und fallen irgendwann wieder in unsere sehr gemütlichen Betten in dem sehr sauberen Hotel.
Am nächsten Tag fahren wir mit einer Seilbahn, DER Atraktion Saltas, auf den höchsten Hügel der Stadt. Von oben hat man einen sehr schönen Blick über die Ebene der Region Salta.

Leider ist das Wetter nicht so besonders gut. Oben auf dem Hügel gibt es ein Ausflugslokal, einen Spielplatz, einen Trim-dich-Pfad und einem mäßig schönen, künstlich angelegtem kleinen Fluss. Ohne besondere weitere Vorkommnisse vergeht so auch unser zweiter Tag. Wir sind ein bisschen Aktionsmüde und müssen uns erstmal an das neue Land gewöhnen. Am nächsten Tag solls auch schon weitergehen nach Mendoza. Wir kaufen wieder Tickets für den Luxusliner (zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass das noch nicht mal das Ultimo argentinischen Reisevergnügens ist) und besteigen denselben ziemlich entspannt am nächsten Tag am Bushof und düsen los in Richtung Süden ins 19 Busstunden entfernte Mendoza.

© Helena Graf, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nepal-Indien-Neuseeland-Chile-Peru-Bolivien-Argentinien
Details:
Aufbruch: 02.10.2006
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 27.04.2007
Reiseziele: Indien
Nepal
Varanasi
Australien
Neuseeland
Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Der Autor
 
Helena Graf berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.