Unsere letzte Fahrt zum Mittelpunkt der Welt
05.8,Landmannahellir
Sonntag, 5/8
86 km
~17º, im Hochland ~10º, sonnig mit Wolken, abends windig
Alles war gepackt, die Wetterprognose war gut, also ab ins Hochland.
Auf einem Weg ohne Nummer begann die Fahrt und ging zuerst durch Wald bergauf. Hier war das Gebiet der Njálsaga, und auf den Wanderwegen sahen wir viele Isländer mit ihren Kindern. An den Parkplätzen standen Schilder, auf denen man nachlesen konnte, was hier einstmals geschah. An einem kleinen Wasserfall, der in eine malerische Schlucht stürzt, machten wir kurz Halt. Eine kurze Strecke weiter mußten wir dann durch zwei Vadställen des Flusses, welcher zu diesem Wasserfall gehört. Nun begann auch die Hochlandpiste, und es ging durch Lavafelder bis wir an die F210 stießen. Auf ihr ging es weiter durch die Lava. Der Weg war gut zu fahren. Wir hatten uns im Pisten-Führer von Pistenkuh.de eine interessant beschriebene Route ausgesucht, die in der Nähe der Hekla vorbei führt. Also bogen wir nach ca. 15 km auf eine Piste ohne Nummer ab. Zuerst führte die Piste relativ eben durch die Lava, während sich links zwei Gebirgszüge von 896 m und 1089 m erhoben. Schließlich ging es bergauf, und wir überquerten den Ausläufer der Berge. An einer Gabelung wollten wir eine kleine Rast einlegen. Daraus wurde aber eine gut zweistündige „Arbeitspause“. Christa sah den Abhang hinunter, wo unser Weg weiterging und entdeckte ein Fahrzeug, das in einer großen Schneemulde festsaß. Es waren Holländer mit Leihwagen, die schon eine Stunde auf Hilfe warteten. Rainer versuchte den Wagen wieder freizuschleppen, aber vergeblich. Der Wagen lag voll auf dem Schnee auf. Der Hang war zu steil und aus losem Geröll, so daß wir keine Chance hatten. Rainer traute sich aber auch nicht, über den Schnee zu fahren. Dann kamen zwei Motorradfahrer mit Geländemaschinen. Die schafften es, indem einer fuhr und der andere schob. Dann kam ein Isländer aus unserer Richtung. Er sah sich die Schneerillen genau an und fuhr dann rüber. Nun konnte er die Holländer rückwärts rausziehen. Daraufhin wagte es Rainer auch, das Schneefeld zu überfahren, und es ging auch gut. Man darf nicht mit den Rädern in der tiefen Spur fahren, sondern versetzt auf den höher liegenden Schneeflächen, solange sie noch tragen. Kaum drüben kam schon wieder ein Motorradfahrer aus Deutschland mit einer schweren Straßenmaschine und viel Gepäck. Obwohl er alles Gepäck ablud, Rainer und der Holländer mit schoben, dauerte es wohl eine halbe Stunde, bis die Maschine endlich drüben war. Gerade als wir wieder losfahren wollten, kam ein deutscher Landrover aus derselben Richtung wie die Holländer. Er konnte Vorder- und Hinterachse sperren und meinte, er würde rüberkommen. Aber denkste, auch er wühlte sich ein. Der Schnee war jetzt zu sehr aufgeweicht. Rainer holte ihn rückwärts wieder raus. Einen neuen Versuch wollte niemand mehr wagen. So fuhren jetzt alle in Richtung Norden. Obwohl wir auch nach GPS fuhren, verpaßten wir die geplante Abfahrt. Rainer merkte es aber bald, so fuhren wir ein Stück zurück. Nun begann für Christa die abenteuerlichste Fahrt. Die Strecke ist nicht umsonst als sehr anspruchsvoll beschrieben. Zuerst ging es an einem 3-4 m hohen Lavaband entlang, sehr beeindruckend! Rechts von uns die Bergkette Rauðfossafjöll mit drei Gipfeln über 1000 m und linker Hand der bizarre, interessant aussehende Krakatindur. Die Strecke wurde immer schwieriger, tiefe Rillen und große Steine verlangten Rainers ganzes Können. An einer stark verblockten Passage dachten wir schon, daß sie für uns nicht zu bewältigen sei. Aber mit Untersetzung, Differentialsperre und viel Gefühl schafften wir es. Spannend, aber auch recht anstrengend, nicht nur für den Fahrer. Dann kamen wir an eine kleine Furt. Nach ihr ging es sehr steil nach oben und mit einem kleinen Absatz dann extrem steil einen langen Hang hinauf. Christa meinte: „Das schaffen wir doch nie!“ Aber unser guter alter Pajero konnte darüber nur lachen. Im nachhinein sind solche Pisten viel schöner zu fahren, als solche, auf denen sich Auto an Auto durch unendlich viele Schlaglöcher quälen. Nach der steilen Auffahrt ging es langsam wieder hinab in eine große Ebene. Einmal konnten wir in der Ferne schon unseren angestrebten Übernachtungsplatz Landmannahellir sehen. Der Weg war nun ohne Schwierigkeiten zu befahren, eine kleine Vadställe und später noch eine größere kurz vor der Fjällstation, dann waren wir da. Eine große Wiese bot reichlich Platz. Es hatte angefangen, recht windig zu werden, und so war es gar nicht so leicht, unser Zelt aufzubauen. Als es geschafft war, meldeten wir uns erst einmal an. Erfreulicher Weise sprach der Hüttenwirt schwedisch. Er meinte, es solle in der Nacht sehr windig werden. Zum Glück ließ der Wind aber sogar noch nach, so daß wir eine ruhige Nacht hatten. Wir genossen es sehr, daß unser neues Zelt Stehhöhe hat und wir darin auch noch einen Tisch und Stühle stellen können.
Informationstafel am Abzweig der Piste ohne Nummer: Ausbrüche und Lavafelder der Hekla aus der letzten Zeit
die letzten Meter über das Schneefeld schaffte die Straßenmaschine mit vereinten Kräften und mit Hilfe unserer Antirutschplatten
der Schnee war inzwischen so weich, daß der Land Rover trots Sperren vorn und hinten wenige Meter vor der steilen Auffahrt fest saß
Aufbruch: | 02.07.2018 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2018 |