Unser kleines Abenteuer am anderen Ende der Welt

(19.12. - 23.12.2010)

Mit Melbourne beginnt also der zweite Teil der Reise, der City-Teil.
Die erste Nacht hier war zugleich unsere letzte Nacht im Camper und den Tag haben wir deshalb auch nur mit aufräumen, packen, aussortieren etc. verbracht, unseren letzten Campingabend - etwas traurig, dass der erste Teil der Reise schon ein Ende nimmt - sowie den 4.Advent aber noch mit einer schönen Flasche Wein und leckerem Essen ausklingen lassen.
6600 km haben wir auf Australiens Straßen zurückgelegt und das ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch die Abnahme bei TAB verlief völlig easy (der einzige Kommentar dazu war "beautiful") und schneller als wir gucken konnten standen wir etwas verdutzt mit unserem schweren Gepäck mitten in der City.
Jetzt mussten wir uns erstmal wieder völlig neu orientieren und ausrichten, Melbourne hat immerhin schlappe 3,7 Millionen Einwohner
Zu Fuß und per Tram haben wir uns unseren Weg zum Federation Square gebahnt und nachdem wir nett mit einem Customerservice-Mitarbeiter der Tram geplaudert hatten und nebenbei auch noch von einem Kamerateam gefilmt wurden (muss ein interessantes Bild gewesen sein, wie wir da wie die Packesel nebeneinander wartend auf der Bank saßen...) gings dann endlich mit der richtigen Tram in Richtung Hostel. Unser Zimmer konnten wir nicht sofort beziehen, also haben wir uns - ohne Gepäck - mal einen ersten Eindruck von South Yarra (dem Stadtviertel) verschafft und waren auf Anhieb sehr angetan.
Fast ein bisschen wie im Hamburger Schanzenviertel, nur NOCH vielseitiger. Hier pulsiert das Leben und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr uns ein paar tausend Dollar überweisen könntet, damit wir nach Herzenslust shoppen gehen könnten. Es ist schon ausgesprochen reizvoll, so viele stilvolle und ausgefallene Läden auf einem Haufen habe ich selten gesehen!

Außerdem ist hier ein angenehmes Publikum vertreten und Bars und Restaurants...davon will ich gar nicht erst anfangen
Also, wir fühlen uns auch in der Stadt sehr wohl und so lässt sich der Verlust unseres heißgeliebten Campers erstmal gut verschmerzen.
Mit unserem Guesthouse sind wir auch zufrieden. Es ist ein altes, viktorianisches Gebäude und liegt sehr zentral, so dass wir gleich mitten im Viertel stehen, wenn wir aus der Tür gehen. Die Leute sind sehr nett, die Zimmer sind zweckmäßig aber sehr sauber und die Bäder sind sogar neu!
Frisch geduscht und stadtfein haben wir uns dann den ersten Abend gleich mal ein bisschen unter die Leute gemischt, nur ein bisschen, weil wir von den ersten paar Bier sehr schnell müde wurden, uns aber schon mal die ein oder andere Bar für die restlichen Tage ausgeguckt haben
Natürlich will auch noch der Rest der Stadt von uns entdeckt werden, womit wir uns einiges vorgenommen haben....

Begonnen haben wir die weitere Erkundungstour mit einer seeehr langen Bahnfahrt nach Carlton, unser Ziel war die Lygon Street in der sich ein italienisches Café und Restaurant an das nächste reiht, aber da die Straße seeehr lang ist und der interessante Teil nicht direkt von der Bahn erfasst ist, sind wir erstmal viel zu weit gefahren, wieder umgedreht und in eine Bahn eingestiegen, die nach 2 Haltestellen komplett stehen blieb. Der Grund dafür war aber kein technischer Defekt, sondern dem Fahrer der Bahn wurde anscheinend sein Geldbeutel gestohlen und er musste erstmal bei seiner Bank anrufen um die Karten sperren zu lassen, das zumindest hat er durchgesagt und sich dafür entschuldigt, dass wir so lange warten mussten. Wie es allerdings dazu kam, ist mir absolut schleierhaft.

Nach diesen ersten Orientierungsschwierigkeiten haben wir endlich "Little Italy" erreicht und uns erstmal ein schönes Getränk gegönnt. Während wir da gemütlich saßen, fing es aber leider an ordentlich zu schütten und aus gemütlich wurde ziemlich ungemütlich.
Trotzdem, wer nach Melbourne kommt und italienische Küche liebt, sollte unbedingt die Lygon Street aufsuchen.
Wir sind trotz Regen zu Fuß quer durch die Carlton Gardens am Royal Exhibition Building vorbei nach Fitzroy marschiert. Das Viertel hat uns auch sehr gut gefallen, ein bisschen mehr Boheme als in South Yarra und bei den Studenten sicher sehr beliebt. Hier sind wir in der Gertrude Street hängen geblieben. Viele abgefahrene Läden und Bars jeder Art und sehr sehenswert! Da der Regen sich mittlerweile verzogen hatte, konnten wir auch wieder schlendern, in Ruhe alles angucken und uns zusammenreißen nicht jeden Laden zu plündern.
Als wir an "Dr.Follicles" vorbei kamen hat sich Christoph als Souvenir mal eben einen 1inch Shortcut verpassen lassen. Sieht super aus und hält sicher bis zum Frühling!
Der Laden hatte Klasse und war total abgefahren (eine andere Bezeichnung kann es hierfür einfach nicht geben). So wurde selbst der Frisörbesuch zum Erlebnis.
Frisch gestutzt gings dann über die Brunswick Street wieder zu den Carlton Gardens, wo sich auch das Melbourne Museum befindet und was uns auf dem Hinweg schon sehr angesprochen hat. Außerdem war es so windig, dass wir Lust hatten uns mal ein paar Stunden drinnen aufzuhalten. Dieser Aufenthalt war tatsächlich sehr lohnenswert, denn für schlappe $8 (Christoph ist als Student umsonst reingekommen) kriegt man wirklich viel geboten und es ist ganz und gar nicht verstaubt und langweilig. Neben riesigen Saurierskeletten, lebenden Bugs (allerlei Insekten - auch die einheimischen, giftigen Spinnen), einer riesigen, interaktiven und interessanten Ausstellung über den menschlichen Körper, der anschaulichen Geschichte Melbournes gibt es auch eine Ausstellung über "Phar Lap" das berühmteste Rennpferd Australiens (das hat mich natürlich besonders interessiert) und die Geschichte und Rolle der Aborigines damals und heute. Außerdem begrüßte uns endlich die Sonne wieder, als wir nach guten 2,5 h wieder nach draussen traten. Grund genug, noch mal an der gewaltigen "St.Patricks Catheral" anzuhalten und einen Blick ins Innere zu werfen, woraufhin wir "ein bisschen" und ganz kurz in weihnachtliche Stimmung geraten sind, denn die Kathedrale war wirklich sehr prachtvoll geschmückt. Hat mich alles ein bisschen an Harry Potter erinnert

Weiter gings durch die Collins Street in der Innenstadt mitten durch die Wolkenkratzer und an Gucci, Prada und den ganzen Nobelboutiquen vorbei zum Ausgangspunkt Flinders Street. Eigentlich hatten wir schon glühende Füße und schwere Beine, aber das immer strahlend schöner werdende Wetter hat uns noch dazu veranlasst durch die Royal Botanic Gardens zu spazieren, ein wirklich ausgesprochen schöner Park in dem es schwarze Schwäne und viele von den gerade herrlich violett blühenden Bäumen gibt.
Zu guter Letzt haben wir uns völlig ausgehungert zurück in South Yarra noch zu einem teuren aber ausgesprochen leckerem Abendmahl im Kush hinreißen lassen, nachdem wir die Chapel Street zwanzigmal hoch und runter gelaufen sind. Das Angebot ist wirklich übermäßig groß, man kann sich einfach nicht entscheiden

Eine Korrektur muss ich noch einschieben, da ich nach dem Besuch im Melbourne Museum schlauer bin. Ich muss meine Behauptung zurücknehmen, es gäbe einen Unterschied zwischen kleine/ren Kängurus und Wallabies, da diese noch um ein vielfaches kleiner wären. Das stimmt so nicht, denn im Prinzip heißen alle kleinen bis mittelgroßen "Kängurus" Wallabies.

Am nächsten und zugleich letzten Tag haben wir uns die nördliche Seite des Yarraflusses vorgenommen und sind in St.Kilda gestartet. Hier sind wir an der Strandpromenade entlang spaziert und haben uns in einem loungigen Café niedergelassen und das herrliche Wetter genossen. Es ist schon ganz schön was los, die meisten Leute scheinen bereits Urlaub zu haben und stimmen sich schon mal auf die Feiertage ein, entweder mit shoppen oder flanieren
Anschliessend gabs in Southbank, dem Business-District Kontrastprogramm, aber auch hier, direkt am Ufer des Yarra River herrschte ein angenehmes Flair und die Geschäftsleute, Broker und Banker haben saßen entweder in einem der schicken Restaurants bei Schampus und Gourmetteller oder barfuss mit Sandwich im Gras am Ufer. Außerdem hat man hier einen tollen Blick auf die Skyline.
Wir haben uns gegenüber dem Federation Square (hat uns entfernt an das MQ in Wien erinnert) am Ufer unter den Palmen in den Alexandra Gardens ein nettes Plätzchen gesucht und nachdem uns die Bar auf der anderen Uferseite am Federation Wharf angelockt hat, sind wir in den dortigen "Biergarten" übergesiedelt und haben uns in netter, ausgelassener Gesellschaft mit einem großen kühlen Bier erfrischt.
Der Tag flog schneller dahin als uns lieb war und so sind wir auch schon bald wieder Richtung South Yarra aufgebrochen und waren nach einem kleinen Spaziergang durch den Fawkner Park noch auf ein diesmal halb so teueres und fast doppelt so gutes Dinner im O`Reillys auf der Chapel Street. Hier konnten wir in der schönen Abendsonne sitzen und uns schon mal aus Melbourne verabschieden...
Morgen früh geht unser Flug nach Sydney. Wir sind gespannt, was uns hier erwartet...